Wohnmobile und Reisemobile: Typen, Modelle, Vor- und Nachteile
Camping hat viele Gesichter. Für jedes gibt es die passende Fahrzeug-Art. Welche das sind? Was sie können? Erfahre es im großen Wohnmobil-Ratgeber.
- Camping-Busse und kompakte Camping-Vans: Urlaub ist überall
- Ausgebaute große Transporter: Ab zum Baden mit Platz zum Duschen
- Alkoven: Nasenbär mit Raum nach oben
- Teilintegrierte Wohnmobile: Fahrerhaus in da House
- Vollintegrierte Wohnmobile: Mehr Licht, weniger Stufen
- Liner: Großer Luxus auf Lkw-Basis
- Einfache Alternative zu Wohn- und Reisemobilen? Gibt es!
Camping mit dem Auto bedeutet für viele: Freiheit. Wie genau die aussieht, unterscheidet sich stark. Der Markt für Freizeitmobile umfasst kompakte Vans mit Aufstelldach, ausgebaute Transporter und klassische Wohnmobile in mehreren Längen und Formen. Einsteiger sind vom Angebot daher schnell überfordert. Welche Autos beschreiben Begriffe wie „Camper-Van“, „Alkoven“, „(Teil-)Integrierter“ und „Liner“ nun konkret? Was unterscheidet diese Aufbauformen im Detail und welches Fahrzeug passt zu welchem Urlaubsstil? Das klären wir im ausführlichen Überblick der verschiedenen Gattungen von Camping-Mobilen. Informiere Dich auch über die besten Wohnmobile auf dem Markt.
Die Sortierung erfolgt nach Größe und Wohngefühl: Je weiter unten die Aufbau-Art hier im Text steht, desto luxuriöser lässt es sich darin nächtigen. Dafür sind die zu Beginn angeführten Fahrzeugkategorien wendiger, günstiger und tauglicher für den Alltag in der urlaubsfreien Zeit.
Camping-Busse und kompakte Camping-Vans: Urlaub ist überall
Camping-Busse und kompakte Camping-Vans in Kürze:
- Rund 5 Meter Fahrzeuglänge
- Alltagstaugliches Auto auf Basis bekannter Kastenwagen
- Kleine Kochnische, variable Möblierung, Aufstelldach
- Preisbeispiel: Pössl Campster (Citroën Spacetourer) ab rund 38.000 Euro
Spontane Ausflüge zu entlegenen Zielen oder die Möglichkeit, jede Fahrt zu einem Camping-Trip zu machen: Camping-Busse und kompakte Camping-Vans sind zumeist adaptierte Varianten bekannter Nutzfahrzeuge der sogenannten “Eintonnen-Klasse”. Dazu gehören etwa der VW-Bus und der Ford Transit Custom. Als Camper bieten sie Variabilität und Wohnlichkeit, wo üblicherweise eine Rückbank steht.
Im Fond der rund 5,0 Meter langen Modelle befinden sich zumeist eine Kochnische sowie ein Tisch mit Sitzgelegenheiten. Die Möblierung lässt sich zu einer Liegefläche für zwei umbauen, außerdem verfügen die meisten Modelle über ein Aufstelldach – und damit über eine Übernachtungsmöglichkeit für zwei weitere Personen. Oben liegt man etwas komfortabler als in einem Zwei-Mann-Zelt, im unteren „Schlafzimmer“ ist nicht allzu viel Platz. Soll heißen: Wer mit der ganzen Familie den halben Sommer auf derselben Camping-Parzelle verbringt, findet bessere Alternativen. Campingbusse eignen sich für zwei abenteuerlustige Personen am besten und sind ideal für Menschen, die Kurztrips mögen und bei Bedarf die üblichen Touristen-Pfade verlassen wollen. Außerdem für jene, die ihr Urlaubs-Wohnmobil auch im Alltag nutzen. Denn unter den Freizeit-Mobilen sind die Camping-Busse am wendigsten. Und überhaupt: denkbar unauffällig.
Wichtige Vertreter dieses Segments sind der VW California auf Basis des VW T6 und der Marco Polo auf Basis der Mercedes V-Klasse. Günstiger kommen der Ford Nugget auf Basis eines Transit Custom und der Pössl Campster – ein adaptierter Citroën Space-Tourer.
Platz, Komfort und Pkw-ähnliche Fahreigenschaften machen den Marco Polo zum idealen Begleiter in den Urlaub.
Ausgebaute große Transporter: Ab zum Baden mit Platz zum Duschen
Ausgebaute große Transporter in Kürze:
- Rund 5,4 bis 6 Meter Fahrzeuglänge
- Auf Basis großer Nutzfahrzeuge mit Hochdach
- Nasszelle, Kochnische, variable Möblierung
- Preisbeispiel: VW Grand California (VW Crafter) ab rund 56.000 Euro
Diese Camper entstehen nach demselben Prinzip wie Camping-Busse, nur auf Basis eines größeren Nutzfahrzeugs: Rund 5,4 bis knapp 6 Meter Fahrzeuglänge bedeuten weniger Wendigkeit, dafür aber ausreichend Raum für eine Nasszelle. Also ein kleines Kämmerchen mit Waschbecken, Dusche und (chemischer) Toilette. Gängige Vertreter des Segments kommen in Hochdach-Ausführung. Damit können Erwachsener würdevoller durch den Wohnraum schreiten und Kinder in der kleinen Koje oberhalb des Cockpits schlafen.
Für Kleinfamilien und verlängerte Camping-Wochenenden passen ausgebaute große Transporter gut. Sie kommen dem „echten“ Wohnmobil bei Ausstattung und Platz nah und lassen sich auch im Alltag nutzen. Als Basis dienen zumeist VW Crafter, Mercedes Sprinter und Fiat Ducato. Im Detail ist die Auswahl groß – mehrere spezialisierte Hersteller von Freizeitmobilen engagieren sich im Segment. Ein Auszug: Hymer macht den Sprinter zum Grand Canyon S, Knaus schnitzt aus dem Crafter den Boxdrive, Westfalia bietet den adaptierten Ducato als Amundsen an. Manche Automobilhersteller vertreiben die Umbauten als eigene Modellreihen: Der VW Grand California und der Ford Big Nugget zählen dabei zu den bekanntesten Optionen.
Als campingtauglicher Grand California streckt sich der VW Crafter auf bis zu sechs Meter Länge.
Alkoven: Nasenbär mit Raum nach oben
Alkoven-Wohnmobile in Kürze:
- Wohnmobil mit Schlafnische oberhalb des Fahrerhauses
- Nutzfahrzeug-Fahrerhaus mit Aufbau von Camping-Spezialisten
- Viel Platz, doch hoher Verbrauch aufgrund der Aufbau-Höhe
- Preisbeispiel: Knaus Live-Traveller (auf Basis des Fiat Ducato) ab rund 52.000 Euro
Ein Auto wie ein schwer bepackter Rucksack-Tourist: Alkoven-Modelle basieren auf großen Nutzfahrzeugen, doch sie verwenden lediglich Fahrerhaus und Bodenplatte. Über beidem erstreckt sich ein Aufbau mit Tisch, Schlafgelegenheit, Kochnische und Nasszelle.
Alkoven bieten zwei Vorteile gegenüber großen Transportern mit Original-Karosse: Erstens ergibt die große Wölbung an der Fahrzeugfront einen (relativ) geräumigen Schlafplatz. Zweitens verfügen Alkoven-Modelle meist über feste Betten im Wohnbereich. Aufgrund der gesteigerten Höhe und Breite muss man die Liegeflächen nicht zwingend aus Sitzbänken und Tischen zusammenstellen. Variable Optionen beim Mobiliar sind dennoch verbreitet. Theoretisch kann eine sechsköpfige Familie mit dem Alkoven gen Campingplatz ziehen.
Allerdings: Unter den üblichen rund 2,3 Metern Fahrzeugbreite und einer Gesamthöhe jenseits der drei Meter leidet die Spontanität im Urlaub. Eine niedrige Unterführung oder eine schmale Gasse können den Abstecher ins entlegene Fischerdorf abrupt beenden. Außerdem treibt der ausladende Rucksack den Verbrauch nach oben.
Das „klassische“ Wohnmobil hat jeder einschlägige Hersteller von Freizeitmobilen im Programm. Die Mehrzahl nutzt als Basis ein Fahrgestell des Fiat Ducato. Neuester Trend sind geländetaugliche Fahrgestelle, etwa von Mercedes oder Iveco.
Teilintegrierte Wohnmobile: Fahrerhaus in da House
Teilintegrierte Wohnmobile in Kürze:
- Wohnmobil auf Nutzfahrzeug-Basis
- Nutzfahrzeug-Fahrerhaus in Karosserie und Raumkonzept integriert
- Häufig mit absenkbarem Hubbett für mehr Platz
- Preisbeispiel: Hymer Exsis-t (auf Basis des Fiat Ducato) ab 58.400 Euro
Sehen wir es relativ: Rund sechs Meter Länge sind viel für ein Auto, aber wenig für eine Wohngelegenheit. Optimale Raum-Ausnutzung ist Trumpf. Darum geht es bei teilintegrierten Wohnmobilen: Das Fahrerhaus wird in Karosse und Gesamt-Konzept eingebettet. Meist lassen sich Fahrer- und Beifahrersitz drehen, sie sind dann Teil der Sitzgruppe. Außerdem ergibt die Bauweise eine aerodynamisch günstigere Front als ein Alkoven-Aufbau, doch innen existiert weniger Raum für Liegeflächen. Eine verbreitete Lösung bei Teilintegrierten ist das Hubbett. Dabei hängt ein Bettgestell von der Decke und wird zur Schlafenszeit auf ein niedrigeres Niveau herabgesenkt.
Wer weit und lange reist, ist mit dem Teil-Integrierten gut beraten. Die Autos bieten mehr Platz als umgebaute Kastenwagen und fahren sparsamer als Alkoven-Modelle. Der Unterbau ist häufig gleich: Zumeist ziert ein Fiat-Logo den Kühlergrill.
Der Pössl Campster basiert auf dem Citroën Spacetourer und bietet Schlafmöglichkeiten für vier Personen.
Vollintegrierte Wohnmobile: Mehr Licht, weniger Stufen
Vollintegrierte Wohnmobile in Kürze:
- Wohnmobil mit eigenständiger Karosserieform
- Nutzfahrzeug-Plattform als technische Basis
- Fahrerhaus als Teil des Raum-Konzepts
- Preisbeispiel: Hymer Exsis-i (Plattform Fiat Ducato) ab 70.500 Euro
Vollintegriert bedeutet im Grunde: selbst gezeichnet. Wohnmobil-Hersteller stellen eigens entwickelte Karossen auf die Fahrgestelle bekannter Nutzfahrzeuge. Das ist aufwendig, doch es hat zwei Vorteile: erstens eine gute Übersicht und gute Lichtverhältnisse aufgrund der großen Fensterflächen. Zweitens einen (fast) nahtlosen Übergang zwischen Fahrerkabine und Wohnbereich. Das Innere wirkt stimmig und geräumig, außerdem sind die meisten Vollintegrierten komfortabel ausgestattet.
Doch Vollintegrierte kommen doppelt teuer. Die Basispreise liegen rund 10.000 Euro oberhalb eines gleich langen Teilintegrierten mit ähnlichem Antrieb. Außerdem ist die Antriebseinheit schwer zugänglich, Standard-Servicearbeiten werden damit aufwendiger und teurer.
Hinzu kommt: Viele Modelle wiegen mehr als 3,5 Tonnen. Das ist zu viel für Fahrer, die ausschließlich über einen Führerschein der Klasse B verfügen. Die Grenze von 7.500 Kilogramm übersteigen Vollintegrierte in der Regel nicht. Wer den Führerschein vor 1999 erwarb (Klasse 3) darf diese ab (rund) 6,5 Meter langen Wohnmobile also ohne weitere Fahrprüfung steuern. In Summe: Wer ausreichende Mittel und den richtigen Lappen hat, erhält mit einem Vollintegrierten ein schönes Heim für längere Aufenthalte.
Ob neu oder gebraucht – bei mobile.de findest Du das richtige Wohnmobil für Deinen nächsten Urlaubstrip.
Liner: Großer Luxus auf Lkw-Basis
Liner und Landyachten in Kürze
- Luxus-Wohnmobile mit (ab) rund 8,5 Metern Länge
- Basieren auf Lkw-Fahrgestellen
- Mit Transportraum für Kleinstwagen erhältlich
- Preisbeispiel: Concorde Centurio 860 LI (Basis Iveco Daily) ab rund 320.000 Euro
Ein Gefährt mit dem Fahrgestell eines Lkw, den Dimensionen eines Reisebusses und dem Innenraum einer Hotel-Suite: Liner sind die größte, nobelste und teuerste Fahrzeugkategorie auf dem Markt für Freizeitmobile. Auf mehr als 8,5 Metern Länge und rund 2,5 Metern Breite gibt es Platz für ein größeres Schlafzimmer, eine vollwertige Küche und ein Badezimmer wie im Eigenheim. Manche Hersteller statten ihre „Landyacht“ optional mit einer Sauna aus.
Entscheidender für die Mobilität im Urlaub: eine Garage im Heckbereich, groß genug für einen Kleinstwagen (meist einen Smart Fortwo). Denn für die spontane Fahrt vom Campingplatz zum Ausflugsziel sind die Liner zu sperrig. Als Plattform-Spender dient vieles, vom Iveco Daily bis zum Mercedes Actros. Rund 300.000 Euro sollten Interessenten für einen Liner einplanen. Das mobile Ferienhaus kostet also ungefähr so viel wie ein befestigtes Ferienhaus.
Einfache Alternative zu Wohn- und Reisemobilen? Gibt es!
Variable Sitzgruppen, Nasszellen und Hubbetten – alles toll, doch für Gelegenheits-Camper braucht es so viel Wohnlichkeit im Heck unter Umständen gar nicht. Gleichzeitig schläft es sich auf der Isomatte im Kombi-Heck schlecht. Ein Mittelweg existiert: Camping-Boxen bieten eine Liegefläche mit Staufächern und passen auf die Ladeflächen klassischer Hochdach-Kombis. Hier erhältst Du alle Infos zu Camping-Boxen, Preisen und kompatiblen Fahrzeugen.