VW T-Roc Cabrio (2020) im Test
Mit dem T-Roc Cabrio baut VW ein auf den ersten Blick unlogisches Auto. Im Test offenbart das SUV ohne Dach jedoch ungeahnte Vorzüge.
- Das VW T-Roc Cabriolet in Kürze:
- T-Roc Cabrio (2020): Karosserie, Platzangebot, Verdeck | Karosserie, Platzangebot, Verdeck
- Volkswagens SUV-Cabrio: Innenraum, Verarbeitung | Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- VW T-Roc Cabrio R-Line: Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten | Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
- VW T-Roc Cabrio 1,5 TSI: Antrieb, Motor, Getriebe | Antrieb, Motor, Getriebe
- T-Roc Cabriolet: Infotainment, Radio, Bedienung | Infotainment, Radio, Bedienung
- T-Roc Cabrio (2020): Assistenzsysteme, Sicherheit | Assistenzsysteme, Sicherheit
- VW T-Roc Cabrio: Preise, Ausstattung, Alternativen | Preise, Ausstattung, Alternativen
- Fazit
- VW T-Roc Cabriolet (2020): Technische Daten
Sie ist logisch. Nagend. Unvermeidbar. Und gemessen daran überraschend schnell vom Tisch: die miefige Frage nach dem Sinn eines offenen SUVs. So etwas hält sich im umwehten Innenraum eines T-Roc Cabriolets nicht lange. In Volkswagens einzigem Cabriolet ist stattdessen Lockerheit angesagt. Überträgt sich die auf den Fahrer, geht das ungewöhnliche Konzept auf.
Das T-Roc Cabriolet bietet weniger Platz als herkömmliche Kompakt-SUVs. Dafür hat der Fahrer eine bessere Übersicht als in gewöhnlichen Cabrios. Was das für den Alltag im Detail bedeutet? Und was das SUV-Cabriolet darüber hinaus kann? Das klären wir im Alltagstest mit dem 150 PS starken Top-Benziner und dem sportlichen R-Line-Ausstattungslevel.
Das VW T-Roc Cabriolet in Kürze:
- Viersitziges SUV-Cabriolet mit 4,387 Metern Länge
- Elektrisches Stoff-Verdeck mit einfacher Handhabung
- Motoren: Turbobenziner mit 115 oder 150 PS
- Mit Sechsgang-Handschaltung oder Siebengang-DSG
- Basispreis: ab 27.500 Euro, getestete Version ab 32.810 Euro
Komfort und sportlicher Flair in einem. Das SUV-Cabrio aus Wolfsburg überzeugt mit all seinen Facetten.
T-Roc Cabrio (2020): Karosserie, Platzangebot, Verdeck | Karosserie, Platzangebot, Verdeck
Ein SUV-Cabrio ist zwar unorthodox, aber nicht unlogisch: Die Sitzposition ist höher und der Einstieg angenehmer als bei herkömmlichen Cabrios. Trotzdem hat man genau so viel Frischluft in der Lunge und Sonne auf der Haut. Da stört es kaum, dass der Weg auf den übersichtlichen Fahrerplatz über hohe Einstiege führt. Im Innenraum gibt es ausreichend Platz für Fahrer und Beifahrer.
Reihe zwei bietet Platz für maximal zwei Personen, die besser nicht allzu groß gewachsen sind. Das zeigt schon: Ein T-Roc Cabrio ist mehr (und weniger) als ein offener T-Roc. Mit 4,387 Metern misst das SUV-Cabrio 15 Zentimeter mehr als die herkömmliche Variante mit fünf Sitzplätzen und Blechdach. Die C-Säule des offenen T-Roc steht flacher. Im hinteren Bereich raubt der Verdeckkasten für das Stoffdach viel Raum. In den Kofferraum mit hoher Ladekante passen spartanische 284 Liter – mit der Option auf etwas mehr, wenn die hinteren Lehnen per Fernentriegelung fallen und eine schmale Durchreiche entsteht (zum Vergleich: Der geschlossene T-Roc fasst 445 bis 1.290 Liter).
Wichtiger als Stauraum sind beim Cabrio ohnehin eine einfache Handhabung und trockene Häupter: In 9 Sekunden öffnet und schließt der T-Roc sein Verdeck, und zwar bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von 30 km/h. Das VW Cabrio erledigt das rein elektrisch und verlangt vom Piloten nicht mehr als einen Tastendruck. Angenehm: Die Ver- und Entriegelung am Scheibenrahmen bekommt das Auto selbst hin. In der Praxis läuft die Sache schnell und einfach genug, um den T-Roc innerhalb kurzer Ampel-Stopps zu öffnen oder zu schließen.
Was das T-Roc Cabrio im Feld der offenen Autos auf kompakter Grundfläche besonders macht: seine Eignung als Zugfahrzeug. Bis zu 1.700 Kilogramm darf das SUV-Cabrio mit optionaler Anhängevorrichtung (775 Euro, abnehmbar) ziehen.
Volkswagens SUV-Cabrio: Innenraum, Verarbeitung | Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Ein häufiger Kritikpunkt am Cockpit des (geschlossenen) VW T-Roc: zu viel Hartplastik im Innenraum. Doch im T-Roc Cabrio ergibt die hemdsärmelige Materialauswahl endlich Sinn. Denn schnöder Kunststoff an Armaturenbrett, Seitenverkleidung und Mittelkonsole absorbiert Sonnenmilch-Rückstände eben nicht so gierig wie noblere Stoffe.
Außerdem tapeziert VW die entscheidenden Stellen hochwertiger: An Armauflagen und Lenkrad gibt es angenehm glattes Leder mit etwas Unterfütterung. Außerdem sitzen wir im Testwagen auf dem hochwertigsten Gestühl, das die Aufpreisliste hergibt: Teil der R-Line-Ausstattung (rund 2.700 Euro) sind Volkswagens Komfort-Sportsitze mit stärker taillierten Wangen und passablem Seitenhalt. Über das Lederpaket („Vienna“, 2.240 Euro) erhalten wir gestepptes Leder in erster und zweiter Sitzreihe.
Volkswagens Faltdach schmiegt sich ohne Reibungspunkte um das aufgestellte Windschott (340 Euro). Das optionale Mittel gegen Zugluft verstauen die Wolfsburger unterhalb des Laderaumbodens. Trivial gestaltet sich die Integration in die hinteren Seitenverkleidungen nicht, doch die Sache ist alternativlos: Technische Mittel zur Nacken-Wärmung (Air-Scarf etc.) bietet Volkswagen nicht an. Im Testwagen holt die Klimaanlage das Beste aus den vorhandenen Lüftungs-Austrittsdüsen. Sie wärmt passabel, kühlt schnell und passt die Ziel-Temperatur bei geöffnetem Verdeck an.
VW T-Roc Cabrio R-Line: Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten | Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
Reden wir es nicht schön: Ein mehr als 1,5 Meter hohes SUV-Cabrio zu fahren, widerspricht jeder Strömungslehre. Dafür gibt es eine bessere Übersicht als im herkömmlichen Cabrio. So weit zur Theorie eines Zielkonflikts, der in der Praxis keine echte Rolle spielt. Konkreter: Man vergisst schnell, was man hier eigentlich steuert. Bei unserem Testwagen mit R-Line-Sportfahrwerk (serienmäßig bei R-Line) bleibt das Wanken im Rahmen und die bauartbedingte Behäbigkeit des 1.524 Kilogramm schweren Modells eine nicht wirklich störende Randnotiz.
Wer es jedoch wissen will, stößt bald und hoffnungslos untersteuernd an Grenzen. VW war gut beraten, den Sport im gleichnamigen Fahrprogramm (serienmäßig bei R-Line) nicht allzu ernst zu nehmen. Der scharfe Modus bleibt ebenso nahe am Standard-Setup wie der Comfort-Trim am anderen Ende des Spektrums. Im sanften Modus hätten die Wolfsburger Ingenieure den optionalen Adaptiv-Dämpfern (1.045 Euro) des Testwagens mehr Milde verordnen dürfen. Kurze Schläge filtert das SUV-Cabriolet mäßig heraus. Alles darunter klappt hinreichend komfortabel. Wohlgemerkt: Wir sprechen immer noch von der Abstimmung des sportlichen Fahrwerks. In der Basis-Version stecken andere Federbeine.
Volkswagens Lenkung bietet mäßige Spontanität um die Mittelstellung, doch ausreichende Präzision und Rückmeldung. Das reicht allemal, denn es wird mit dem T-Roc Cabrio häufiger gen Süden gehen denn zur Nordschleife.
VW T-Roc Cabrio 1,5 TSI: Antrieb, Motor, Getriebe | Antrieb, Motor, Getriebe
Volkswagen bietet zwei Turbo-Benziner für den offenen T-Roc an. Zur Wahl stehen ein 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 115 PS sowie der getestete 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 150 PS. Für das größere Triebwerk bietet VW optional ein Automatikgetriebe an (Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe). Wir sortieren die sechs Gänge des Testwagens manuell. Dabei fallen lange Schaltwege und Übersetzungen auf. Letzteres passt toll, um entspannt und niedertourig durch die Lande zu surfen. Wer kurzfristig Schub braucht, kann im selben Gang verweilen und die frühe Drehmoment-Welle zwischen 1.500 und 3.500 Touren nutzen.
Doch beim Durchbeschleunigen raubt das lang abgestufte Getriebe dem Vierzylinder seine Spritzigkeit. Denn beim Heraufschalten landet man oft in Bereichen klar unterhalb des Höchstleistungs-Plateaus. Laut Datenblatt liegt die maximale Leistung zwischen 5.000 und 6.000 Umdrehungen an. Spät also, von dort aus ist es nämlich nicht mehr weit bis in den weichen Drehzahlbegrenzer.
Der Verbrauch bleibt beim Test im Rahmen. Wir landen bei 7,8 Litern – mit offenem Verdeck, geforderter Klimaanlage und einer Mischung aus zügiger Landstraßenfahrt, gemächlicher Autobahn-Etappe und Stop-and-go im Stadtgebiet.
Seit Ende 2017 rollt der VW T-Roc auf den Straßen. Ab dem Frühjahr 2020 übrigens auch als Cabrio-Ausführung.
T-Roc Cabriolet: Infotainment, Radio, Bedienung | Infotainment, Radio, Bedienung
Ein schräg stehender Infotainment-Screen und das offene Dach harmonieren mäßig: Bei unvorteilhafter Sonneneinstrahlung wird das 8 Zoll große Display zum schwarzen Nichts. Die Bedienung selbst ist beim großen Infotainment-System (Discover Media, ab 1.375 Euro) in Grundzügen klar. Über Tasten beider Seiten des Bildschirms wählt man die Menü-Gruppe, auf dem Touch-Bildschirm erfolgt die Auswahl direkt. Eines nervt dabei beständig: Was Volkswagen hinter dem Einstellungs-Button (mit stilisierten Zahnrädchen) gruppiert, folgt keiner erkennbaren Logik. Manchmal wird hier Grundsätzliches verstellt. In wieder anderen Menüs geht es dahinter um Detail-Justierungen, die im Alltag kein Mensch vornimmt.
Bei der Smartphone-Kopplung (225 Euro, App-Connect Wireless) lässt sich der offene T-Roc Zeit. Immerhin: Das Mikro der Freisprecheinrichtung filtert Nebengeräusche hinreichend raus, um Telefongespräche bei geöffnetem Verdeck zu ermöglichen. Jedenfalls unterhalb von Autobahntempo.
T-Roc Cabrio (2020): Assistenzsysteme, Sicherheit | Assistenzsysteme, Sicherheit
Serienmäßig verfügt das T-Roc Cabrio über Notbremsassistenten, Müdigkeitserkennung und einen Spurhalteassistenten. Dieser Lane Keeping Assistant greift spät ein, ist als letzter Anker vor dem Überfahren der Seiten- oder Mittellinie gedacht. Eine Spur-Zentrierungsfunktion bietet Volkswagen für das SUV-Cabrio nicht an. Damit entfällt gleichsam die Möglichkeit für einen Stau-Assistenten.
Die Beinarbeit kann der Fahrer im Kolonnen- oder Autobahnverkehr abgeben: Im großen Assistenzpaket (ab 1.500 Euro, Fahrerassistenzpaket „Plus“) ist neben einem Toter-Winkel-Warner und dem Fernlicht-Assistenten der adaptive Tempomat ACC enthalten. Damit richtet der T-Roc sein Tempo an der Geschwindigkeit des Vorausfahrenden aus. Doch im Handschalter-Modell verliert das System seinen besten Trick: Selbstständig anhalten und wieder losfahren klappt nur in Verbindung mit dem Automatikgetriebe. Im Testwagen mit manuellem Getriebe übergibt der T-Roc wieder an den Fahrer, sobald das Tempo auf weniger als 25 km/h fällt.
Mit Parklenkassistenten (ab 510 Euro mit Rückfahrkamera) zirkelt das getestete T-Roc Cabriolet selbstständig in Parklücken. Dabei lässt sich das SUV-Cabrio wenig Raum für Fehler, macht im Test-Zeitraum aber auch keine. Damit wird der Einpark-Assistent zur soliden Unterstützung bei Lücken in Quer- wie Längsrichtung.
VW T-Roc Cabrio: Preise, Ausstattung, Alternativen | Preise, Ausstattung, Alternativen
Ab 27.500 Euro startet das T-Roc Cabrio mit dem Basis-Strang, ab knapp 30.100 Euro gibt es den getesteten 1,5-Liter-Vierzylinder. Dafür erhält man den offenen T-Roc in der Basis-Ausstattung „Style“ bereits mit LED-Rückleuchten, Lederlenkrad und Radio. In Kombination mit der sportlichen R-Line-Ausstattung veranschlagt VW (mit getestetem 1,5-Liter-Motor) ab 32.810 Euro, mit DSG-Automatik erhöht sich der Basispreis auf knapp 35.000 Euro. Wie abgebildet kostet das T-Roc Cabriolet mit 150- PS-Benziner und manuellem Getriebe laut Liste 45.190 Euro. Neben den erwähnten großen Brocken (Lederpaket 2.240 Euro, Infotainment-System 1.375 Euro oder Adaptiv-Fahrwerk 1.045 Euro) treiben unter anderem die 19-Zoll-Bereifung (1.255 Euro mit Felgen „San Marino“), der Metallic-Lack (Rauchgrau-Schwarz, 610 Euro) und der Digital-Tacho (500 Euro) den Preis nach oben.
Ein anderes SUV-Cabrio als Alternative? Gibt es nur auf dem Gebrauchtwagenmarkt: Land Rover bietet mit dem Range Rover Evoque I Cabrio zwischen 2017 und 2019 ein vergleichbares Modell an. Doch der einst hohe Neuwagen-Verkaufspreis macht sich auch bei Gebrauchten bemerkbar: Bei rund 35.000 Euro beginnen die Preise für frühe Exemplare mit gültiger HU.
Klar: Wer die Suche auf reguläre Kompakt-Cabriolets ausweitet, findet weitere Optionen auf dem Neuwagenmarkt. Doch selbst wenn man die Fahrzeughöhe ausklammert, behält der T-Roc seine Nischen-Stellung. BMW hat mit dem 2er Cabrio (ab 35.000 Euro) die deutlicher auf Agilität ausgerichtete Alternative. Geht es eher um den spaßig-offenen Zugang, passt vielleicht noch das Mini Cabrio (ab 24.000 Euro). Der Mazda MX-5 (ab 29.990 Euro) parkt konzeptionell meilenweit vom offenen T-Roc entfernt. Smarts elektrischer Fortwo EQ (ab 25.200 Euro) ist viel kleiner. Beim ebenfalls knapp bemessenen Fiat 500 C (ab rund 18.500 Euro) verschwindet das Dach, doch B- und C-Säule bleiben stehen. Abseits der genannten Modelle ziehen Cabrios preislich davon.
Fazit
Selbst weit gefasst bleibt das Konkurrenzumfeld von Volkswagens SUV-Cabrio überschaubar. Doch wer den offenen T-Roc auf Volkswagens Nischen-Suche und das Überstrapazieren des SUV-Themas reduziert, verkennt den Charme: In erster Linie ist der T-Roc ein übersichtliches Cabrio. Nur in wenigen, zügigen Momenten schimmert das SUV durch. Das liegt dann nicht daran, dass das Gesamtpaket so sportlich wäre. Vielmehr strahlt das gesamte Paket eine tiefe Entspanntheit aus. Das VW T-Roc Cabriolet ist ein Auto für Ausflugspunkte, nicht für Scheitelpunkte.
VW T-Roc Cabriolet (2020): Technische Daten
Modell | VW T-Roc Cabriolet 1,5 TSI „R-Line“ |
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Motor | 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner |
Leistung | 150 PS (110 kW) bei 5.000 bis 6.000 U/min |
Drehmoment | 250 Nm bei 1.500 bis 3.500 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Handschaltung, optional Siebengang-DSG |
0-100 km/h | 9,6 s |
Geschwindigkeit | 205 km/h |
Verbrauch laut Hersteller | 5,5 bis 5,7 l/100 km (kombiniert) |
CO2-Ausstoß | 125 bis 130 g/km |
Länge | 4.378 mm |
Breite | 1.811 mm (mit Außenspiegeln) |
Höhe | 1.579 mm |
Radstand | 2.630 mm |
Leergewicht | ab 1.524 kg (ab 1.540 mit DSG) |
Kofferraumvolumen | 284 l |
Basispreis T-Roc Cabriolet | ab 27.495 Euro (als 1,0 TSI „Style“) |
Basispreis Test-Antrieb | ab 30.075 Euro (als 1,5 TSI „Style“) |
Basispreis getestetes Modell | ab 32.810 Euro (als 1,5 TSI „R-Line“) |
Erhältlich seit | April 2020 |