Tesla Model Y 2021: Erster Test
Sobald das Werk in Grünheide anläuft, startet Tesla in Deutschland den Verkauf des Model Y. Das Elektro-SUV hat durchaus das Zeug zum Bestseller.
Das Ypsilon ist nicht unbedingt der beliebteste Buchstabe der Autowelt. Der gleichnamige Lancia, soeben frisch geliftet, hat seine Wirkzone inzwischen – als letztes Modell der Marke – auf sein Heimatland Italien reduziert und erfreut sich dort regionaler Beliebtheit. Ab 2021 soll nun ein neues Ypsilon für Hochspannung sorgen. Unter diesem Namen bringt Tesla sein wahrscheinlich aussichtsreichstes Modell in den Handel: Ein halbwegs handliches und noch beinahe bezahlbares Elektro-SUV, mit dem der US-Pionier endgültig den Schritt zum Massenhersteller schaffen will.
In den USA fährt das Tesla Model Y schon, in Europa nicht. Der Grund: Tesla will dieses Auto nicht in die alte Welt importieren, sondern vor Ort bauen. Bevor Teslas Mittelklasse-SUV also in Deutschland und den Nachbarländern fahren kann, muss erst die Fabrik in Grünheide bei Berlin fertigt werden. Der ambitionierte Zeitplan: Mitte 2021 sollen dort die ersten Autos vom Band rollen. Das könnte sogar klappen: Tesla beginnt dieser Tage damit, die ersten Hallen mit Produktionsrobotern zu bestücken. Um nicht so lange warten zu müssen, hat sich Youtuber und Elektro-Missionar Stefan Moeller von Nextmove ein Auto direkt aus den USA besorgt. Für eine erste Fahrt haben wir uns hinter das Steuer dieses Exemplars gesetzt.
Model Y 18 cm höher als Model 3
Optisch sieht das voraussichtliche Bestseller-Modell ja ziemlich unspektakulär aus, auch wenn es sich irgendwann besser verkaufen mag als Model S, X und 3 zusammen. Glatt und schnörkellos, wie ein abgegriffenes Stück Seife, steht das Model Y da, den anderen Tesla-Modellen zum Verwechseln ähnlich. Erst im direkten Vergleich mit dem Tesla Model 3 erkennt man, dass es immerhin sechs Zentimeter länger, sieben Zentimeter breiter und vor allem 18 Zentimeter höher ist. Dieses ausladendere Format macht aus dem viertürigen Gefährt keineswegs einen rustikalen Geländewagen. Ebenso wenig macht die abfallende Hecklinie aus dem rundlichen SUV ein Coupé – aber das schützt vor Erfolg kein bisschen, wie schon BMW und Mercedes anhand ihrer SUV-Coupés feststellen konnten.
Auch im Innenraum kommt einem Model-3-Kenner das Model Y bekannt vor. Genau wie dort gestaltet Tesla das Cockpit absolut clean. Außer den Türöffnern und Fensterhebern verbleibt kein einziger Schalter mehr. Stattdessen steuert der Fahrer alles über den riesigen Touchscreen, der wie ein XXL-Tablet über der Mittelkonsole zu schweben scheint. Dass man SUV-typisch ein bisschen höher sitzt, merkt man zwar beim Einsteigen in das Model Y. Beim Herausschauen bringt das leider keinen Vorteil. Weder nach vorn noch nach hinten bietet das Model Y eine gute Übersicht. Nur gut, dass es ringsum Kameras gibt.
Schneller als ein Porsche 911
Die enge Verwandtschaft zum Model 3, das gerade mal 1.500 Euro billiger ist, setzt sich beim Fahren fort. Ein echter Unterschied ist nur schwer zu erspüren, erst recht, wenn man wie wir im Top-Modell mit Performance-Setup unterwegs ist. Die zwei Motoren leisten gemeinsam angeblich 450 PS, genaue Angaben gibt es von Tesla wie üblich nicht. Bei dieser Leistung ist es jenseits spezieller Motorsport-Anwendungen relativ egal, ob das Auto ein, zwei Zentner mehr oder weniger wiegt. Für den ersten Kickdown sucht man sich besser ein freies Stück Straße. Denn wenn das Model Y voll durchbeschleunigt und in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 sprintet, hat selbst ein Porsche 911 das Nachsehen. Auch wenn das SUV mit maximal 241 km/h nicht ganz so schnell ist wie die Limousine Model 3, fährt sie den meisten Elektroautos aus europäischer Produktion locker und lässig davon.
2012 stellt Tesla den Prototypen des Model X in Los Angeles vor. Drei Jahre später beginnt der Verkauf. Tesla bezeichnet das Model X als SUV.
Innenraum: Verstellbare Rückenlehne hinten
Für den Fahrer fühlt sich das Model Y also an wie ein Model 3, abgesehen vom bequemeren Einstieg. Das bisschen mehr Bodenfreiheit fällt kaum ins Gewicht, weil die schweren Batterien im Fahrzeugboden den Schwerpunkt trotzdem weit Richtung Asphalt drücken. Auf der Rückbank sieht das anders aus. Mit der Dachhöhe steigt die Kopffreiheit spürbar, das Raumgefühl ist rundherum besser. Außerdem können Passagiere im Model Y die Neigung der dreigeteilten Rücklehne verstellen – wenngleich das auch ein bisschen umständlich funktioniert.
Nur: wie in den Kofferraum noch die versprochene dritte Sitzreihe passen soll? Das bleibt ein Geheimnis von Elon Musk, das vielleicht Grundschüler eines Tages erkunden werden. Tesla gibt nur das maximale Ladevolumen (1.900 l) an. Dennoch: klein ist der Kofferraum nicht. Gehen wir davon aus: So wie Teslas Software-Ingenieure im Infotainment-System ein Kaminfeuer und eine Spielekonsole versteckt haben, werden Teslas Innenausstatter auch dieses Gimmick noch ins Gepäckabteil pfropfen. Wenn sie nebenbei auch noch eine Gepäckraumabdeckung entwickeln, dann ist auch endlich Platz für den Hut.
Preise: Wann kommt das Standardmodell?
Aufbau und Auftritt sind also neu, doch den Antrieb kennen wir vom Model 3: Zunächst bietet Tesla die Varianten “Performance” und “Maximale Reichweite” an, jeweils mit “Dual Motor”. Auf Reichweite optimiert, schafft das Model Y bis zu 505 Kilometer, braucht für den Standardsprint 5,1 Sekunden und kommt auf bis zu 217 km/h Höchstgeschwindigkeit. Wer mehr Wert auf Perfomance legt, fährt schneller, aber dafür nicht so weit: 480 Kilometer Reichweite stehen dann auf dem arg lückenhaften Datenblatt, das Tesla herausgibt. Teurer wird das Model Y dann außerdem: Aktuell ruft Tesla 58.620 Euro für die maximale Reichweite und 65.620 Euro für die optimierte Performance auf. Die bei Bestellung fällige Anzahlung beträgt 2.000 Euro.
Wirklich spannend wird es aber erst 2022 mit dem Standardmodell. Das hat zwar nur noch einen Motor und eine WLTP-Reichweite von knapp 400 Kilometern, wird aber nur noch rund 45.000 Euro kosten. Damit wird das Tesla Model Y dann in seiner Klasse zu den günstigeren Angeboten gehören. Einen aussichtsreichen Wettbewerber bringt Ford derzeit mit dem sportlicher ausgelegten Mustang Mach-E auf den Markt.
Im Juli 2017 startet die Produktion des Model 3. Seit Anfang 2019 stromert der Kalifornier auch auf europäischen Straßen.
Tesla Model Y Maximale Reichweite | Technische Daten |
---|---|
Antrieb | Dual Motor, Allrad |
Akku | k.A. |
Leistung | k.A. (vmtl. 254 kW/345 PS) |
0-100 km/h | 5,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 217 km/h |
Reichweite | 505 km (WLTP, vorl.) |
Verbrauch | kA. |
Länge | 4.751 mm |
Breite | 1.921 mm |
Höhe | 1.624 mm |
Radstand | 2.890 mm |
Leergewicht | 2.003 kg |
Kofferraum | k.A. - 1.900 l |
Preis | 58.620 Euro |
Marktstart | Mitte 2021 |