Sieben Youngtimer-Limousinen mit Feuer
Reisen und rasen: Top-motorisierte Limousinen sind die Alternative zum modernen SUV. Wir zeigen sieben heiße Youngtimer-Schlitten mit Dampf.
Dicke SUVs zeigen heutzutage, wo leistungstechnisch der Hammer hängt. Vor 20, 30 Jahren ist das noch anders. Vier Türen für ein Halleluja: Wer damals Platz und Power haben möchte, wählt die klassische Limousine. Besonders interessant sind heute die einstigen Spitzenmodelle wie BMW 540i oder Mercedes 500 E.
Sie machen damals V8-Wucht in der oberen Mittelklasse möglich. Mit Anschaffungspreisen von 100.000 Mark und mehr müssen leistungshungrige Geschäftsleute und Familienväter allerdings tief ins Portemonnaie langen. Und heute? Bekommt man die Dickschiffe für einen Bruchteil der Summe, wenn es auch ein Opel oder VW sein darf.
Das Reizende an älteren Power-Limousinen: Sie beherrschen das gediegene Understatement und den eleganten Auftritt – aber auch den gepflegten Krawall. Auf Wunsch machen sie mit ihren starken Motoren auf der Straße gehörig Rabatz. Wir zeigen sieben Limousinen-Youngtimer, die bei guter Pflege auch heute noch richtig Freude machen.
Mercedes 190 E 2.3-16/2.5-16 (1983 bis 1993)
Mit dem Mercedes 190 wagt sich Daimler erstmals in die Kompaktklasse. Als „Baby-Benz“ wird der Vorläufer der C-Klasse von Stammkunden zunächst verhöhnt. Doch die Qualitäten des 190 E sprechen sich schnell herum, bei der Solidität soll er sich mit der S-Klasse messen. Und bei der Fahrfreude? Sorgen die Sportversionen 2.3-16 und 2.5-16 für Begeisterung.
Die Evolutionsstufen des Mercedes 190:
• Mercedes 190 Evo: 194 PS
• Mercedes 190 Evo II: 235 PS
Die zornigen Vierventil-Vierzylinder mit knapp 200 PS zeigen, dass es in einer Sportlimousine nicht immer ein Sechszylinder sein muss. In der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft erringt Mercedes mit dem von AMG getunten 190 E 2.5-16 vor 30 Jahren große Erfolge. Kein anderes Auto bringt es auf so viele Siege und schnellste Runden. Als Homologationsmodelle Evolution I und Evolution II existieren auch wenige Hundert straßenzugelassene Rennversionen des 2.5-16. Die sind heute rar und teuer, aber auch absolute Legenden.
BMW M3 (E36) (1992 bis 1999)
Bei BMWfärt der M3, im Motorsport die Siege ein. Zunächst ist es der E30, der der Konkurrenz zeitweise um die Ohren surrt. 1992 wird die zweite Ausführung auf Basis der neuen Baureihe E36 präsentiert. Der Vorteil: Während die Marktpreise für den M3 E30 kaum mehr bezahlbar sind, ist der M3 E36 noch erschwinglich. Recht gepflegte Exemplare gibt es schon für etwa 15.000 Euro, mitunter auch günstiger.
Der M3 vereint eine gehörige Portion Understatement mit einem 300-PS-Reihensechszylinder der besonderen Art.
Der angenehme Nebeneffekt: Der M3 E36 hat deutlich mehr Leistung als sein gehypter Vorgänger. Bereits frühe Exemplare – zur Auswahl stehen neben der Limousine auch ein Coupé und ein Cabriolet – leisten stramme 286 PS. 1995 bekommt der Sechszylinder etwas mehr Hubraum, aus 3,2 Litern werden nun 321 PS geschöpft. Das reicht für 5,5 Sekunden von null auf hundert. Damit kann man auch heute noch auf die Rennstrecke, um ein wenig Motorsport-Feeling zu spüren.
Opel Omega MV6/3.2i (1994 bis 2003)
Ascona, Kadett, Rekord: Opel steht über Jahrzehnte für zuverlässige und zugleich bezahlbare Limousinen mit Hinterradantrieb. Der letzte Hecktriebler der Rüsselsheimer Traditionsmarke ist in den Neunzigern der Omega B. Nachdem der Senator 1993 ausläuft, ist der Omega fortan das Flaggschiff. Basismotorisierung ist ein Vierzylinder, zudem stehen zwei V6 mit 170 PS und mit 211 PS im Spitzenmodell MV6 zur Auswahl.
• Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder
• Leistung: 211 PS
• 0-100 km/h: 8,5 s | Vmax: 243 km/h
Mit Klimaanlage, elektrischen Sitzen, Tempomat und anderen Komfortextras bietet der MV6 schon in der Basisversion beinahe „volle Hütte“. Dazu kommen ein wunderbares Raumangebot sowie eine hohe Reisegeschwindigkeit von maximal 240 km/h. 2001 wird der MV6 vom 3.2i mit 218 PS abgelöst. Beide sind heute extrem preiswerte Youngtimer-Komfortlimousinen. Schon für rund 1.000 Euro bekommt man den Spitzen-Omega in fahrbereitem Zustand.
Audi S4/S6 (1991 bis 1997)
Auch Audi führt in den Neunzigern potente Sechszylinder-Motoren in die Mittelklasse ein. Der neue Audi 100 (C4) setzt vor 30 Jahren neue Maßstäbe bei Nachhaltigkeit und Fahrkomfort. So sind die Bleche voll verzinkt und extrem rostresistent. Auch die hochwertige Ausstattung überzeugt. Beim Top-Modell S4 setzen die Ingolstädter allerdings nicht auf einen Sechs-, sondern auf den bewährten Fünfzylinder mit Zwangsbeatmung.
Im Juli 1994 beendete Audi die 100er-Ära zugunsten der neuen Nomenklatur. Fortan heißt der Audi 100 "A6".
So kommt der 2.2 Turbo im S4 auf 230 PS und 244 km/h Spitze. Noch etwas schneller ist der S4 4.2 mit Achtzylinder und 280 PS. Die neuen Power-Audi lassen die etablierte Konkurrenz von Mercedes und BMW gehörig aufschrecken. 1994 wird der Audi 100 im Rahmen einer großen Modellpflege in A6 umbenannt. Die Sportmodelle heißen jetzt S6, wobei der S6 Plus im Jahr 1996 mit V8 und wuchtigen 326 PS an die Spitze fährt. Er ist mit nur rund 100 gebauten Limousinen heute besonders rar.
VW Phaeton 4.2 V8 (2003 bis 2016)
Wem die Mittelklasse zu mittelmäßig ist, der sollte einen Blick auf den VW Phaeton werfen. 2001 bringt der VW-Konzern das Dickschiff auf den Markt, das S-Klasse-Kunden überzeugen soll. Tatsächlich erhalten die eine Luxuslimousine mit herausragender Verarbeitung und einem Fahrkomfort, der seinesgleichen sucht. Ein Highlight des Phaeton ist die aufwendige Luftfederung, mit der man sänftenartig über den Asphalt schwebt.
Understatement ist ihre Stärke: Die Oberklasse-Limousine hat mehr zu bieten, als sie nach außen vorgibt.
Die Motorenpalette ist groß, es stehen leistungsstarke Diesel und Benziner bis hin zum sechs Liter großen W12 zur Auswahl. Der Zwölfender ist allerdings eine Diva mit unter Umständen horrenden Unterhalts- und Reparaturkosten. Auch der V10 TDI ist speziell, zudem gibt es Probleme mit der Umweltplakette. Leistungshungrige greifen am besten zum 4.2 V8, der mit seinen 335 PS immer noch reichlich Durchzug bietet. Und 250 km/h Spitze – davon konnten VW-Fahrer früher nur träumen.
Mercedes 500 E/E 500 (1990 bis 1995)
Sportwagen-Fahrer sind 1990 irritiert, als sie plötzlich von einem biederen Mercedes W124 von der linken Spur gedrängt werden. Das Mittelklasse-Modell steht damals praktisch an jedem Taxistand. Der 500 E aber hat keinen lahmen Saugdiesel, sondern einen bulligen V8 mit 326 PS unter der Haube. Nur ausgestellte Kotflügel, ein Frontspoiler und 16-Zoll-Alufelgen verraten das neue Top-Modell.
• Motor: 5,0-Liter-V8
• Leistung: 326 PS
• 0-100 km/h: 6,1 s | Vmax: 250 km/h
„Feuer und Seide“, so bewirbt Mercedes die Vorzüge des Über-124ers im Werbeprospekt. Auftritt und Leistungsentfaltung sind sahnig und zugleich bestialisch, wenn das Gaspedal durchgedrückt wird. Übrigens ist der 500 E ein Gemeinschaftsprojekt mit Porsche, die Sportlimousine wird damals in Zuffenhausen und in Sindelfingen produziert. Das Ergebnis ist eine der rasantesten Familienkutschen der Automobilgeschichte: Ob als Schul-Taxi, ins Büro oder auf die Nordschleife: Mit dem Mercedes 500 E ist alles möglich.
BMW 540i (E34) (1992 bis 1995)
Auch BMW führt bei seiner 5er-Baureihe Anfang der Neunzigerjahre V8-Motoren ein. Der E34 ist zwar als Sechszylinder-Auto konzipiert. Doch angesichts eines äußerst populären Mercedes 500 E möchten sich die Münchner nicht lumpen lassen. Der 530i leistet nur 218 PS, die Fahrleistungen sind kaum besser als die eines 525i mit Reihensechszylinder. Wer echte V8-Power schätzt, wählt daher besser gleich den 540i mit 286 PS.
Sechs Töpfe als Maß der Dinge: Der BMW 5er E34 mit sechs Zylindern begeistert nicht nur Dienstwagenfahrer.
Damit ist man seinerzeit fürstlich unterwegs, mit einigen Extras kostet ein 540i locker 100.000 Mark. Umso erstaunlicher, dass selbst gepflegte Exemplare heute manchmal nur ein Zehntel davon kosten. Der Vorteil des E34 gegenüber seinem Nachfolger E39: Die Ersatzteile sind günstiger, außerdem hält sich die anfällige Komfortelektronik noch in Grenzen. Kurzum: Der erste BMW 540i ist ein Youngtimer-Schlitten für Genießer.