Tesla Model X P90D Performance (2016): Test, Daten, Preise
Das Model X von Tesla zeigt, wie schnell und ausdauernd die elektrische Zukunft sein kann. Wir stellen sie uns trotzdem anders vor. Ausfahrt im Model X P90D.
Was als kleine Firma im Silicon Valley begann, treibt heute die “Old Economy” ganz schön vor sich her. Tesla hat Vorsprung, nicht nur in der Reichweite. Thema Bedienung: Das Model X kommt beinahe ohne Knöpfe aus. Klima, Musik, Schiebedach, Türen - das Auto steuert viele Funktionen über einen riesigen Touchscreen. Tesla verzichtet sogar auf einen Startknopf im SUV.
Aber Wunder verbringt der junge Autobauer dann doch nicht. Wo er nicht auf Hebel und Schalter verzichten kann, kauft er bei eben jener Old Economy ein. Die Lenkstockschalter und Bedienelemente für Fensterheber kommen von Mercedes. Das passt einfach nicht zusammen. Besonders schade: Seit dem Model S hat sich Tesla hier nicht weiterentwickelt. Es sieht im Model X genauso aus wie in der Limousine.
Schick ist es trotzdem. Samtiges Alcantara auf dem Armaturenbrett, elegant versenkte Knöpfe für Warnblinker und Handschuhfach, offenporiges Holz - das wirkt edel. Beim genauen Hingucken fallen dann doch Schwächen auf. Für 130.000 Euro erwarten wir Perfektion, keine Ledernähte mit zu viel Spannung, riesige Fugen am Fach auf dem Mitteltunnel oder verfärbtes Sitzleder bei einer Laufleistung von 3.000 Kilometern.
Das Tesla Model X P90D hat einen „aberwitzigen Modus“
Besser läuft es mit der Software. Tesla aktualisiert kontinuierlich. Unser Auto mit der Version 8.0 wirkt optisch modern und bringt ein gut strukturiertes Menü mit. Symbole am oberen Rand lassen sich eindeutig zuordnen, unten stellt man Klimatisierung und Fahrfunktionen ein. Einfach zu bedienen, toll in der Handhabung. Und genau das Gleiche wie im Model S.
Nur bei den Platzverhältnissen unterscheidet sich das X deutlich vom S. Bis zu sieben Personen passen in das SUV, sechs Erwachsene sitzen bequem. Sogar in Reihe drei haben ausgewachsene Menschen genug Platz am Kopf.
Die futuristischen “Falcon Doors” machten allerdings keinen guten Eindruck. Sie sehen elegant aus und haschen Begeisterung, wenn sie sich nach oben auffalten. Sie öffneten aber nicht immer vollständig, obwohl kein Hindernis im Weg war. Geschlossen blieb zwischen rechter Tür und C-Säule eine auffällige Kante. Eine leicht zugängliche, mechanische Entriegelung fehlte. Außerdem hatte die Heizung Mühe, bei knapp zweistelligen Temperaturen den Innenraum aufzuheizen.
Genug vom Schmuck, wir fahren los im Model X P90D mit “Ludicrous Mode”, der Fähigkeit zur “aberwitzigen Beschleunigung”. Zunächst knirscht das SUV über den Kies, ohne Geräusche im Antrieb, aber weit entfernt von unauffällig. Das Model X ist ein Trumm von einem Auto: Gut fünf Meter lang, fast 1,70 Meter hoch und 2,27 Meter breit. Linke Spuren in Baustellenautobahnen gehen nicht einmal mit angelegten Spiegeln.
Seine 2,5 Tonnen kann das Model X nicht verstecken
Auf ausreichend breiten Straßen surrt das Model X leise und unkompliziert vorwärts. Bis man das Gaspedal voll durchtritt. Dann knallt das riesige Auto mit gewaltiger Kraft vorwärts. Dem überraschten Fotografen auf dem Beifahrersitz schlug seine Kamera ins Gesicht - zum Glück ohne weitere Verletzungen.
Die Leichtigkeit, mit der das Model X nach vorn stürmt, beeindruckt. Aber bald wird aus aberwitzig nur noch witzig, irgendwann dann langweilig. Dem Autonarr fehlt das Drama, man gewöhnt sich zu schnell an die Längsbeschleunigung. Abseits von seiner Paradedisziplin fällt der Spaß rapide ab. Querdynamik kann das Model X nicht so gut - trotz seines tiefen Schwerpunktes bleibt es ein SUV mit 2,5 Tonnen Gewicht. Das spürt man im Fahrwerk: Auf holprigen Asphalt wackelt das Model X ungelenk.
Mit zwei Zügen am Tempomat-Hebel aktivieren wir den “Autopiloten”. Nach umfangreicher Kritik am freizügigen System stellt Tesla mit der aktuellen Abstimmung klar: Es handelt sich um eine Fahrhilfe, nicht um volle Autonomie. Das System mahnt, die Hände am Steuer zu lassen, erkennt die Straßenmarkierungen und hält den Abstand zum Vordermann.
Der „Autopilot“ erzieht den Fahrer
Experimente mit dem System bestraft Tesla. Wer zu lange freihändig fährt, darf den “Autopilot” erst wieder aktivieren, wenn das Auto geparkt war.
Zunächst blinkt das System intensiv, spielt Warntöne aus und steigt irgendwann aus. Eine erzieherische Maßnahme, die nach Unfällen mit aktiviertem „Autopiloten“ offenbar notwendig war. Jetzt muss man das System schon mutwillig umgehen. Gut so.
Ebenfalls ein guter Erzieher: die Verbrauchsanzeige. Eine simple Grafik animiert den Fahrer, seinen Verbrauch unterhalb des Durchschnitts zu halten und selbigen damit zu senken. Dann steigt die Reichweitenanzeige. Laut Norm schafft das Model X P90D Performance 467 Kilometer mit einer Akkuladung. Ein Netz aus Schnellladestationen in Europa ermöglicht lange Strecken im SUV.
Im Tesla wird Elektromobilität alltagstauglich. Das ist keine Neuigkeit mehr. Der größte Haken bleibt der Preis: Model S und Model X sind zu teuer für die Masse. Das kompakte Model 3 hätte Vorrang haben müssen. Das lange versprochene, günstige Basismodell gibt es immer noch nicht in Deutschland, in den USA nur auf besonderen Wunsch. Spielereien wie die “Falcon Doors” sind in diesem Prozess unnötig. Auch wenn sie futuristisch wirken, für uns sieht die Zukunft anders aus.
Technische Daten: Tesla Model X P90D Performance
- Motor: Zwei Elektromotoren
- Leistung: 510 PS (375 kW) hinten, 263 PS (193 kW) vorne
- Systemleistung: 539 PS (396 kW)
- Drehmoment: 967 Nm
- Getriebe: Feste Übersetzung, Allradantrieb
- 0-100 km/h: 3,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Reichweite: 467 km
- Länge: 5.037 mm
- Breite: 2.070 mm (mit angelegten Spiegeln)
- Höhe: 1.684 mm
- Radstand: 2.965 mm
- Leergewicht: 2.543 kg (inkl. Fahrer)
- Kofferraum: 187 l vorn, 2.180 l hinten (Sechssitzer)
- Listenpreis (2016): ab 131.300 Euro (exkl. Elektroprämie)