Wasserstoff tanken in Deutschland: Hier geht’s schon
Wasserstoff tankst Du so einfach wie Benzin und Diesel. Die Stationen sind rar - aber es gibt einige in Deutschland. Wie Du H2-Tankstellen findest, liest Du hier.
Autos mit Wasserstoffantrieb sind die unterschätzten Außenseiter. Sie fahren sich wie Elektroautos, haben aber nicht deren Nachteil des umständlichen und langwierigen Aufladens. Den Unterschied macht eine Brennstoffzelle im Fahrzeug.Hier entsteht in einem chemischen Prozess aus Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie für den E-Motor. Die Produktion des Wasserstoff ist aufwändig, doch das Tanken denkbar einfach und schnell. Beim Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb ersparst Du Dir damit stundenlanges Warten, bis die Batterien geladen sind – ein Vorteil gegenüber dem Elektroauto. Ein Nachteil gegenüber dem Verbrenner: Das Netz an Tankstellen ist in der Frühphase der Technologie wesentlich dünner.
Update: Das Netz wächst und Deutschland verfügt über mehr H2-Säulen als jedes andere europäische Land. Doch Anfang der 2020er Jahre sind Wasserstoff-Zapfsäulen immer noch wesentlich seltener als Tankstellen für Benzin oder Diesel. Immerhin gestaltet sich die Suche nach Wasserstoff-Tankmöglichkeiten mit dem Online-Tool von h2stations.org denkbar einfach.
Mit vollem Wasserstoff-Tank fährt der Toyota Mirai bis zu 480 Kilometer weit.
Elektrisch fahren und schnell auftanken
Der Tank Deines Wasserstoffautos ist so gut wie leer? Tanken kannst Du das Brennstoffzellen-Fahrzeug einfach an der nächsten Tankstelle – vorausgesetzt, sie ist eine der wenigen Wasserstoff-Tankstellen, die es bislang in Deutschland gibt. Das Volltanken Deines Autos mit Wasserstoff dauert in der Regel drei bis fünf Minuten. Die Reichweite eines vollen Tanks liegt bei etwa 500 bis 600 Kilometer. Mit einem Brennstoffzellen-Auto kommst Du also ähnlich weit wie mit Autos, die mit Benzin oder Diesel betankt werden. Außerdem ist die Reichweite höher als bei den meisten Elektroautos.
Ein weiterer Pluspunkt sind die geringen Emissionen. Beim Auto mit Brennstoffzelle fällt nur Wasserdampf als Emission an, CO2-Emissionen entstehen beim Fahren nicht.
Deutschlandweit gibt es bislang auch nur sehr wenige Fahrzeuge mit Brennstoffzelle. Anfang des Jahres 2019 waren rund 300 solcher Pkw registriert. Sehr überschaubar ist auch das Angebot an Modellen mit Wasserstoffantrieb. Wenn Du Dich für ein solches Fahrzeug interessierst, hast Du die Wahl zwischen wenigen Modellen, dem Hyundai Nexo und dem Toyota Mirai. Von den deutschen Herstellern bietet bislang nur Mercedes-Benz ein Auto an, das auf Wasserstoff als Kraftstoff setzt. Der GLC F-Cell steht bisher allerdings nur ausgewählten Kunden und ausschließlich zur Miete (derzeit 799 Euro / Monat) zur Verfügung.
Wachsendes Tankstellennetz
H2 MOBILITY ist ein Unternehmen, das sich den Ausbau von Wasserstoff-Stationen zur Hauptaufgabe gemacht hat. Es wurde 2015 gegründet und ist ein Joint Venture von Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total. Unterstützt wird das Unternehmen von den Partnern BMW, Honda, Hyundai, Toyota und Volkswagen sowie von der NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. H2 MOBILITY erhält Fördermittel im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) sowie von der Europäischen Kommission im Projekt „Hydrogen Mobility Europe“.
Aktuell macht der Kauf eines Wasserstoff-Fahrzeuges am ehesten Sinn, wenn die täglichen Wege in die Nähe großer Städte führen: H2 MOBILITY konzentriert sich beim Ausbau des Tankstellennetzes zunächst auf die sieben deutschen Ballungszentren Hamburg, Berlin, Rhein-Ruhr-Gebiet, Frankfurt (Main), Nürnberg, Stuttgart und München. Zusätzlich sollen Wasserstoff-Tankstellen entlang wichtiger Autobahnen und Fernstraßen entstehen.
Als zweite Ausbaustufe der Wasserstoff-Infrastruktur plant H2 MOBILITY rund 300 weitere Wasserstoff-Tankstellen. Damit dürfte es in Zukunft für Besitzer von Fahrzeugen mit Brennstoffzelle schon deutlich einfacher werden. Die Wasserstoff-Stationen sollen dabei in vorhandene Tankstellen integriert werden. Damit will H2 MOBILITY die Kosten möglichst gering halten. Wasserstoff-Tankstellen sind wegen des hohen technischen Aufwands generell teuer. Eine Zapfsäule kostet derzeit zwischen einer und 1,5 Millionen Euro. Der Wasserstoff wird in flüssiger Form an die Tankstelle geliefert und dort üblicherweise komprimiert. Wenn er in das Auto getankt wird, hat der alternative Kraftstoff eine Temperatur von minus 40 Grad Celsius. Das Auftanken geschieht mit sehr hohem Druck von bis zu 700 Bar. Wegen der niedrigen Temperatur des gasförmigen Wasserstoffs kann die Zapfpistole bei der Betankung recht kalt werden; außerdem entsteht Kondenswasser.
Wo Du Wasserstoff tanken kannst
In Deutschland befinden sich die meisten Wasserstoff-Zapfsäulen im Umkreis großer Städte und entlang der Hauptverkehrsrouten. Das Angebot wächst schnell – im Jahr 2019 entstanden 22 neue Tankmöglichkeiten, in den kommenden Jahren soll der Ausbau des Netzes noch schneller erfolgen. Wo die nächste Zapfsäule steht? Ob in der Nähe Deines Heimatortes eine H2-Tankstelle existiert oder demnächst entstehen soll? Am einfachsten behältst Du Das über die interaktive Karte auf h2stations.org im Blick. Die Bedienung erfolgt in etwa wie auf google maps. Grüne Fähnchen markieren Tankstellen, an denen bereits Wasserstoff getankt werden kann. Gelbe Fahnen weisen geplante H2-Säulen aus.
Stand Anfang der 2020er-Jahre verfügt Deutschland über das umfangreichste Angebot an H2-Säulen in Europa. In Frankreich und den Niederlanden schreitet der Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur ebenfalls schnell voran. In den übrigen Nachbarstaaten Deutschlands ist H2 ebenfalls erhältlich, doch das Tankstellen-Netz relativ dünn. Auf dem asiatischen Kontinent gibt es die größte Abdeckung an Wasserstoff-Zapfsäulen in Japan und Südkorea. Daneben lässt sich das Wasserstoff-Auto am ehesten an Ost- und Westküste der USA in den Alltag integrieren.
SUVs liegen im Trend. Elektroantriebe auch. Beides in Kombination findest Du auf mobile.de.
Wasserstoff tanken: So funktioniertʼs
Vor dem ersten Auftanken musst Du ein paar Dinge regeln. Du benötigst eine Tankkarte, die Du bei H2 MOBILITY beantragen kannst. Außerdem musst Du Dir einmal erklären lassen, wie das Tanken funktioniert. Dafür gibt es auf der Website von H2 MOBILITY eine Video-Anleitung.
Das Tanken an den Wasserstoff-Tankstellen unterscheidet sich nur in kleinen Details. Der erste Schritt ist, dass Du Deine Tankkarte mit dem Magnetstreifen unten rechts in den Leser einführst. Danach folgst Du den Anweisungen auf dem Display. Im Anschluss öffnest Du die Tankklappe, entfernst die Abdeckung und nimmst den Zapfhahn aus der Führung. Dann führst Du den Zapfhahn auf den Tankstutzen. Anschließend musst Du die Tankpistole mit einem Hebel arretieren. Achte darauf, dass auch die Tankkupplung arretiert ist. Um den Tankvorgang zu starten, drückst Du den grünen Knopf, der so lange blinkt, bis der Tank des Fahrzeugs voll ist. Wenn der Tank vollständig befüllt ist, leuchtet der grüne Knopf durchgehend. Danach kannst Du die Arretierung an der Tankpistole lösen und die Pistole wieder an die Zapfsäule einhängen. Nachdem Du die Tankklappe geschlossen hast, ist der Tankvorgang beendet und Du kannst wieder 500 bis 600 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein.
Was Du über das Tanken von Wasserstoffautos wissen solltest
- Zahl der Tankstellen in Deutschland: derzeit knapp 90
- Dauer eines Tankvorgangs: drei bis fünf Minuten
- Reichweite mit vollem Wasserstofftank: 500 bis 600 Kilometer
- Preis von Wasserstoff pro Kilogramm: 9,50 Euro, festgesetzt
- Reichweite pro Kilogramm Wasserstoff: ca. 100 Kilometer
- Angebot an Neuwagen: Hyundai Nexo, Toyota Mirai, Mercedes-Benz GLC F-Cell (nur für ausgewählte Kunden und nur im Mietmodell erhältlich)