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Ein Mann poliert einen grauen PKW
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Besitzer von Langstrecken-Autos halten ihre Wagen oft besser in Schuss. Auch bei richtiger Pflege ist der Verschleiß geringer

Gebrauchtwagenkauf 2024: Darauf solltest Du achten

Du willst einen Gebrauchtwagen kaufen und weißt auch schon, welches Modell es werden soll. Damit jetzt beim Gebrauchtwagenkauf alles glatt läuft und Du mit einem Auto nach Hause fährst, an dem Du lange Freude hast, solltest Du neben dem Preis-Leistungs-Verhältnis ein paar Dinge beachten.

Laufleistung

Wirf zuallererst einen Blick auf die Laufleistung: Der neue Gebrauchte sollte weniger als 200.000 Kilometer auf dem Tacho haben. Bei Autos mit höherer Laufleistung fallen häufig hohe Reparaturkosten an – zum Beispiel für einen neuen Zahnriemen oder eine Motor-Instandsetzung. Das Problem ist, dass Tachos oft manipuliert werden. Laut TÜV betrifft das sogar jeden dritten Gebrauchtwagen. Also prüfe den Kilometerstand kritisch. 

Motor

Das zweite wichtige Entscheidungskriterium beim Gebrauchtwagenkauf ist der Motor. Er sollte in einem guten Zustand und möglichst hochwertig sein. Von günstigen, einfachen Motoren nimmst Du besser Abstand. Sie halten unter Umständen nicht so lang, weil die Materialauswahl und die Verarbeitung meist weniger gut sind. Auch die Art des Motors kann einen Unterschied machen – zumindest bei älteren Autos. Hier gilt: Dieselmotoren halten meist länger als Benziner. Neuere Motoren sind jedoch etwa gleich auf.

Langstrecken- oder Kurzstrecken-Auto

Achte beim Gebrauchtwagenkauf außerdem darauf, ob es sich bei Deinem Wunsch-Fahrzeug um ein Langstrecken- oder ein Kurzstrecken-Auto handelt. Autos, die für Strecken unter zehn Kilometern genutzt werden, gelten als Kurzstrecken-Autos. Sie nutzen sich meist schneller ab, da sie stärker beansprucht werden. Weil Motor, Öl und Kühlwasser auf kurzen Strecken nicht warm genug werden, laufen Motor und Getriebe nicht optimal. Langstrecken-Autos, also Fahrzeuge, mit denen längere Wege zurückgelegt werden, sind daher häufig besser in Schuss. Gleiches gilt für Autos, die regelmäßig gewartet werden. Der Grund: Werden die Inspektionstermine eingehalten, fallen Mängel schneller auf – und können schneller behoben werden.

Beim Händler oder von privat: Wo Gebrauchtwagen kaufen?

Sowohl der Kauf beim Händler als auch beim Privatanbieter hat Vor- und Nachteile. Kaufst Du einen Gebrauchtwagen beim Händler, kostet Dich das zum Beispiel meist mehr. Das nehmen viele aber in Kauf, weil es „die sichere Variante“ ist. Denn Händler sind per Gesetz zur Gewährleistung verpflichtet. Das heißt: Sie müssen garantieren, dass das Auto nach dem Verkauf noch mindestens zwei Jahre einwandfrei funktioniert. Treten in dieser Zeit Mängel auf, kannst Du vom Kaufvertrag zurücktreten.

Zusätzlich zur Gewährleistung bieten manche Händler eine Gebrauchtwagengarantie an. Das ist eine Art Versprechen, dass sich der Händler um die Reparatur von Mängeln kümmert. Oft werden hier aber nicht alle Fahrzeugbauteile – und demzufolge auch nicht alle möglichen Probleme – aufgeführt. Was genau drinsteht, variiert von Verkäufer zu Verkäufer. Schau dir die Garantiebedingungen also genau an. 

Aufmerksam lesen solltest Du auch die Kundenbewertungen. Der Grund: Sie können Hinweise liefern, ob es sich um einen seriösen oder unseriösen Händler handelt. Äußern sich andere Käufer zum Beispiel positiv darüber, dass der Verkäufer sie vor Vertragsabschluss über Vorschäden und Mängel informiert hat? Dann ist der Händler wahrscheinlich seriös – denn diese transparente Kommunikation deutet darauf hin, dass er nichts zu verheimlichen hat.

Der große Vorteil beim Gebrauchtwagenkauf von privat: Oft kann man hier richtig Geld sparen – oder sich eine Ausstattung leisten, die bei einem Gebrauchten vom Händler nicht drin gewesen wäre. Der Nachteil ist, dass sich Privatpersonen nicht an die zweijährige Gewährleistung halten müssen. Sie können sie auf ein Jahr reduzieren oder komplett missachten. Sollte kurz nach der Übergabe etwas am Auto kaputt gehen, bleibst Du auf den Reparaturkosten sitzen.

Auf einen Blick: Vor- und Nachteile vom Kauf beim Händler oder von privat

HerkunftVorteileNachteile
Händlersicher, da gesetzlich vorgeschriebene GewährleistungFahrzeuge meist teurer
von privatunsicher, da keine Gewährleistung nötigmeist günstiger oder mit besserer Ausstattung

Zehn Tipps für den Gebrauchtwagenkauf

Von der Probefahrt, über die fachkundige Prüfung bis hin zum Bauchgefühl: Diese zehn Tipps helfen Dir, wenn Du einen Gebrauchtwagen kaufen möchtest.

Tipp 1: Zeit für Besichtigung einplanen

Ganz gleich, wie verlockend das Angebot vom Verkäufer auch scheinen mag – verzichte beim Gebrauchtwagenkauf auf Kurzschlussentscheidungen. Folgende Punkte helfen Dir, beim Gebrauchtwagenkauf eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen:

  • Bestehe darauf, dass Du den Wagen bei trockenem Wetter, guten Lichtverhältnissen und von allen Seiten anschauen kannst. So fallen selbst kleine Lackschäden auf. 
  • Lass Dich nicht vom Verkäufer unter Druck setzen – weder bei der Besichtigung, noch wenn Du die Entscheidung triffst. Unterschreibe einen Vertrag erst nach ausreichend Bedenkzeit. 
  • Ein absolutes No-go sind Online-Vertragsabschlüsse ohne vorherige Begutachtung.

Tipp 2: Autoaffine Begleitung mitnehmen

Ob Freundin, Bekannter oder Verwandter: Es ist immer gut, wenn Dich zum Besichtigungstermin eine Person begleitet, die Ahnung von Autos hat. Er oder sie sieht vielleicht Mängel am Auto, die Du übersehen hättest und stellt Fragen, an die Du nicht gedacht hättest. Es kann auch sinnvoll sein, sich die Aufgaben bei der Besichtigung aufzuteilen: Einer übernimmt den aktiven Part – begutachtet also das Fahrzeug und stellt Fragen –, der andere beobachtet und notiert die Aussagen des Händlers oder Privatverkäufers. Die Notizen kannst Du zu Hause noch einmal in Ruhe durchgehen – und gegebenenfalls bestimmte Punkte online nachrecherchieren.

Drei Menschen nehmen ein Auto vor dem Gebrauchtwagenkauf genau unter die Lupe.
Quelle: Unsplash
Beim Gebrauchtwagenkauf ist es immer gut, eine zweite Meinung einzuholen

Tipp 3: Fahrzeug auf Unfallschäden prüfen

Generell gilt: Der Verkäufer muss potenzielle Käufer über bekannte Vorschäden am Auto informieren. Verschweigt er sie, kannst Du gegebenenfalls eine Kaufpreisminderung oder Schadensersatz fordern. Dennoch solltest Du den Besichtigungstermin nutzen und den Wagen nach Hinweisen auf Unfallschäden absuchen. Weist der Lack zum Beispiel Farbläufer, Farbunterschiede, matte oder unebene Stellen auf, hat hier anscheinend schon mal jemand nachgebessert. 

Wirf auch einen Blick auf Kunststoff- und Gummiteile – manchmal gibt es an Gummis und Falzen Sprühnebel-Spuren. Manche Lackschäden werden so gut repariert, dass sie das bloße Auge nicht erkennt. Hier hilft ein Lackstärkenmesser – nachlackierte Stellen sind dicker. Auch der „Magnet-Trick“ kann Lackschäden enttarnen. Dafür hältst Du einen Magnet an das Auto. Hält er, ist alles in Ordnung. Fällt er runter, handelt es sich wahrscheinlich um eine gespachtelte Stelle. Dieser Trick funktioniert aber natürlich nur auf Stahl und nicht auf Kunststoff oder Aluminium. Neben Lackschäden gibt es auch noch andere Anzeichen, die darauf hindeuten, dass es sich bei dem Wagen um ein Unfallauto handelt.

Diese Hinweise deuten auf ein Unfallauto hin:

  • Feuchte Bodenbeläge und ein muffiger Innenraum – verantwortlich dafür können undichte Stellen in der Karosserie sein. 
  • Ungleichmäßige oder große Abstände zwischen einzelnen Bauteilen – Türen, Hauben und Klappen können sich bei einem Unfall verzogen haben.
  • Ölflecken unter dem Auto – tritt aus Löchern in Leitungen Öl aus, kann es schneller kaputt gehen, da die beweglichen Teile im Auto ohne Öl schneller verschleißen.
  • Abgenutzte oder zu neu aussehende Schrauben – oft verraten die Schrauben an Türen, Motorhaube und Kotflügel, ob ein Auto nach einem Unfall auseinander- und dann wieder zusammengebaut wurde. 
  • Abweichendes Herstellungsdatum auf den Scheiben – steht auf der Scheibe etwas anderes als in der Erstzulassung, wurde sie vermutlich ausgetauscht.

Tipp 4: Kilometerstand anschauen

Bei einer Tachomanipulation drehen Verkäufer den Kilometerzähler zurück und verkaufen das Auto für mehr als es wert ist. Für den Käufer ist das ärgerlich und gefährlich. Denn: Einige Wartungen richten sich nach dem Kilometerstand. Wer die wahre Angabe nicht kennt, verpasst gegebenenfalls Termine und riskiert Motorschäden und Co. Vergleiche also unbedingt die Angaben im Auto mit denen in HU-Protokollen, Scheckheft, Rechnungen und Wartungsbelegen. Auch das Auslesen von Steuergeräten kann helfen: Häufig manipulieren Betrüger nur die Anzeige im Cockpit – die Daten stehen aber auch in Steuergeräten. Sie können vom Fachmann oder aber per App und OBD2-Adapter ausgelesen werden.

Tipp 5: Reifenprofil kontrollieren

Sommerreifen sollten eine Profiltiefe von mindestens zwei Millimeter haben, Winterreifen von mindestens vier. Zollstock oder Lineal vergessen? Mit einer Ein-Euro-Münze lässt sich der Zustand der Reifen grob einschätzen. Dafür steckst Du die Münze einfach in eine Profilrille und orientierst Dich am Messing-Rand – der ist drei Millimeter breit. Bei Winterreifen sollte er also zum Beispiel nicht sichtbar sein. Ansonsten ist es wichtig, die Reifentiefe an mehreren Stellen zu prüfen. Der Grund: So fällt auch auf, wenn die Reifen ungleichmäßig abgefahren und eventuell nicht mehr verkehrssicher sind. 

Tipp 6: Gebrauchtwagen-Papiere lesen

Die Papiere fehlen komplett, sind lückenhaft oder das Auto ist nicht scheckheftgepflegt? Das ist ein schlechtes Zeichen. Denn das kann darauf hindeuten, dass das Auto nicht regelmäßig gewartet oder dass der Tachostand manipuliert wurde. Deshalb gilt: Prüfe beim Gebrauchtwagenkauf unbedingt Original-Serviceheft, Zulassungsbescheinigung Teil 1 und 2, Prüfberichte der Hauptuntersuchungen und Werkstattrechnungen.

Mit Hilfe dieser Fahrzeugpapiere lässt sich neben dem Kilometerstand zum Beispiel nachvollziehen ...

  • ob die Fahrgestellnummer am Auto stimmt,
  • wann der Wagen wieder zum TÜV muss und
  • wie viele Vorbesitzer es bereits gab. 

Hat das Auto beispielsweise sehr häufig den Besitzer gewechselt, könnte das darauf hindeuten, dass es sehr oft in die Werkstatt muss oder sonstige Probleme macht.

Tipp 7: Eine Probefahrt machen

Die Probefahrt ist der Praxistest. Hier fallen gegebenenfalls Mängel auf, die bei der bloßen Begutachtung unbemerkt bleiben. Dadurch klären sich Fragen wie „Reagiert das Auto auch bei hohem Tempo schnell?“, „Wie ist die Geräuschentwicklung?“ oder „Funktionieren die Bremsen einwandfrei?“. Behalte bei der Fahrt außerdem die Kontrollleuchten im Cockpit und das allgemeine Fahrgefühl im Blick. Hakt die Schaltung, vibriert das Auto eigenartig oder ruckt es, könnten Antriebsprobleme dahinterstecken.

Tipp 8: Expertenrat einholen

Hol Dir die Meinung eines Sachverständigen ein, bevor Du den Kaufvertrag unterschreibst. Das gilt besonders, wenn nach der Besichtigung Zweifel bestehen oder Fragen offen geblieben sind – zum Beispiel zu Reparaturkosten, die Dich in Zukunft erwarten können. Aber auch sonst ist es eine gute Idee, sich an einen Experten zu wenden – schließlich kannst Du auch als gut informierter, technikinteressierter Autofahrer kleine Mängel schnell übersehen. Der Sachverständige schaut sich die Karosserie und die Technik ganz genau an und vergibt, wenn alle Kriterien erfüllt werden, gegebenenfalls ein Gebrauchtwagen-Gütesiegel oder ein Gebrauchtwagen-Zertifikat.

Anlaufstellen für Gebrauchtwagen-Checks sind zum Beispiel:

  • Automobilclubs wie der ADAC,
  • Prüfgesellschaften wie DEKRA oder
  • der Technische Überwachungsverein, TÜV.

Alternativ kannst Du auch eine neue Hauptuntersuchung veranlassen – bei einer Werkstatt Deines Vertrauens.

Tipp 9: Checkliste mitnehmen

Beim Gebrauchtwagenkauf gibt es viel zu beachtenden Überblick über alle To-dos und Fragen zu behalten, hilft eine Checkliste. 

Tipp 10: Auf das Bauchgefühl hören

Fakten wie der Preis und der Fahrzeugzustand spielen beim Gebrauchtwagenkauf wahrscheinlich die größte Rolle. Trotzdem lohnt es sich auch, zu einem gewissen Grad auf das Bauchgefühl zu vertrauen.

Stelle Dir zum Beispiel folgende Fragen:

  • Weicht der Privatverkäufer bei konkreten Fragen zur Unfallgeschichte des Autos aus? 
  • Ist der Kaufpreis deutlich niedriger als der von vergleichbaren Modellen?
  • Wirken die Verkaufshalle und alle, die hier arbeiten nicht vertrauenswürdig?

Lautet die Antwort auf eine dieser Fragen ja, könnte das darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt. In diesem Fall ist es womöglich besser, doch noch mal nach einem anderen Anbieter zu schauen. Schlimmstenfalls fährst Du sonst am Ende mit einem Auto nach Hause, das in einem schlechten Zustand ist und Dich noch viel Nerven und Geld kosten wird.

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