Was Du über Elektroautos wissen musst
Elektroautos polarisieren. Die einen lieben sie, weil sie sich emissionsfrei und leise bewegen und mit viel Drehmoment auch Fahrspaß liefern. Die anderen scheuen sie, weil sie immer noch teuer sind und das Aufladen der Autos umständlich und langwierig ist, was spontane Ausflüge erschwert. Doch die Technik der Fahrzeuge wird immer besser und die Verkaufszahlen steigen und steigen.
Man hört sie nicht, aber sie werden immer mehr: Elektroautos erfreuen sich zunehmender Nachfrage und steigender Zulassungszahlen. Das liegt sowohl am wachsenden Angebot seitens der Hersteller als auch an den Preisen, die allmählich attraktiver werden.
Wichtig ist auch, dass die Batterietechnik der Fahrzeuge besser und damit auch die Reichweiten immer größer werden – bislang für viele potenzielle Kunden ein abschreckendes Thema. Weitere Fortschritte wird es in ein paar Jahren geben – dann sollen die Feststoffbatterien mit erheblich mehr Reichweite serienreif sein.
Auch staatliche Regelungen kurbeln die Nachfrage an. Ab 2020 gelten EU-weit strengere Flottengrenzwerte für CO2-Emissionen. Dann liegt der Richtwert bei 95 Gramm CO2 pro Kilometer. In den folgenden Jahren wird es weitere Verschärfungen geben.
E-Autos laden in 20 Minuten
Ein weiteres Problem für viele Interessenten war bislang die geringe Zahl an Ladestationen für E-Autos. Auch hier tut sich etwas. Im Dezember 2018 meldete der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 16.100 öffentliche und teilöffentliche Ladestationen in Deutschland.
Bis Ende 2020 plant das Unternehmen Ionity rund 100 Schnellladestationen – sogenannte High-Power Charging Stations – mit neuer Technologie mit bis zu 350 kW Ladeleistung. Die Ladezeit soll bei diesem Modell auf rund 20 Minuten reduziert sein. Ionity ist ein Joint Venture von BMW, Daimler, Ford und des Volkswagen-Konzerns mit Audi und Porsche.
Insgesamt wird fleißig an der Verbesserung der Ladeinfrastruktur für E-Autos gearbeitet. Neue öffentliche Schnellladestationen müssen gewisse technische Voraussetzungen erfüllen und ohne vertragliche Bindungen für jedermann zugänglich sein.
Vollelektrisch oder Hybrid
Hybridfahrzeuge haben zwei Antriebssysteme: einen Verbrennungsmotor und einen Elektromotor. Je nachdem, wie groß der Anteil der elektrischen Leistung ist, unterscheidet man zwischen Mikro-Hybrid, Mild-Hybrid und Voll-Hybrid. Ein Voll-Hybrid kann gewisse Strecken auch rein elektrisch absolvieren.
Typisch für Hybridsysteme ist, dass der Elektroantrieb den Verbrennungsmotor unterstützt und über Rekuperation, also Wiederaufbereitung durch Motorbremse oder Bremsenergie, die Batterie zusätzlich speist. Der Plug-in-Hybrid kann auch direkt per Kabel aus der Steckdose aufgeladen werden und gilt deshalb im Unterschied zu den anderen Hybridversionen als echtes Elektroauto. Das Auto wird entsprechend gefördert.
Apropos Förderung: Seit 2017 bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einen staatlich geförderten Umweltbonus für E-Autos. Dieser wurde bisher allerdings nur zögerlich in Anspruch genommen. Er sollte ursprünglich im Juni 2019 auslaufen. Inzwischen wurde eine Fristverlängerung in Aussicht gestellt.
Eine Kutsche mit E-Motor
Auch wenn der Markt der Elektromobilität momentan boomt, ist die Idee vom Elektroauto nicht ganz neu. Das erste ernst zu nehmende Elektroauto kam aus Deutschland. 1888 baute Andreas Flocken in Coburg einen ersten vierrädrigen Kutschenwagen mit Elektromotor und Batterie. Er war der berühmten Daimler Motorkutsche von 1886 nicht unähnlich.
Flockens Elektrowagen hatte etwa 1,2 PS, die über einen Lederriemen auf die Hinterräder übertragen wurden. 15 km/h war die Höchstgeschwindigkeit des Wagens. 1899 schaffte es der Belgier Camille Jenatzy mit seiner „La Jamais Contente“ (die nie Zufriedene) erstmals, mit einem Elektroauto schneller als 100 km/h zu fahren. Genau 105 km/h erreichte das E-Auto, das wie eine Rakete auf Rädern aussah.
Lange währte die Geschichte nicht. Wenige Jahre später setzten sich benzingetriebene Fahrzeuge durch, weil sie immer besser und der Betrieb effizienter wurde. Das Interesse an Elektroautos versiegte bald. Bis in die 1990er-Jahre blieb es still, bis dank verbesserter Batterietechnologie mit Lithium-Ionen-Batterien das Thema Elektro für Autos wieder interessanter wurde.
Elektromobilität im neuen Jahrtausend
General Motors baute das E-Auto EV1, Toyota den RAV 4 EV und Honda den EV Plus. EV steht für Electric Vehicle (Elektroauto). 2006 brachte Tesla den Roadster mit der neuen Batterietechnologie auf den Markt und zeigte mit den über 290 PS des Modells, dass Elektroautos auch mächtig Spaß machen können.
Ab 2010 folgten immer neue Elektroautos verschiedener Hersteller wie der Nissan Leaf, das Tesla Model S, der BMW i3 oder der Renault Zoe. Mit diesen Autos steigen die Verkaufszahlen und Marktanteile deutlich. Das Tesla Model S ist mittlerweile in den USA und in Europa die meistverkaufte Oberklasse-Limousine. In naher Zukunft werden vielversprechende neue Modelle im Bereich Elektro kommen, wie der ID.3 von VW, der Mercedes-Benz EQC oder der Mini E.
In den letzten Jahren haben sich die Verkaufszahlen und der Bestand von Elektroautos sehr dynamisch entwickelt. Zum Jahreswechsel 2018/2019 gab es weltweit 5,6 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb, Range Extender zur Verlängerung der elektrischen Reichweite und Plug-in-Hybrid. Ende 2017 waren es noch 3,4 Millionen E-Autos, Ende 2016 erst 2,1 Millionen Fahrzeuge.
Elektromobilität: Spitzenreiter USA und China
Den mit Abstand größten Bestand an Autos mit Elektroantrieb haben China mit 2,6 Millionen E-Autos und die USA mit 1,1 Millionen Fahrzeugen (Ende 2018). Allein 2018 wurden in China 1,25 Millionen Elektroautos zugelassen – fast viermal so viele wie in den USA. Zum Vergleich: In Deutschland gab es zum Jahreswechsel 2018/2019 nur 141.690 Elektroautos.
Bei den Verkaufszahlen von Elektroautos sind der chinesische Hersteller BYD und Tesla mit großem Abstand vorne. Sie dominieren in ihren Heimatländern den Markt deutlich. Rund eine halbe Million E-Autos fahren von beiden Marken jeweils umher. Weltweit meistverkauftes Modell nach Bestand ist der Nissan Leaf, gefolgt vom Model S von Tesla.
In Deutschland ist der Renault Zoe derzeit Marktführer. Seine Reichweite liegt Herstellerangaben zufolge unter optimalen Bedingungen bei 240 Kilometern. Unter ungünstigen Bedingungen (zum Beispiel bei niedrigen Temperaturen) bringt es der Renault Zoe auf eine Reichweite von 115 Kilometer. Die deutschen Hersteller, zum Beispiel VW, dessen Tochter Audi oder BMW, haben noch Nachholbedarf. Bei den aktuellen Verkaufszahlen von Elektroautos ist das Model 3 (Reichweite gemäß Herstellerangaben: 560 Kilometer) von Tesla internationaler Spitzenreiter. Interessant ist die Entwicklung des Marktes in Norwegen, wo der Anteil der Elektroautos dank starker Förderungen und guter Ladeinfrastruktur bereits bei 39 Prozent liegt.
Ökobilanz: Eine Frage der Betrachtung
Elektroautos gelten gemeinhin als emissionsfreie Fahrzeuge. Das trifft allerdings nur zu, wenn man den reinen Fahrbetrieb dazu heranzieht. Bei der sogenannten Tank-to-Wheel-Betrachtung werden lediglich die Emissionen während des Fahrbetriebs des Autos in Rechnung gestellt. Und da schneiden die Elektroautos logischerweise sehr gut ab.
Eine andere Methode ist die Well-to-Wheel-Betrachtung, bei der auch die Erstellung der Energieträger miteinkalkuliert wird. Dabei hängt es sehr davon ab, ob der Strom zum Beispiel von Kohlekraftwerken kommt und ob die Batterieproduktion für das Auto mehr oder weniger fortschrittlich ist. Im ungünstigsten Fall fällt die CO2-Bilanz hier schlechter aus als bei modernen Verbrennungsmotoren.
Mit einem konventionellen Strommix, wie er in Mitteleuropa üblich ist, fährt das Elektroauto deutlich günstiger als die Konkurrenz mit Verbrennungsmotoren. Je höher der Anteil der regenerativen Energiequellen ist, desto besser fällt die Umweltbilanz aus. Eine gesamtheitliche Betrachtung inklusive Herstellung und Entsorgung ist ein dauerhaftes Diskussionsthema. Ein entsprechender Vergleich bei Mercedes-Benz zwischen einer elektrischen und einer konventionellen B-Klasse ergab einen Unterschied von 27 Prozent im CO2-Ausstoß zugunsten des Elektroautos.
Elektromobilität: Die verschiedenen Antriebssysteme
- Mikro-Hybrid: Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und Elektromotor, bei dem der Anteil des Elektromotors gering ist. Er wird hauptsächlich für die Rückgewinnung der Bremsenergie und sehr wenig für den Antrieb genutzt.
- Mild-Hybrid: Bei der Kombination von Verbrennungsmotor und Elektromotor ist der Leistungsanteil des Elektromotors höher. Die elektrische Leistung wird zum Anfahren oder für sehr kurze Strecken genutzt.
- Voll-Hybrid: Beim Voll-Hybrid unterstützt der Elektromotor den Verbrennungsmotor, erhält Energie durch Rekuperation und kann auf kurzen Strecken wie etwa im Stadtverkehr auch allein den Antrieb übernehmen.
- Plug-in-Hybrid: Der Unterschied zum Voll-Hybrid ist, dass die Batterie nicht nur durch den Verbrennungsmotor gespeist wird, sondern auch über das Stromnetz per Kabel aufgeladen werden kann. Plug-in-Hybride fahren auch kurze Strecken autonom mit elektrischer Energie.
- Elektroauto: Rein elektrisch betriebene Fahrzeuge, die nur über einen Elektromotor und Batterien verfügen. Diese Autos fahren emissionsfrei und geräuscharm. Im Vergleich zum Auto mit Verbrennungsmotor hat das Elektroauto mehr Gewicht und eine überwiegend kürzere Reichweite, dafür ein gleichbleibend hohes Drehmoment und gute Fahrleistungen.