Tesla Cybertruck (2021): Vollelektrischer Pick-up vorgestellt
Tesla wagt sich in das wichtigste Fahrzeugsegment der USA: 2021 startet der Cybertruck, ein voll elektrischer Pick-up mit außergewöhnlicher Optik.
Dieses Auto ist ein kalkuliertes Risiko. Tesla weiß, wie kurios der Cybertruck aussieht. Der rein elektrische Pick-up wirkt, als entstamme er einem Zukunftsfilm der 1980er Jahre – oder vielleicht einem Malwettbewerb im Kindergarten. Aber er tritt in einer Klasse an, in der die konventionelle Konkurrenz zu stark ist, um sie direkt zu schlagen. Ford F-Serie, Chevrolet Silverado und Ram Trucks führen das Segment in den USA an. Ihre Käufer sind loyal.
Teslas Strategie, es anders zu machen, geht auf. Nach der Vorstellung des Tesla Cybertruck spielt das Internet verrückt. In allen sozialen Medien wird über die ungewöhnliche Form des rein elektrischen Pick-ups gescherzt. Google schlägt bereits die Frage vor, ob das Design des Autos ein Scherz sein soll. Böse Zungen witzeln, das Auto könnte Tesla Model WTF heißen.
So viel Aufmerksamkeit gab es noch nie für einen neuen Player in dieser Fahrzeugklasse – schon gar nicht außerhalb der USA. Gut für Tesla, denn so könnte der Cybertruck ein Erfolg werden. Potenzielle Kunden können mit dem Auto ein Statement setzen: Gegen die etablierten Marken, für eine moderne Antriebstechnik. Toyota hat auf ähnliche Art und Weise den Prius zum Erfolg geführt.
Tesla Cybertruck mit Edelstahl-Karosserie
Natürlich muss der Cybertruck in den gleichen Kategorien punkten wie die Konkurrenz. Pick-up-Trucks sind Arbeitstiere, sie sollen robust und nützlich sein. Das Elektroauto bekommt deshalb eine Hülle aus besonders stabilem Edelstahl. Der Hersteller schreibt dazu: „Gebe es etwas Besseres, würden wir es benutzen.“
Bei der Präsentation des Autos lässt Tesla-Chef Elon Musk die Stabilität mit einem Vorschlaghammer demonstrieren. Ein starker Mann schlägt erst auf eine normale Pick-up-Tür, danach auf die Fahrertür des Cybertruck. Das Ergebnis: Der Konkurrent hat mehrere Dellen, der Tesla nicht einmal einen Kratzer.
Die Fenster des Tesla Cybertruck sollen ähnlich stabil sein. Musk lässt einen Stahlball dagegen werfen. Der Test geht schief, das Glas bricht – lässt den Ball aber nicht in den Innenraum. Musk nimmt’s mit Humor. Zuvor habe das Fenster alles ausgehalten, was man dagegen geworfen habe, sagt er. Sogar ein Spülbecken.
Musk schlendert während der Premiere lässig vor dem Truck entlang. Er trägt eine Lederjacke, steckt die Hände in die Hosentaschen und plaudert cool über sein neues Auto. Wie so oft wirkt seine Präsentation beinahe wie die Vorstellung eines neuen Smartphones. Ein Pick-up-Truck als Technik-Gadget.
So groß und schwer wie ein Ford F-150
Ganz so locker, wie Musk tut, sieht er die Sache nicht. Sein Auto muss sich beweisen. Der Chef zieht den wichtigsten Vergleich deshalb selbst: Der Cybertruck sei so groß und schwer wie der Ford F-150, aber schneller, stärker und letztlich günstiger. Wie stark der Pick-up genau ist, verrät er nicht. Aber er lässt ihn im Auto-Tauziehen gegen den Ford antreten. Und, weil der Vergleich so wundervoll weit hergeholt ist, im Beschleunigungsrennen gegen einen Porsche 911. Der Tesla gewinnt beide Disziplinen.
Es sieht kurios aus, wenn ein sechssitziger Truck mit einer Länge von 5,88 Metern im Sprint einen Sportwagen versägt. Die stärkste Variante des Tesla soll in 2,9 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde (96,6 km/h) sprinten und die Viertelmeile in 10,8 Sekunden absolvieren. Keine wichtigen Eigenschaften für ein Nutzfahrzeug. Aber beeindruckende Zahlen, vor allem in Anbetracht der Größe.
Tesla verzichtet auf die klassische Pick-up-Bauform mit Rahmen und Aufbau. Der Cybertruck bekommt eine selbsttragende Karosserie. Teslas Marketing-Begriff dafür: Exoskelett. Dennoch soll er belastbar sein. Seine Ladefläche misst rund zwei Meter in der Länge und trägt fast 1,6 Tonnen Ladung. Die stärkste Variante des Cybertruck darf in den USA Anhänger mit 6,35 Tonnen Gewicht ziehen.
Tesla Cybertruck mit drei Motorisierungen
Der Cybertruck startet in drei Varianten. Die Modelle sind unterschiedlich stark. Je nach Konfiguration sitzt ein Motor an der Hinterachse, je einer an Hinter- und Vorderachse oder ein Elektromotor an der Vorderachse und zwei an der Hinterachse. Die Kapazitäten der Akkus nennt Musk nicht, aber die voraussichtlichen Reichweiten. Hier alle Motorisierungen und ihre Fahrleistungen in der Übersicht:
Model | Reichweite | 0-60 mph | Vmax | Zuladung | Anhängelast |
---|---|---|---|---|---|
Single Motor RWD | > 400 km | 6,5 s | 177 km/h | 1.587 kg | 3.401 kg |
Dual Motor AWD | > 480 km | 4,5 s | 193 km/h | 1.587 kg | 4.535 kg |
Tri Motor AWD | > 800 km | 2,9 s | 209 km/h | 1.587 kg | 6.350 kg |
Alle Cybertrucks sollen geländegängig sein. Kurze Überhänge ermöglichen Böschungswinkel von 35° (vorn) bzw. 28° (hinten). Einen Rampenwinkel nennt Tesla nicht. Vermutlich sieht die Zahl durch den langen Radstand nicht besonders gut aus. Immerhin: Ein serienmäßiges Luftfahrwerk erhöht die Bodenfreiheit auf bis zu 40 Zentimeter. Die tiefste Position liegt 20 Zentimeter darunter.
Die Zahlen scheinen zu stimmen. Der Preis ebenfalls: In den USA kostet der günstigste Cybertruck 39.900 Dollar netto. Das sind umgerechnet etwas mehr als 36.000 Euro. Das Spitzenmodell steht mit 69.900 US-Dollar netto in der Preisliste (ca. 63.200 Euro). Autonome Funktionen und ein Kompressor sind jeweils bereits an Bord. Ein vergleichbarer Ford F-150 kostet in der Anschaffung mehr.
Aber Tesla muss beweisen, dass der Cybertruck tatsächlich mithalten kann. Pick-up-Trucks sind das Rückgrat vieler amerikanischer Unternehmen. Ford, Chevy und Ram haben sich ihren Ruf über Jahrzehnte erarbeitet. Neue Konkurrenz, zum Beispiel Toyota und Nissan, tut sich nach wie vor schwer. Sie erregen allerdings auch weniger Aufmerksamkeit als Tesla. Viellicht genügt das ja schon.
In den USA starten die Auslieferungen laut aktuellem Plan Ende 2021. Die starke Version startet 2022. Wann und inwiefern der Cybertruck nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt. Für 100 Euro lässt sich das Auto aber bereits unverbindlich reservieren.