Der VW Caddy 2020 im Test
Nummer fünf macht alles besser: VW Caddy und Caddy Maxi starten 2020 mit Golf-Cockpit und erstmals mit Hybridmotoren. Erster Test im neuen Hochdachkombi.
- VW Caddy 5 (2020): Das Wichtigste in Kürze |Das Wichtigste in Kürze
- VW Caddy 2020 im Test: Anhängelast, Beladung |VW Caddy 5 im Test: Mehr Komfort mit neuen Achsen
- VW Caddy 5 und Caddy 5 Maxi (2020) erstmals als Hybrid
- Der VW Caddy wird 2020 digital |Ein Cockpit wie im Golf
- Neue Assistenten im VW Caddy 5 |Lange Aufpreisliste für den neuen Caddy
- Varianten und Maße: VW Caddy 5, Caddy Maxi, Caddy Camper
- Preise und Marktstart des VW Caddy 2020
- VW Caddy 5 (2020): Technische Daten
An einem Würfel gibt es wenig zu verbessern, findet VWs Nutzfahrzeuge-Tochter (VWN) mit Blick auf den Caddy. Seit 2003 hält sich der Hochdachkombi – vorn Golf, hinten Würfel – mit mehreren großen Facelifts auf dem Markt. Der Kasten funktioniert noch prima, drum herum bröckelt es aber – das Modell basiert noch auf dem Golf 5.
Jetzt startet ein neuer Caddy, nach interner Zählweise die fünfte Generation. Er kommt mit frischer Optik, sauberen Antrieben, moderner Architektur und guten Manieren. Vieles übernimmt er vom Golf 8, manches entwickelt VWN nur für ihn. Er bleibt belastbar und geräumig, wird aber komfortabel und digital. Das Beste: Er fährt endlich wie ein richtiger Pkw.
VW Caddy 5 (2020): Das Wichtigste in Kürze |Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Radstände: VW Caddy (kurz), VW Caddy Maxi (lang)
- Zwei Versionen: Nutzfahrzeug (Caddy Cargo), Pkw (Caddy)
- Ein Benziner, drei Diesel, ein Erdgasantrieb mit 75 bis 130 PS
- Caddy Plug-in-Hybrid folgt voraussichtlich 2022
- Verfügbar mit Heckklappe oder Hecktüren
- Zuladung VW Caddy 5: maximal 700 (Caddy) bis 780 Kilogramm (Caddy Cargo)
- Preise für den Caddy 5 beginnen bei 20.862,60 Euro (Cargo) bzw. 25.044,40 Euro (Kombi)
- Bereits bestellbar, Auslieferungen starten im November 2020
VW Caddy 2020 im Test: Anhängelast, Beladung |VW Caddy 5 im Test: Mehr Komfort mit neuen Achsen
An den Manieren hapert es bisher im VW Caddy. Seine Priorität lautet: Platz. Damit er möglichst viel einladen kann, baut VWN das auslaufende Modell bis zuletzt mit Blattfedern an der Hinterachse. Toll für Zuladung und Raumausnutzung, doof für Passagiere, denn hinten rumpelt das Auto ordentlich. Handwerker leben damit, Familien hätten es gern bequemer.
Der Test des VW Caddy zeigt: Ein neues Chassis bringt Ruhe in den Kastenwagen. Seine vordere Hälfte stammt vom Golf 8. Das Hinterteil des Kompakten hält nicht genug Gewicht aus. VWN konstruiert deshalb eine neue Starachse mit Schraubfedern, doppelten Längslenkern und einem Panhardstab für die Querführung. Was sich holperig liest, funktioniert sauber und spursicher: Der neue Caddy federt sanft und gefühlvoll.
Es wird Zeit. Citroën Berlingo, Opel Combo und Ford Tourneo fahren schließlich längst mit Pkw-Gefühl. Der Caddy lernt es spät, setzt die Lektion aber gut um. Knackig und kontrolliert fühlt er sich an. Sein hoher Aufbau wankt in flotten Kurven, irgendwann wimmert das äußere Vorderrad. Um Sport schert er sich nicht, um Stabilität und Sicherheit dafür umso mehr. Auf unserer ersten Fahrt verhält er sich mit minimaler (nur Fahrer) und halber Beladung (300 Kilogramm im Laderaum) neutral und gutmütig.
Apropos Beladung: Der neue Caddy schleppt so viel wie der alte. Als Pkw packt er maximal 700 Kilogramm. Im Caddy Cargo stabilisiert VWN zusätzlich den Vorderwagen. Der hält 80 Kilogramm mehr aus. Je nach Bestuhlung passen zwei, fünf oder sieben Personen hinein. Hinter den Vordersitzen verstaut er 3,1 (Caddy) bis 3,7 Kubikmeter Ladung (Caddy Maxi). Abhängig von der Motorisierung beträgt die Anhängelast des VW Caddy 5 bis zu 1,5 Tonnen. Das ist genauso viel wie beim Vorgänger, aber mehr als beim Opel Combo (1.150-1.450 kg) und dem Ford Tourneo (1.200 kg). Der Citroën Berlingo zieht ebenfalls anderthalb Tonnen Anhängelast.
Schon immer praktisch: Der VW Caddy 4 kann eine Menge einladen
VW Caddy 5 und Caddy 5 Maxi (2020) erstmals als Hybrid
Die neue Bodengruppe des Caddy 5 lässt Antriebe zu, die bisher nicht ins Auto passten. Erstmals steckt VWN einen Plug-in-Hybrid in den Kastenwagen. Der Caddy eHybrid startet voraussichtlich 2022 und kombiniert einen 1,5-Liter-Turbobenziner mit einem Elektromotor. Genaue Daten stehen noch aus, VWN entscheidet noch über die Spezifikationen. Wir rechnen systembedingt mit einer Leistung um 180 PS. Die elektrische Reichweite wird bei ungefähr 50 Kilometern liegen.
Zum Marktstart gibt es das, was im Caddy am besten funktioniert. Drei Diesel stehen in der Preisliste, alle 2,0 Liter groß und mit überschaubarer, aber ausreichender Leistung. Sogar der Basismotor mit 75 PS fühlt sich kräftig genug an: Mit 250 Newtonmetern Drehmoment zieht er das Auto anständig vorwärts. Auf unserer Testfahrt rund um München errechnet der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von fünf Litern pro 100 Kilometern.
Der mittlere Diesel mit 102 PS fühlt sich souveräner an. Vor allem in Kombination mit zusätzlichem Gewicht passt die zweite Leistungsstufe gut zum Auto. Sie zieht stärker an und fühlt sich bei hohem Tempo wohl. Der Sprung zum Top-Diesel fällt kleiner aus. Automatik oder Allradantrieb gibt es aber nur bei ihm. Alle Diesel reinigen ihre Abgase mit zwei SCR-Katalysatoren und stoßen weniger Stickoxide aus als ihre Vorgänger.
Abseits der Selbstzünder bietet VW den Caddy 5 mit einem Benziner (114 PS) und einem Erdgasmotor (130 PS) an. Diese Varianten werden in Deutschland aber nur einen kleinen Teil der Zulassungszahlen ausmachen. Zur ersten Fahrt bringt der Hersteller diese Varianten nicht mit.
Der VW Caddy wird 2020 digital |Ein Cockpit wie im Golf
Voll ausgestattet sieht das Cockpit des neuen Caddy (2020) aus wie das des VW Golf: Ein Display ersetzt analoge Instrumente, ein zweites steuert die meisten Funktionen im Auto. Statt Drehreglern stellen berührungsempfindliche Slider Lautstärke und Innenraumtemperatur ein. Das wirkt modern und aufgeräumt, lässt sich aber nicht so einfach bedienen. Den Slidern fehlen Beleuchtung und haptisches Feedback.
Neben dem großen, modernen System sind mehrere kleine Varianten im Angebot. Serienmäßig steckt nur ein Display in der Blende. Gegen Aufpreis gibt es ein Radio mit Handy-Anbindung und den wichtigen Smartphone-Standards Android Auto und Apple CarPlay in der kabellosen Ausführung. Die kleinen Geräte kommen mit klassischen Drehknöpfen, sie sehen aber weniger elegant aus. Eine klassische Bedienung für Gebläse oder Klimaanlage bietet VWN im neuen Caddy nicht an.
Für alle Caddy-Modelle gilt: Die Kunststoffe im Interieur sehen schick aus, fühlen sich aber nicht so an. Mit gutem Willen fällt das Cockpit robust aus. Tatsächlich setzt der Hersteller ausschließlich harte Kunststoffe ein. Spätestens zum Facelift wünschen wir uns unterschäumtes Plastik, zumindest für die Pkw-Versionen. Gut: Bequeme, langstreckentaugliche Sitze gibt es serienmäßig. Die Mittelarmlehne kostet allerdings extra.
Aus dem Nutzfahrzeug-Segment stammend, bietet der Citroën Berlingo genug Platz für siebenköpfige Familien.
Neue Assistenten im VW Caddy 5 |Lange Aufpreisliste für den neuen Caddy
Eine lange Aufpreisliste ist typisch für den Caddy. In der Basis fehlt sogar eine Klimaanlage, im Pkw noch das Radio. Ein nackter Caddy leuchtet mit Halogen-Lampen, kommt ohne Kofferraumabdeckung und bietet nur ein Kunststofflenkrad ohne weichen Bezug. Immerhin: Gegenüber dem Vorgänger verbessert sich die Serienausstattung. Einen Spurhalteassistenten gibt es im Caddy Pkw serienmäßig.
Insgesamt bietet VW jetzt mehr Optionen für den Caddy an. Erstmals sind Auspark-, Spurwechsel- und Anhängerassistent verfügbar. Außerdem rollt das Auto mit installiertem „Travel Assist“ teilautonom, es hält Spur und Abstand. Im Stau bremst es bis zum Stillstand und fährt selbstständig wieder an, wenn der Verkehr es zulässt.
Die alten Helfer aus dem Vorgänger überarbeitet VWN. Das neue Modell erkennt nun die Verkehrszeichen sicherer, parkt besser ein und hält selbstbewusster die Spur. Außerdem überträgt die Rückfahrkamera ein hochauflösendes Bild. Verglichen mit dem auslaufenden Modell fühlt sich der Neue besonders an dieser Stelle moderner an.
Varianten und Maße: VW Caddy 5, Caddy Maxi, Caddy Camper
In der wichtigsten Disziplin bleibt der Caddy traditionell: Er behält seine Variantenvielfalt. Vom kargen Arbeitsmittel bis zum gemütlichen Camper stehen alle Varianten in der Preisliste. In der Basis (Caddy Cargo, Nutzfahrzeug) gibt es viel Platz und wenig Glas. Von den beiden Sitzen lässt sich der rechte optional zum Schreibtisch umklappen.
Mehr Stühle machen ihn zum Caddy Kombi (Nutzfahrzeug) bzw. zum Caddy (Pkw-Van). Fünf Plätze gibt es serienmäßig, gegen Aufpreis zwei weitere. Alle äußeren Sitzplätze rüstet VW mit Isofix-Aufnahmen für Kindersitze aus. Reihe zwei lässt sich umklappen, wickeln oder ausbauen. Das geht jetzt einfacher als bisher.
Die Ausstattungsvarianten des Caddy Pkw bekommen neue Namen (Caddy, Life, Style), behalten aber ungefähr ihre Position. In der teuersten Linie gibt es Klimaautomatik, digitale Instrumente, LED-Lampen und Smartphone-Anbindung serienmäßig. Der Caddy Camper heißt jetzt California (früher: Caddy Beach). Er erhält serienmäßig ein großes Bett und eine kleine Küche.
Wie gehabt bietet VW den Caddy mit kurzem und langem Radstand an. Der kleine Caddy wird neun Zentimeter länger, der große zwei Finger kürzer. Hier alle relevanten Maße in der Übersicht:
Modell | Länge | Breite | Höhe | Radstand | Ladevolumen | Laderaumlänge | Laderaumbreite |
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VW Caddy (2020) | 4.500 mm | 1.855 mm | 1.797 mm (Pkw) | 2.755 mm | 3,1 m³ | 1.797 mm | 1.606 mm |
VW Caddy Maxi (2020) | 4.855 mm | 1.855 mm | 1.797 mm (Pkw) | 2.970 mm | 3,7 m³ | 2.150 mm | 1.606 mm |
Preise und Marktstart des VW Caddy 2020
VWN liefert die ersten Exemplare im November 2020 aus. Der VW Caddy 5 startet mit kurzem Radstand in der Spar-Ausstattung EcoProfi bei einem Preis von 20.862,60 Euro (Caddy Cargo) bzw. 25.044,40 Euro (Caddy Kombi). Der reguläre Caddy kostet als Pkw mindestens 27.689,20 Euro. Zum Marktstart bietet VW das Launch-Modell Caddy Move mit 102-PS-Diesel und Life-Ausstattung für 31.708,60 Euro an.
Für das Modell mit langem Radstand verlangt VW in der günstigsten Caddy-Variante (102 PS) einen Preis von 24.800,80 Euro. Damit beträgt der Aufpreis zum kurzen Auto knapp 2.000 Euro. Der Caddy California steigt bei 29.765,60 Euro ein. Gegenüber dem Vorgänger verändern sich die Brutto-Preise kaum. Das liegt allerdings an der derzeit reduzierten Mehrwertsteuer. Ab 2021 kostet der Caddy also ein paar Hundert Euro mehr als bisher.
Der Ford Tourneo ist eng verwandt mit dem Transit: Es handelt sich um die PKW-Variante des Nutzfahrzeugs.
VW Caddy 5 (2020): Technische Daten
Modell | VW Caddy 2.0 TDI Life |
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Motor | 2,0-Liter-Turbobenziner mit ISG |
Antrieb | Frontantrieb |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb |
Leistung | 102 PS (75 kW) b. 2.750-4.250 U/min |
Drehmoment | 280 Nm bei 1.500-2.500 U/min |
Geschwindigkeit | 173 km/h |
0-100 km/h | 13,5 s |
Verbrauch laut NEFZ (kombiniert) | 4,7 Liter/100 km |
CO2-Ausstoß | 123 g/km |
Länge | 4.500 mm |
Breite | 1.855 mm |
Höhe | 1.853 mm |
Radstand | 2.755 |
Gewicht | 1.682 kg |
Kofferraumvolumen | 190-3.300 Liter |
Basispreis VW Caddy Pkw | 25.044,40 Euro (Caddy Kombi) |
Basispreis Testausstattung | 29.331 Euro |