Erste Testfahrt: Der VW Golf 8 Facelift
Autojournalist Peter R. Fischer stellt die überarbeitete Version des VW Golf 8 vor: So fährt sich das Facelift und das kann das neue Infotainmentsystem.
Seit 2019 wird die mittlerweile achte Generation des kompakten Volkswagen gebaut. Dabei hat der Golf einen recht holprigen Start hingelegt. Softwareprobleme und Kritik zur Bedienung haben ihn von Anfang an begleitet. Zwar hat VW die Software im Laufe der Jahre konstant überarbeitet und auch die Hardware aktualisiert, aber nach fünf Jahren wurde es Zeit für ein umfassendes Facelift.
Auch als Gebrauchtwagen empfehlenswert: die achte Generation des VW Golf.
Das Wichtigste im Überblick
- Infotainment komplett überarbeitet
- Basismodell ab 27.180 Euro
- Optik wurde modernisiert
- Neue Technik für Plug-in-Modelle
Der erste VW Golf wurde im März 1974 im Volkswagenwerk Wolfsburg gefertigt. Zwei Monate später startete die offizielle Markteinführung. Seitdem hat sich der Nachfolger des legendären VW Käfer zu einem absoluten Erfolgsmodell entwickelt und wurde inzwischen mehr als 37 Millionen Mal gebaut.
Neues Infotainmentsystem
Eben dieses Infotainment ist aus Kundensicht auch die wohl wichtigste Veränderung, die das Facelift mit sich bringt. Dabei belässt es VW nicht bei zwei neuen Monitoren (10,4 Zoll Serie, 12,9 Zoll optional), sondern wechselt die Hardware vollständig aus. Ab 2024 arbeitet der MIB4 (Modularer Infotainment-Baukasten 4) im Hintergrund – übrigens eine Neuerung, die auch im ID.7, Tiguan 3 und Passat B9 zum Einsatz kommt. Beim ersten Kontakt macht das Infotainment einen guten Eindruck. Der Startbildschirm kann nach Belieben und persönlichem Geschmack mit Kacheln ausgestattet werden. Alle Funktionen sind intuitiv erreichbar, zudem läuft die Darstellung flüssig ab – auch intensives Rein- und Rauszoomen auf der Navigationskarte fördert keine Ruckler zutage. Wer möchte, kann am oberen linken Bildrand Schnellzugriffsfelder selbst belegen, zum Beispiel das Fahrassistenzmenü für Anpassungen bei Geschwindigkeitswarnung oder Spurhalteassistent.
Am unteren Bildschirmrand ist – mittig positioniert – die Home-Taste, die direkt zum Startbild zurückführt. Links und rechts davon sind die Klimafunktionen dauerhaft platziert; sie werden von den nun beleuchteten Touchslidern unter dem Monitor in der Bedienung ergänzt. Im Rahmen der Möglichkeiten funktionieren die Slider gut.
Die neue Spracherkennung IDA verarbeitet Spracheingaben zuverlässig und nimmt auch Sonderwünsche bei der Routenplanung (nächstgelegene Tankstelle, Stummschalten der Navigationshinweise) beim ersten Versuch an. Gut! Für besonders knifflige Anfragen kann das Infotainment auch auf ChatGPT zurückgreifen – auf die recht abwegige Frage, welcher Golf GTI der stärkste ist, hat das System sich auf Informationen des Fachmagazins „Auto, Motor und Sport“ berufen und ohne merkliche Verzögerung die korrekte Antwort geliefert: der Golf GTI Clubsport S von 2016 mit 310 PS.
Der Fahreindruck vom Golf 8 im Test
Beim Fahren präsentiert sich das Golf 8 Facelift ebenso unauffällig. Der Testwagen ist mit dem bekannten 1,5-Liter-TSI-Benziner ausgestattet. Dieser leistet 150 PS und gibt bis zu 250 Newtonmeter Drehmoment an die Vorderräder. Verwaltet wird die Kraft über eine Sechsgang-Handschaltung – schon beinahe eine Seltenheit bei Neuwagen. Mit dem gut gestuften Getriebe, dem spritzigen, harmonischen Motor und dem ausgewogenen Fahrwerk hinterlässt der Golf einen soliden Eindruck. Das Gesamtpaket stimmt. Schön, dass auch die Lenkradtasten zurück sind – der Frust der oft unabsichtlich auslösenden Touchtasten ist vergessen. Insgesamt ist der Golf 8 mit der Überarbeitung damit wieder auf Kurs.
Preise und Marktstart
Eine erfreuliche Nachricht für Käufer ist der gesenkte Einstiegspreis des Golf. Die Basisvariante „Golf“ startet bei 27.180 Euro, und auch der bereits besser ausgestattete Golf „Life“ bleibt mit 29.280 Euro knapp unter der 30.000-Euro-Schwelle. Bestellbar ist der überarbeitete Golf bereits, die ersten Auslieferungen finden ab Juli 2024 statt.
- Golf ab 27.180 Euro
- Golf Life ab 29.280 Euro
- Golf Style ab 34.350 Euro
- Golf R-Line ab 34.300 Euro
Der preisliche Aufschlag für den Kombi – bei VW „Variant“ genannt – beträgt beim Golf 1.100 Euro. Außerdem sind die beiden sportlichen Golf-Ableger „GTI“ (265 PS) und „GTE“ (Plug-in-Hybrid, 272 PS) bereits konfigurierbar.
- Golf GTI ab 44.505 Euro
- Golf GTE ab 46.745 Euro
Daran erkennt man das Golf Facelift
Neben der neu gestalteten Frontschürze, die nun auch die Radartechnik beherbergt, sind es vor allem die schlankeren Scheinwerfer, die das Facelift des Golf gegen die bisherigen Modelle abgrenzen. Zudem leuchtet, je nach Ausstattung, das vordere VW Logo. Seitlich bleibt fast alles gleich, lediglich die Typenschilder auf dem vorderen Kotflügel entfallen mit der Überarbeitung. Die Abmessungen bleiben auch unverändert:
- Länge: 4.284 mm, 4.633 mm (Variant)
- Breite: 1.789 mm
- Höhe: 1.456 mm
- Radstand: 2.619 mm, 2.686 mm (Variant)
Am Heck trägt das Golf 8 Facelift Rückleuchten mit neu gestalteten Leuchtgrafiken. Die Topausführung ist an sechs einzeln stehenden Lichtelementen zu erkennen.
Motoren – ausschließlich Vierzylinder für den Golf
Mit der Modellpflege überarbeitet VW auch die Technik des Golf 8. Der Dreizylinder (1.0 TSI) fliegt aus dem Programm. Stattdessen macht der bekannte und bewährte Benziner 1.5 TSI mit 116 PS den Einstieg. Wer mehr Leistung möchte, kann zum gleichen Motor mit 150 PS greifen. Beide sind serienmäßig an eine Sechsgang-Handschaltung gekoppelt. Wer den 1.5er mit DSG (VWs Doppelkupplungsgetriebe) kombinieren möchte, macht den Antrieb automatisch zum Mild-Hybrid mit 48-Volt-Bordnetz.
Bei den Dieseln werden zwei Varianten des 2.0 TDI angeboten – mit 116 PS und 150 PS.
Zudem hält neue Plug-in-Hybrid-Technik Einzug im Golf. Hier kommt verbrennerseitig ein 1.5 TSI zum Einsatz, der durch eine E-Maschine samt 19,7-kWh-Batterie ergänzt wird. Im „eHybrid“ gibt es 204 PS Systemleistung und eine Reichweite von 143 Kilometern. Ebenfalls ein Plug-in-Hybrid ist der GTE – mit baugleicher Technik wie der eHybrid, aber mehr Leistung: 272 PS liegen hier maximal an. Die Reichweite beträgt 131 Kilometer. Beide Plug-in-Modelle können nun an einer DC-Schnellladesäule mit bis zu 50 kW Leistung geladen werden.
In knapp zwei Jahren feiert der Dieselmotor im VW Golf sein 50-jähriges Jubiläum. Seit September 1976 kommt der Selbstzünder im Kompaktmodell aus Wolfsburg zum Einsatz, anfangs mit einem 1,5-Liter-Triebwerk und beschaulichen 50 PS.
Die sportlichen Topmodelle haben komplett unterschiedliche Charaktere: zum einen der frontgetriebene GTI mit 265 PS, den es auch in der 300 PS starken Clubsport-Variante gibt. Zum anderen der Golf R mit Allradantrieb. Dieser hat deutlich mehr als 300 PS und ein Hinterachsdifferenzial, das furiose Drifteinlagen erlaubt.