Volvo V70 Typ B – großer Kombi, kleine Probleme
Der Volvo V70 lief bis 2016 in dritter Generation vom Band. Zum Vorgänger fehlten ihm Kanten und ein bisschen Raum. Als Gebrauchtwagen fehlt ihm jedoch wenig.
Bei Volvo hat der große Kombi Tradition. Schon in den frühen 50er-Jahren bauten die Schweden eine Version des berühmten Buckelvolvo ohne Buckel, aber mit großem Heck. Er hieß PV445 Duett. Es folgte die 240er-Reihe in den 70ern. Ab Mitte der 80er rutschten die Kombis mit der 700er-Reihe in die Obere Mittelklasse. Bis ins Jahr 2016 übernahm der V70 die Rolle des Lademeisters im Angebot. Er wurde etwas weniger eckig als die Vorgänger, blieb aber praktisch.
Der V70 gilt als zuverlässig. Fahrzeuge mit geringer Laufleistung sind jedoch selten. Bei mobile.de werden insgesamt gut 800 Fahrzeuge der dritten Generation gelistet, mehr als die Hälfte hat allerdings mehr als 150.000 Kilometer auf der Uhr. Zum Glück ist der V70 hart im Nehmen. Hohe Laufleistungen müssen nicht abschrecken, genau hinsehen sollte man trotzdem. Es gibt ein paar typische Macken am Volvo V70.
Historie und Modellwechsel
Der V70 kam 1996 als Nachfolger des 850. Er verlor viele Kanten im Blech, in den Leuchten und im Innenraum. Generation zwei folgte schon im Jahr 2000, die sich durch ausgestellte Schultern am Heck vom Vorgänger unterschied. Die Generation drei (Typ B) behielt das Merkmal bei und wurde insgesamt noch etwas runder.
Mit einer Länge von 4,82 Metern überragte der V70 den Vorgänger um 11 Zentimeter. Das erste Facelift kam 2011. Vor allem innen änderte Volvo ein paar Details, 2013 kam eine größere Modellpflege. Jetzt änderte sich der Kühlergrill, die Blinker wanderten in die Außenspiegel und unter die Rücklichter setzten die Designer Chromleisten. Einige Motoren wurden ebenfalls überarbeitet.
Fahrzeuge, die zwischen August 2007 und Juni 2013 gebaut wurden, rief Volvo zurück in die Werkstatt, weil der Scheibenwischer ausfallen konnte. Ein defekter Bremskraftverstärker bei 2,0-Liter-Dieseln der gleichen Baujahre sorgte ebenfalls für einen Rückruf. Bei Fahrzeugen mit Sechsgang-Handschaltung können Schaltprobleme auftreten, bei Dieselmotoren mit Partikelfilter drohen Motorschäden wegen zu hoher Motorölverdünnungen.
Eine defekte Servolenkungspumpe beim 1,6-Liter-Diesel musste ausgetauscht werden, beim Fünfzylinder-Diesel war der Riemenspanner für alle Nebenaggregate schadhaft. Interessenten sollten darauf achten, dass alle Rückrufe durchgeführt wurden.
Karosserie des Volvo V70
Ganz so groß wie frühere Modelle ist der V70 nicht mehr. Dennoch bietet er mehr Platz als die meisten Konkurrenten. 575 Liter Gepäck passen ins Heck, mehr als bei Audi A6 Avant oder 5er BMW. Auf der Rückbank gibt es reichlich Platz für mindestens zwei Passagiere, der Mittelsitz ist jedoch nicht sehr bequem.
Bei umgeklappter Rückbank passen 1.600 Liter in den Kofferraum. Audi oder BMW können laut Norm mehr einladen, in der Praxis sind die Unterschiede gering. Der Volvo ist gut zu beladen, auch sperrige Gegenstände passen durch die Heckklappe. Serienmäßig bringt Volvo Ösen und Schienen an, ein abschließbares Fach im doppelten Boden gibt es ebenfalls ab Werk.
Die Rückbank klappt im Verhältnis 40/20/40 um, für besonders lange Ladung lässt sich zudem die Lehne des Beifahrersitzes nach vorne klappen. Die Sitze polstert Volvo straff, der Seitenhalt ist gut, auf langen Strecken bieten sie ordentlichen Komfort.
Der V70 leidet teilweise unter Rost. Manche Besitzer klagen schon nach wenigen Jahren darüber. Schuld sind zum Teil schlecht beschichtete Bauteile. Oft rostet beispielsweise der vordere Motorträger. Die Deckel der Einspritzpumpe sind ebenfalls betroffen. Problematisch ist das jedoch in den seltensten Fällen, der Mangel ist eher kosmetischer Natur.
Bei der Hauptuntersuchung wird Rost an der Karosserie nicht ungewöhnlich oft beanstandet. An der Auspuffanlage schon, aber erst ab dem elften Jahr. Trotzdem sollte man bei der Besichtigung einen Blick auf die Heckklappe, den Unterboden und die Radkästen werfen.
Motor und Getriebe
Im Laufe der Bauzeit bot Volvo den V70 mit einer Vielzahl an Motoren an. Es gab Ottomotoren mit vier, fünf und sechs Zylindern, die zwischen 145 PS und 306 PS beim T6 AWD leisten. In der Bauzeit gab es insgesamt 15 Antriebe. Noch mehr waren es bei den Dieseln, hier bot Volvo 17 Versionen an. Kleinster Motor ist ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 109 PS. Der stärkste Diesel holt 215 PS und 440 Newtonmeter Drehmoment aus fünf Zylindern und treibt ebenfalls alle vier Räder an.
Der Fünfzylinder läuft geschmeidig und treibt den großen Kombi souverän voran. Eigentlich schon mit weniger PS ein optimaler Motor im V70. Problem: Er erreicht maximal die Abgasnorm Euro 5. Für Innenstadtbewohner kann das angesichts drohender Fahrverbote ein KO-Kriterium sein. Kurzzeitig bot Volvo den DrivE mit Flexifuel-Motor E85 als Vier- und Fünfzylinder an.
Der kleine Diesel D3 mit einer Leistung ab 136 PS hat seine Schwierigkeiten mit dem schweren Kombi. Bei den Benzinern sollte es mindestens der T4 mit 180 PS sein, der ältere 2.0 mit 145 PS und 190 Nm ist zu schwach für den V70.
Haltbar sind die meisten Motoren. Um die 200.000 Kilometer sollten im Normalfall kein Problem darstellen. Motorschäden kommen selten vor. Die Nebenaggregate bereiten schon eher Schwierigkeiten. Bei den Dieseln sollte man bei Laufleistungen von mehr als 130.000 Kilometern die Injektoren überprüfen, da sie undicht werden können. Muss der Zahnriemen getauscht werden, ist es ratsam, die Wasserpumpe gleich mitzutauschen.
Wie die Motoren gelten auch die Getriebe als langlebig. Handschaltungen machen fast nie Probleme, die Automatikgetriebe fallen ebenfalls nicht unangenehm auf. Bei Allradmodellen sollten Interessenten darauf achten, ob beim Fahren Brummgeräusche auftreten. Dies könnte es an einem defekten Lager am Eingang des Differenzials der Haldex-3-Kupplung liegen. Doch das kommt nicht oft vor.
Fahrwerk
Bei der Hauptuntersuchung schneidet der Volvo V70 recht gut ab. Mustergültig benimmt er sich laut TÜV Report jedoch nicht. Beleuchtung, Bremsen, Dämpfer und Achsfedern sind meist besser in Schuss als bei der Konkurrenz. Auspuffanlage und Achsaufhängung können im Alter Probleme machen. Dann treten an Lenkanlage und Lenkgelenken ebenfalls Schwierigkeiten auf. Autos, die älter sind als fünf Jahre, rosten an Achsen und Bremsschläuchen. Zudem verschleißen die Bremsscheiben.
Viele Kilometer machen unabhängig vom Alter Spurstangenköpfen, Fahrwerksbuchsen und Gelenken zu schaffen. Die hinteren Querlenkergummis werden mit der Zeit porös. Den V70 bei der Besichtigung auf die Hebebühne zu stellen, kann nicht schaden. Knarzt und knackt die Lenkung beim Drehen im Stand, wird es teuer. Rund 1.500 Euro kostet die Reparatur.
Ausstattung und Sicherheit
Neben der Ausstattungsvarianten Kinetic, Momentum und Summum bot Volvo für den V70 einige Designpakete und Sondermodelle an. So gab es zum Beispiel die Linje Svart oder die Linje Classic.
Schon beim Basismodell Kinetic kann sich die Ausstattung sehen lassen. Summum lässt nur noch wenig Wünsche offen. Dann leuchtet der V70 zum Beispiel mit Bi-Xenon-Scheinwerfern, im Innenraum verteilt Volvo viel Leder. Airbags für Fahrer und Beifahrer sowie Seiten- und Kopfairbags sind immer an Bord, genau wie aktive Kopfstützen gegen das “Schleudertrauma”.
Marktsituation und Preise des Volvo V70
Bei den Verkaufszahlen kann der Volvo V70 nicht mit den großen Konkurrenten von Audi, BMW oder Mercedes mithalten. A6, 5er und E-Klasse werden deutlich öfter verkauft und finden sich entsprechend häufiger auf mobile.de. Gut 800 Fahrzeuge ab Erstzulassung 2007 sind Stand 06/2019 gelistet. Die Preise starten bei etwa 3.500 Euro. Autos mit weniger als 150.000 Kilometern auf dem Tacho, ausgefülltem Scheckheft und weniger als 150.000 Kilometer Laufleistung gibt es nur rund 240. Die Preise starten zwischen 8.000 und 9.000 Euro.
Unabhängig von der Laufleistung füllen die meisten Fahrer das Scheckheft gewissenhaft aus. Von 430 Fahrzeugen mit mindestens noch 12 Monate gültiger HU, haben mehr als 360 ein ausgefülltes Scheckheft. Benziner zu finden gestaltet sich jedoch als schwierig. Nur 65 Autos werden von einem Ottomotor angetrieben.
Fazit und Empfehlung
Die Wahl fällt also nicht ganz leicht. Wer ein Modell nach dem Facelift 2013 sucht und mindestens die Momentum-Ausstattung an Bord haben will, findet schon eine eher begrenzte Auswahl. Mit höchstens 150.000 Kilometern und zwölfmonatiger HU bleiben rund 200 Autos. Benziner sind kaum darunter, die Preise starten bei 13.000 bis 14.000 Euro. Insofern bleibt eigentlich nur ein Diesel. Die Fünfzylinder passen allesamt prima zum Auto, Städter sollten bei der Motorenauswahl jedoch darauf achten, dass die Schadstoffnorm Euro 6 erfüllt wird.
Der Volvo V70 in Bildern
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