Der Toyota C-HR Hybrid ist ein Prius für Exzentriker
Der Toyota C-HR bietet bewährte Hybrid-Technik in flippiger SUV-Hülle. Leider ergeben die beiden Zutaten kein ganz stimmiges Konzept. Alltagstest im Crossover.
Unauffällig? Hat Toyota längst aufgegeben. Die Japaner mögen auffällige Kanten im Blech. Quer durch die Baureihen ecken die Modelle an. Der kleine Toyota C-HR ist da keine Ausnahme. Das SUV trägt untenrum viel Blech und viele Falten, oben kleine Fensterflächen und ein schräges Heck. Doch innen gibt er sich vernünftig: Maximal 122 PS stehen zur Verfügung. Mit Elektrounterstützung und einem vorbildlichen Verbrauch von 3,8 Litern auf 100 Kilometern. Wir waren zwei Wochen mit dem Toyota C-HR Hybrid im Alltag unterwegs.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Nissan Juke, VW T-Roc oder Renault Captur sind die natürlichen Feinde des C-HR. Mit 4,36 Metern Länge, überragt er die Konkurrenz etwas. Mehr Platz gibt es deshalb aber nicht unbedingt. Der Kofferraum schluckt 377 bis 1.160 Liter. Nicht übel, aber ein Juke kann 354 Liter einladen - dabei ist er mehr als 20 Zentimeter kürzer. Auf der Rückbank gibt es auch nicht viel Raum. Man sitzt tief im Auto, die Kopffreiheit fällt mäßig aus, die Knie stoßen schnell an den Vordersitzen.
Die kleinen Seitenscheiben in den hinteren Türen lassen nicht viel Licht rein, luftig ist es im C-HR also wirklich nicht. Außerdem erschweren die kleinen Fensterflächen die Sicht nach schräg hinten. Ohne elektronische Helfer wäre die Rundumsicht völlig hinüber. Praktische Ablagen fehlen zudem fast komplett. Immerhin Becherhalter gibt es in der Mittelkonsole.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Im Inneren pflegt der kleine Crossover ebenfalls die Extravaganz. Der auf dem Armaturenbrett sitzende Acht-Zoll-Monitor fällt zur Beifahrerseite leicht ab, das ist schön gelöst. Das leuchtend blaue Zierband, das sich vom Armaturenbrett bis in die vorderen Türen zieht, strahlt etwas Modernes aus. Die Oberflächen fühlen sich nicht überall wertig an. Armaturenbrett, Mittelkonsole und Türverkleidung tragen an den wichtigsten Stellen angenehmes Material, doch Toyota verteilt auch viel Hartplastik. Das wirkt billig.
Die Sitze polstert Toyota angenehm straff, sie bieten zudem ausreichend Seitenhalt. Das Lenkrad fasst sich angenehm an. Im Blech wirkt das SUV nicht sehr solide. Die Türen fallen mit einem hohen, blechernen Klang ins Schloss. Der Tankdeckel klingt noch schlimmer.
Infotainment, Radio und Konnektivität im Toyota C-HR
Das große Display auf dem Armaturenbrett dient als Kommandozentrale für das Infotainment. Der Bildschirm misst acht Zoll, die Touchflächen legt Toyota groß aus, so dass die Bedienung sogar bei der Fahrt gut von der Hand geht. Jedenfalls, wenn man die Finger zur Stabilisierung auf der Oberkante ablegt und mit dem Daumen tippt. Die Menüführung gelingt weitgehend intuitiv, Das System rechnet recht flott. Die Grafiken wirken allerdings verspielt und etwas billig.
Wie bei Toyota üblich lassen sich viele Informationen über Verbrauch, Energiefluss und Ladezustand der Hybridbatterie auf dem Display ablesen. Der Momentanverbrauch wird als Diagramm angezeigt. Das große System im Testwagen ist dabei nicht mal besonders teuer. 790 Euro verlangt Toyota für das Navi Touch & Go mit 3-D-Karten.
Weitere Infos zeigt der Bildschirm zwischen den beiden klassischen Rundinstrumenten im Cockpit. Er misst nur 4,2 Zoll, lässt sich aber gut ablesen.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Toyota packt schon in der Basis einige praktische Assistenten ins Auto. Der C-HR Hybrid hilft im Notfall beim Bremsen, warnt vor drohenden Kollisionen, hilft beim Halten der Spur und hält per Tempomat die Geschwindigkeit. Dazu wird er beim Anfahren am Berg vor dem Wegrollen bewahrt und schaltet automatisch das Fernlicht an und aus. Sieben Airbags gibt es serienmäßig, außerdem aktive Kopfstützen.
Der Frontkollisionswarner nervt allerdings öfter mit seiner Übervorsicht. Er warnt, obwohl das vorausfahrende Auto weit entfernt ist und schlägt zuweilen völlig ohne Anlass an. In Verbindung mit dem Tempomaten bremst das System zudem oftmals zu früh ab. Die Voll-LED-Scheinwerfer leuchten angenehm hell, sind mit 1.100 Euro jedoch nicht gerade billig. Die Einparkhilfe für vorne kostet 350 Euro, wegen der schlechten Übersicht der Karosserie ist sie aber sinnvoll.
Antrieb, Motor, Getriebe
Wie bei Toyotas Hybrid-Modellen üblich, fährt der C-HR zunächst elektrisch los. Bei stärkerer Last setzt der 1,8-Liter-Vierzylinder mit 98 PS ein, der E-Motor alleine verfügt jedoch schon über ordentliche 72 PS. Daraus ergibt sich eine Systemleistung von 122 PS. Bis etwa 30 km/h fährt der C-HR bei sanftem Gaspedaleinsatz rein elektrisch. Der Übergang zwischen Elektro- und Verbrenner-Betrieb gelingt perfekt. Jedenfalls bei gemütlicher Fahrweise.
Wird der Benziner gefordert, klingt er jedoch angestrengt. Das kennt man im Prinzip von der Hybrid-Technik bei Toyota, im C-HR wirkt es jedoch eine Spur lauter. Beim Überholen muss der Antrieb sich außerdem ganz schön anstrengen. Viel Kraft scheint im stufenlosen Automatikgetriebe zu versickern. Der Crossover wird oft laut, doch der Vortrieb fällt mager aus. Zur sportlichen Optik des C-HR passt das nicht besonders.
Er entschädigt jedoch mit Sparsamkeit. Wir verbrauchen im Schnitt rund 6,0 Liter. Da ist noch Luft nach unten, wer sich bemüht, schafft Werte um die 5,0 Liter. In der Stadt und bei typischen Pendelstrecken mit moderaten Geschwindigkeiten auf der Landstraße spielt der Hybrid seine Stärken aus. Autobahn mag er weniger. Der C-HR noch weniger als die flacheren Modelle von Toyota.
Der Normverbrauch liegt allerdings bei 3,8 Litern. Das lässt sich kaum erreichen, der identisch motorisierte Prius kommt da deutlich näher ran. Wegen des eher kleinen Tanks bleibt eine theoretische Reichweite von rund 610 Kilometern.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Beim Fahrwerk findet Toyota einen guten Kompromiss. Es fällt zwar straff aus, nervt aber nicht mit unnötiger Härte. So richtig sanft darf es nicht sein, denn der C-HR ist recht hoch und würde sich dann zu stark neigen. Der C-HR poltert nicht über aufgebrochenen Asphalt, rollt präzise durch Kurven und lässt sich auch mal sportlich bewegen.
Ein VW T-Roc oder ein Audi Q2 machen das nicht besser. Eher im Gegenteil. Der Toyota fährt agiler als die meisten Konkurrenten. Einzig der Antriebsstrang steht sportlichen Ausflügen auf der Landstraße ein bischen im Weg.
Toyota C -HR: Ausstattung, e und Fazit
Toyota verlangt mindestens 21.990 Euro für den C-HR. Dafür gibt es jedoch nur einen konventionellen Benziner mit 116 PS und Basisausstattung. Den Hybrid verkaufen die Japaner erst ab der Ausstattungslinie Flow für mindestens 27.790 Euro (06/2019). Er rollt dann auf 17-Zöllern, kommt mit Lederlenkrad, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Digital-Radio, Rückfahrkamera und Verkehrsschilderkennung.
Wir empfehlen die Ausstattung Selection, dann gibt es zum Beispiel 18-Zoll-Räder, Sitzheizung und ein beheizbares Lenkrad. Leider passt der Hybridantrieb nicht ideal zum C-HR. Er kann seinen Sparvorteil längst nicht so gut ausspielen wie ein Prius oder Auris. Außerdem gehen ihm praktische Qualitäten weitgehend ab. Aber vermutlich dürfte das die potenziellen Kunden nicht sehr stören.
Technische Daten Toyota C-HR 1.8 Hybrid 4x2
- Antrieb: 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner-Hybrid
- Leistung Verbrenner: 98 PS (78 kW)
- Leistung Elektro: 72 PS (53 kW)
- Systemleistung: 122 PS (90 kW) bei 5.200 U/min
- Drehmoment: 142 Nm bei 3.600 U/min
- Getriebe: stufenloses Automatikgetriebe CVT
- 0-100 km/h: 11,0 s
- Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
- Verbrauch: 3,8 l/100 km (NEFZ)
- CO2-Ausstoß: 86 g/km
- Testverbrauch: 6,2 l/100 km
- Länge: 4.360 mm
- Breite: 1.795 mm
- Höhe: 1.565 mm
- Radstand: 2.640 mm
- Leergewicht: 1.380 kg
- Kofferraum: 377 – 1.160 l
- Basispreis Toyota C-HR: ab 21.990 Euro
- Basispreis Toyota C-HR 1.8 Hybrid: 27.790 Euro
- Testwagenpreis: 31.340 Euro