VW Golf 2 (1983-1992): Kaufberatung
Früher Auto der Vernunft, jetzt Klassiker mit Potenzial: Die zweite Golf-Generation gilt als die beste – und ist schon Oldtimer. Der VW Golf 2 in der Kaufberatung.
Der VW Golf 2 ist ein heimlicher Held. Kein Schönling oder Sportler, der kurz eine gute Phase hat und davon lange zehrt. Eher ein Dauerläufer, der eben funktioniert. 1983 startet die zweite Golf-Generation. Sie gilt wegen ihrer Zuverlässigkeit bis heute unter Fans als die beste. Der „Zweier“ entwickelt sich vom biederen Massen-Auto zum vernünftigen Gebrauchten, dann zum Hundert-Mark-Schlitten, Anfängerauto und Tuning-Opfer. Mittlerweile ist er ein Oldtimer – und nicht mehr günstig. Interessante Autos starten bei etwa 5.000 Euro.
Vereinzelt gibt es noch billige Golf 2. In der Regel mit mattem Lack, fleißigem Kilometerzähler und antiker TÜV-Plakette. Für 500 Euro steht fahrbares Material zum Verkauf. Viel mehr allerdings nicht. Die Zeit der Schnäppchen ist vorbei, gute Autos kosten Geld. Sportliche Modelle sind teuer. Stimmt der Zustand, ist selbst Basis-Blech kostbar.
In neun Jahren Bauzeit entstehen 6,3 Millionen Exemplare des Golf 2. Ein Großteil sind Kassenmodelle mit karger Ausstattung und kleinen Motoren. Interessant wird es bei den GTI-Varianten und einigen Sondermodellen. Was sich lohnt, worauf zu achten ist und was kaputtgehen kann, erfährst Du in der Kaufberatung.
Der VW Golf 2 in Kürze
- Zweite Golf-Generation von 1983 bis 1992
- Größer, zuverlässiger und haltbarer als der Golf 1
- Gute Rostresistenz, robuste Motoren
- Hervorragende Ersatzteilversorgung
- Interessante Fahrzeuge ab ca. 5.000 Euro
- Begehrte Sondermodelle und Motoren um 10.000 Euro
Die Technik des VW Golf II gilt als schrauberfreundlich. Ersatzteile gibt es auch nach 30 Jahren reichlich.
VW Golf 2 (1983-1992): Haltbarkeit der Karosserie, Rost
Optisch ähnelt der Golf 2 seinem Vorgänger. Dennoch ändert VW den Bestseller deutlich. Seine Karosserie wird länger, breiter und vor allem haltbarer. Nach dem rostanfälligen Golf 1 stellt VW auf eine automatisierte Produktionsstraße um. Einige Karosseriebleche werden geklebt, alle Hohlräume erhalten eine großzügige Behandlung mit Wachs. Noch Jahrzehnte nach Produktionsende tropft der Rostschutz aus den Ablauflöchern. Das erkennt man an schwarzen Spuren auf dem Heckblech oberhalb der Stoßstange.
Für sein Alter gilt der Golf 2 daher als kaum rostanfällig. Dennoch gibt es neuralgische Stellen. Viele Autos rosten am Tankdeckel bis hin zum hinteren Federbeindom. Oder am Frontscheibenrahmen, vor allem an den Löchern der Scheibenwischer. Einige gammeln an den Radhäusern, besonders wenn Kunststoffverkleidungen angebracht sind. Manche Batteriebleche sind von ausgelaufener Säure zerfressen. Ungeübte Schrauber positionieren den Wagenheber falsch, drücken die Schwellerkanten ein und riskieren so Rostschäden in der Struktur.
Feuchte Innenräume sind üblich, aber nur selten tragisch. Meistens sind die Folien hinter den Türverkleidungen undicht. Besonders dann, wenn ein Vorbesitzer Lautsprecher nachgerüstet oder umgebaut hat. Autos mit Schiebedach leiden an verstopften Abläufen. Die Schläuche enden in den vorderen Radhäusern oder hinter der Heckstoßstange. Meist genügt es, die Blockade mit etwas Schweißdraht zu lösen.
Die Speerspitze der Zulassungsstatistik: Der Bestseller aus Wolfsburg geht in die achte Generation.
Zuverlässigkeit von Motoren, Getrieben, Bremsanlage
Die Antriebe des Golf 2 sind ähnlich robust wie seine Karosserie. Kapitale Motorschäden sind selten und meist auf mangelnde Wartung oder grobe Fahrlässigkeit zurückzuführen. Wenn ein Golf-Motor nicht richtig läuft, liegt es oft an Vergaser oder Einspritzung. Im Alter versagen Sensoren wie Wassertemperaturfühler, Lambdasonde oder Drosselklappenpotentiometer. Undichte Schläuche des Unterdrucksystems verschlechtern den Motorlauf. Außerdem versagen Dichtungen ihren Dienst. Viele Reparaturen kann man mit etwas Geschick selbst erledigen.
Als besonders dankbar gelten die 90-PS-Benziner (ab 1988) sowie der späte GTI-Motor mit seinen Derivaten (98, 107, 112 PS) und der Basisbenziner mit Einspritzung (54 PS). Gewöhnungsbedürftig sind die 16V-Motoren (129, 139 PS) mit ihrer komplizierten Einspritzung (K- oder KE-Jetronic) sowie die Vergaser, allen voran der elektrisch gesteuerte 2ee-Vergaser (1,6-Liter-Benziner mit 69 PS). Dieselmotoren haben selten Probleme und dürfen mit H-Zulassung wieder in Innenstädte. Gleiches gilt für Benziner ohne Katalysator.
Bei den meisten Golf-2-Getrieben verschleißt im Alter die Synchronisierung zum zweiten Gang. Schnelle Schaltvorgänge vom Ersten in den Zweiten knirschen dann hörbar. Die übliche Lösung: langsamer schalten, denn die Reparatur ist aufwendig. Im Getriebe der starken 16V-Modelle geben bei fordernder Fahrweise oft die Nieten im Differenzial auf. Eine stabile Nachrüstlösung mit Schrauben ist verfügbar. Generell verschleißt vor allem das Drumherum: Verstellte oder gerissene Kupplungsseile und ein ausgeschlagenes Schaltgestänge sind die häufigsten Ärgernisse am Getriebe.
Die Bremsanlage ist nicht besonders üppig dimensioniert und hat ihre Eigenheiten. Die meisten Modelle sind mit der „VW II“-Bremse an der Vorderachse ausgerüstet. Die Bremssättel sind mit Inbusschrauben fixiert, die bei rücksichtslosen Arbeiten schnell ihre Zähne verlieren. Die Handbremsmechanik der Scheibenbremsanlage der Hinterachse rostet fest, wenn sie zu selten benutzt wird. Im Alter kommen Undichtigkeiten im Bremskraftverstärker vor. Sie sorgen für einen unruhigen Motorlauf.
Das klingt überschaubar, generell ist trotzdem Vorsicht geboten, denn fast alle Golf II befinden sich im Oldtimer-Alter. Im TÜV Report taucht der Golf 2 wegen seines Alters nicht mehr auf. Achslager, Stoßdämpfer, Bremsleitungen, Abgasanlagen und Dichtungen sind Bauteile, die selten ein hohes Alter vertragen. Es lohnt sich, einen Golf 2 vor der Unterschrift unter den Kaufvertrag gründlich durchzuchecken.
Die gute Nachricht: Verschleißteile für den Golf 2 sind problemlos verfügbar. Dichtungen, Schläuche, Leitungen, Simmerringe und Lager sind Massenware, die beim Hersteller und im Zubehör in verschiedenen Preisklassen angeboten werden. Nur bei speziellen Bauteilen, zum Beispiel dem Mengenteiler der KE-Jetronic, wird es eng und teuer. Oft hilft der Kontakt zu Clubs oder ein Blick auf eBay oder eBay Kleinanzeigen.
Gut: VWs Klassik-Abteilung bemüht sich um die Neufertigung fehlender Teile. Aktuell kommen zum Beispiel Fensterschachtleisten zurück ins Programm. Die längst nicht mehr lieferbaren Dachkantenleisten sollen bald folgen.
Vor knapp 30 Jahren probierte sich Volkswagen bereits im SUV-Segment aus.
Varianten und Sondermodelle des Golf 2
Wie wertvoll ein Golf 2 ist, sieht man ihm auf den ersten Blick an. Am besten verkaufen sich Dreitürer ohne Schiebedach. Viele Fans halten Fünftürer für bieder. Das Schiebedach kostet Kopffreiheit und bringt Gewicht ins Auto. Das stört besonders bei sportlichen Modellen. Ein guter Zustand ist Voraussetzung für hohe Preise.
Leistung steht beim Golf 2 hoch im Kurs. Es gilt: je mehr desto besser, am liebsten serienmäßig. Ganz vorn dabei: Der limitierte Rallye Golf mit verbreiterter Karosserie, eckigen Lampen, 160 PS und Allradantrieb. Dicht hinter ihm fährt der Golf GTI G60 (ebenfalls 160 PS), dahinter folgen die GTI-16V-Modelle und der normale GTI. Viele Anbieter veranschlagen 8.000 bis 20.000 Euro für solche Autos, einige noch mehr.
Im Laufe seiner Bauzeit gibt es für den Golf 2 unzählige Sondermodelle. Besonders interessant: „Edition One“ und „Edition Blue“ – jeweils GTI-Derivate mit schöner Ausstattung. Gesucht ist außerdem der von Willy Bogner gestaltete Golf 2 „Fire and Ice“ mit plüschigem 1980er-Jahre-Charme und mutigen Farben. Im Golf „Special“ ist zumindest eine gewisse Grundsportlichkeit vorhanden. Der Golf Country ist eine Art SUV-Derivat des Golf 2 mit Allradantrieb, Kuhfänger und erhöhter Bodenfreiheit, leider aber mit mangelnder Rostvorsorge.
Der wertvollste Golf (ohne prominenten Vorbesitz) stammt ebenfalls aus Generation zwei: Der Golf 2 Limited ist ein stark limitiertes Sondermodell mit eleganter Ausstattung, zurückhaltender Optik und 210 PS. VW Motorsport baut 71 Exemplare, alle mit fünf Türen und schwarzem Lack. Profis erkennen ihn am blauen Rahmen um den Kühlergrill und der Frontstoßstange des US-Jetta. Der Neupreis lag bei 68.500 Mark. Stärker und schneller ist erst der Golf 4 R32. Ist ein solches Modell inseriert, kann es mehr als 100.000 Euro kosten.
Auf Basis des Golf 7 gebaut, erkennt man den e-Golf an den C-förmigen Tagfahrleuchten.
Fazit
Die Preise des Golf 2 steigen. 2013 sind die ersten Exemplare Oldtimer geworden. Mittlerweile gibt es für die meisten Baujahre ein H-Kennzeichen. Der historische Titel macht das ehemalige Allerwelts-Auto interessant für Sammler und Nostalgiker. Starke Varianten und gut ausgestattete Sondermodelle des Golf 2 sind längst teuer. Gut gepflegte Ersthand-Autos sind ebenfalls begehrt, normale Varianten folgen langsam.
Enorme Preissprünge sind für das Gros der Baureihe nicht zu erwarten, dafür ist der Bestand zu groß. Aber der Golf 2 ist ein unkomplizierter Klassiker mit ausgezeichneter Teileversorgung und überschaubaren Fehlerquellen. Lange Fahrten auf eigener Achse sind kein Problem. In der Regel ist die Anschaffung kein finanzielles Risiko, wenn der Zustand stimmt und der Preis gerechtfertigt ist.
Beim Kauf sollten Zustand, Originalität, Motor und Modell eine wichtige Rolle spielen. Hohe Laufleistungen sind kein Problem, kleine Mängel ebenfalls nicht. Moderne Umbauten mit Motoren anderer Baureihen sind nur für eine kleine Zielgruppe interessant. Zeitgenössisches Tuning wirkt mittlerweile oft kitschig. Serienmäßige Autos haben die besten Chancen auf eine gute Preisentwicklung.