1966er Samba-Bus mit 2020er E-Technik
Der boxt nicht, er säuselt: In diesem VW Bulli Samba von 1966 steckt der Elektroantrieb eines VW e-Up. Das Technikpaket gibt es jetzt zum Nachrüsten (lassen).
Man ist selten zu alt, um noch Neues zu erleben. Das gilt besonders für luftgekühlte VW-Modelle: Im September 2019 nennt VW erste Infos zum Elektro-Umbau des Käfer mit Werksteilen. Nun folgt der Bulli. Modelle der ersten Transporter-Baureihe (VW T1) werden mit der Mechanik des elektrischen VW Up zum surrenden Raumwunder.
Einen so intensiven Eingriff in die knatternde Seele des klassischen Bulli unterstützen längst nicht alle Fans – zumal er viel mehr mit sich bringt als nur einen neuen Motor. Die Studie von VWs Nutzfahrzeuge-Tochter zeigt, wie vielseitig Elektromobilität sein kann. Und dass ein moderner Antrieb nicht mit futuristischen Formen einhergehen musss. Von außen sieht dem Elektro-Bulli niemand seinen modernen Antrieb an.
Der VW E-Bulli in aller Kürze
- Kompletter Umbausatz für VW T1-Modelle
- Bodengruppe mit Achsen, Fahrwerk, Lenkung und Antrieb
- Anschluss an den originalen Kabelbaum
- Preis für den Umbau: 64.900 Euro
- Marktstart: 2020
Klassischer VW Bus mit Up-Technik
VW wählt die wohl beliebteste Version des T1 als Prototyp: einen Samba-Bus. Der Achtsitzer mit den vielen Fenstern stammt aus dem Jahr 1966 und stellt dem Projekt seine Karosserie zur Verfügung. VW spricht bisher nur von einer Studie – es ist also gut möglich, dass sich langfristig noch Details verändern. Das Konzept geht aber in Serie. Bedeutet beim Oldtimer: Jeder, der seinen T1 modernisieren möchte, kann ihn zum Elektroauto umbauen lassen.
Für das Projekt weicht zunächst der Vierzylinder-Boxer aus dem Fahrzeugheck. Er macht Platz für den Elektromotor des aktuellen VW e-Up. Das klingt nach Downgrade, ist aber auf dem Papier eine Verbesserung. Aus 44 PS und 102 Newtonmetern Drehmoment im Original werden 61 kW (83 PS) und 212 Nm im Umbau. Ein schnelles Auto wird der Bus damit sicher nicht, aber wohl spürbar kräftiger.
1950 beginnt mit dem T1 die Ära der VW-Bus-Reihe. Heute ist der Hippie-Bus von damals ein begehrter Oldtimer.
Der Antrieb macht ein manuelles Getriebe überflüssig. Den Geschwindigkeitsbereich des Bulli deckt der Antriebsstrang mit seiner festen Übersetzung ab. Der ellenlange Schalthebel auf dem Fußboden der ersten Sitzreihe entfällt ebenfalls. In der Studie schlägt der Hersteller eine moderne Variante mit Automatikwählhebel auf der Sitzbank vor.
Wie bisher treibt der Motor im Samba-T1 ausschließlich die Hinterräder an. Allerdings bricht der Stromer mit einer der wichtigsten Bulli-Traditionen: Motor und Leistungselektronik sind wassergekühlt, eben genauso wie im VW e-Up.
Elektro-Bulli mit 200 Kilometern Reichweite
Die VW-T1-Modifizierung umfasst mehr als einen einfachen Motorumbau. Basis für die elektrische Variante ist eine komplett überarbeitete Bodengruppe mit Platz für Akkus und einem neuen Fahrwerk. Die Batterien sitzen zwischen den neu entwickelten Achsen. Je nach Ausführung speichert sie 45 kWh netto. Das ist genug Strom für mindestens 200 Kilometer Reichweite nach Norm. Der Bulli lädt bis zu 22 kW (Wechselstrom) bzw. maximal 50 kW (Gleichstrom).
Mehr Gewicht und Kraft erfordern weitere umfangreiche Modifikationen. Der Bulli bekommt deshalb ein höhenverstellbares Gewindefahrwerk und moderne Bremsen. Der Prototyp trägt trotzdem klassische Stahlfelgen mit Chromradkappen. Seine Ladebuchse versteckt er unter dem hinteren Kennzeichen. Ignoriert man die neumodischen LED-Lampen, sieht das elektrische Bulli-Projekt aus wie ein gut restaurierter Klassiker. Zumindest von außen.
Innen wagt VW Nutzfahrzeuge mehr. Es bleibt bei der klassischen Bestuhlung, den spartanischen Seitenverkleidungen und dem riesigen Lenkrad mit dünnem Kranz im elektrischen Samba. Drum herum gibt es aber moderne Details. Dazu gehören die Mittelkonsole mit Bedienelementen für moderne Funktionen und der neue Tacho im klassischen Design.
Bis zu 186 km Reichweite schafft der Vor-Facelift-eVito bislang rein elektrisch.
Elektroumrüstung für VW T1, T2, T3, Käfer
Die Bauteile für den Elektro-Umbau stammen von VW. Den Bausatz selbst bietet die Firma eClassics aus Renningen (Baden-Württemberg) an. Teile und Arbeit kosten zusammen knapp 65.000 Euro. Das Auto kommt dazu. Die Preise für gebrauchte VW T1 variieren stark, sie hängen vor allem vom Zustand ab. Rollbare Karosserien gibt es auf mobile.de bereits für weniger als 10.000 Euro. Besonders gute Exemplare erreichen bereits sechsstellige Summen. Solche Autos werden aber kaum als Basis herhalten müssen. Dafür sind sie zu wertvoll.
Der Umrüster bietet die Umbauten für alle luftgekühlten Varianten und alle Karosserieformen des VW Transporters an. Modernere Autos, also die Baureihen T2 und T3, kommen ohne neue Achsen aus. Günstiger wird es mit einem Käfer: Der Kleinwagen kann für 50.000 Euro umgebaut werden.