Volvo war schon immer eine beliebte Alternative zu Premiummarken wie BMW oder Mercedes, gerade bei großen und gut ausgestatteten Kombis. Die populären T-Modelle der deutschen Hersteller, wie die Touring der 5er-Generation E34 oder die Benz der Baureihe W124, sind inzwischen in fester Liebhaberhand. Nicht nur das macht die Konkurrenz aus Schweden interessant. Der Volvo 850 und 940/960 überzeugen mit viel Komfort und hohen Sicherheitsstandards. Was diese Youngtimer können und worauf Du achten musst, erfährst Du hier.
Mit dem neuen 850 (1991 bis 1996) gelingt Volvo damals ein großer Wurf. Erstmals setzen die Ingenieure bei dem Modell der oberen Mittelklasse auf einen dynamischen Frontantrieb. Das ist aber nicht die einzige technische Neuheit: Das Seitenaufprallschutzsystem SIPS feiert beim 850 Premiere und ist fortan ein Standardfeature bei jedem neuen Volvo. Dazu kommen eine präzise Zahnstangenlenkung sowie die aufwendige Deltalink-Hinterachse für besseren Fahrkomfort.
Die Presse feiert den 850 schon bei seiner Vorstellung als “sicherstes Auto der Welt”. Diesen Ruf zementiert der Hersteller 1995, als er den Kombi als erstes Großserienfahrzeug weltweit serienmäßig mit Seitenairbags ausrüstet. Hinzu kommt die automatische Sicherheitsgurthöhenverstellung (ARH) für die vorderen Sitze.
Die aufregendste Änderung beim völlig neu konstruierten 850 steckt allerdings unter der Motorhaube. Anstelle der etwas antiquierten Reihenvierzylinder werden dem 850 quer eingebaute Fünfzylinder-Motoren aus Aluminium eingepflanzt. Die sind nicht nur durch die Bank robust und für hohe Laufleistungen gut. Sie erfreuen auch mit kernigem Sound und sehr viel Leistung, jedenfalls für damalige Verhältnisse.
Anfangs ist der Volvo 850 allein als Limousine erhältlich. 1993 wird das Kombi-Modell nachgereicht und die Verkaufszahlen steigen.
Bereits der „kleine“ 2.0 20V leistet stramme 143 PS, der 2.5 20V kommt auf 170 PS. Ab 1993 werden die Aggregate dann auf Wunsch auch mit einem Turbolader bestückt. Ein 850 T5 kommt so auf 226 PS. Es ist die Zeit, in der sich Mercedes- und BMW-Fahrer zu wundern beginnen, wenn so ein Renn-Volvo auf der Autobahn an ihnen vorbeizieht. Insgesamt finden sich 137 Inserate bei mobile.de (Stand: September 2020).
Wissenswertes zum Thema Turbolader findest Du hier
Ein besonders gut erhaltenes Exemplar bietet ein Händler aus dem Schwarzwald bei mobile.de an. Der silberne 850 T5 Kombi von 1995 hat laut Inserat erst 54.900 Kilometer gelaufen. Bis 2018 habe sich der Wagen bei einem älteren Ehepaar in erster Hand befunden, dann wurde ein Sammler auf den flotten Youngtimer aufmerksam. Die Ausstattung mit Leder-Velours-Sitzen, Sitzheizung, Doppelairbag und Wurzelholz-Dekor im Cockpit kann sich sehen lassen.
Herausragend ist nach Angaben des Händlers der technische Zustand: Augenscheinlich sei der Wagen „absolut rostfrei“, versichert er. Regelmäßig wurde der Edel-Kombi laut Anzeige von einer Fachwerkstatt gewartet, was auch einen Austausch des Zahnriemens nach rund 43.000 Kilometern beinhaltete. Sogar die Neuwagen-Rechnung soll noch vorhanden sein. Deshalb hat der Kombi auch heute noch seinen Preis: Der Händler verlangt 19.990 Euro für seine Youngtimer-Perle.
Im Sommer 1995 wird der schnelle T5 in Sachen Leistung noch überboten. Die Modelle der Sonderedition T5-R, von der Fachzeitschrift “Youngtimer” treffend „scharfe Typen“ getauft, kommen auf 241 PS. Möglich macht es eine Software mit Overboost-Funktion, die dem Motor für 30 Sekunden einen zusätzlichen Kick mit einer Portion Extra-Drehmoment gibt. Höhepunkt ist schließlich der 850 R mit satten 250 PS.
Die auf wenige tausend Exemplare limitierten 850 T5-R sind heute besonders gesucht. Voraussetzung für Sammler ist Mut zur Farbe: Das Sondermodell gibt es nur in Grün, Schwarz und dem grellen „Merkur-Gelb“. Die Preise beginnen auf mobile.de bei rund 3.000 Euro.
Mit ihrem eckigen und kantigen Design erinnern der 940 und der 960 an Volvos Vergangenheit.
Zu schrill? Der Volvo 940/960 ist in den Neunzigern die gediegene Alternative zum wilden 850. Liebhaber werden bei der 900er-Baureihe (1990 bis 1998) nostalgisch – und schwärmen vom „letzten echten Volvo“. Denn der 940/960 ist der letzte Volvo, der noch mit klassischem Hinterradantrieb vom Band rollt. Bei mobile.de sind 91 Modelle inseriert (Stand: September 2020).
Für Kunden auf dem skandinavischen Heimatmarkt ist der quasi Pflicht, schließlich müssen die Bootsanhänger zu den Urlaubshäusern an den zahllosen Seen geschleppt werden. Autos mit Frontantrieb kommen an den steilen Ufern rasch an ihre Grenzen. Beim frontgetriebenen Volvo 850 wird daher zügig ein Allradantrieb nachgereicht.
Die Anhängelast des Volvo 940/960 liegt bei mehr als zwei Tonnen. Dazu kommt ein enormes Platzangebot im Auto selbst, insbesondere beim Kombi. Dessen Ladefläche liegt mit 602 bis 1.702 Litern auf Kleinlaster-Niveau und ist auch deutlich größer als beim 850.
Der V8, Audis erstes Oberklasse-Fahrzeug, wurde von 1988 bis 1994 produziert.
Das neu eingeführte Seitenaufprallschutz-System SIPS haben beide. Statt auf Fünfzylinder setzt der 940 noch auf die bewährten Vierzylinder, die schon die Vorgänger-Baureihen 740 und 240 auszeichneten: solide, quasi unzerstörbare Aggregate, die bei anständiger Pflege 400.000 Kilometer und mehr abspulen.
Der 2.0i ist mit seinen 112 PS etwas träge, der 2.3i bietet mit 131 PS ordentliche Fahrleistungen. Populärster Motor ist unter 940-Fahrern der 2,3-Liter-Turbo mit 165 PS, der auch im Drehzahlkeller mit gutem Drehmoment punktet. Top-Aggregat im 960 ist ein laufruhiger Dreiliter-Reihensechszylinder mit 204 PS. Dessen Viergang-Automatik zwackt allerdings einiges von der Mehrleistung ab. Von den Fahrleistungen wirkt der 2,3 Turbo kaum schwächer.
Beim 940/960 besonders beliebt sind heute die Sondermodelle der Edition Classic, die Volvo zum Ende der Bauzeit ins Programm aufnimmt. Diese umfassen serienmäßig Doppel-Airbag, Klimaanlage, Veloursitze mit Teilleder, Niveauregulierung –damals sind das echte Ausstattungs-Highlights. 1996 wird das Modell 960 in S90 (Limousine) und V90 (Kombi) umbenannt. Technisch handelt es sich aber um die gleichen Fahrzeuge. 1998 endet die Produktion und damit auch die Ära des Hinterradantriebs bei Volvo.
• Motor: 4,4-Liter-V8
• Leistung: 286 PS
• 0-100: 6,5 s | Vmax: 250 km/h
Auch wenn Youngtimer-Volvos einen sehr guten Ruf haben – ganz ohne Schwächen sind diese Autos nicht. Um teure Irrtümer und Reparaturen zu vermeiden, solltest Du diese Dinge beachten, bevor Du Dich für einen Volvo 850 oder Volvo 940/960 entscheidest.
Volvo 850 oder 940/960? Die Antwort ist: Hohes technisches Niveau und große Verlässlichkeit bieten beide Modelle. Der 940/960 ist eher etwas für Traditionalisten: Er steht für die alten Volvo-Tugenden: solide Technik, viel Komfort und massig Platz – insbesondere bei den Kombis. Der 850 ist etwas kleiner, wenn auch nicht wirklich klein. Lifestyle und Performance stehen hier im Vordergrund, vor allem bei den schnellen Turbo-Modellen wie T5 oder T5-R. Die Granaten mit über 220 PS sind ab etwa 3.000 Euro zu haben. Auch gepflegte, gut gewartete Kandidaten kosten selten mehr als 8.000 Euro. Noch, denn die Preise ziehen an.
Motor | Fünfzylinder-Turbo-Benziner |
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Hubraum | 2.319 cm³ |
Leistung | 226 PS (166 kW) |
Drehmoment | 300 Nm bei 2.000 U/min |
Getriebe | Fünfgang-Schalter |
0-100 km/h | 7,5 s |
Geschwindigkeit | 235 km/h |
Verbrauch | ca. 9,5 l/100 km |
Leergewicht | 1.450 kg |
Länge | 4.720 mm |
Breite | 1.760 mm |
Höhe | 1.415 mm |
Radstand | 2.664 mm |