Gebrauchtwagen-Tipp: VW Lupo GTI (2000 bis 2005)
Leichtbau-Rarität mit gutem Werterhalt? Da denkt niemand an den VW Lupo. Auf die GTI-Version trifft es zu. Das kann der Sport-Kleinstwagen als Gebrauchter.
Bis Mitte des Jahres 2000 galt der Volkswagen Lupo als grundvernünftiger Kleinstwagen, als biederer Spritsparer. Dann kam der Lupo GTI. Ein kleiner Sportler mit 125 PS, wenig Gewicht und einer optischen Gestaltung, die auf der Nordschleife stimmiger wirkt als am Ufer des Wörthersees. Zum Markterfolg wurde er nicht. Der bis 2005 gebaute Sportler war als Neuwagen schlicht zu teuer. Entsprechend rar ist der Lupo GTI heute als Gebrauchter. Doch es gibt sie, die unverbastelten und preiswerten Exemplare. Noch. Die Preisentwicklung bei vergleichbaren Modellen anderer Hersteller gibt die Richtung vor. Der kleinste GTI wird höchstwahrscheinlich im Wert steigen und an Rarität zunehmen.
Türen aus Alu, rote Leisten aus Tradition
Der GTI liegt 20 Millimeter tiefer als das Serienmodell, die Spur ist 28 Millimeter breiter als beim Standard-Lupo. Die Unterschiede sieht man aber auch ohne Maßband: Ausgestellte Radhäuser, seitliche Schweller und den mittig angeordneter Doppel-Auspuff hat nur das GTI-Modell, den typischen GTI-Grill mit roter Umrandung sowieso. Pubertär? Mag sein, dass so ein GTI zum Ausbildungs-Abschluss eher passt als zum Rentenantritt. Doch im sozialverträglichen Rahmen liegt das allemal noch.
Die technische Transformation erfolgte an mehreren Punkten: Über die kleinen seitlichen Lufteinlässe werden die größeren Bremsscheiben mit kühlender Luft angeströmt. Die Batterie baute Volkswagen für eine bessere Gewichtsverteilung ins Heck. Türen, Kotflügel und Motorhaube aus Aluminium sollen das Gewicht niedrig halten. 1.015 Kilogramm wiegt der 3,52 Meter kurze Lupo GTI laut Herstellerangabe – da sind 75 Kilogramm für den Fahrer bereits eingerechnet.
Macht bei 125 PS ein Leistungsgewicht von etwas weniger als acht Kilogramm pro PS. Viel besser war das Verhältnis beim gefeierten ersten Golf mit GTI-Kürzel Ende der 1970er-Jahren auch nicht. Eine weitere Parallele zum Ur-GTI: Wie dieser wird der Lupo GTI von einem 1,6-Liter-Vierzylinder angetrieben. Im konkreten Fall mit 16 Ventilen und variabler Ventilsteuerung. Bei 3.000 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 152 Newtonmetern an – ein akzeptabler Wert für ein vergleichsweise kleines Aggregat ohne Aufladung. Seine maximale Leistung liefert der Reihen-Vierzylinder bei 6.500 Umdrehungen.
Mit fünf und sechs Gängen erhältlich
Die Kraft erreicht ausschließlich die Vorderräder, einen Allrad-Lupo gab es nie. Frühe Modelle kommen mit manuellem 5-Gang-Getriebe, später reichte Volkswagen eine 6-Gang-Variante nach. Beide Lupo-Versionen knacken die 200 km/h-Marke, knapp. Was nichts daran ändert, dass der Lupo besser auf die Landstraße passt als auf die linke Spur. Lupo-Besitzer schwärmen von der direkten, präzisen Lenkung und der standfesten Bremse. Schlichte Lupo verzögern hinten über Bremstrommeln, der GTI kommt mit vier Scheibenbremsen.
Wild wirkt der schnellste Lupo schon im Stand. Konkreter: Im Sitzen. Man nimmt Platz auf Sportsitzen mit breiten Wangen, stellt die Füße auf Alu-Pedalen mit gummierten Grip-Flächen ab. Bestickte Volkswagen Fußmatten und Teile der Innenausstattung zieren rote Nähte, die Sicherheitsgurte sind gänzlich rot. Am Tacho finden sich Chrom-Umrahmungen statt grauem Plastik. Ansonsten unterscheiden sich Armaturenbrett und Konsole kaum vom normalen Lupo. Das Kofferraumvolumen fällt mit 130 bis 830 Liter ebenso dürftig aus wie beim herkömmlichen Modell.
Was die Konsole des stärksten Lupo vielen aktuellen sportlichen Kleinstwagen voraus hat? Einen ESP-Schalter, der das Stabilitätsprogramm tatsächlich abschalten kann. Jedenfalls, solange der Fahrer der Bremse fernbleibt (konkreter dem Regelbereich des ABS). Heutzutage kann der Fahrer meistens nur die Antriebs-Schlupfregelung abstellen. Der serienmäßige Schleuderschutz war beim Top-Lupo noch Kür, zur Pflicht wurde das System in Neuwagen erst mehr als 14 Jahre nach dem Marktstart des GTI.
Mögliche Probleme bei gebrauchten Lupo GTI
Damals wie heute macht sich das ESP in vielen Lupo GTI permanent bemerkbar – mittels eines durchgehend leuchtenden „Schleuderauto“-Symbols am Tacho. In Foren berichten Lupo GTI-Besitzer, dass der Tausch des Lenkwinkel-Sensors das Problem beseitigen kann. Andere leben einfach damit. Oder kleben die Leuchte mit einem Klebestreifen ab.
Späte Lupo GTI kamen serienmäßig mit Klimaanlage, aber auch bei frühen Exemplaren wurde sie oft bestellt. Nur ein knappes Drittel der auf mobile.de angebotenen Exemplare kommt mit herkömmlicher Lüftung. Wer ein Modell mit Klima zur Probe fährt, sollte auf ihre Funktion achten. Der Klimakondensator liegt beim Lupo GTI mitten in der Einflugschneise für aufgewirbelte Steine. Kommt es zu einem Leck, kann der seiner Schmierung beraubte Klimakompressor festlaufen.
Am Antrieb gilt vor allem das Getriebe als möglicher Störfaktor, wie in vielen kleinen VW-Sportmodellen jener Tage. Anhand der Kilometerleistung lässt sich ein drohender Kollaps kaum vorhersagen. Entscheidender ist, was die Getriebe bislang einstecken musste. Als Gebrauchtteil findet man die 5-Gang-Variante leichter als die 6-Gang-Version. Einige Firmen spezialisieren sich auf die Aufbereitung der Innereien. Für revidierte 5-Gang-Getriebe muss man zwischen 500 und 650 Euro einkalkulieren. Mit einem Gang mehr starten die Preise für überarbeitete Getriebe zwischen 1.000 und 1.300 Euro.
Das kosten gebrauchte VW Lupo GTI
Die Neuwagenpreise für den Lupo GTI starteten bei 33.640 DM. Für viele damals Interessierte zu viel angesichts der knappen Fahrzeugabmessungen. Das Interesse am Auto überstieg die Relevanz am Markt. Rund 6.370 Exemplare entstanden insgesamt, etwas mehr als 1.500 kamen nach Deutschland. Auf mobile.de werden aktuell rund 30 fahrtaugliche Exemplare angeboten, zwei Drittel davon mit gültiger HU.
Von Angeboten mit wild verbastelten oder leicht beschädigten Karossen sollten Liebhaber absehen, denn die vielen GTI-spezifischen Anbauteile machen Rückbau und Instandsetzung aufwändig und teuer. Es gibt ja zum Glück noch genug gut erhaltene und sorgfältig gewartete Lupo GTI. Meist noch mit den serienmäßigen 15-Zoll-Alufelgen (Originale Reifendimension: 205/45/15). Die Preise beginnen bei rund 4.500 Euro.
Wer spekulieren will, kann moderate Wertsteigerungen erwarten, zumindest bei richtig schönen Exemplaren. Die aktuellen Tarife für frühe Golf GTI wird der Lupo zwar so schnell nicht erreichen. Doch die ersten Polo GTI (dritte Generation) werden bereits günstiger gehandelt. Damit besteht eine günstige Alternative zum Lupo GTI mit ähnlichen Fahrleistungen: In der gelifteten Version des Kleinwagens (Polo 6N2) steckt ein technisch verwandtes 1,6-Liter-Aggregat. Für GTI-Varianten des überarbeiteten VW Polo III starten die Preise (fahrbereit mit gültiger HU) bei rund 2.500 Euro, unverbastelte Modelle kosten auf mobile.de ab rund 3.500 Euro.
Den Lupo-Nachfolger VW Fox gab es übrigens nie in scharfer Ausführung. Der legitime Nachfolger des Lupo GTI kam erst Anfang 2018 auf den Markt: Seitdem bietet VW den Up GTI ab 17.500 Euro an. Ein Dreizylinder-Turbobenziner stellt 115 PS bereit, das Gewicht liegt unbesetzt knapp unterhalb einer Tonne.
Fazit: Glühen mit Handgepäck, Kaufen mit Bedacht
Wer mit leichtem Gepäck und bevorzugt über Landstraßen reist, findet mit dem Lupo GTI eine spaßige Option. Die Rarität des Sport-Modells lässt langfristige Spekulation auf Wertzuwachs zu. Mittelfristig werden die Preise zumindest stabil bleiben. Allerdings braucht es dafür ein weitgehend originales Exemplar, außen wie innen. Die Ersatzteilsuche vor allem für spezifische GTI-Teile wird aufgrund der Seltenheit des Modells schwieriger. Auch das spricht im Zweifel für das solidere Exemplar und gegen das günstigere.