Top 7: Die beliebtesten Autos beim Gewerbe
Viele Neuwagen werden gewerblich zugelassen und füllen nach ein bis zwei Jahren den Gebrauchtmarkt – als potenzielle Schnäppchen. Das ist unsere Gewerbe-Top-7.
Sie sind jung und kosten weniger als Neuwagen. Gewerblich zugelassene Neuwagen werden in erster Hand meist nicht alt. Viele dieser Wagen lassen die Hersteller selbst zu, um sie nach ein paar Tagen unter Neupreis als Tageszulassung weiterzuverkaufen. Viele laufen als Dienstwagen und kommen nach ein oder zwei Jahren als Leasingrückläufer wieder auf den Markt.
Clevere Autokäufer nutzen das aus. Sie umgehen den immensen Wertverlust von Neuwagen und erwerben für deutlich weniger Geld ein junges Auto. Wir haben sieben der beliebtesten Modelle aus sieben Klassen herausgesucht, bei denen der Anteil an gewerblichen Neuzulassungen besonders hoch ist. Das heißt, Interessenten können aus einem üppigen Angebot schöpfen.
Minis: Fiat 500
In der Klasse der Kleinsten liegt der Anteil an gewerblichen Neuzulassungen nur bei etwas mehr als 60 Prozent. Wenige Modelle stechen heraus. Nach dem VW Up das Auto mit den meisten Neuzulassungen: Der Klassiker Fiat 500. Er kam 2018, elf Jahre nach dem Marktstart, auf 31.589 Neuzulassungen. Der Anteil gewerblicher Halter lag bei 78,2 Prozent.
Bei Privatleuten ist der Fiat 500 vor allem wegen der niedlichen Optik beliebt. Als 500C bietet er fast Cabrio-Feeling, obwohl es sich bei seinem elektrischen Stoffverdeck eigentlich um ein größeres Schiebedach handelt. Besonders praktisch ist er wegen seines sehr kleinen Kofferraums nicht, zudem federt und lenkt er nicht sehr verbindlich. In der Stadt stört das jedoch weniger als sein großer Durst. Insbesondere der 0,9 Liter kleine Zweizylinder Twin Air Turbo säuft im Alltag. Dafür klingt er kernig und macht Spaß.
Viele der gewerblichen Fahrzeuge dürften für Pflegedienste und Lieferservices im Einsatz gewesen sein. Auch Autovermieter bieten den Fiat 500 gerne in der kleinsten Kategorie an. Diese werden oft „getreten“ und selten pfleglich behandelt. Als Käufer sollte man Ex-Mietwagen eher meiden. Das kann man, wenn der Verkäufer seiner Aufklärungspflicht nachkommt. Er darf die Mietwageneigenschaft nicht verschwiegen. Nachfragen sollte man trotzdem.
Bei mobile.de werden derzeit ( Sommer 2019) rund 1.600 Fiat 500 gelistet, die 2017 oder 2018 zugelassen wurden. Mehr als 1.200 davon haben Garantie, fast 1.000 sind weniger als 10.000 Kilometer gelaufen. Knapp 9.000 Euro muss man als Käufer einplanen, um einen solchen Fiat 500 mit 69 PS starkem 1,2-Liter-Benziner zu bekommen. Konkret gefällt uns ein 500 1.2 mit Lounge Ausstattung und lediglich 4.100 Kilometern auf dem Tacho für 8.900 Euro. Im Vergleich zur Basis „Pop“ gibt es eine Klimaanlage und ein Radio mit 7-Zoll-Touchscreen inklusive Smartphone-Konnektivität via Apple Carplay und Android Auto. Den 500C findet man seltener, und er ist teurer. Hier liegen wir eher zwischen 11.000 und 12.000 Euro.
Kleinwagen: Opel Corsa
In der Kleinwagenklasse bewegen sich die gewerblichen Zulassungen traditionell auf niedrigem Niveau. Der Opel Corsa sticht 2018 mit einem Anteil von 88,1 Prozent hervor, bei 56,1 Prozent im Klassenschnitt. Insgesamt wurden 47.848 Corsa verkauft. Auch hier dürften Autovermieter und Pflegedienste ihren Anteil haben. Laut Opel spielen auch die vielen Werksangehörigen eine große Rolle. Wie dem auch sei: Der Corsa steht kurz vor dem Generationswechsel, das verringert üblicherweise die Nachfrage nach dem Vorgänger und drückt die Preise auch junger Gebrauchter.
Die Basis des Corsa E hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Der letzte „Generationswechsel“ im Jahr 2014 war eher ein großes Facelift. Das heißt aber auch: Die Technik ist ausgereift, böse Überraschungen sind nicht zu erwarten. Der Corsa fährt gut, viele Motoren wurden auf den neuesten Stand gebracht und erfüllen seit Mitte 2018 die Abgasnorm Euro 6d-Temp. Platzangebot und Materialqualität gehen in Ordnung, das Infotainment wirkt mit seinen vielen Knöpfen etwas veraltet, funktioniert aber.
Die Preise für junge Gebrauchte, die 2017 oder 2018 zugelassen wurden, starten unterhalb von 10.000 Euro. Mit weniger als 10.000 Kilometern Laufleistung und Garantie gibt es mehr als 2.100 Autos bei mobile.de. Reichlich Angebot, aus dem man wählen kann. Ein Corsa E mit 1,4-Liter-Benziner und 90 PS in der Edition-Ausstattung mit gut 6.000 Kilometern ist für rund 10.000 Euro ein faires Angebot. Da steckt viel von dem drin, was man braucht, der Antrieb ist unkompliziert und deutlich kräftiger als der kleine 1,2er mit 69 PS. Viele Autos in diesem Preisbereich und darüber kommen nur mit Selection-Ausstattung.
Kompaktklasse: Ford Focus
In absoluten Zahlen kommt selbstverständlich kein Kompakter an den VW Golf heran. Doch den höchsten Anteil an gewerblichen Zulassungen hat der Bestseller nicht. Hier liegen Opel Astra und Ford Focus mit 85,6 Prozent und 77,8 Prozent vorne (Golf: 69,9 Prozent). In absoluten Zahlen kommt der Focus 2018 auf mehr als 38.000 gewerbliche Zulassungen.
Seit 2018 fährt die vierte Generation auf den Straßen. Generation 3 ist allerdings auch ein gutes Auto. Der Focus gehört nicht zu den Raumriesen im Segment, ein VW Golf lädt mehr ein. Doch der Kölner verfügt in fast allen Versionen über ein feines Fahrwerk und kann daher auch mit wenig Leistung viel Spaß machen. An das unübersichtliche Entertainment-System muss man sich etwas gewöhnen, viele Knöpfe können Ungeübte verwirren. Die Funktionalität kommt ebenfalls nicht an die des Nachfolgers heran.
Das Angebot an ein bis zwei Jahre alten Focus ist riesig. Mobile.de listet mehr als 2.800 Angebote mit Garantie, die zwischen 2017 und 2018 neu zugelassen wurden und maximal 20.000 Kilometer gelaufen sind. Wer bereit ist, zwischen 15.000 und 16.000 Euro auszugeben, findet gute Modelle mit dem 1,0-Liter-Turbobenziner oder einem 1,5-Liter-Diesel unter der Haube, neuestem Infotainmentsystem mit Android Auto und Apple Carplay, 2-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung und natürlich Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Uns gefällt ein 1.0 EcoBoost in der sehr guten Titanium-Ausstattung mit vier Jahren Garantie (EZ: 03/2018) und gerade mal 4.000 Kilometern Laufleistung für 15.350 Euro. Weniger gut ausgestattete Modelle findet man schon zwischen 12.000 und 13.000 Euro.
Mittelklasse: VW Passat
In der Mittelklasse führt am Passat kein Weg vorbei - bei einem Anteil gewerblicher Zulassungen von 81,6 Prozent im Jahr 2018 und mehr als 70.000 verkauften Autos insgesamt. Es spricht ja auch nicht viel gegen den Mittelklässler, den es als Limousine und Variant gibt. Seit 2014 läuft die Generation B8, die 2019 geliftet wurde. Am beliebtesten bei Dienstwagen-Fahrern ist der Kombi.
Er bietet auf knapp 4,80 Metern Länge zwischen 639 und 1.769 Liter Platz für Gepäck, Auf der Rückbank reisen Passagiere ausgezeichnet. Verarbeitung, Materialauswahl im Innenraum, Federungskomfort, Dynamik und Motorenauswahl sind sehr gut. Es spricht also nicht viel gegen den Passat – wenn man mal davon absieht, dass 2,0-Liter-Diesel vom Abgasskandal betroffen waren. Die sollten allerdings mittlerweile alle in einem gesetzeskonformen Zustand sein.
Die Preise für bis zu zwei Jahre alte Exemplare mit weniger als 30.000 Kilometern und gültiger Garantie starten bei etwa 19.000 Euro. Ab 20.000 Euro gibt es Variant mit 2,0-Liter-Diesel und 150 PS, allerdings nicht viele. Ein Variant 2.0 TDI Comfortline mit gut 24.000 Kilometern für 19.890 Euro sticht uns ins Auge. Allerdings nicht wegen der Farbe. Er kommt in sehr klassischem Vertreter-Weiß, hat aber dafür auch viele Extras an Bord, die Handlungsreisende schätzen (Abstandstempomat, elektr. Fahrersitz u.a.). Benziner wie den 1.4 TSI mit 125 PS gibt es ebenfalls ab 20.000 Euro.
Obere Mittelklasse: BMW 5er
In der Oberen Mittelklasse ist das Angebot insgesamt überschaubar. Das Kraftfahrt-Bundesamt listet nur acht Modelle und „sonstige“ – von denen 2018 insgesamt 19 Stück zugelassen wurden. Wichtig sind eigentlich nur: Audi A6, Mercedes E-Klasse und BMW 5er. Sie allein kommen in Deutschland auf fünfstellige Stückzahlen. Der BMW 5er belegt mit 42.358 Neuzulassungen 2018 und einem Gewerbeanteil von 83,9 Prozent die Spitze in unserer Kategorie.
Auch hier ist es vor allem der Kombi namens Touring, der Geschäftsleuten gefällt. Und dem überwiegenden Teil der Privatkäufer. Zu Recht: Der 5er der Baureihe G30 (Limousine) und G31 (Touring) fährt komfortabel, wenn man mag sportlich und fühlt sich je nach Ausstattung richtig luxuriös an. Beim Platzangebot im Kofferraum liegt er mit dem A6 etwa gleichauf, die E-Klasse kann als T-Modell mehr einladen. Auf der Rückbank bietet der A6 am meisten Raum. Falsch macht man mit dem 5er jedoch wenig.
Das Angebot an Modellen, die 2017 oder 2018 neu zugelassen wurden, ist ordentlich. Mobile.de wirft mehr als 2.000 Exemplare mit weniger als 30.000 Kilometern Laufleistung und Garantie aus. Für weniger als 30.000 Euro gibt es jedoch wenig, die günstigsten Modelle fahren mit 2,0-Liter-Diesel (190 PS) als 520d oder als 520i mit 2,0-Liter-Benziner (184 PS). Vernünftig. Wir würden einen 530d mit 3,0-Liter-Reihensechser bevorzugen. Der große Diesel mit 265 PS passt perfekt zu dem großen Kombi, fährt geschmeidig, kräftig und bleibt auf langen Strecken mit hohen Tempi sparsam.
Für knapp weniger als 40.000 Euro finden wir einige wenige 530d Touring mit allerdings etwas knapper Ausstattung. Ohne LED-Scheinwerfer und Ledersitze. Mit LED, hellem Leder und Panoramaglasdach landen wir bei einem Exemplar mit nur 15.550 Kilometern knapp oberhalb von 43.000 Euro. Der passt.
SUVs: Mercedes GLC
Das Kraftfahrt-Bundesamt unterscheidet zwischen SUV und Geländewagen – wir nicht. Die Unterschiede sind fließend und lassen sich nicht an Böschungs- oder Rampenwinkel festmachen. Ein Audi Q5 gehört genauso ins Segment der SUVs wie ein Mercedes GLC, das KBA führt sie jedoch in unterschiedlichen Kategorien. Der GLC ist auch unser Liebling fürs Gewerbe. Zwar wird der VW Tiguan (KBA-Kategorie: Geländewagen) deutlich öfter verkauft, doch der Anteil der gewerblichen Zulassungen liegt nur bei knapp 55 Prozent. Der GLC kommt auf 40.438 Neuzulassungen 2018 und wurde 29.358 Mal gewerblich zugelassen (72,6 Prozent).
Das SUV fährt angenehm komfortabel, vor allem mit Luftfederung. Die Materialqualität im Innenraum ist prima, das Platzangebot geht in Ordnung. 550 bis 1.600 Liter Kofferraumvolumen bekommt man auch in einem Mittelklasse-Kombi, doch in der Klasse geht es ja um andere Werte.
Bei mobile.de finden wir fast 2.200 Autos, die nicht früher als 2017 und nicht später als 2018 zugelassen wurden. Damit handelt es sich um Modelle aus der Zeit vor dem jüngsten Facelift. Die meisten fahren als GLC 220d mit 2,14-Liter-Diesel und Allradantrieb (170 PS). Gut so, der Benziner 250 4Matic fährt zwar leise und geschmeidig, säuft aber zu viel. Die Preise für Exemplare mit bis zu 30.000 Kilometern Laufleistung starten nördlich von 35.000 Euro. Wir finden einige „junge Sterne“ mit viel Ausstattung für gut 35.500 Euro. Wirklich gut gefällt uns ein GLC 250d 4Matic mit der 204-PS-Version des 2,14-Liter-Diesels. Die Laufleistung liegt mit mehr als 29.000 Kilometern jedoch nah an unserer Höchstgrenze.
Oberklasse: Mercedes S-Klasse
Die Oberklasse führt in Deutschland noch immer die S-Klasse an. Mit immerhin 6.527 verkauften Exemplaren im Jahr 2018. Ihr gewerblicher Zulassungsanteil liegt mit 87,9 Prozent knapp über dem Schnitt im Segment (85,7 Prozent), Audi A8 oder BMW 7er erreichen Werte über 90 Prozent, werden aber insgesamt weniger verkauft (2.858 und 3.850).
Mit keinem davon macht man viel falsch – wenn man davon absieht, dass man eigentlich zu viel Geld für ein Auto ausgibt. E-Klasse, 5er oder A6 bieten mehr Auto als man braucht, die S-Klasse mehr als gut sein kann. Viel mehr Luxus als eine Klasse darunter bekommt man eigentlich bei entsprechender Ausstattung auch nicht, aber die Oberklasse bringt eben Extra-Prestige.
Für viel Geld. In unserem Suchkorridor (EZ 2017-2018, max. 30.000 km, Garantie) finden wir bei mobile.de keine 500 Angebote zu Preisen ab etwa 60.000 Euro. Wer keinen Chauffeur hat und daher auf das Chauffeur-Paket verzichten kann, landet schon eher bei 65.000 Euro. Dafür gibt es maximal einen S 350 d 4Matic (Allrad). Hier sitzt ein 3,0-Liter-Diesel unter der Haube, der 286 PS leistet. Ein weißes Exemplar mit nur gut 14.100 Kilometer spricht uns an. Er kommt mit Matrix-LED-Scheinwerfern, Luftfederung, Panoramadach und Burmester-Soundanlage. So gesehen: Fast ein Schnäppchen.
Die Top 7 der beliebtesten Autos fürs Gewerbe