VW Golf 8 GTI (2020) im ersten Test
Früher scharf, heute Standard: Der neue Golf 8 GTI fährt mit der Leistung des Vorgängers GTI Performance. Wer Unterschiede spüren will, muss rasen. Erster Test.
Man sieht es ihm schon an der Auspuffspitze an: Der Golf GTI erfindet sich nicht neu. Zwei glänzende Endrohre deuten an, dass der flotte Kompakte viel mit seinem Vorgänger gemein hat. Der prötzelt und brummt mit ähnlichem Sound durch ähnliche Rohre.
Insgesamt finden sich viele Parallelen zwischen den Autos: Ein roter Lidstrich am Grill, schicke Felgen, ein paar Spoiler, Waben in den Lüftungsgittern, Sportsitze mit Karomuster und ein Golfball-Schaltknauf – das ist die GTI-Norm von VW. Ein bewährtes Muster auf einem neuen Modell.
Grundlegendes ändert sich tatsächlich kaum am Golf GTI. Okay, es gibt ihn nur noch mit fünf Türen. Innen sieht es jetzt zeitgemäßer aus, weil der Golf 8 moderner ist. Und sonst? Die Datenblätter führen fast identische Zahlen auf. Die Unterschiede stecken im Detail.
Der VW Golf 8 GTI in Kürze
- 2,0-Liter-Turbo mit 245 PS und Frontantrieb
- Manuelles Sechsgang-Getriebe oder Siebengang-DSG
- Karosserie mit vier Türen
- Feine Modifikationen an Fahrwerk, Lenkung und Motor
- Weniger Untersteuern, mehr Stabilität
- Preis VW Golf 8 GTI: 37.607,38 Euro (mit DSG)
- Marktstart Ende August 2020
Die Speerspitze der Zulassungsstatistik: Der Bestseller aus Wolfsburg geht in die achte Generation.
Der Golf 8 GTI ist im Grenzbereich besser
Zunächst: Es gibt nur noch eine reguläre GTI-Variante. Die alte Basis mit 230 PS entfällt. Der neue Golf GTI entspricht technisch dem Golf 7 GTI Performance. Beide Autos sind 245 PS stark und fahren mit einem mechanischen Sperrdifferenzial im Getriebe. Das sorgt dafür, dass die Leistung trotz Frontantrieb nicht in Rauch aufgeht. Der Golf 8 GTI sprintet in 6,3 Sekunden auf Tempo 100 und rennt 250 km/h Spitze – ungefähr so schnell wie sein Vorgänger.
Schneller wird der Golf GTI nur auf der Rundstrecke. Modifikationen an Fahrwerk und Lenkung machen ihn handlicher als den Vorgänger. Dabei geht es kaum um mechanische Bauteile. Die beschränken sich auf einen Aluminium-Rahmen, der den Vorderwagen versteift, straffere Lager, eine erhöhte Federrate vorn (fünf Prozent) und hinten (15 Prozent) sowie neue Reifen. Vor allem die Abstimmung bringt Tempo ins Auto.
Im neuen Golf GTI kommunizieren Dämpfer, Lenkung, Motor und Vorderachssperre schneller und besser miteinander und mit der Steuerungselektronik. Ein Beispiel: Das Auto berücksichtigt beim Lenken jetzt, wie stark sich die Lenksäule verwindet. Ein Algorithmus gleicht diese Verzögerung aus. Beim Lenken fühlt sich der Flitzer eine Spur direkter an. Oder: Geht der Fahrer abrupt vom Gas, kippt der Motor stärker. Dieser Lastwechsel hilft dem GTI beim Einlenken.
Es sind nur Nuancen, die im Alltag niemand spüren wird. Feinfühlige Fahrerhintern bemerken vielleicht das sensibler einstellbare adaptive Fahrwerk (DCC) oder die angenehmere Lenkung. Alles Weitere sind Themen des Grenzbereichs: Der Golf 8 GTI untersteuert kaum, bewegt sich präziser und verhält sich insgesamt stabiler. VW-Werksfahrer Benny Leuchter ist mit der neuen Abstimmung drei Sekunden schneller (3,3 km Länge).
• Motor: 2,0-Liter-Turbobenziner
• Leistung: 290 PS
• 0-100: 5,6 s | Vmax: 250 km/h
Im Alltag fühlt er sich nach Golf 7 GTI an
Alle, die ohne Helm unterwegs sind, fahren einen schnellen, langstreckentauglichen Golf. Der GTI federt straff, aber nicht unbequem. Er lenkt zackig, aber nicht nervös. Extreme erlaubt er sich nicht, Schwächen ebenso wenig. Der Motor liefert seine Kraft ausreichend spontan und ausdauernd. Dass er aus einer neuen Generation stammt, ist nur für die Abgasnorm (Euro 6d) relevant. Die Änderungen fürs Protokoll: ein höherer Einspritzdruck (350 statt 200 bar), ein neuer Turbolader (Garrett statt Borg Warner) und ein größerer Katalysator.
Spaß macht der Golf GTI vor allem mit der knackigen Handschaltung. Die Anschlüsse passen perfekt, der Schalthebel flutscht präzise durch die Gassen. Das optionale Doppelkupplungsgetriebe bekommt eine neue Funktion, die den niedrigst möglichen Gang hält. Trotzdem passt das aktive Schalten mit Knüppel besser zum GTI-Charakter.
VW baut hervorragende Sportsitze in den GTI. Sie halten Rücken und Hintern gut fest und stützen an den richtigen Stellen. Die Integralkopfstützen eignen sich trotz fehlender Verstellung für große Passagiere. Das spezielle GTI-Lenkrad liegt gut in der Hand und liefert feine Rückmeldung. Im komfortablen Fahrprogramm fühlt sich die Lenkung am besten an.
2017 bekam der Golf R in der siebten Generation noch einmal mehr Kraft. Auf 310 PS pumpt VW den sportlichen Golf auf.
Doofer Patzer in der GTI-Bedienung
Leider vergeigt VW die Bedienung im Golf GTI. Am Volant gibt es nicht die üblichen Knöpfe, sondern berührungsempfindliche Flächen. Das sieht modern und elegant aus, funktioniert aber nicht so präzise wie die klassische Variante. Aktuell gibt es zum digitalen Lenkrad keine Alternative. Der Hersteller sagt, dass sich daran nach den ersten Rückmeldungen noch etwas ändern könnte.
Ebenfalls umständlich: Die Stabilitätskontrolle lässt sich nur in Untermenüs des Touch-Infotainments verstellen. Es gibt zwei Wege zur Funktion. Der kürzere erfordert vorherige Konfiguration und zwei Befehle am Monitor. Bei zackiger Fahrweise sollte man daran nicht einmal denken. Im aufgeräumten Cockpit bleibt kein Platz für eine echte Taste.
Fahrassistenz gibt es auch im Golf GTI. Was das normale Modell hergibt, kommt im Sportler an. Einiges davon ist hilfreich, zum Beispiel der adaptive Tempomat. Nur wenige GTI-Fahrer werden ihr Auto über lange Strecken aktiv bewegen. Die Spritspartipps wirken beim flotten Fahren aber so sinnvoll wie eine zweite Hinterachse.
Preise und Marktstart des VW Golf 8 GTI
Der Golf 8 GTI fühlt sich nicht wie ein völlig neues Auto an. Er ist eine sanfte, aber gute Weiterentwicklung des Golf 7 GTI Performance. Jeder kann ihn schnell bewegen. Um ihn aus der Reserve zu locken, muss man sich viel Mühe geben. Sein Grenzbereich beginnt später als der seines Vorgängers.
Der Verkauf des Golf 8 GTI startet in der zweiten Augusthälfte 2020. Die Preise beginnen bei ungefähr 35.000 Euro für den Handschalter bzw. 37.607,38 Euro mit Doppelkupplungsgetriebe. Der Golf 7 GTI Performance war zuletzt etwas günstiger (37.355 Euro mit DSG). 17-Zoll-Felgen, eine sanfte Tieferlegung, ein schlüsselloses Schließsystem und künstlichen Sound gibt es serienmäßig. Außerdem natürlich das typische GTI-Ornat. Daran wird sich wohl nie etwas ändern.
VW Golf 8 GTI: Technische Daten
Modell | VW Golf 8 GTI |
---|---|
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner (EA 888 Generation 4) |
Leistung | 245 PS (180 kW) bei 5.000-6.000 U/min |
Drehmoment | 370 Nm bei 1.600-4.300 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Handschaltung oder Siebengang-DSG, Frontantrieb, Sperrdifferenzial |
Beschleunigung 0-100 km/h | 6,3 s |
Geschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch laut Hersteller | k. A. |
CO2-Ausstoß | k. A. |
Abgasnorm | Euro 6d |
Länge | 4.284 mm |
Breite | 1.789 mm |
Höhe | 1.441 mm |
Radstand | 2.626 mm |
Kofferraumvolumen | 380-1.270 l |
Basispreis VW Golf 8 GTI | ca. 35.000 Euro (manuell), 37.607,38 Euro (DSG) |