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Hyundai Nexo und Toyota Mirai als Bildmontage
Quelle: Toyota/Hyundai, Montage: mobile.de
Hyundai Nexo und Toyota Mirai sind derzeit die einzigen Brennstoffzellenautos auf dem deutschen Markt.

Elektroautos sind leise, bieten viel Fahrspaß und gelten als ökologisch vernünftig – also als Zukunft der Mobilität. Trotzdem scheuen viele Kunden die vermeintlich eingeschränkte Reichweite und die langen Ladezeiten der Batterien. Dabei gibt es eine auf den ersten Blick praktischere Alternative: Wasserstoffautos. Bei ihnen wird die Energie von einer Brennstoffzelle erzeugt. Die Energie entsteht, wenn Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Luft reagiert. Der daraus resultierende Strom wird, wie bei einem herkömmlichen E-Auto, von einem Elektromotor in Antriebsenergie umgesetzt. Daher fährt das Wasserstoffauto genauso wie ein Stromer. Aus dem Auspuff kommt nur Wasser und Wasserdampf. 

Der entscheidende Unterschied bei der Brennstoffzellentechnologie für den Kunden: Er muss die Antriebsbatterie nicht mehr zeitintensiv aufladen. Mit dem Brennstoffzellenfahrzeug fährt man an die Tankstelle und versorgt es per Zapfpistole mit Wasserstoff. In etwa fünf Minuten lässt sich Wasserstoff für eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern tanken. So weit kommen aktuell nur wenige Elektroautos mit einer Akkuladung. Etwa fünf Kilogramm fasst der Tank eines Brennstoffzellenautos. Der Kraftstoffverbrauch liegt bei rund einem Kilo auf 100 Kilometern, abhängig von der Fahrweise. Klingt toll, doch die Mobilität mit Wasserstoff hat einen großen Haken: Es gibt hierzulande nur extrem wenige Wasserstofftankstellen.

Video: Wasserstoff für die Antriebswende? Norma Kemper im Interview mit Kai Steinecke

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Derzeit sind es laut H2 Mobility Deutschland GmbH & Co. KG nur 86 in ganz Deutschland (Stand September 2023). Damit liegt der Ausbau hinter dem Plan. Ursprünglich waren bis Ende 2019 rund 100 Tankstellen vorgesehen. Laut einer Absichtserklärung von H2 Mobility und dem Verkehrsministerium (BMVI) von Anfang 2020 sollte das Netz dann bis Mitte 2020 auf 100 anwachsen.

Bis Ende 2021 waren 130 Wasserstofftankstellen angepeilt. Nachdem die Infrastruktur zunächst tatsächlich in geringem Maße gewachsen war, geht es mittlerweile schon wieder bergab. Hierzulande haben einige Tankstellen den Betrieb wieder eingestellt. Noch im Juli 2023 gab H2 Mobility 91 eröffnete Tankstellen an, zwei Monate später waren es fünf weniger. Zum Vergleich: Die neueste Statistik der Bundesnetzagentur gibt an, dass es in der Bundesrepublik rund 97.000 Ladepunkte für E-Autos gibt. Klassische Benziner und Diesel können an etwa 14.000 Tankstellen Sprit zapfen. In unseren deutschsprachigen Nachbarländern Österreich und Schweiz sieht es für Fahrer von Wasserstoffautos noch düsterer aus.

Das Hauptproblem beim Ausbau der H2-Infrastruktur ist, dass die Tankstellen sehr teuer sind. Die Kosten für den Bau einer Anlage betragen etwa eine Million Euro. Das liegt an der aufwendigen Technik, mit der flüssiger Wasserstoff in Gas umgewandelt und dann mit hohem Druck in den Fahrzeugtank gepumpt wird. Hinzu kommt, dass fast alle Autobauer auf den batterieelektrischen Antrieb setzen und die Wasserstoff-Brennstoffzelle im Pkw-Bereich ein Nischendasein fristet.

Nexo
Nexo
Wasserstoff im Tank

Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb fahren geräuscharm und lokal emissionsfrei.

Wenige Tankstellen und wenige Fahrzeuge

Schlange stehen müssen Fahrer von Wasserstoffautos an der Tankstelle dennoch nicht. Anfang 2019 waren beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) etwas mehr als 300 Pkw mit Wasserstoffantrieb in ganz Deutschland registriert. In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen zwar deutlich angestiegen, an den Absatz batterieelektrischer Fahrzeuge oder klassischer Verbrenner kommen die Wasserstoffautos aber nicht mal ansatzweise ran. 2022 wurden in Deutschland 337 Toyota Mirai und 447 Hyundai Nexo neu zugelassen. Im gleichen Zeitraum wurden über 470.000 neue E-Autos der herkömmlichen Machart registriert. 

Gibt es so wenige Autos, weil die Zahl der Wasserstofftankstellen so gering ist? Oder ist es umgekehrt? Beide Faktoren bedingen sich gegenseitig. Denn erst, wenn es genügend Tankstellen gibt, macht der Kauf eines Autos mit Brennstoffzellenantrieb Sinn. Und der Betrieb einer Tankstelle lohnt sich erst, wenn genügend Brennstoffzellenautos dort tanken.

Doch wo sollen die herkommen? Das Angebot an Fahrzeugen ist bislang sehr klein. Derzeit werden nur zwei aktuelle Modelle in Deutschland zum Kauf angeboten – der Hyundai Nexo und der Toyota Mirai. Bis Herbst 2020 war noch der Mercedes GLC F-Cell erhältlich, allerdings ausschließlich im Leasing für ausgewählte Kunden. Doch Mercedes hat das Angebot eingestellt. Im Pkw-Bereich konzentrieren sich die Stuttgarter voll und ganz auf batterieelektrische Stromer. Der Wasserstoffantrieb wird gemeinsam mit Volvo ausschließlich für große Nutzfahrzeuge weiterentwickelt.

So gut wie alle Autobauer stellen ihre Modellpaletten gerade auf reine Stromer um. Die Batteriespeicher sinken stetig im Preis, die Reichweiten steigen, genau wie die möglichen Ladeleistungen. Der Reichweitenvorteil der Brennstoffzellentechnologie schwindet. Trotzdem: Einige wenige Autobauer, allen voran Toyota, glauben noch an die Zukunft der Brennstoffzelle.

Die Japaner produzieren den Mirai seit November 2020 in der zweiten Generation. Sicher auch, weil sich Wasserstoffmodelle auf dem Heimatmarkt sowie in den USA deutlich besser verkaufen als hierzulande. In Kalifornien konnte Toyota beispielsweise einige Tausend Exemplare der ersten Mirai-Generation absetzen. Auch Honda bot dort seine Brennstoffzellen-Limousine Clarity an, deren Produktion 2021 eingestellt wurde.

Die Bedingungen waren in den USA dank günstiger Leasingraten und Förderungen recht gut. Doch auch in der Heimat von Tesla, Lucid und Co. hat das batterieelektrische Auto ganz offensichtlich die Oberhand, was man auch an der mickrigen und ungleichmäßig verteilten H2-Infrastruktur erkennt. In ganz Nordamerika gab es Ende 2022 nur 89 Wasserstofftankstellen, von denen sich 70 in Kalifornien befinden.

Einfüllstutzen für Wasserstoff an einem Brennstoffzellenfahrzeug.
Quelle: picture alliance
Wasserstoff lässt sich beinahe wie an einer gewöhnlichen Tankstelle zapfen. Allerdings sind die Drücke deutlich höher

Warum die Tankstellen für die Kaufentscheidung wichtig sind

Wer sich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt, ein Wasserstoffauto zu kaufen, sollte auf jeden Fall einkalkulieren, wo die nächsten Tankstellen sind. Menschen in Großstädten haben einen Vorteil: So gibt es derzeit im Großraum Hamburg drei Tankstellen, eine weitere befindet sich in der Planungsphase. In und um Berlin kann an fünf Wasserstofftankstellen gezapft werden. An Rhein und Ruhr ist das Angebot ebenfalls besser, genauso in Frankfurt (Main) sowie rund um Stuttgart und München. Zudem gibt es mittlerweile entlang der wichtigsten Autobahnachsen diverse Tankstellen für Wasserstoff.

Doch wer beispielsweise in Kiel wohnt, muss zum Tanken momentan mindestens 90 Kilometer bis Flensburg oder Hamburg fahren. In ganz Sachsen gibt es nur drei Stationen in Leipzig, Dresden und in der Nähe von Zwickau. Längere Fahrten muss man mit einem Wasserstoffauto also gut planen. Für den Alltag ist es unbedingt empfehlenswert, eine Tankstelle in der Nähe des Wohnortes zu haben, damit auch spontane Fahrten ohne größere Einschränkungen möglich sind.

Modellübersicht: Welche Wasserstoffautos gibt es?

Das Angebot an Brennstoffzellenautos ist in Deutschland sehr übersichtlich. Aktuell sind nur zwei Fahrzeugmodelle neu erhältlich – und beide kommen aus Fernost.

Hyundai Nexo

Der Hyundai Nexo steht seit 2018 bei deutschen Händlern. Mit einer Länge von 4,67 Metern platziert der Hersteller ihn als Mittelklasse-SUV. Er hat seinen Vorgänger, den seit 2013 in Serie produzierten ix35 Fuel Cell, abgelöst. Ein 120 kW (163 PS) starker Elektromotor mit 395 Newtonmeter (Nm) Drehmoment treibt die Vorderräder an. Die Kraftübertragung übernimmt ein stufenloses Automatikgetriebe. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei elektronisch abgeregelten 179 km/h. Laut dem Hersteller beträgt der kombinierte Wasserstoffverbrauch 0,84 Kilogramm auf 100 Kilometern, die Reichweite liegt einem Test des ADAC zufolge bei 540 Kilometern. Dort kam man auf einen Verbrauch von 1,2 Kilo. Das deckt sich mit dem von uns im Test des Hyundai Nexo erfahrenen Wert. Wir kamen auf eine Gesamtreichweite von etwa 550 Kilometern mit einer Tankfüllung.

Ein Hyundai Nexo in der Dreiviertel-Frontansicht
Quelle: Peter Besser
Der Hyundai Nexo schafft im mobile.de-Alltagstest mit einer Füllung des Wasserstofftanks etwa 550 Kilometer

Im Crashtest von Euro NCAP erreicht der Nexo fünf von fünf Sternen. Ein Nachteil ist der Preis des Wasserstoffautos. Der beginnt – Stand Herbst 2023 – bei 77.490 Euro. Dafür bekommt man eine fast komplette Serienausstattung, unter anderem mit Infotainmentsystem inklusive großen Touchscreens, Soundsystem, beheizbarem Lenkrad, einem Paket mit verschiedenen Assistenzsystemen, LED-Scheinwerfern und weiteren Annehmlichkeiten. 

Hyundai Nexo: Technische Daten

  • Motor/Antrieb: Elektromotor, einstufiges Reduktionsgetriebe
  • Leistung: 120 kW/163 PS
  • Drehmoment: 395 Nm
  • 0–100 km/h: 9,2 s
  • Geschwindigkeit: 179 km/h
  • Reichweite (WLTP): 666 km
  • Reichweite im mobile.de-Test: rund 550 km
  • Kofferraumvolumen: 461–1.466 Liter
  • Preis: 77.490 Euro
Nexo
Nexo
Hyundai Nexo

Das SUV bietet eine futuristische Schale mit moderner Brennstoffzelle als Kern.

Toyota Mirai II

Der momentan einzige Konkurrent des Hyundai Nexo mit Brennstoffzelle ist der Toyota Mirai. Die stattliche Wasserstoff-Limousine aus Japan läuft seit November 2020 in der zweiten Generation vom Band und wird hierzulande seit Frühjahr 2021 ausgeliefert. Das Modell wurde komplett neu entwickelt und steht auf der großen „Toyota New Global Architecture (TNGA)“-Plattform des Herstellers, die vor allem bei luxuriösen Lexus-Modellen zum Einsatz kommt.

Das Fahrzeug wuchs auf fast fünf Meter Länge – etwa die Maße eines BMW 5er – und bietet bis zu fünf Personen Platz. Zudem versprach Toyota im Vergleich zum Vorgänger ein deutlich agileres Fahrverhalten. Die drei Hochdrucktanks fassen insgesamt 5,6 Kilo Wasserstoff und der Verbrauch soll laut dem Hersteller zwischen 0,8 und 0,9 Kilo liegen. Die Reichweite nach der WLTP-Norm wuchs um etwa 30 Prozent auf rund 650 Kilometer. Ein Test des ADAC kam unter realen Bedingungen auf 555 Kilometer.
Das Wachstum bei den Abmessungen hat sich auch positiv auf die Proportionen und das gesamte Exterieur-Design ausgewirkt. Der zweite Mirai ist mit seiner gestreckten eleganten Linie optisch deutlich gefälliger als der gewöhnungsbedürftige und etwas an einen Tiefseefisch erinnernde Vorgänger.

Der an der angetriebenen Hinterachse der Wasserstoff-Limousine sitzende und mit an ein Ein-Gang-Getriebe gekoppelte Elektromotor leistet in der Spitze 182 PS, was für eine 0–100-km/h-Zeit von 9,2 Sekunden reicht. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei bescheidenen 175 km/h abgeregelt. Toyotas Brennstoffzellenauto der zweiten Generation, das im Crashtest von Euro NCAP übrigens auch fünf Sterne bekam, kostet 65.990 Euro und ist somit über 10.000 Euro günstiger als das schrullige Vorgängermodell.

Toyota Mirai II: Technische Daten

  • Motor/Antrieb: Elektromotor, einstufiges Reduktionsgetriebe
  • Leistung: 134 kW/182 PS
  • Drehmoment: 300 Nm
  • 0–100 km/h: 9,2 s
  • Geschwindigkeit: 175 km/h
  • Reichweite (WLTP): 650 km
  • Reichweite ADAC-Test: 555 km
  • Kofferraumvolumen: 300 Liter
  • Preis: 65.990 Euro

Gebrauchtes Schnäppchen: Toyota Mirai I

Der Hyundai ix35 Fuel Cell sowie die erste Generation des Toyota Mirai sind als Gebrauchtwagen günstig zu haben. Aufgrund der allgemein geringen Nachfrage nach Wasserstoffautos und den jeweiligen Modellwechseln haben sie in den vergangenen Jahren einen ordentlichen Wertverlust durchgemacht. Als Neuwagen stand der Mirai mit 76.620 Euro in der Preisliste. Gepflegte Gebrauchte, die etwa fünf Jahre alt sind und weniger als 50.000 Kilometer gelaufen haben, gibt es auf mobile.de aktuell schon für weniger als 20.000 Euro. 

Der heftige Wertverfall dürfte aber auch damit zu tun haben, dass die zweite Generation in nahezu allen Belangen besser ist als der erste Toyota Mirai. Selbst das Design ist deutlich massentauglicher. Das optisch eigenwilligere Brennstoffzellenauto der ersten Generation wurde im Jahr 2014 präsentiert. Auf 4,89 Metern Länge bietet es eher durchschnittliche Platzverhältnisse, einen relativ kleinen Kofferraum (361 Liter) und nur vier Sitzplätze. Außerdem ist nur eine geringe Zuladung von 320 Kilogramm möglich. Der Elektromotor leistet 114 kW (155 PS). Dank des Drehmoments von 335 Newtonmetern (Nm) bringt der Motor den 1,9 Tonnen schweren Toyota jedoch mühelos in Schwung.

Der Mirai verfügt über zwei Tanks mit einer Kapazität von insgesamt fünf Kilogramm Wasserstoff. Die Reichweite liegt offiziell bei 500 Kilometern. Der ADAC ermittelte eine Reichweite von etwa 480 Kilometern und damit immerhin mehr, als die meisten Elektroautos schaffen. Die Serienausstattung des ersten Mirai überzeugte: Enthalten sind ein Navigationssystem, Sitzheizung vorne und hinten sowie zahlreiche Assistenzsysteme.

Toyota Mirai (2014–2020): Technische Daten

  • Motor/Antrieb: Elektromotor, einstufiges Reduktionsgetriebe
  • Leistung: 114 kW/155 PS
  • Drehmoment: 335 Nm
  • 0–100 km/h: 9,6 s
  • Geschwindigkeit: 178 km/h
  • Reichweite (WLTP): 500 km
  • Reichweite ADAC-Test: 480 km
  • Kofferraumvolumen: 361 Liter
  • Neupreis: 76.620 Euro
  • Gebrauchtwagenpreis: ab ca. 19.000 Euro
Toyota Mirai Bild 2
Toyota Mirai Bild 2
Toyota Mirai

Mit vollem Wasserstoff-Tank fuhr der erste Toyota Mirai bis zu 480 Kilometer weit.

Was machen die deutschen Hersteller?

Die Skepsis der deutschen Autohersteller gegenüber Fahrzeugen mit Brennstoffzelle ist groß, was angesichts des aktuellen Branchentrends hin zur klassischen E-Mobilität, der dürftigen Infrastruktur und der nicht ausreichenden Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff verständlich ist. Trotzdem hat die hiesige Industrie in der Vergangenheit bereits einige vielversprechende Wasserstoffkonzepte auf die Räder gestellt.

Mercedes befasst sich schon seit der Jahrtausendwende mit dem Thema. Auf Basis der ersten A-Klasse und der B-Klasse entstanden in Kleinserie Versuchsträger, mit denen die Zuverlässigkeit und die Alltagstauglichkeit der Technologie auf die Probe gestellt wurden.

2017 haben die Schwaben diese Ahnenreihe mit dem GLC F-Cell, einem Wasserstoff-SUV, fortgesetzt. Neben der Brennstoffzelle hat das Modell auch einen an der Steckdose aufladbaren Akku. Diese Kombination macht den GLC F-Cell einmalig, denn einen Plug-in-Hybrid mit Brennstoffzelle hatte bislang kein anderer Hersteller im Angebot. Doch kaufen kann und konnte man den F-Cell nicht. Er wurde lediglich im Leasing an ausgewählte Flottenkunden abgegeben. Damit war aber schon nach nicht mal drei Jahren Schluss. Die Produktion wurde im Frühjahr 2020 ohne direkten Nachfolger beendet, da man sich im Pkw-Bereich in Zukunft komplett auf den batterieelektrischen Antrieb beschränkt. Eine ähnliche Strategie verfolgt der VW-Konzern, inklusive der Marken Volkswagen, Audi und Škoda.

Auch BMW konzentriert seine Entwicklungskapazitäten auf das herkömmliche Elektroauto mit Traktionsbatterie, obwohl man in München in den Zweitausendern große Hoffnungen in den H2-Verbrennungsmotor gesetzt hat. Doch beerdigt haben die Bayern ihre Wasserstoffaktivitäten noch lange nicht. Der BMW-Chef Oliver Zipse hat Anfang 2023 bekräftigt, dass er Wasserstoff als ein zusätzliches Standbein für die Zukunft des Unternehmens sieht. Im Rahmen eines Feldversuchs wollen die Bayern feststellen, ob der H2-Antrieb auf lange Sicht zumindest in der Oberklasse als Alternative zum E-Auto mit Mega-Batterie infrage kommen könnte.

BMW iX5 Hydrogen
Quelle: BMW Group
BMW testet den Brennstoffzellenantrieb aktuell im Rahmen eines Feldversuchs. Bei der Entwicklung des iX5 Hydrogen wurde auch das Know How des Kooperationspartners Toyota genutzt.

Eine Flotte von rund einhundert BMW iX5 Hydrogen, deren Brennstoffzelle gemeinsam mit Toyota entwickelt wurde, spult seit dem Frühjahr 2023 fleißig Kilometer ab und soll dem Autobauer wertvolle Infos liefern. In den regulären Verkauf werden die seriennahen Versuchsträger vorerst aber nicht gelangen.

Opel, im Stellantis-Konzern für die Brennstoffzellenforschung verantwortlich, hat 2022 eine Testflotte von umgerüsteten Transportern des Typs Vivaro-e Hydrogen auf die Straße gebracht. Von einer Großserienproduktion ist noch keine Rede, pro Woche werden etwa 20 Stück gebaut. Die Fahrzeuge werden an Gewerbekunden verleast und im Rahmen eines Feldversuchs eingesetzt. Technisch verfolgen die Rüsselsheimer ein ähnliches Konzept wie Mercedes beim GLC F-Cell. Die Opel-Vans haben neben der Brennstoffzelle eine per Kabel und Stecker aufladbare Batterie, welche die Reichweite verlängert. So soll im Ernstfall die Distanz bis zur nächsten Wasserstofftankstelle überbrückt werden können. Einen Pkw mit Wasserstoffantrieb plant Opel zum jetzigen Stand allerdings nicht.

E-Tron
E-Tron
Elektro-Vorführwagen

Vorführwagen werden von Händlern meist zur Ausstellung oder für Probefahrten genutzt.

Wie umweltschonend sind Autos mit Wasserstoffantrieb?

Wirklich emissionsfrei sind die Wasserstoffautos nicht. So bilanzierte der ADAC in einem Test des ersten Toyota Mirai: „Aus dem EcoTest resultiert ein Durchschnittsverbrauch von einem Kilogramm Wasserstoff pro 100 km. Da Wasserstoff derzeit maßgeblich aus fossilen Stoffen produziert wird, entspricht dies einem CO2-Ausstoß von 121 g/km. Um den Umweltgedanken konsequent zu verfolgen, muss Wasserstoff langfristig aus regenerativen Energiequellen wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft stammen.“ Geschieht das nicht, ist der alternative Antrieb nicht wirklich umweltschonend.

Und genau hier liegt die Krux: Aktuell dominiert grauer Wasserstoff, der unter Zuhilfenahme von fossilen Energien hergestellt wird, den Markt. Grüner Wasserstoff, bei dessen Gewinnung ausschließlich Ökostrom zum Einsatz kommt, ist dagegen Mangelware. Doch nur wenn dieser zum Einsatz kommt, kann man bei der Wasserstoff-Brennstoffzelle von einem klimafreundlichen Antrieb sprechen. Norma Kemper, die zu der Zeit für den norddeutschen Wasserstoffproduzenten GP Joule tätig war, unterstreicht diese Bedingung in unserem Video-Format namens „Fahrt ins Grüne“: „Wenn wir wirklich CO2-Emissionen reduzieren beziehungsweise klimaneutral unterwegs sein wollen, macht nur grüner Wasserstoff Sinn.“

Wenn wir wirklich CO2-Emissionen reduzieren beziehungsweise klimaneutral unterwegs sein wollen, macht nur grüner Wasserstoff Sinn.
Norma Kemper

Die Produktionskapazitäten von Letzterem müssen in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden, um den immens hohen Bedarf zu decken, der beispielsweise in der Schiff- und Luftfahrt sowie dem Schwerlastverkehr besteht. Daher ist fraglich, ob für den Individualverkehr langfristig überhaupt genug klimaneutraler Treibstoff vorhanden sein wird.

Wie hoch sind Tankkosten und Unterhalt?

Stand November 2020 liegen die Preise für ein Kilogramm Wasserstoff an den deutschen Tankstellen bei 9,50 Euro pro Kilogramm (9,26 Euro mit reduzierter MwSt.). Wenn man davon ausgeht, dass die beiden Modelle von Hyundai und Toyota etwa ein Kilogramm auf 100 Kilometern verbrauchen, liegen die Treibstoffkosten ähnlich hoch wie bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Sparsame Dieselmotoren mit einem Verbrauch von rund fünf bis sechs Litern sind günstiger unterwegs. Auch bei den Reichweiten liegen die Wasserstoffautos auf dem Niveau von Verbrennungsmotoren. Viele Diesel schaffen größere Reichweiten.

Die Wartungskosten von Brennstoffzellen-Fahrzeugen liegen in der Regel unter denen eines vergleichbaren Verbrenners. Der Elektromotor braucht kaum bewegliche Teile und ist im Prinzip wartungsfrei. Der Bremsenverschleiß fällt geringer aus, da die Fahrzeuge einen großen Teil der Bewegungsenergie über Rekuperation (Rückgewinnung der Energie und Speicherung im Akku) abbauen. Anders als beim rein batterieelektrischen Auto, hat ein Brennstoffzellenfahrzeug jedoch einen höheren Kühlbedarf. Zudem sind mehrere Kühlkreisläufe nötig. Dieser Faktor kann ins Geld gehen. Hyundai veranschlagt beim Nexo beispielsweise 1.000 Euro für den Austausch des Kühlmittels. Der wird jedoch nur alle 60.000 Kilometer fällig. 

Wertentwicklung von Wasserstoffautos

In einem sehr kleinen Marktsegment wie bei dem der Wasserstoffautos ist eine Prognose über die Wertentwicklung schwierig. Die künftigen Rahmenbedingungen für die Technologie sind schwer abschätzbar. Die Entwicklungsgeschwindigkeit ebenfalls. Außerdem hängt die Zukunftsfähigkeit der Wasserstoffautos auch davon ab, wie sich die Elektroautos entwickeln. Und bei den Elektroautos passiert in technischer Hinsicht einiges, was den Wasserstoffantrieb als Alternative nicht unbedingt interessanter macht.

Vor diesem Hintergrund ergeben Leasing-Angebote, die zudem sämtliche planmäßige Wartungskosten beinhalten können, beim Wasserstoffauto Sinn.

Wasserstoffantrieb: Vor- und Nachteile im Überblick

VorteileNachteile
Elektrischer, lokal emissionsfreier AntriebSehr dünnes Tankstellennetz
Minimales Antriebsgeräusch und viel DrehmomentGeringe Reiseflexibilität
Schnelleres Tanken als beim ElektromotorHohe Anschaffungskosten

Diese Wasserstoffautos gibt es - Bildergalerie

Toyota Mirai II in der Frontansicht
Toyota Mirai II in der Heckansicht
Toyota Mirai Innenansicht
Ein Hyundai Nexo in der Dreiviertel-Frontansicht
Hyundai Nexo Frontansicht
Der Hyundai Nexo in der Seitenansicht
Ein Hyundai Nexo in der Heckansicht
Der Hyundai Nexo auf einem Messestand
Man sieht einen Toyota Mirai fahrend auf einer Landstraße
Quelle: Toyota
1 von 9
Wasserstoff gehört zu den interessanten, aber schwach besetzten alternativen Antrieben.
Quelle: Toyota
2 von 9
Die zweite Generation von Toyotas Brennstoffzellenfahrzeug Mirai fährt deutlich effizienter.
Quelle: Toyota
3 von 9
In den Toyota Mirai passen fünf Personen, das Interieur wurde deutlich aufgewertet. Er soll mit Wasserstoff bis zu 650 Kilometer weit fahren.
Quelle: Peter Besser
4 von 9
Der Hyundai Nexo schafft im mobile.de-Alltagstest mit einer Füllung des Wasserstofftanks etwa 550 Kilometer.
Quelle: mobile.de
5 von 9
Der Hyundai Nexo besitzt LED-Tagfahrlichter und serienmäßig Voll-LED-Scheinwerfer. Die Basisausstattung fällt üppig aus.
Quelle: mobile.de
6 von 9
Der vollflächig verkleidete Unterboden des Hyundai Nexo soll Verwirbelungen unter dem Fahrzeug verhindern.
Quelle: mobile.de
7 von 9
Wasserstoffautos stoßen lokal nur Wasser und Wasserdampf aus. Wirklich umweltfreundlich sind sie jedoch nur, wenn der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.
Quelle: picture alliance
8 von 9
Hyundai baut den Nexo seit 2018 in Serie, er löste den ix35 FCEV ab.
Quelle: Toyota
9 von 9
Der erste Toyota Mirai wurde von 2014 bis 2020 angeboten.
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