VW Golf 6 (2008-2012): Gebrauchtwagen-Kaufberatung
Wer einen Gebrauchtwagen in der Kompaktklasse sucht, findet immer auch den VW Golf. Wie gut ist der Golf 6 (2008-2012) als Gebrauchter?
Obwohl der von 2008 bis 2012 gebaute Golf 6 technisch weitgehend dem Vorgänger entspricht, gibt es Kinderkrankheiten. Die ADAC Pannenstatistik stuft den Golf erst ab Baujahr 2010 im besseren Drittel seiner Klasse ein. Gebrauchte Golf 6 ab 2010 gelten als ausgereift. Sind alle Rückrufe durchgeführt und die Wartung lückenlos, gibt es aber in allen Baujahren nur wenige solidere Gebrauchte.
Aufmerksamkeit verlangt die Auswahl des Motors bei einem gebrauchten Golf 6. Während die TSI-Motoren fehleranfällig sind, ist der 1.6-Liter-Benziner (auch für LPG) mit 102 PS eine robuste Alternative. Ebenfalls interessant: Im Golf 6 GTI Edition 35 arbeitet ein ausgereifter Vierzylinder mit 235 PS. Beide Motoren sind langfristig die solideste Wahl - aber weder häufig zu finden noch günstig.
Wir nennen die häufigsten Fehler und Probleme des Modells und empfehlen die besten Golf-6-Gebrauchtwagen.
VW Golf 6 (2008-2012): Das Wichtigste in Kürze
- Weit verbreiteter Kompaktwagen
- Großes Gebrauchtwagenangebot
- Ausgereifte Technik
- Schrägheck, Kombi, Van oder Cabrio
- Exzellente Ersatzteillage, problematische TSI-Motoren
VW Golf 6: Karosserieform, Modellgeschichte
Im Grunde ist der Golf 6 ein großes Facelift des Golf 5: Vom Vorgänger übernimmt er einen Großteil der Technik. Beide basieren auf der Plattform PQ35, viele Bauteile nutzt VW einfach weiter. Das hat Vorteile: In der Substanz gilt der Golf 6 als ausgereift, robust und zuverlässig. VW überarbeitet beim Golf 6 vor allem die Optik und viele Details. Im Innenraum kommen ein anderes Lenkrad, Radio und Klimaanlage sowie ein Knieairbag für den Fahrer hinzu. Für eine bessere Schalldämmung sorgen Dämmfolien an Frontscheibe, Türdichtungen und Seitenscheiben. Im Cockpit leuchtet die Anzeige nun weiß. Wichtigste Änderung sind die neuen Dieselmotoren mit Common-Rail-Technik.
Der VW Golf ist nicht nur Deutschlands meistverkauftes Auto, er ist auch als Gebrauchtwagen sehr leicht zu finden.
Neben dem 4,20 Meter langen Drei- und Fünftürer verkauft Volkswagen ab 2009 den Kombi Golf 6 Variant und den Kompakt-Van Golf Plus. Das VW Golf Cabrio folgt 2011, es läuft bei Karmann vom Band. Welcher am besten passt, darüber entscheiden Bedarf, Geschmack und Verfügbarkeit. Am günstigsten und häufigsten findet man Drei- und Fünftürer. Sie bieten ein passables Raumangebot und 350 Liter Kofferraumvolumen. Kombis und Cabrios sind relativ teuer, der Golf Plus recht günstig.
Ein Facelift erübrigt sich bei vier Jahren Bauzeit: 2012 endet im Golf die Ära der PQ-Plattform, VW führt im Golf 7 den modularen Querbaukasten (MQB) ein.
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Zuverlässigkeit, Qualität, Rückrufe
Eine Änderung, die für VW wichtiger ist als für den Kunden: Der Golf 6 soll im Vergleich zum Vorgänger Kosten sparen. Beim Modellwechsel zum Vorgänger Golf 5 steigen die Materialkosten des Bestsellers um 15 Prozent, wie 2007 durchsickert. Das frisst die Marge auf. Mit dem Modellwechsel werden zwar alte Anlagen weitergenutzt, aber Preise mit Zulieferern neu verhandelt. So dreht VW beim Golf 6 die Kostenspirale wieder zurück.
Das bleibt nicht ohne Folgen: Die ersten Baujahre leiden unter Kinderkrankheiten wie defekten Kraftstoffpumpen, Zündkerzen und klemmenden Zündschlössern. VW muss zudem einige Rückrufe für den Golf 6 starten. Fehler in der Einspritzleitung betreffen 300.000 VW-Pkw der Typen Eos, Golf, Jetta, Passat, Scirocco, Tiguan und T5. Fehlerhafte Ladedrucksteller bei 1,2-Liter-TSI-Motoren aus den Jahren 2010 und 2012 müssen behoben werden, 1.4 TSI der Baujahre 2009 bis 2011 benötigen Softwareupdates. Risse in den Kraftstoffleitungen der Diesel kommen hinzu. Modelle aus den Monaten Mai bis Juli 2009 benötigten eine neue Getriebesoftware. Autos von September 2008 bis August 2009 haben Probleme mit dem Doppelkupplungsgetriebe. Bei Golf 6 aus 2008 fallen die vorderen Fensterheber aus. VW Golf von 2009 und 2010 sind von einem weiteren Softwarefehler im Motorsteuergerät betroffen, erkennbar an einem Aufleuchten der Bremskontrolle. Hinzu kommen ab 2016 die Pflicht-Rückrufe im Dieselskandal. All diese Fehler sollten bei gebrauchten Golf 6 behoben sein. Interessenten sollten darauf achten, dass dies belegbar ist.
Trotz all der kleinen und großen Misstöne ist der Golf 6 ein solides Auto. Das zeigt regelmäßig der TÜV Report, in dem das Modell im Kontext acht- bis zehnjähriger Autos gut dasteht. Und: Dass VW erst ab Baujahr 2010 die meisten Kinderkrankheiten abstellen kann, heißt zudem nicht, dass ältere Exemplare zwangsläufig ein Problem hätten. Wurden alle Rückrufe durchgeführt und ist die Wartung lückenlos, kann man auch diese Golf 6 guten Gewissens kaufen.
Ausstattung und Sicherheit des Volkswagen
Bei der Sicherheit bietet der sechste Golf deutlich mehr als sein Vorgänger. Zur Basis zählen zwei Frontairbags, zwei Seitenairbags vorn, Kopf-Schulter-Airbags für die Seite sowie ein Knie-Airbag für den Fahrer, ESP, ABS und rundum Scheibenbremsen. Gegen Aufpreis bietet VW Seitenairbags hinten und eine Reifendruck-Kontrolle an.
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Klimaanlage und elektrische Fensterheber stecken bereits im Golf 6 Trendline. Ein Radio gehört ab Comfortline zur Ausstattung, ebenso Sitze mit Lendenwirbelstütze und Höheneinstellung, Einparkhilfe und CD-Radio. Die Top-Ausstattung Highline bietet eine Klimaautomatik („Climatronic“), mehr Ablagen, bessere Materialien innen, Sitzheizung und Parkpiepser. Neben den drei Kern-Ausstattungslinien bietet VW regelmäßig Sondermodelle wie Team, Style, Match und Move an, ebenso die Sportmodelle GTI adidas und GTI Edition 35. Diese allerdings nur mit klassischem Schrägheck.
Es gibt gut ausgestattete gebrauchte Golf 6. Fernlicht-Assistent, Rückfahrkamera, das adaptive Fahrwerk DCC, Parklenk-Assistent, Bi-Xenonscheinwerfer und Rückleuchten mit LED-Technik sind bestellbar, teilweise gehören sie auch zum Serienumfang. Im Bereich Multimedia merkt man gebrauchten Golf 6 ihr Alter an: Touchscreen, Apple CarPlay oder Android Auto gibt es noch nicht. Immerhin ein USB-Anschluss ist lieferbar. Darüber lässt sich das Smartphone laden oder Musik vom mobilen Endgerät abspielen.
Ein Problem im Innenraum: Bei VW Golf aus den Baujahren 2009 und 2010 sind oft bereits nach kurzer Zeit die Sitze verschlissen. Das ist leicht an Fusselbildung und aufgeplatzten Nähten zu erkennen. Über den gesamten Bauzeitraum zeigen sich außerdem die Klimaanlagen des Zulieferers Delphi anfällig für Defekte.
Motoren, Fahrleistungen, Verbrauch
VW setzt im Golf 6 Vierzylinder-Benziner zwischen 80 PS und 160 PS Ein. Darüber rangieren die Sportmodelle Golf 6 GTI (211 PS), Golf GTI Edition 35 (235 PS) und Golf 6 R mit Allrad und 270 PS. Interessant, aber selten ist der 1,8-Liter-Turbobenziner mit 160 PS. Diesen Motor hat VW zwar verkauft, aber nie offiziell beworben. Eine Empfehlung ist problematisch. Die 1.4 TSI mit 122 oder 160 PS sind leicht zu finden und passen gut zum Auto. Sie gelten aber als anfällig für Probleme mit längenden Steuerketten. Lautes Rasseln bei der Probefahrt ist dafür ein klares Indiz. Es drohen eine teure Reparatur und im schlimmsten Fall ein Motorschaden.
Alternative Motorisierungen: Der 1.4 MPI ohne Turboaufladung arbeitet zuverlässig, leistet aber nur 80 PS. Genug für die Stadt, mager auf der Autobahn – und mit „Highline“ nicht kombinierbar. Ebenfalls ohne Steuerkette fährt der robuste 1,6-Liter-Saugmotor (102 PS), den VW als Benziner und als Autogas-BiFuel-Variante anbietet. Dieser Motor ist jedoch auf dem Gebrauchtmarkt selten. Die starken GTI gelten ebenfalls als robust und zuverlässig.
Wer sich trotz Dieselskandal vorstellen kann, einen gebrauchten Golf 6 TDI zu kaufen, macht im Grunde nichts falsch. Die Motoren der Baureihe EA189 sind zwar sämtlich vom Skandal betroffen. Alle verfügbaren, gebrauchten Golf 6 müssten jedoch inzwischen ein Software-Update erhalten haben. Ansonsten gelten die Diesel bei normaler Pflege als robust und langlebig. Allerdings: Die Dieselmotoren fahren mit der Abgasnorm Euro 5 und könnten von Fahrverboten betroffen sein.
VW bietet seinerzeit TDI-Diesel mit 105 PS, 110 PS und 140 PS an – die kleineren 1,6-Liter-Diesel leider nur mit Fünfgang-Handschalter, bei dem die Gänge sehr weit gespreizt sind. Die 2.0 TDI (110 PS, 140 PS, 170 PS) fahren mit sechs Gängen.
Das beste Getriebe im VW Golf schaltet manuell: Die Handschalter arbeiten angenehm und sind haltbar, zudem kosten sie weniger. Das Doppelkupplungsgetriebe DSG legt zwar komfortabel nach, ruckelt aber beim Anfahren und ist anfällig für Verschleiß. Das gilt besonders bei kleinen Motoren im Stadtverkehr. Ein häufiges Problem dieser Getriebe (DQ200, bei Motoren bis 250 Newtonmeter Drehmoment) sind Rasselgeräusche. VW sieht diese nicht als Mangel.
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Fahrwerk und Lenkung
Die Abstimmung des Golf 6 ist VW gut gelungen. Hier profitiert der Kompaktwagen stark davon, dass die Ingenieure ein Auto mit großer Felderfahrung weiter verbessern können. Und von der serienmäßigen, aufwendigen Mehrlenker-Hinterachse – die gibt es beim Nachfolger Golf 7 nur noch in starken Modellen. Auch die feinfühlige Lenkung wirkt sorgsam abgestimmt. Das aufpreispflichtige Adaptiv-Fahrwerk ist empfehlenswert, aber nicht unbedingt nötig. Auch ohne fährt der Golf komfortabel.
Im Alter wichtiger als die letzten Komfort-Prozente: Die Komponenten halten. Bei der HU bemängeln Prüfer seltener als bei vergleichbaren Fahrzeugen die Achsaufhängung, Lenkung und Bremse. Lediglich die Federn und Dämpfer verschleißen im Alter mitunter. Außerdem können die Domlager ausschlagen, manchmal gibt es Probleme an Lenkung und Lenkgetriebe. Aber: Insgesamt droht hier wenig Ärger.
• Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo
• Leistung: 211 PS
• 0-100: 6,9 s | Vmax: 240 km/h
VW Golf 6: Marktsituation und Preise
Wie angedeutet: Einen gebrauchten VW Golf 6 zu kaufen, ist einfach. Rund 12.000 Angebote gibt es bei mobile.de im Herbst 2020, davon 75 Prozent Benziner. Die meisten VW Golf 6 werden als scheckheftgepflegt inseriert. Es sollte also nicht schwerfallen, ein gepflegtes Exemplar zu finden. Mehr als 5.000 Autos ab Baujahr 2010 bis 150.000 Kilometer Laufleistung stehen zur Auswahl. Golf mit einfacher Ausstattung und Basismotor starten bei rund 5.000 Euro. 122-PS-Modelle kosten bereits etwa 8.000 Euro. Ähnlich viel rufen Händler für die rund 600 inserierten 1.6-Benziner mit 102 PS auf.
Eine Nachwirkung des Dieselskandals: Die Preise für populäre Benzinmodelle sind eher gestiegen als gefallen. Das jedoch macht die Diesel im Fall des wertstabilen Golf nicht billiger. Ein empfehlenswerter Golf 2.0 TDI ab Baujahr 2010 mit fünfstelliger Laufleistung kostet noch rund 9.000 Euro. Eine gute Alternative ist ein 1.4 TSI mit 122 PS und neuer Steuerkette, gern in Highline-Ausstattung und bitte mit vollständiger Historie. Hier wird es ab 8.000 Euro interessant. Viel Geld für ein rund 10 Jahre altes Auto, aber: Der Golf ist eben beliebt und wertstabil.
VW Golf 6 Gebrauchtwagen Kaufberatung
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