Im Test: Der neue VW Tiguan 3
Auto-Journalist Peter R. Fischer testet den neuen VW Tiguan 3. Bleibt das beliebte SUV auch nach der Überarbeitung auf der Erfolgsspur?
Der VW Tiguan ist einer der Bestseller aus Wolfsburg und bei den SUV ganz vorne. Bei der dritten Generation des Tiguan balanciert VW also auf einem schmalen Grad: Das Kompakt-SUV muss sich weiterentwickeln, darf aber auf keinen Fall die Stammkundschaft verprellen. Ob dies dem Tiguan 3 gelingt? Wir testen die Neuauflage des Erfolgs-SUV.
Das Wichtigste im Überblick
- Bestseller aus Wolfsburg jetzt in der dritten Generation
- Als Benziner, Diesel, Mild-Hybrid und Plug-in-Hybrid erhältlich
- VW legt mehr Wert auf Lifestyle
Der VW Tiguan wird seit 2007 gebaut, die zweite Generation gab es ab 2016.
Was zeichnet den VW Tiguan aus?
Seit mittlerweile drei Generationen ist der VW Tiguan eines der erfolgreichsten SUV überhaupt und glänzt mit Alltagstalent, Komfort und hoher Variabilität. So erfreut der Wolfsburger Familien genauso wie Außendienstler oder Menschen, die ihn als Arbeitsgerät nutzen. Er ist eine Art Golf als SUV. Noch dazu bietet er vorrangig mit drehmomentstarken Dieselmotoren Qualitäten als Zugfahrzeug oder – dank optionalem Allradantrieb – auch für leichte Geländeeinsätze. Kurzum: Der Tiguan ist ein echtes Allround-SUV.
Lohnt sich der neue VW Tiguan? Auto-Journalist Peter R. Fischer stellt ihn vor:
Namensfindung
Die Modellbezeichnung Tiguan setzt sich aus „TIGer“ und „LegUAN“ zusammen. Für diese Kombination aus der Tierwelt stimmten die Leser der Auto Bild.
Was die Formensprache angeht, ist der Tiguan 3 deutlich weniger geradlinig gezeichnet als bisher. Auffällig ist vor allem die Front, die ausgetretene Pfade verlässt, im Falle unseres Testwagens Tiguan Elegance mit einem breiten Lufteinlass samt Chromspangen in der Schürze. Darüber sorgt die zeitgeistige, durchgehende Lichtleiste für Hingucker. Diese verbindet optisch den nur angedeuteten Kühlergrill mit den LED-Scheinwerfern (im Fall des Testwagens: IQ-Matrix-LED). In der Seitenansicht fallen bei der dritten Tiguan-Generation die betonten Radhäuser mit Plastikbeplankung und die konventionellen Bügeltürgriffe auf. Am Heck trägt das klassisch im Two-Box-Design gestaltete Kompakt-SUV eine ebenfalls durchgehende Lichtleiste. In der höchsten Ausstattungslinie kann für die Rückleuchten aus drei verschiedenen Lichtsignaturen gewählt werden.
Der VW Tiguan im Test
Wir drücken den eckigen Startknopf auf der Mittelkonsole. Ein Dreh am neuen Gangwahlhebel nach vorne auf „D“ genügt, dann rollt der Tiguan los. Gut: Dank Mild-Hybridantrieb spricht das SUV spontan an, die DSG-Anfahrschwäche entfällt. Das Siebengang-DSG schaltet sauber und beinahe unmerklich. Im Eco- und Komfort-Modus schaltet das DSG aber sehr schnell hoch, um den Verbrauch niedrig zu halten. Anders im Sport-Modus: Hier hält das Getriebe mit den zwei Kupplungen die Fahrstufen lange – im Alltag eher störend. Wie der gesamte Sport-Modus, der im komfortbetonten Tiguan nicht wirklich passt, vor allem, weil der 150-PS-Benziner sich arg ins Zeug legen muss, um einen sportiven Eindruck zu vermitteln. Wer dem Tiguan 1.5 eTSI alles abverlangt, kann ihn in 9,1 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 210 km/h.
In seinem Element ist der Tiguan bei zivilerem Tempo. Er gleitet ruhig durch die Stadt und über Land, glänzt mit direkter Lenkung und sicherem Fahrverhalten. Besonders gut gefällt mir das optionale DCC-Fahrwerk, dessen einstellbare Dämpfer sich über das Normalmaß hinaus entweder „über“-sportlich oder „über“-komfortabel bringen lassen. Im Alltagsbetrieb macht auch der Antrieb eine gute Figur, der Tiguan fährt unaufgeregt und im besten Sinne unauffällig. Der Antritt des 1,6 Tonnen schweren SUV ist zufriedenstellend, der Motor kräftig. Dabei ist er erfreulich sparsam: Wenn man den Tiguan mit einem leichten Gasfuß fährt, haben wir laut Bordcomputer einen Verbrauch von 5,1 Litern auf 100 Kilometern realisieren können. Der WLTP-Verbrauch ist mit 6,3 Litern angegeben. Zügig auf der Autobahn bewegt, standen 7,7 Liter im Display.
Die Motoren des VW Tiguan
VW bietet den neuen Tiguan als Benziner, Diesel, Mild-Hybrid und Plug-in-Hybrid an. Je nach Motorisierung leisten die Antriebe 131 bis 265 PS.
Motor | Motorart | Hubraum | Leistung | Verbrauch/100 km |
---|---|---|---|---|
1,5-l-TSI | Mild-Hybrid | 1.498 ccm | 96 kW (131 PS) | 6,6–6,1 l |
1,5-l-TSI | Mild-Hybrid | 1.498 ccm | 110 kW (150 PS) | 6,7–6,2 l |
1,5-l-TSI HY | Plug-in-Hybrid | 1.498 ccm | 110 kW (150 PS) | 18,6–16,7 kWh und 0,5–0,4 l |
1,5-l-TSI HY | Plug-in-Hybrid | 1.498 ccm | 130 kW (177 PS) | 18,2–17,4 kWh und 0,5–0,4 l |
2,0-l-TDI | Diesel | 1.968 ccm | 110 kW (150 PS) | 5,7–5,3 l |
2,0-l-TDI | Diesel | 1.968 ccm | 142 kW (193 PS) | 6,6–6,2 l |
2,0-l-TFSI | Benziner | 1.984 ccm | 195 kW (265 PS) | 8,7–8,5 l |
Die Preise des VW Tiguan
Die Achillesferse des Tiguan war immer schon der Preis. Das ist auch bei der dritten Generation so – wobei es nicht unbedingt am Basispreis von 37.150 Euro liegt. Wer mit reduzierter Ausstattung und kleinen Motoren zurechtkommt, sollte 45.000 Euro für den Tiguan einplanen. Gut und sehr gut ausgestattete Varianten liegen ohne Probleme 10.000 Euro darüber. Die getestete Elegance-Ausstattung startet mit dem 1.5-eTSI-Motor (150 PS) bei 46.600 Euro.
Welche Abmessungen hat der VW Tiguan?
Auch der Tiguan 3 ist ein typischer Vertreter der Kategorie „Kompakt-SUV“. Anders als sein kleiner Bruder, der T-Roc, rangiert er indes am oberen Rand des Segments. Im Vergleich zum Vorgänger ist er nur marginal gewachsen:
- Länge: 4,54 Meter
- Breite: 1,84 Meter
- Höhe: 1,66 Meter
- Radstand: 2,68 Meter
Wie viel Gepäck kann ich im Kofferraum des VW Tiguan verstauen?
Der Kofferraum des VW Tiguan fasst in der aktuellen Generation bis zu 652 Liter – abhängig vom Antrieb. Das sind 37 Liter mehr als im Vorgänger. Klappt man die verschiebbare Rücksitzbank nach vorne, stehen sogar 1.650 Liter zur Verfügung. Ein sehr guter Wert – aber dennoch etwas weniger als beim Tiguan 2, der zumindest auf dem Papier mit 1.655 Litern die Bestmarke im Generationenvergleich behält. Bei der Anhängelast gibt es Positives zu vermelden: Als 1.5 eTSI mit 150 PS zieht der Tiguan bis zu zwei Tonnen. Die maximale Anhängelast mit anderen Motorisierungen beträgt beim Tiguan 3 bis zu 2,3 Tonnen.
Wie ist der Innenraum des VW Tiguan gestaltet?
Als Erstes fällt im Innenraum des Tiguan die angenehm hohe Sitzposition auf, die die Insassen weit über der Straße thronen lässt. Wie beim Vorgänger sind die Ergonomie und die Platzverhältnisse sehr gut – sowohl vorne als auch hinten können auch sehr Großgewachsene ausgesprochen komfortabel sitzen. Langstrecke im Tiguan? Kein Problem. Ein zusätzliches Plus an Komfort bieten die optionalen Zehn-Kammer-Massagesitze, die im Test-Tiguan verbaut sind. Wer sich oft auf langen Autobahnetappen befindet, sollte dieses Gestühl in die nähere Auswahl nehmen.
Das Cockpit des Tiguan 3 ist deutlich modischer gestaltet als das des Vorgängers. Über das Armaturenbrett zieht sich ein hinterleuchteter Zierstreifen aus glänzendem Plastik – Fingerabdrücke und Kratzer dürften den optischen Spaß bald trüben.
Ungewohnt sind für Tiguan-Erfahrene der neue Gangwahlhebel an der Lenksäule und ein multifunktionaler Dreh-Drücksteller auf der Mittelkonsole, über den sich nicht nur die Fahrmodi anwählen lassen, sondern auch die Lautstärke einstellen lässt.
Auch wenn der 15 Zoll große Touchscreen (optional; Serie: 12,9 Zoll) und die digitalen Instrumente es nicht vermuten lassen: Der Tiguan weist einige sehr traditionelle Features auf. Dazu zählt das mit konventionellen Knöpfen bestückte Lenkrad, das versehentliche Fehlbedienung praktisch ausschließt und sich bedienen lässt, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Kleine Aufmerksamkeiten wie das Brillenfach hinter dem Innenspiegel, die gekühlte Ladeschale fürs Smartphone oder die kleine Schublade links unterm Lenkrad runden das Bild eines praktischen Innenraums ab. Leider entfallen die Ablagen auf dem Armaturenbrett und die zusätzlichen Staufächer im Dachhimmel.
Einen guten Eindruck macht das neue VW-Infotainment MIB4. Das System läuft flüssig, individuelle Schnellzugriff-Buttons lassen sich konfigurieren und die neue Spracherkennung namens IDA funktioniert zuverlässig. Sie kann auch auf Klima- und Komfortfunktionen zugreifen – und im Zweifel sogar ChatGPT zurate ziehen.
Der VW Tiguan wird seit 2007 gebaut, die zweite Generation gab es ab 2016.
Vor- und Nachteile des VW Tiguan
Vorteile
- Gute Platzverhältnisse
- Sparsamer Antrieb (1.5 eTSI mit 150 PS)
- Reisetauglicher Komfort
Nachteile
- Recht hohe Preise
- Nicht mehr ganz so pragmatisch wie der Vorgänger
Mein Fazit
Ja, der neue Tiguan bleibt ein absolut alltagstaugliches SUV mit tollen Platzverhältnissen und langstreckentauglichem Komfort. Allerdings schlägt die dritte Generation einen lifestyligeren Weg ein und ist nicht mehr ganz so pragmatisch wie der Vorgänger. Überzeugt hat mich der sparsame Mild-Hybridantrieb mit 150 PS, der aus meiner Sicht für den Alltag absolut ausreichend kräftig ist. Wer den Tiguan auf der Langstrecke oder für den Anhängerbetrieb einsetzen möchte, sollte ein Auge auf den drehmomentstärkeren Zweiliter-Diesel werfen.