Verbandskasten im Auto: Das musst Du wissen
Er bekommt wenig Beachtung, aber wenn es ernst wird, spielt er die Hauptrolle: der Kfz-Verbandskasten. Aber was muss eigentlich alles drin sein? Welche Bestandteile sind steril? Und kann ein Verbandskasten auch ablaufen? Hier erfährst Du alles, was Du als Autofahrer über ihn wissen solltest.
Ein Kfz-Verbandskasten gehört in jedes Auto – das ist sogar Vorschrift. Im deutschen Verkehrsrecht steht geschrieben, dass alle Autofahrer in ihrem Auto einen Kfz-Verbandskasten mitführen müssen. In Bussen mit Platz für mehr als 22 Fahrgäste sind sogar zwei Verbandskästen Pflicht. Wenn Du das Verbot missachtest und keinen Verbandskasten im Auto hast, wird bei einer Verkehrskontrolle in der Regel ein Verwarngeld von bis zu zehn Euro fällig.
Die Kfz-Verbandskasten-Pflicht gilt nicht für Krafträder sowie Zug- und Arbeitsmaschinen in land- oder forstwirtschaftlichen Betrieben. Doch auch für Fahrer dieser Fahrzeuge ist es ratsam, Verbandsmaterial bei sich zu haben. Übrigens: In einigen beliebten Urlaubsländern ist ein Verbandskasten auch für Motorradfahrer Pflicht. Dazu gehören Österreich, Italien, Portugal und Spanien. Ein Kfz-Verbandskasten gehört inzwischen in allen EU-Ländern zur Pflichtausstattung. Am besten informierst Du Dich vor Deiner Reise über die genauen Regelungen.
Kfz-Verbandskasten? Klar! Aber wo ist er?
Wichtig ist, wie und wo Du Deinen Kfz-Verbandskasten im Auto platzierst. Er muss jederzeit griffbereit sein. Es ist also wenig sinnvoll, ihn unter Gepäckstücken zu begraben oder unter die Bodenplatte im Kofferraum zu schieben.
Seit 2014 dürfen nur noch Verbandskästen mit der DIN-Norm 13164 verkauft werden. Wer einen Kfz-Verbandskasten besitzt, der älter ist, darf diesen aber auch noch bis zum Verfallsdatum benutzen. Du solltest jedoch in diesem Fall Deinen alten Verbandskasten mit den Dingen auffüllen, die laut Norm in den Verbandskasten gehören.
Was steckt alles im Kfz-Verbandskasten?
Hier ein Überblick darüber, was in einen Verbandskasten nach der DIN-Norm 13164 gehört:
- Heftpflaster, DIN 13019-A, 5 m x 2,5 cm
- Verbandpäckchen K
- Verbandpäckchen, DIN 13151-G
- Verbandtuch, DIN 13152-BR, 40 cm x 60 cm
- Verbandtuch, DIN 13152-A, 60 cm x 80 cm
- Rettungsdecke, 210 cm x 160 cm
- Erste-Hilfe-Schere, DIN 58279-A 145
- 4 Wundschnellverbände, DIN 13019-E, 10 cm x 6 cm
- 2 Verbandpäckchen, DIN 13151-M
- 6 Kompressen, 10 cm x 10 cm
- 2 Fixierbinden, DIN 61634-FB-6
- 3 Fixierbinden, DIN 61634-FB-8
- 2 Dreiecktücher, DIN 13 168-D
- 4 Einmalhandschuhe, DIN EN 455
- 2 Feuchttücher zur Hautreinigung
- 14-teiliges Fertigpflasterset
- Erste-Hilfe-Broschüre
Hinweis: Salben, Schmerzmittel und andere Medikamente gehören nicht in den Kfz-Verbandskasten. Die medikamentöse Behandlung sollte den Rettungskräften überlassen werden.
Erste-Hilfe-Kursus ist unerlässlich
Im Verbandskasten befindet sich zwar eine Broschüre – eine Art Gebrauchsanweisung, wie Du im Notfall einem Verletzten helfen kannst. Im Ernstfall hast Du aber wahrscheinlich keine Zeit, diese Anweisung zu lesen. Deshalb müssen Führerscheinanwärter vor Erwerb des Führerscheins einen Erste-Hilfe-Kursus machen.
Kann ein Kfz-Verbandskasten ablaufen?
Kaum zu glauben, aber wahr: Pflaster, Binden und Verbände können ablaufen. Vor allem Kompressen und Verbandsmaterial, die steril verpackt sind, haben ein Verfallsdatum. Du findest es auf den Verpackungen. Auch Einmalhandschuhe können mit den Jahren porös werden. Das Ablaufdatum der begrenzt haltbaren Materialien ist auch auf der Außenseite des Verbandskastens abgedruckt.
Viele fragen sich: Wie kann es sein, dass ein Verbandskasten überhaupt ablaufen kann? Die Erklärung: Die Materialien im Verbandskasten, die steril sind und das auch bleiben müssen, können mit Ablauf des Haltbarkeitsdatums ihre Sterilität verlieren – zum Beispiel aufgrund von Temperaturschwankungen. Das kann zur Folge haben, dass Keime in eine Wunde geraten, wenn sie mit abgelaufenem Material versorgt wird. In schweren Fällen kann das sogar lebensgefährlich werden.
Ein Kfz-Verbandskasten ist bei Neukauf vier Jahre haltbar. Danach ist in der Regel der Kauf eines neuen Verbandskastens fällig.
Du solltest also unbedingt vermeiden, abgelaufene Materialien in Deinem Verbandskasten mitzuführen. Sonst stehst Du im Zweifel in einer Notsituation mit unbrauchbarem Verbandszeug da, das nicht mehr steril ist. Es lohnt sich also, die Ablaufdaten der einzelnen Materialien regelmäßig zu kontrollieren. Ist tatsächlich ein Teil abgelaufen, musst Du es austauschen.
Zu kaufen gibt es einzelne Materialien für den Verbandskasten in der Apotheke. Kümmerst Du Dich nicht darum, erfüllt Dein Kfz-Verbandskasten nicht mehr die Mindestanforderungen der DIN-Norm 13164. Dafür könntest Du bei einer Verkehrskontrolle eine Strafe bekommen. Bei der Hauptuntersuchung (HU) wird der nicht normgerechte Kfz-Verbandskasten zusätzlich als geringer Mangel eingestuft.
Tipp: Wenn Du im Falle eines Unfalls Deinen Kfz-Verbandskasten benutzt und den Unfall nicht selbst verschuldet hast, muss die Kfz-Versicherung des Unfallverursachers die Kosten für einen neuen Verbandskasten übernehmen.
Was tun mit einem abgelaufenen Kfz-Verbandskasten?
Wirf einen abgelaufenen Verbandskasten auf keinen Fall weg! Dafür ist ein Verbandskasten zu schade. Pflaster und Verbände sind auch nach Ablauf der Haltbarkeitsdauer in der Regel für die Hausapotheke gut zu gebrauchen. Wer das nicht möchte, kann seinen Verbandskasten auch an das Deutsche Rote Kreuz (DRK) oder ähnliche Organisationen spenden. Auch Fahrschulen und Anbieter von Erste-Hilfe-Kursen freuen sich unter Umständen über einen ausrangierten Kfz-Verbandskasten.