VW Polo 5 und Opel Corsa E: Zwei Kleine für kleines Geld
Ein klassisches Kleinwagen-Duell formiert sich gerade neu. Während sich die Vorgänger am Gebrauchtwagenmarkt duellieren: VW Polo 5 und Opel Corsa E im Vergleichstest.
Die Wachablösung beim Polo ist noch nicht lange her. Ende 2017 wurde die 5. Generation ersetzt, drei Jahre zuvor gab es noch ein großes Facelift. Der Opel Corsa E läuft ebenfalls seit 2014 und trotzdem schon in diesem Jahr aus. Sein Nachfolger ist eng verwandt mit dem Kleinwagen des Mutterkonzerns PSA, dem Peugeot 208. Das heißt: Viele Händler versuchen jetzt ihre Lagerfahrzeuge und Kurzzulassungen loszuwerden und bieten zum Teil hohe Rabatte. Auf ein technisch noch sehr junges Auto. Beim Polo konkurrieren junge Gebrauchte der Generation 5 mit jungen Gebrauchten der Generation 6 - für kleinere Preise.
Wir haben Polo 5 und Corsa E für diesen Alltagstest miteinander verglichen. Mit nicht zu starken Benzinern, die neu auf etwa dem gleichen Preisniveau lagen. Den VW Polo treibt als 1.0 Blue Motion Technology ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 75 PS an, den Opel Corsa 1.4 Turbo ecoFlex ein 1,4-Liter-Vierzylinder mit 100 PS.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Der Corsa wurde zum Modellwechsel im Jahr 2014 geringfügig größer und ist damit knapp fünf Zentimeter länger als der Polo. Höher und breiter ist er auch. Das zeigt sich beim Platzangebot. 285 Liter passen in den Kofferraum, bei umgelegter Rückbank werden es 1.120 Liter. Der Polo liegt bei 280 bis 952 Litern. Im Alltag fällt das meist nicht auf, außer man braucht die komplette Ladekapazität.
Das Plus an Höhe merken Passagiere auf der Rückbank dafür immer. Der Opel bietet deutlich mehr Luft am Kopf. Im Polo sind allerdings die Sitze bequemer, womit zumindest kleinere Mitfahrer hier lieber einsteigen werden. Vorne haben uns im Polo jedoch die serienmäßigen Comfort-Line-Sitze nicht gefallen. Ein Wulst auf Höhe der Schulterblätter störte auch nach hunderten Test-Kilometern noch.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Aufgeräumt sieht es aus im Volkswagen. Der Hartplastikanteil fällt etwas geringer aus als im Corsa, das Armaturenbrett ist schlicht, klar geformt und gut durchdacht. Die Verarbeitung passt ebenfalls. Nichts klappert, knarzt oder wackelt. Der Corsa fällt nicht weit zurück, wirkt aber deutlich unruhiger. Die vielen lackierten Flächen sehen neu passabel aus, zerkratzen aber leicht und altern schlechter. Für Kleinwagen bewegen sich beide auf ordentlichem Niveau.
Infotainment, Radio, Bedienung
Die übersichtliche Optik spiegelt sich bei der Bedienung wider. Die acht wichtigsten Tasten sitzen rund um das Display des Infotainmentsystems, zwei Drehregler dazu, fertig. Da fällt die Zuordnung leicht. Opel bringt die Funktionen in kleinen, inselförmigen Gruppen rechts, links und unterhalb des Bildschirms an. Das ist weniger übersichtlich. Genau wie die Bedienung des Bordcomputers über den Blinker-Hebel. Das leider nicht serienmäßige Multifunktionslenkrad gibt weniger Rätsel auf.
Dafür kann der Opel mehr. Hier spürt man die jüngere Basis. Der Polo kam schon 2011 auf den Markt, der Corsa erst 2014. So gibt es im Corsa einen W-Lan-Hotspot und den Concierge-Service Opel-Onstar - der allerdings nur noch bis 2021 bei Fahrzeugdiagnose, Parkplatzsuche oder Hotelbuchung hilft. Opel-Mutter PSA stellt ihn ein.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Allzu viele Assistenten darf man von den Kleinwagen nicht erwarten. Doch VW hat mit dem Facelift 2014 viel getan, um ihn für die letzten paar Jahre fit zu machen. Seither bremst er sich serienmäßig nach einer Kollision selbständig ein, um Folgeunfälle möglichst zu vermeiden. Gegen Aufpreis hält er per ACC den Abstand zum Vordermann zwischen 0 und 160 km/h, erkennt ob der Fahrer müde ist und warnt gegebenenfalls. Dazu hilft er beim Einparken und bremst im Stadtverkehr notfalls alleine.
Der Corsa hat weniger Helfer im Angebot. Einen Abstandstempomaten gibt es nicht, nur eine Anzeige, die bei zu geringem Abstand zum Vorausfahrenden warnt. Dazu ein Gimmick, das den Abstand in Sekunden anzeigt. Eine Spielerei ohne echten Nutzen. Immerhin warnt Opels Kleinwagen vor dem Verlassen der Spur und erkennt Verkehrsschilder.
Euro NCAP gab dem Corsa beim Crashtest im Jahr 2014 zudem nur vier Sterne, der Polo erreichte 2009 fünf, die Euro NCAP ihm 2014 noch einmal bestätigte. Bei der Insassensicherheit schnitt der VW mit 90 (Erwachsene) und 86 Prozent (Kinder) deutlich besser ab als der Corsa (70 und 77 Prozent).
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Beim Thema Dynamik fährt der Polo ebenfalls voraus. Er lenkt recht direkt und zielgenau ein, das Lenkrad ist gut gewichtet und fühlt sich in der Hand gut an. Der Corsa macht es nicht viel schlechter, doch um die Mitte herum reagiert er zu empfindlich. Spurrillen und Fahrbahnunebenheiten steckt er ebenfalls nicht so gut weg. Insgesamt ist man mit dem Polo etwas lieber sportlich unterwegs als mit dem Corsa, er ist wendiger.
Für lange Autobahnetappen mit hohen Geschwindigkeiten bieten beide sich nicht an. Sie werden dann zu laut. Der Corsa etwas weniger als der Polo, doch störend wird es bei beiden früher oder später.
Antrieb, Motor, Getriebe
In der Kurve mag der Polo dem Corsa wegfahren, doch auf der Geraden saugt der Opel sich wieder an. Kein Wunder, es treten 100 PS gegen 75 PS an. Dazu fehlen dem Polo ein Gang und ein Zylinder auf den Corsa und 400 Kubikzentimeter Hubraum. Geschenkt, beide sind keine Sportwagen.
Allerdings gibt es im Polo erst bei 6.200 Umdrehungen die volle Leistung, das Drehmoment von 90 Nm liegt zwischen 3.000 und 4.500 Umdrehungen an. Man muss viel schalten, um ihn in Schwung zu halten. Was ärgerlich ist, weil ein schweres Schwungrad zwar mehr Laufruhe in den Dreizylinder bringt, doch Schaltvorgänge und Gaswegnahme werden dadurch unharmonisch.
Der Corsa hat weniger Schwierigkeiten. Seine 100 PS liegen zwischen 3.500 und 6.000 Umdrehungen an. Das Drehmoment von 200 Nm steht zwischen 1.850 und 3.500 Umdrehungen zur Verfügung. Dazu gibt es sechs Gänge. Man muss ihn nicht viel schalten, wenn man es tut, belohnt er das mit gutem Durchzug.
Logisch eigentlich, dass der Corsa auch mehr verbraucht. Im Test pendelte er sich bei rund 6 Litern ein. Das liegt nah am Normverbrauch von 5,8 bis 5,5 Litern, gemessen nach WLTP und zurückgerechnet auf NEFZ. Der Polo wurde noch nach reinen NEFZ-Kriterien gemessen und soll laut Norm 4,8 Liter verbrauchen. In der Praxis wurde es ein knapper Liter mehr.
Kosten, Preise und Fazit zum VW Polo 5 und Opel Corsa E
Die Entscheidung fällt in diesem Vergleich schwer. Der Opel Corsa bietet mehr Platz, mehr Leistung und mehr Multi-Media-Gimmicks. Der Polo fährt sportlicher, lässt sich angenehmer bedienen und hat mehr Assistenten im Angebot. Viel falsch macht man mit beiden nicht. Der Corsa sollte beim Händler noch einige Zeit als Neuwagen erhältlich sein, die Chancen stehen gut, ihn günstig zu bekommen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt dürften die Preise sinken, sobald das neue Modell auf dem Markt angekommen ist.
Den Polo gibt es noch als jungen Gebrauchten mit wenigen Kilometern. In der getesteten Motorisierung empfehlen wir ihn jedoch nicht. Als 1.0 TSI mit 95 PS oder 110 PS ergibt er auf Autobahn und Landstraße mehr Sinn.
Technische Daten Opel Corsa und VW Polo
Modell | Opel Corsa 1.4 Turbo ecoFLEX | Volkswagen Polo 1.0 Blue Motion Technology |
---|---|---|
Motor | 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner | 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner |
Getriebe | Sechsgang-Handschaltung | Fünf-Gang Handschaltung |
Leistung | 100 PS bei 3.500 bis 6.000 U/min | 75 PS bei 6.200 U/min |
Drehmoment | 200 Nm bei 1.850 bis 3.500 U/min | 95 Nm bei 3.000 bis 4.500 U/min |
Verbrauch | 5,8-5,4 l/100 km | 4,8 l/100 km (NEFZ) |
CO2 | 132-125 g/km | 108 g/km |
0 – 100 km/h | 11,0 s | 14,3 s |
Geschwindigkeit | 185 km/h | 173 km/h |
Länge | 4.020 mm | 3.970 mm |
Breite | 1.780 mm | 1.680 mm |
Höhe | 1.480 mm | 1.460 mm |
Radstand | 2.510 mm | 2.470 mm |
Leergewicht (EU) | 1.163 kg | 1.095 kg |
Kofferraum | 285 bis 1.120 Liter | 280 bis 952 Liter |