VW Polo 6 (ab 2017) im Test: Vor- und Nachteile als Gebrauchtwagen
Der VW Polo ist einer der beliebtesten Kleinwagen und eine echte Alternative zum größeren Golf. Auto-Journalist Carsten Paulun zeigt die Stärken und Schwächen des VW Polo 6.
- VW Polo 6: Das zeichnet ihn aus
- Welche Facelifts gab es beim VW Polo 6?
- Der VW Polo (ab 2017) im Testbericht
- Die Motoren des VW Polo
- Das kostet der VW Polo
- Welche Karosserievarianten gibt es?
- Welche Ausstattungen und welche Extras sind empfehlenswert?
- Welche bekannten Probleme gibt es beim VW Polo?
- Mein Fazit: Für wen lohnt sich der VW Polo?
Er ist ein Dauerbrenner im Modellangebot von Volkswagen und seit 1975 auf dem Markt: der VW Polo. Mehr als 18 Millionen Exemplare des Kleinwagens wurden inzwischen gebaut und die aktuelle sechste Generation ist gleichermaßen ein Verkaufsschlager – auch wenn sie sich harter Konkurrenten wie Opel Corsa, Toyota Yaris oder Škoda Fabia erwehren muss.
Das Wichtigste in Kürze
- Als Kleinwagen doch schon sehr groß
- Dieselmotoren seit 2020 komplett gestrichen
- Gutes Platzangebot für einen Kleinwagen
- Unauffälliges Fahrverhalten mit präziser Lenkung
- Eine feste Größe im Kleinwagenmarkt und wertstabil
Der VW Polo ist der kleine Bruder des Golf, aber mindestens genauso ein Klassiker im Bereich der Kleinwagen.
VW Polo 6: Das zeichnet ihn aus
Das Besondere am VW Polo 6: Er kann alles, was der Golf auch kann. Der kleine Wolfsburger ist solide, zuverlässig, und VW-typisch macht man nichts falsch. Es erwarten Dich in der Regel keine negativen Überraschungen. Das liegt auch an der bewährten technischen Basis, die Volkswagen für den Polo nutzt. Diese teilt sich die sechste Generation des Kleinwagens mit fast 20 Modellen aus der Konzernfamilie. So kommt unter anderem auch beim Škoda Fabia, dem Seat Ibiza 5 oder dem VW T-Cross der Modulare Querbaukasten „MBQ A0“ zum Einsatz. Damit ergibt sich eine Vielzahl an technischen Möglichkeiten mit Blick auf Fahrassistenten, Antriebe und Ausstattung.
Welche Facelifts gab es beim VW Polo 6?
Die sechste Generation des VW Polo kam im Sommer 2017 auf den Markt und wurde im spanischen Pamplona sowie in Uitenhage (heute Kariega) in Südafrika produziert. Da die Produktion in Spanien Anfang Juli 2024 eingestellt wurde, kommen neue VW Polo heute nur noch aus Südafrika.
2021 frischte VW den Polo technisch und äußerlich auf. Den Kleinwagen gibt es seitdem mit Basis-LED-Scheinwerfern und neuem Tagfahrlicht. Zudem hat VW die Schürzen an Front und Heck etwas überarbeitet. Mit dem Facelift stehen ferner zehn Felgentypen zur Auswahl, die abhängig von der Ausstattungslinie sind. Die Rückleuchten gibt es standardmäßig mit LED; sie sind zweigeteilt.
Bei der Ausstattung legte VW ebenfalls nach. Das bislang optionale virtuelle Cockpit ist mit dem Facelift Teil der Grundausstattung geworden. Aus der Basisversion des Golf stammt das Lenkrad, das unabhängig von der Ausstattungsvariante mit Tasten bestückt ist. Der VW Polo 6 hat mit der Modellpflege außerdem ab Werk eine konventionelle Klimaanlage. Dafür lässt sich die Klimaautomatik nur noch per Touchsteuerung bedienen – die Knöpfe hat VW verbannt. Neu sind zudem die elektrisch einstellbaren Außenspiegel als Serienausstattung. Gegen Aufpreis lässt sich ein 9,2 Zoll großer Infotainment-Bildschirm bestellen.
Änderungen gab es überdies bei den einzelnen Ausstattungslinien. VW bietet jetzt mehr Pakete und weniger Einzeloptionen an. Neben der Grundversion gibt es die Linien „Life“, „Style“ und „R-Line“. Neue Assistenten und Sicherheitsfunktionen haben die Wolfsburger dem VW Polo mit der Modellpflege ebenfalls verpasst. Unter anderem gibt es den Center-Airbag in der Mittelkonsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz serienmäßig. Bei einer Probefahrt nicht wundern, wenn der Polo im Verkehr mitschwimmend automatisch langsamer wird: Das Assistenzsystem ist so ausgelegt, dass es vorausfahrende Autos oder Schilder erkennt und entsprechend die Geschwindigkeit anpasst.
Der VW Polo ist der kleine Bruder des Golf, aber mindestens genauso ein Klassiker im Bereich der Kleinwagen.
Der VW Polo (ab 2017) im Testbericht
Die Redaktion von mobile.de hat den VW Polo 6 (Modelljahr 2019) genauer unter die Lupe genommen und eine Testfahrt mit dem Kleinwagen absolviert. Das Testfahrzeug war mit dem 1-Liter-TSI-Triebwerk mit 85 kW (115 PS) und einer Sechsgang-Handschaltung ausgestattet.
Wie fährt sich der kleine Wolfsburger? Die Federung ist einigermaßen straff, dabei aber stets komfortabel. Bei schnellen Kurvenfahrten bleibt der VW Polo 6 lange neutral, bevor er dann doch Fronttriebler-typisch untersteuert. Die Lenkung ist direkt, aber nie nervös. „Im Vergleich zu den meisten Konkurrenten, auch aus dem eigenen Konzern, wirkt er eine Spur vernünftiger und komfortabler“, so das Testfazit. Insgesamt hat der VW Polo ein sicheres und unauffälliges Fahrverhalten – ob in der Stadt, auf der Landstraße oder auf der Autobahn.
Das präzise, knackige Getriebe und das Triebwerk überzeugte uns ebenfalls: „Die Motor-Getriebe-Kombination passt bestens zum kleinen Polo. Mehr Leistung braucht man nicht, ein bisschen weniger funktioniert vermutlich noch gut genug.“ Der Antrieb bietet 200 Newtonmeter maximales Drehmoment ab 2.000 Umdrehungen. Zwar fehlt dem Dreizylinder beim plötzlichen Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen heraus etwas die Kraft, er lässt sich im Alltag aber schaltfaul und unkompliziert bewegen.
Im Test verbrauchte der VW Polo 6 im Stadtverkehr 6,3 Liter – und lag damit nur knapp über den von VW angegebenen 6,0 Litern. Im Normverbrauch versprechen die Wolfsburger 4,7 bis 4,9 Liter. Dies erreichte unser Testfahrer nicht ganz. Im Pendelverkehr schafft der Polo aber immer noch eine Fünf vor dem Komma.
Lobend äußert sich der Tester zudem über das Platzangebot: „So ein Kleinwagen kann ganz schön groß sein“, schreibt er. Vorn und hinten haben normal gewachsene Passagiere ausreichend Raum und sitzen luftig. Auch der Kofferraum mit einem Fassungsvermögen von 351 bis 1.125 Litern ist für einen Kleinwagen angemessen groß.
Die Motoren des VW Polo
Zum Serienstart des Polo 6 bot VW eine große Auswahl an Motoren auf. Ganz gleich, ob Benzin, Diesel oder Gas: Für jeden war eine passende Motorisierung am Start. Die Dieselmotoren des kleinen Wolfsburgers boten bis zum Facelift 59 kW (80 PS) beziehungsweise 70 kW (95 PS). Und mit dem Erdgasantrieb steckten in dem Kleinwagen 66 kW (90 PS).
Doch mit dem Facelift schrumpfte 2021 das so üppige Motorenangebot: Volkswagen strich sämtliche Dieselmotoren des VW Polo 6. Auch rausgeflogen ist der 150 PS starke 1,5-Liter-Benziner. Seit dem Wegfall des Erdgasantriebs 2022 stehen für den Kleinwagen nur noch vier unterschiedliche Benzinmotoren zur Verfügung. Im Gegensatz zur aktuellen Konkurrenz wie Corsa und Yaris gibt es den VW Polo weder als Hybrid- noch als Elektrovariante.
Aktuell bildet der 1,0-Liter-Dreizylinder-Sauger, anfangs mit 65 PS, später mit 80 PS, den Einstieg in die Polo-Welt. Mehr Leistung bieten die 1,0-Liter-Dreizylinder-TSI-Motoren mit 70 kW (95 PS) sowie 85 kW (115 PS). Diese gibt es entweder mit Fünfgang-Handschaltung oder Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Das obere Ende der PS-Skala markiert beim Polo natürlich das Topmodell GTI. Dessen 2,0-Liter-TSI-Triebwerk sorgt mit 152 kW (207 PS) für viel Fahrspaß.
Meine Empfehlung ist der 1,0-Liter-Dreizylinder-TSI mit 85 kW (115 PS). Damit ist der Polo gut motorisiert und bietet für den Alltag ausreichend Kraftreserven. Aus dem Stand spurtet der Kleinwagen in 9,8 Sekunden auf 100 km/h und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit bei 201 km/h. Achtung: VW hatte den Motor 2020 auf 110 PS reduziert und erst im April 2024 wieder auf seine ursprüngliche Leistung zurückgesetzt. Grund für die Leistungsbegrenzung waren die strengeren Abgasnormen und Umweltvorschriften zu dieser Zeit. Damit der Polo die Emissionsgrenzwerte erreichte, musste der Motor ein wenig gedrosselt werden. Wenn Dich die leicht reduzierte Leistung nicht stört, findest Du diese Modelle etwas günstiger auf dem Gebrauchtwagenmarkt.
Wer es auch im Kleinwagen sportlich mag, ist beim VW Polo GTI an der richtigen Adresse. Die leistungsstarke Version des Wolfsburgers liefert 152 kW (207 PS). Bis 2020 gab es den kleinen Flitzer noch mit Handschaltung. Seitdem baut VW in den GTI nur noch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe DSG ein. Damit ist der Polo GTI einer der letzten sportlichen Kleinwagen, die aktuell noch neu gebaut werden.
Die wichtigsten Motoren im Überblick
Motorisierung | Zylinder | Hubraum | Leistung | Drehmoment | Getriebe | Normverbrauch |
---|---|---|---|---|---|---|
1.0 | 3 | 1,0 Liter | 59 kW (80 PS) | 93 Newtonmeter | 5-Gang-Schaltgetriebe | 5,3–5,7 Liter Super |
1.0 TSI OPF | 3 | 1,0 Liter | 70 kW (95 PS) | 175 Newtonmeter | 5-Gang-Schaltgetriebe oder 7-Gang-DSG | 5,2–5,7 Liter Super |
1.0 TSI OPF | 3 | 1,0 Liter | 85 kW (115 PS) | 200 Newtonmeter | 7-Gang-Doppelkupplung | 5,3–5,6 Liter Super |
GTI 2.0 TSI OPF | 3 | 2,0 Liter | 152 kW (207 PS) | 320 Newtonmeter | 7-Gang-Doppelkupplung | 6,5 Liter Super |
Der VW Polo ist der kleine Bruder des Golf, aber mindestens genauso ein Klassiker im Bereich der Kleinwagen.
Das kostet der VW Polo
Wer auf der Suche nach einem gebrauchten VW Polo 6 ist, kann bei mobile.de aus zahlreichen Angeboten wählen. Dort stehen von der sechsten Generation mehr als 2.000 Fahrzeuge zum Verkauf – über alle Generationen hinweg sind es sogar fast 23.000 Angebote (Szand 08/2024).
Für den VW Polo 6 werden Preise von mindestens 6.500 Euro aufgerufen. Die meisten haben dafür bereits 200.000 Kilometer hinter sich, manche sogar über 300.000 Kilometer. Wer einen Polo 6 mit weniger als 100.000 Kilometern sucht, zahlt rund ein Drittel mehr. Hier starten die Gebrauchtwagenpreise dann bei etwa 9.500 Euro. Suchst Du nach dem VW Polo 6 mit dem von uns empfohlenen Motor, kannst Du mit Preisen zwischen 10.000 und 28.000 Euro rechnen – je nach angebotener Ausstattungslinie und Laufleistung.
Zum Vergleich: Der Škoda Fabia IV ist ab etwa 12.000 Euro bei mobile.de zu finden. Die vorige Generation startete 2014; es gibt sie ab knapp 4.000 Euro.
Welche Karosserievarianten gibt es?
Während VW den Polo in früheren Generationen als Drei- und Fünftürer sowie in den 1990er-Jahren sogar als Stufenheck und Kombi gebaut hat, gibt es den Polo 6 ausschließlich mit fünf Türen. Im Vergleich zum Vorgänger ist die sechste Generation ein gutes Stück gewachsen: In der Länge von 3,98 Metern auf 4,07 Meter, und auch in der Breite legte der Polo fast sieben Zentimeter zu. Damit ist der Kleinwagen inzwischen so groß wie früher ein Golf 3. Die Passagiere freut’s: Der Wolfsburger bietet nicht nur mehr Platz im Innenraum, auch der Kofferraum legte mit dem Modellwechsel um stolze 71 Liter auf 351 Liter zu – in Sachen Ladevolumen kommt er damit sehr nah an den VW Golf 8 heran, der gerade mal 30 Liter mehr Gepäckraum bietet.
Was sind die Abmessungen des VW Polo 6?
- Länge: 4,07 Meter
- Breite (ohne Außenspiegel): 1,75 Meter
- Höhe: 1,45 Meter
- Radstand: 2,55 Meter
- Kofferraum: 351 bis 1.125 Liter
Welche Ausstattungen und welche Extras sind empfehlenswert?
Bei der Suche nach einem gebrauchten VW Polo 6 triffst Du bei den älteren Jahrgängen auf die Ausstattungen „Trendline“, „Comfortline“ und „Highline“ sowie die Sonderedition „Beats“, die bis zum Facelift 2021 angeboten wurden. Die Grundversion „Trendline“ bietet serienmäßig eine Fußgängererkennung, eine Berganfahrhilfe und LED-Tagfahrlicht. In der „Comfortline“ ist der VW Polo zusätzlich mit einer Klimaanlage und einer Müdigkeitserkennung ausgestattet. Interessierst Du Dich für frühere Modelle des 6er-Polo, hältst Du aber am besten nach der „Highline“ Ausschau. Diese kommt zusätzlich mit einer Parkdistanzkontrolle und Sport-Komfortsitzen daher.
Bei den Facelift-Varianten ab 2021 nahm VW die Ausstattungslinien „Polo“, „Life“, „Style“ und „R-Line“ ins Programm. Der GTI blieb weiterhin die sportliche Variante des Kleinwagens. Serienmäßig bietet der Polo seit der Überarbeitung bereits in der Grundausstattung eine Ablenkungs- und Müdigkeitserkennung, eine Verkehrszeichenerkennung und eine Einparkhilfe an. Ebenfalls ab Werk dabei: das digitale Cockpit, eine Klimaanlage mit Aktiv-Kombifilter, LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten, elektrische Außenspiegel und eine Berganfahrhilfe.
Ich würde hier direkt zu einer besser ausgestatteten Linie wie „Style“ greifen. Sie bietet nicht nur mehr Auswahl an Motoren, sondern auch mehr Komfortelemente und Fahrassistenten. Dazu gehören Apple CarPlay und Android Auto, Sitzheizungen vorn und ein dynamischer Fernlichtassistent. Ich empfehle zudem das Sonderpaket „Rear View“, das eine Rückfahrkamera ergänzt, und das Paket „Park & Comfort“. Der Polo assistiert hier beim Ein- und Ausparken, wie man es sonst aus größeren Fahrzeugklassen kennt.
Welche bekannten Probleme gibt es beim VW Polo?
Größere Probleme gibt es mit dem VW Polo 6 in der Regel nicht. Bei manchen Fahrzeugen ruckelt oder schaltet das DSG-Getriebe verzögert – insbesondere bei niedrigen Geschwindigkeiten.
Es gab jedoch ein paar Rückrufe. 2018 mussten Fahrzeuge der Baujahre 2017 und 2018 wegen fehlerhafter Gurtschlösser auf der Rückbank zurück in die Werkstatt. Anfang 2019 erfolgte ein Rückruf für die Modelljahre 2018 und 2019 aufgrund von Problemen mit der Handbremse. Ein weiterer Rückruf erfolgte 2020, weil vereinzelt Öl in den Bremskraftverstärker gelangen konnte. Betroffen waren Modelle des Bauzeitraums 22. September 2019 bis 6. Februar 2020. Ebenfalls 2020 gab es erneut Probleme mit dem Doppelgurtschloss auf der Rückbank. 2022 erfolgte ein Rückruf für die Modelle mit Panorama-Schiebedach, die zwischen 10. August und 9. Dezember 2021 gebaut wurden.
Vor- und Nachteile VW Polo
Stärken
- Gutes Platzangebot für einen Kleinwagen
- Viele Assistenzsysteme
- Präzise Lenkung
Schwächen
- Neuere Baujahre nur Benzinmotoren zur Auswahl
- Keine Elektrifizierung
Mein Fazit: Für wen lohnt sich der VW Polo?
Der VW Polo ist ein Auto für alle Fälle und deswegen zu Recht einer der beliebtesten Kleinwagen. Seine VW-typische Zuverlässigkeit und Qualität sind hier ausschlaggebende Argumente. Außerdem bietet er trotz kompakter Abmessungen viel Platz für Mitfahrer und taugt dank geräumigen Kofferraums für den Alltag. Dazu bietet er ein gutes Fahrverhalten mit ausgewogenem Fahrwerk und umfassende Sicherheitsfeatures. Er eignet sich aufgrund dieses Gesamtpakets und der Anschaffungs- sowie Unterhaltskosten sowohl für Pendler als auch für Langstreckenfahrer – keine Selbstverständlichkeit bei einem Kleinwagen.