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Toyota Yaris 2019 Test (8)
Quelle: Toyota
Den Toyota Yaris gibt es auch mit Hybrid-Antrieb. Diesel stehen dagegen nicht zur Wahl

Was haben Autos mit gutem Wein gemeinsam? Beide werden im Alter besser. Weine wegen des Ausbaus, Autos wegen ausgemerzter Kinderkrankheiten und Verbesserungen, die der Hersteller nach und nach umsetzt. Den Toyota Yaris der dritten Generation bietet der japanische Autobauer in Europa seit Ende 2011 an. Ein erstes Facelift folgte 2014, die letzte Überarbeitung verkauft Toyota seit April 2017 in Deutschland.

Was den Toyota Yaris von anderen Kleinwagen aus Fernost abhebt: Als einziger Hersteller setzt Toyota in diesem Segment seit Sommer 2012 auf Hybridantrieb. Konsequenterweise flog 2017 der Diesel aus dem Motorenprogramm.

2020 soll ein neuer Yaris den in die Jahre gekommenen Kleinwagen ablösen. Denn nicht alles am Auto wird im Alter besser. Vor allem bei Infotainment und Assistenztechnik kann der Yaris nicht verbergen, dass er konzeptionell überholt ist. Bald gibt es den Yaris mit dem Code XP13 nur noch gebraucht. Grund genug für uns, den Kleinwagen in seinem letzten vollen Produktionsjahr noch einmal zum Test zu bitten.

Abmessungen, Platzangebot, Karosserie

Ein bisschen Zeitreise steckt schon jetzt im Yaris. Zurück in eine Zeit, als sich Armaturenbretter und Mittelkonsolen noch dem Raumangebot unterordnen mussten. Mit 3,94 Metern Außenlänge zählt der Toyota Yaris inzwischen zu den kürzeren Kleinwagen am Markt. Dabei wuchs er im Laufe seiner Bauzeit sogar um fünf Zentimeter. Alles nur Facelift, die Zentimeter stecken vor allem in der Nase. Positiv: In punkto Übersicht steckt der Yaris so manchen frischeren Wettbewerber in die Tasche.

Innen überzeugt der kleine Japaner mit (am Segment gemessen) viel Platz. Vier normalgroße Europäer können ohne Probleme ihre Körper hineinfalten und bequem auch längere Fahrten überstehen. Man sitzt im Toyota Yaris etwas höher und aufrechter als in anderen Kleinwagen, die zugunsten einer sportlicheren Optik eine niedrigere Dachlinie mitbringen.

Wunder an Variabilität darf man im Yaris nicht erwarten, aber Kleinwagen-Standard kann er: Die Rückenlehne lässt sich im Verhältnis 60:40 umlegen, dann verschwindet zur Not ein Trekkingrad mit demontiertem Vorderrad im Kofferraum. Der Kofferraum selbst fällt mit 286 Litern Fassungsvermögen klassenüblich aus. Es gibt kleinere (Ford Fiesta: 225 l, Peugeot 208: 265 l), aber auch größere Konkurrenten (Nissan Micra: 300 l, VW Polo: 351 l). Für den Alltag reicht der Yaris in jedem Fall, für die Urlaubsreise zu zweit auch.

Skurriler Effekt: Die Waschdüsen für die Frontscheibe integriert Toyota in den Einarm-Wischer. Werden sie betätigt, spritzt erst einmal ein kräftiger Wasserstrahl rechts zur Seite. Damit kann man an der Ampel schon mal einen Fahrradfahrer erfrischen. 

Innenraum, Verarbeitung, Materialien

Eine optimale Sitzposition hinter dem Lenkrad ist ein bisschen Glücksache: Die Lenksäule lässt sich zwar in der Länge verstellen, aber nicht sehr weit. Über zwei Facelifts hat Toyota den Yaris sparsam, aber effektiv modernisiert und die ursprünglich etwas krude Hartplastik-Wüste weicher und bunter gestaltet. An Türen und Armaturenbrett finden sich im letzten Yaris einige Soft-Touch-Flächen, gegen Aufpreis auch bunt – sogar der Schaltknauf lässt sich individuell konfigurieren. Ganz angenehm ist die Textil-Armauflage in der Tür. 

Insgesamt strahlt das Cockpit dennoch den spröde-nüchternen Charakter verflossener Toyota-Baureihen aus. Viel fürs Auge gibt es nicht. Das hat allerdings Vorteile: Übersicht und Ergonomie halten keine Überraschungen bereit. Im Yaris-Innenraum steckt kein Quatsch. Im Alltag mögenwie vor allem die manuelle Handbremse. Die wird Toyota aus Sicherheitsgründen wohl auch im Nachfolger einplanen. In punkto Verarbeitung hat Toyota deutlich aufgeholt: Die Einbauten passen gut aufeinander und sind sorgfältig eingepasst. Das war bei den ersten Modelljahren noch anders. Vermeidbarer Fehler: Im Testwagen poltert der Beifahrersitz auf Kopfsteinpflaster, wenn niemand darauf sitzt.

Infotainment, Radio, Konnektivität

Es gibt im Toyota-Konzern inzwischen zeitgemäße und überzeugende Infotainment-Pakete, allerdings nicht im Yaris. In der Basis steckt nicht einmal ein Radio im Armaturenbrett. Der dort eingeplante Touchscreen erinnert grafisch an ein altes Nintendo-Spiel, das integrierte Navi wirkt sehr altbacken und ist umständlich zu bedienen. Das Beste am System sind noch die physischen Knöpfe für die Sendersuche. Das „kleine“ Navi kostet 590 Euro Aufpreis, ein besser ausgestattetes System mit Live-Updates und weiteren Online-Funktionen 780 Euro.

Das Navi nicht zu haben, wäre im Grund verschmerzbar, da das kleine Navi nichts besser, aber vieles schlechter kann als das eigene Smartphone. Allerdings lässt sich die Smartphone-Schnittstelle namens „Toyota Touch Connect“ nicht mit den günstigeren Ausstattungslinien kombinieren. Hier zeigt sich deutlich das Alter des Yaris.

Assistenzsysteme und Sicherheit

Sehr gut: Die wichtigsten Sicherheits-Assistenten baut Toyota seit dem Facelift 2017 in jeden Yaris ein. Das „Safety Sense“ Paket mit Notbremsassistent, Spurverlassenswarner, Fernlichtassistent und Regensensor kostet keinen Aufpreis. Viel mehr kommt allerdings auch für Geld nicht hinzu: Verkehrszeichenerkennung, eine Rückfahrkamera, Parkpiepser sowie ein einfacher Tempomat lassen sich zusätzlich bestellen. Auf mittlerweile klassenübliche Assistenz wie Toter-Winkel-Warner, mitlenkende Parkassistenz oder teilautonome Funktionen muss man im Toyota-Kleinwagen verzichten.  

Antrieb, Motor, Getriebe

Den Hybridstrang des Yaris hat Toyota zum letzten Facelift 2017 nicht mehr stark angefasst, die letzte große Anpassung der Steuerungselektronik erfolgte schon zum 2014-er Update. Mit strengeren Abgasnormen hat der saubere, sparsame Antrieb ohnehin keine Probleme.

Der Unterschied zwischen frühen und aktuellen Yaris Hybrid ist deutlich. Die Stärken des Antriebs beherrscht die letzte Ausbaustufe allesamt spürbar besser: Sprit sparen, Geräuschkomfort, Fahrkomfort. Die Schwächen sind allerdings nicht verschwunden: Im Autobahnbetrieb orgelt der Atkinson-Benziner nach wie vor bei hoher Drehzahl vor sich hin.

Im Stadtverkehr fällt die hohe Spreizung zwischen dem Eco- und dem Normalmodus auf. Im Sparmodus arbeitet der Elektromotor deutlich häufiger und spürbarer mit, übernimmt etwa das Halten der Fahrgeschwindigkeit über weite Strecken komplett. In der Beschleunigung wirkt der Modus etwas zäh, die Klimatisierung im Sommer etwas zu zurückhaltend. Dafür stimmt der Verbrauch: Auch auf Strecken unter 10 Kilometer lässt sich im Stadtverkehr leicht ein Durchschnittsverbrauch von rund 4 l/100 km einfahren. Viel weiter runter geht es für uns allerdings nur bei komplettem Verzicht auf Klimaanlage und Ampelstopps. 

Im Normalmodus hängt der Yaris Hybrid wesentlich besser am Gas, reagiert spontaner und klingt sogar etwas kernig. Der E-Motor übernimmt seltener die Regie. Im dichten Stadtverkehr liegt der Verbrauch dann einen guten halben Liter höher.

Das Geräuschverhalten des Hybridstrangs hat Toyota mit dem letzten Facelift noch einmal optimiert. Leiser und stressfreier geht es wohl mit keinem anderen Verbrennungsmotor durch die Stadt – von kurzen Beschleunigungsphasen abgesehen, in denen der Yaris mit seinem stufenlosen Getriebe auch mal eine kraftvolle Limousine stehenlässt, die an der Ampel noch ihre Gänge sortiert.  Den so genannten „Gummiband-Effekt“ hat Toyota inzwischen so weit abgemildert, dass er als ernsthafter Kritikpunkt im Grunde nicht mehr gilt. In der nächsten Generation des Antriebs wird wohl dennoch ein CVT-Getriebe mit starrer Anfahr-Übersetzung zum Einsatz kommen.

Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung

Zum komfortbetonten Antrieb gehört ein komfortbetontes Fahrwerk? Zu dynamischen Abenteuern lädt die Yaris-Abstimmung in jedem Fall nicht ein. Schlaglöcher und Bodenwellen bügelt der Kleinwagen akzeptabel glatt, in Kurven taucht er vorn eventuell etwas stark ab und neigt zum Schieben über die Vorderachse. Ganz klar: So viel Mühe wie auf die Abstimmung des Antriebs verwendeten die Ingenieure auf das Fahrwerk nicht.

Das ist im Stadtverkehr allerdings meist bedeutungslos. Hier geht es allenfalls um schnelles Durchwuseln, und dabei stören die hölzernen Momente des Fahrwerks nicht. Die leichtgängige Lenkung hilft dabei. Sie bietet wenig Rückmeldung, arbeitet aber hinreichend exakt für die schmale Gasse zwischen Bordstein und Lkw.

Ausstattung, Preise, Fazit

Im Jahr 2013 kostete ein Yaris Hybrid laut Preisliste ab 16.950 Euro, heute sind es 18.240 Euro. Das Versprechen „billiger als Diesel“ kann Toyota nicht mehr halten, da es keinen Diesel-Yaris mehr gibt. Serienmäßig an Bord: Toyotas Sicherheitspaket, sowie beim Hybridmodell Scheibenbremsen hinten, Xenon, beheizbare Außenspiegel und eine Klimaautomatik. Bei mobile.de bieten einige Händler neue Yaris Hybrid bereits für weniger als 16.000 Euro an. Dann befindet sich an der Stelle des Touchscreens allerdings eine hässliche Plastikabdeckung – ein Radio kostet 450 Euro extra.

Sinnvoll ist daher mindestens die Comfort-Ausstattung (Listenpreis: 19.590 Euro) mit Touchscreen, Rückfahrkamera, Bluetooth-Streaming, Freisprecheinrichtung, USB-Anschluss, Verkehrszeichenerkennung und einer fernbedienbaren Zentralverriegelung. Alus sind dann leider immer noch nicht dabei, auch an der Konnektivität hapert es. Wer sein Smartphone sinnvoll im Auto nutzen will, muss zu einem Sondermodell oder einer höherwertigen Ausstattung greifen.

Auf der Suche nach einem gebrauchten Yaris Hybrid empfehlen wir ein Modell nach dem Facelift 2014. Möglichst nicht in der Basiskonfiguration und mit fünfstelligem Kilometerstand. Dafür verlangen Händler auf mobile.de derzeit noch um die 11.000 Euro. In vielen Großstädten wie Berlin, Hamburg und München ist das Angebot übrigens dünn und die Angebotspreise liegen deutlich höher: Spätestens seit den Fahrverbots-Debatten ist Hybrid in den Metropolen gefragt.

Toyota Yaris Hybrid: Technische Daten

  • Benzinmotor: 1,5 l Hubraum, 54 kW (73 PS), 111 Nm
  • Elektromotor: 45 kW (61 PS), 169 Nm
  • Systemleistung: 100 PS
  • Getriebe: stufenloses Automatikgetriebe
  • 0-100 km/h: 11,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h
  • Normverbrauch: 4,0-3,7 l/100 km
  • Testverbrauch: 4,2 l/100 km
  • CO2: 91.84 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d-Temp EVAP-ISC
  • Länge: 3.945 mm
  • Breite: 1.695 mm
  • Höhe: 1.510 mm
  • Radstand: 2.510 mm
  • Kofferraum: 286 l
  • Leergewicht: 1.055-1.115 kg
  • Basispreis: 18.240 Euro
  • Basispreis Toyota Yaris: 12.790 Euro

Toyota Yaris 2019 Bildergalerie

Toyota Yaris 2019 Kofferraum
Toyota Yaris 2019 Rückbank
Toyota Yaris 2019 Cockpit
Toyota Yaris 2019 Armatur
Toyota Yaris 2019 Test (4)
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Toyota Yaris 2019 Test (7)
Toyota Yaris 2019 Test (8)
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Der Kofferaum des Yaris genügt für den Alltag - und zur Not auch für den Urlaub zu zweit.
Quelle: Toyota
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Der Toyota Yaris ist ein Kleinwagen - dementsprechend eng sind die Platzverhältnisse auf der Rückbank
Quelle: Toyota
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Viel Farbe für den Toyota Yaris mit roten Akzenten an Sitzen und Armaturenbrett
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So peppig die rote Armatur aussieht, so altbacken ist das Navi im Toyota Yaris
Quelle: Toyota
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Klein, aber zackig - so sieht der Toyota Yaris von hinten aus - ob er sich auch so fährt, hängt von der Motorisierung ab
Quelle: Toyota
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Ganz schön großer Grill für so ein kleines Auto: Der Toyota Yaris (2019)
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Beim Facelift im Jahr 2014 wurde in erster Linie die Nase des Toyota Yaris länger.
Quelle: Toyota
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Die dritte Generation des Toyota Yaris steht im Jahr 2019 kurz vor ihrer Ablösung
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Den Toyota Yaris gibt es auch mit Hybrid-Antrieb. Diesel stehen dagegen nicht zur Wahl
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