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Eine Person betankt einen Pkw im Winter mit Diesel.
Quelle: Picture Alliance
Zugesetzte Fließbeschleuniger im Winterdiesel verhindern, dass Paraffine ausflocken.

Fallen die Temperaturen unter minus sieben Grad, kann es bei Dieselfahrzeugen zu Problemen kommen. Ursache dafür sind die Paraffine im Kraftstoff, die keine frostigen Witterungsbedingungen vertragen. Bei Minusgraden flockt das Gemisch aus Kohlenwasserstoffen aus. Es entstehen Paraffinkristalle, die Kraftstoffleitung, Filter und Einspritzanlage verstopfen. In der Folge stellt der Motor die Arbeit ein. Neben dem Sommerdiesel gibt es daher auch Winterdiesel. Er ist speziell für kalte Temperaturen ausgelegt und sorgt dafür, dass der Kraftstoff weiterhin fließen kann. Doch was ist Winterdiesel genau und ab wann gibt es den winterfesten Kraftstoff?

Was ist Winterdiesel?

Bei Winterdiesel handelt es sich um einen speziell behandelten Kraftstoff, dem Additive zugesetzt werden. Diese verhindern, dass die Paraffine im Diesel bei Minusgraden ausflocken und Leitungen verstopfen. Der Kraftstoff erhält dadurch eine höhere Kältefestigkeit. So kann der Diesel kann auch bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt eingesetzt werden. Bis zu welchen Minusgraden der Frostschutz im Winterdiesel wirksam ist, hängt von der sogenannten Filtrierbarkeitsgrenze ab, offiziell auch als Cold Filter Plugging Point (CFPP) bezeichnet. Sie wird in einem Verfahren gemessen, bei der runtergekühlter Winterdiesel durch einen Prüffilter mit definierter Maschenweite läuft. Bilden sich Kristalle oder auch Cloud Points, die zu groß sind, um den Filter zu passieren, ist der Temperaturgrenzwert erreicht.

Der CFPP-Wert gilt für alle Dieselkraftstoffe – sowohl für Sommer- als auch für Winterdiesel. Da Sommerdiesel nur bis zu 0 Grad Celsius beständig bleibt, ist in Deutschland bereits zwischen dem 1. Oktober und dem 15. November Übergangsdiesel an Tankstellen erhältlich, der Temperaturen bis zu minus zehn Grad problemlos übersteht. Erst danach wird auf Winterdiesel umgestellt, der bis zu minus 20 Grad frostsicher ist.

Ab wann gibt es Winterdiesel?

Winterdiesel ist an deutschen Tankstellen automatisch in der Zeit vom 16. November bis zum 28. Februar erhältlich. Wer in dieser Zeit tankt, muss sich somit nicht selbstständig darum kümmern, dass der Kraftstoff die notwendige Frostbeständigkeit aufweist. Diese ist wichtig, da es in der kalten Jahreszeit insbesondere nachts auch in unseren Breitengraden empfindlich kalt werden kann. Grundsätzlich erhält man hierzulande ausschließlich Winterdiesel, der die europäische Norm DIN EN 590 erfüllt. Laut dieser Richtlinie weist der Kraftstoff eine Temperaturbeständigkeit bis zu minus 20 Grad auf.

Fährt man ins Ausland zum Tanken, kann die Verfügbarkeit von Winterdiesel variieren. Denn der Zeitpunkt, ab wann der Dieselkraftstoff ausgegeben wird, ist nicht immer einheitlich. In den meisten europäischen Nachbarländern ist der Zeitraum ähnlich – mit geringen Unterschieden. In Österreich etwa wird Winterdiesel nicht erst im Winter, sondern bereits ab dem 1. Oktober angeboten. Wie in Deutschland ist er bis zum 28. Februar erhältlich. In der Schweiz hat sich der Winterdiesel als Ganzjahresdiesel an allen Tankstellen durchgesetzt. In Frankreich ist Winterdiesel vom 1. November bis zum 30. April Standard. Allerdings hält der Dieselkraftstoff hier nur bis zu minus 15 Grad aus. Lediglich die Niederlande verfahren genau wie in Deutschland.

Ein dunkler Pkw im Winter ist mit Eis bedeckt.
Quelle: Simon Daval / picture alliance / maxppp
In den Wintermonaten muss handelsüblicher Dieselkraftstoff an deutschen Tankstellen bis maximal minus 20 Grad Celsius kältefest sein.

Winterdiesel im europäischen Ausland

Ab wann Winterdiesel im Ausland erhältlich und bis zu welcher Temperaturgrenze er einsetzbar ist, kann durchaus variieren. Dies liegt an den Klimabedingungen vor Ort. Nicht überall hält der Minus-20-Grad-Celsius-Winterdiesel beispielsweise den tatsächlichen Witterungsbedingungen stand. Außerdem fallen die Winter im nördlichen Europa und in alpinen Regionen länger aus. An Tankstellen in Skandinavien, wo im Winter mit besonders niedrigeren Temperaturen zu rechnen ist, gibt es neben dem Winterdiesel daher auch Polardiesel. Dieser enthält im Vergleich zum Winterdiesel weitere Zusätze und ist teilweise sogar bis zu minus 40 Grad, mindestens aber bis zu minus 30 Grad einsetzbar. Dadurch wird er im Vergleich zum Winterdiesel deutlich kältefester und bleibt länger flüssig.

Winterdiesel in der EU: Zeiträume und Temperaturbeständigkeit

LandZeitraumKälteresistenz bis
Belgien01.11. bis 28.02.−15 °C
Dänemark01.12. bis 31.03.−20 °C (ab 01.11. −15 °C)
Frankreich01.11. bis 30.04.−15 °C
Niederlande16.11. bis 28.02.−20 °C
Österreich01.10. bis 28.02.−20 °C
Polen16.11. bis 28.02.−20 °C
Schwedenganzjährig−24 °C/−26 °C ; −32 °C/−35 °C
Schweizganzjährig−20 °C
Tschechien16.11. bis 01.03.−20 °C

Wie winterfest ist Winterdiesel?

Winterdiesel ist genau dafür gedacht, auch bei kalten Temperaturen das Auto noch in Fahrt zu bringen. Doch wie zuverlässig sind die Dieselkraftstoffe? Die meisten Mineralölkonzerne geben für ihren winterfesten Kraftstoff sogar höhere CFPP-Werte als gefordert an. Demnach müsste der Winterdiesel Autofahrern auch bis mindestens minus 20 Grad Sicherheit verleihen. In der Praxis kann das Ergebnis jedoch auch mal unterschiedlich ausfallen. Laut ADAC-Test aus dem Jahre 2013 bieten die Kraftstoffe nicht immer das, was Anbieter versprechen. Einige verfehlten sogar knapp den normierten Grenzwert von minus 20 Grad. Ein Nachteil beim Winterdiesel: Autofahrer können sich demnach also nicht immer auf die Angaben beim Kraftstoff verlassen.

Neben dem Kraftstoff spielte im ADAC-Test auch das Fahrzeug eine Rolle. Manche Modelle kommen mit kalten Temperaturen schlechter zurecht. Ursächlich ist womöglich eine zu schwache Filterheizung für den Kraftstofffilter. Wer sich ein bestimmtes Dieselmodell anschaffen möchte, sollte sich vor der Auswahl nach den Vor- und Nachteilen des Diesels erkundigen. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass der Winterdiesel die Anforderungen erfüllt, kann man spezielle Zusätze wie Fließverbesserer dem Kraftstoff hinzufügen. Diese gibt es von zahlreichen Herstellern. Sie sollen die Grenztemperatur der Filtrierbarkeit noch weiter herabsetzen. Man sollte sie aber nur einsetzen, wenn sie vom Autohersteller ausdrücklich freigegeben sind.

Eine Person befestigt die rote Klemme eines Starterkabels am Pluspol einer Autobatterie, um Starthilfe zu geben.
Eine Person befestigt die rote Klemme eines Starterkabels am Pluspol einer Autobatterie, um Starthilfe zu geben.
Auto startet im Winter nicht

Springt das Auto bei Kälte nicht an, sind mehrere Ursachen möglich. Neben einer leeren Batterie kommt auch gefrorener Kraftstoff infrage.

Im Winter unterwegs: Tipps für Dieselfahrer

Dieselfahrer sollten möglichst frühzeitig Winterdiesel tanken und nicht warten, bis die Temperaturen deutlich fallen. Denn dann könnte es bereits zu spät sein und das Auto könnte nach einer ersten kalten Nacht den Dienst verweigern. Man sollte außerdem daran denken, den Sommerdiesel im eventuell mitgeführten Reservekanister gegen Winterdiesel auszutauschen.

Ist es aber doch einmal passiert, dass Sommerdiesel die Technik des Dieselfahrzeugs im Winter lahmgelegt hat, helfen nur Geduld und Wärme. Auto, Kraftstoffsystem, Dieselmotor und Tank müssen aufgewärmt werden. Das passiert am besten in einer trockenen, nach Möglichkeit geheizten Garage. Auf keinen Fall sollten Autofahrer versuchen, Tank und/oder Kraftstoffsystem mit offener Flamme, etwa mit einem Gasbrenner, zu erwärmen. Es besteht höchste Brand- und sogar Explosionsgefahr.

Das ist zu beachten, wenn Diesel gefriert

  • Fahrzeug möglichst windgeschützt und trocken abstellen
  • Dieselkraftstoff auf keinen Fall mit winterfestem Benzin mischen. Es droht ein kapitaler Motorschaden
  • Additive zur Fließverbesserung aus dem Zubehörhandel nur einsetzen, wenn sie vom Autohersteller ausdrücklich freigegeben sind
  • Kraftstofffilter auf Wasser und Verschmutzungen prüfen und bei Bedarf wechseln
  • Bereits auskristallisierte Paraffine lösen sich nur unter entsprechender Wärmezufuhr wieder auf. Bei Ausfall des Motors hilft daher nur das Aufwärmen in einem geheizten Raum oder das Beheizen des Kraftstoffsystems
  • Erwärmen ja, aber niemals mit offener Flamme!

Kann man mit Winterdiesel auch im Sommer fahren?

Im Sommer mit Winterdiesel zu fahren, ist keine gute Idee. Probleme sind praktisch vorprogrammiert. Warum? Grundsätzlich sind die Kraftstoffe für Winter und Sommer für bestimmte Außentemperaturen ausgelegt, damit Motoren bestmöglich laufen. Während im Winterdiesel der Anteil an flüchtigen Bestandteilen im Kraftstoff höher ist, liegt er im Sommer niedriger. Moderne Motoren und Abgassysteme kommen nicht gut damit zurecht, wenn man an heißen Tagen den Kraftstoff für den Winter nutzt. Mögliche Folgen: Probleme beim Anlassen, Motorausfälle und erhöhte Emissionen.

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