Beflügelt von den Erfolgen im Sport beschließen die Bayern nämlich noch in Le Mans den Bau eines Serienautos und zeigen schon ein halbes Jahr später auf der IAA die passende Studie dazu, die sie – was für eine Überraschung - Le Mans Quattro nennen. Zwar dauert es dann noch vier Jahre, bis der Wagen bei der Quattro GmbH zur Serienreife entwickelt wird. Doch 2007 gibt die Flunder als R8 ihren Einstand, Audi steigt zum ersten Mal in die Liga der Supersportwagen auf und holt sich gar vollends seinen Ritterschlag auf dem Weg zum Premiumhersteller.
Schnellster Audi seiner Zeit
Weitgehend aus Aluminium gefertigt und deshalb im besten Fall nur 1,6 Tonnen schwer, startet der R8 für 104.400 Euro als Coupé, das von einem V8-Motor mit 4,2 Litern Hubraum und 420 PS befeuert wird. Unter einem beleuchteten Glasdeckel direkt hinter den Passagieren montiert, treibt der Sauger alle vier Räder an und beschleunigt den Wagen als ersten Audi ab Werk auf mehr als 300 km/h. Zwei Jahre später folgt ein 5,2 Liter großes V10-Triebwerk mit anfangs 525 PS, das dann schon 313 km/h schafft. Im Sondermodell GT steigt die Leistung auf 560 PS und das Spitzentempo auf bei Audi bis dato unerreichte 320 km/h.
Nachdem der erste Run auf den Renner abgeflaut ist, flachen die Bayern das Feuer mit viel frischem Wind noch einmal an: Drei Jahre nach dem Debüt gibt es den Spitzensportler deshalb für rund 14.000 Euro mehr erstmals auch als Spyder. Statt der Aluminiumhaube trägt er eine knapp geschnittene Stoffmütze, die sich auf Knopfdruck über das Heck faltet. Darunter ändert sich allerdings nichts: Es bleibt bei der Wahl zwischen dem V8 und dem V10-Motor.
Spielwiese der Ingenieure
Der R8 war für Audi nicht nur Aushängeschild und Eroberer, sondern immer auch eine technologische Spielwiese, auf der sich die Entwickler austoben konnten. Das gilt für Ausstattungen wie die LED-Scheinwerfer, die in dem Sportwagen erstmals in Serie gegangen sind, genauso wie für den Antrieb. So haben die Bayern in dem Supersportwagen lange Zeit mit einem V12-Diesel von 6,0 Litern Hubraum und 500 PS experimentiert und diesem für die Messe in Detroit 2008 sogar ein Showcar spendiert. Und auch als Elektroauto war der R8 geplant: Über ein Dutzend Prototypen mit 381 PS und mehr als 200 Kilometern Alltagsreichweite hat Audi gebaut und damit sogar eine Rekordrunde auf der Nordschleife gefahren, bevor dem Projekt Ende 2012 doch wieder der Stecker gezogen wurde.
Generationswechsel im Jahr 2015
Nach 27.000 Exemplaren in acht Jahren, jeder Menge Design- und Technologiepreisen, über 200 Siegen auf der Rennstrecke sowie einem Facelift im Herbst 2012 lässt Audi den ersten R8 Ende 2014 auslaufen und enthüllt auf dem Genfer Salon 2015 die zweite Generation des Sportwagens. Äußerlich nur dezent verändert, innen aber mit einem Lenkrad, fast wie in der Formel 1 noch stärker auf den Fahrer zugeschnitten. Unter dem Aluminiumblech noch konsequenter entwickelt, startet die Flunder mit einem neuen, voll variablem Allradantrieb und dank reichlich Karbon spürbar weniger Gewicht zunächst als Coupé mit einem 5,2 Liter großem V10-Motor mit 540 PS oder 610 PS. Ein gutes Jahr später gibt es den Sportwagen auch wieder als Spyder, und um den Preis ein wenig zu drücken, soll vermutlich 2018 die V8-Version ein Comeback feiern.
Auch bei der zweiten Generation will Audi seinem Markenclaim „Vorsprung durch Technik“ Rechnung tragen und setzt deshalb auch bei den Details auf Innovation: Der R8 wird so zum ersten Serienfahrzeug mit Laserscheinwerfern, bekommt neben einem Lenkrad wie in der Formel 1 auch komplett animierte Instrumente und hat mehr Karbon in der Struktur als jedes andere Modell aus Ingolstadt.
Der R8 behauptet sich zwar tapfer gegen Konkurrenten wie den Porsche 911, den Mercedes AMG-GT oder den McLaren 640, hat aber seinem vielleicht schärfsten Gegner überhaupt erst die Existenz ermöglicht. Denn auf der gleichen Basis baut die italienische Schwestermarke Lamborghini den Huracan.