Die legendärsten Autos der “Tatort”-Kommissare
Seit genau 50 Jahren jagen Kommissare im “Tatort” Verbrecher. Viele vertrauen dabei auf ganz besondere Autos. Wir zeigen zum Jubiläum die legendärsten Modelle.
Als am 29. November 1970 die erste Folge der Krimiserie “Tatort” läuft, steht das Thema Auto sofort im Mittelpunkt. In “Taxi nach Leipzig” überquert der spätere Täter die innerdeutsche Grenze in einem noblen Mercedes W108 (Baujahr 1965-1972). Kommissar Trimmel fährt im Ford Taunus 17M P3 „Badewanne“ (1960-1964) hinterher. Im Osten wechselt er in ein Wartburg-353-Taxi (1966-1989), der Showdown spielt auf einer Autobahn-Raststätte.
Seit 50 Jahren geht das so: Autos waren Mordwerkzeuge und entscheidende Beweise in kniffeligen Ermittlungen. Vor allem aber sind sie charakterbildende Requisite für die Kommissare hinter dem Steuer. Einige von ihnen sind seit Jahren unzertrennlich. Wir zeigen zum Jubiläum die legendärsten Modelle der Ermittler.
"Tatort”-Autos in Kürze:
- Warum Kommissar Borowski seinem VW Passat den Gnadenschuss gab
- Welche Autos Deutschlands beliebteste Ermittler fahren
- Warum Schimanskis Auto eigentlich gar nicht zu ihm passt
- Welcher Ermittler seinen Dienstwagen einfach behielt
- Wie die Autos eines Kommissars für Schleichwerbungs-Vorwürfe sorgten
Eines vorab: In inzwischen 1.147 Episoden setzten viele Film-Kommissare wie echte Ermittler auf Flottenfahrzeuge wie Audi 80, A4, BMW 2er, 3er, 5er, Mercedes C- oder E-Klasse, Opel Rekord oder VW Golf. Normale Begleiter für den harten Polizisten-Alltag eben. Um die soll es hier ausdrücklich nicht gehen. Unser Fokus gilt Autos, die etwas Besonders ausdrücken und den Charakter der Filmfigur unterstreichen sollen.
VW Passat Variant (32B) von Kommissar Borowski (Kiel)
“Tatort”-Ermittler Klaus Borowski, gespielt von Axel Milberg, liebt seinen VW Passat Variant. Als er “dem Braunen”, wie er ihn nennt, in einer legendären Szene 2015 den Gnadenschuss verpassen soll, besteht Milberg auf einem echten Mündungsfeuer. Beim Abfeuern seiner Pistole bekam er einen Rußpartikel der präparierten Patrone ins Auge und musste im Krankenhaus behandelt werden. Fazit: “Der Braune hat sich gewehrt.” Borowski wechselt anschließend kurz auf einen Ford und dann auf einen Volvo 760.
Assoziiert wird der wortkarge Kommissar jedoch mit seinem braunen Kombi. VW baut den Passat Variant B2 (32B) zwischen 1980 und 1988. Der wird gerne von Polizisten gefahren, aber auch von Handelsvertretern und Familienvätern. Dementsprechend haben heutige Fahrzeuge reichlich Kilometer auf der Uhr. Dank ausreichender Rostvorsorge fault das Blech aber langsamer als bei anderen Autos aus dieser Zeit. Haltbar zeigen sich die Vierzylinder Benziner zwischen 65 und 112 PS und die lahmen 1,6-Liter-Diesel mit 54 bis 80 PS. Für Verfolgungsjagden eignen sich besser die Fünfzylinder-Benziner mit 113 bis 136 PS. Bei mobile.de sind zum “Tatort”-Jubiläum sechs VW Passat Variant (32B) verfügbar.
Die robuste Karosserie für den Alltag - Der Volvo 740/760.
Ford Taunus und Ford Granada von Kommissar Schimanski
Horst Schimanski (Götz George) ist einer der bekanntesten Ermittler der ”Tatort”-Historie. Er arbeitet in Duisburg, trägt Cowboy-Stiefel, Armeejacke und flucht viel. Im Dienst fährt er Autos, die wenig zu ihm passen.1981 ermittelt Schimanski zuerst in den biederen Ford-Modellen Taunus und Granada.
Die Vier- bzw. Sechszylinder trinken wie Schimanski gerne einen über den Durst. Und noch etwas haben sie mit dem rauen Ermittler gemein: Man sieht ihnen ihr Alter an, Eitelkeit ist ihnen fremd. Die Autos rosten gerne und schnell. Bei mobile.de sind knapp 150 Ford Taunus und Ford Granada inseriert, die Preise beginnen bei rund 10.000 Euro.
Zum Ende seiner “Tatort”-Karriere wechselt Schimanski zu einem eleganten Citroën CX. Die CX-Limousine verliert jedoch schnell ihre Neuwageneleganz, da „Schimi“ sein Auto hart rannimmt. Er pflügt damit über Äcker, durchbricht Schranken, fährt durch Glastüren oder räumt ein Buffet auf einer Gartenparty ab. Schimanskis erster CX explodiert, es folgt ein silberner CX 25 GTI Turbo 2. Als Antrieb dient ein 2,5-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner mit 160 PS. Seine letzte Fahrt im Tatort macht Schimanski allerdings im Renault R4 mit dem Aufkleber: „Männer wie wir fahren R4“, bevor er 1991 aus der Reihe aussteigt.
Sechs Zylinder für die breite Masse: Knapp 1,6 Millionen Exemplare schickt Ford zwischen 1972 und 1985 auf die Straßen.
NSU RO 80 von Kommissar Murot (Hessen)
Als Unterstützung des Film-Charakters fährt der extrovertierte LKA-Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) aus Wiesbaden einen Oldtimer. Er kauft sich einen NSU RO 80 mit Wankelmotor, gebaut zwischen 1967 bis 1977, um damit durch Hessen zu seinen Einsatzorten zu fahren. In den ersten Folgen leidet der LKA-Beamte an einem Hirntumor, der seine Arbeits- und Lebensweise stark beeinflusst. Für konventionelle “Tatort”-Zuschauer ermittelt Murot eher auf ungewöhnliche Art und Weise. Da passt der NSU mit seinem Wankelmotor mit 115 PS und dem außergewöhnlichen Design perfekt.
Der RO 80 ist nicht nur ein Hingucker, er verlangt auch sehr viel Pflege, Öl und Sprit. Wenn der Wankel läuft, benötigt er mindestens 16 Liter auf 100 Kilometer. Probleme bereiten bei fast allen Motoren die Verbrennungskammern mit ihren langen Dichtlippen. Diese passen nicht hundertprozentig und gehen schnell kaputt. Dadurch entweicht unverbrannter Kraftstoff. Das erhöht den Verbrauch und lässt den Schmierfilm abreißen. Außerdem sieht das Ersatzteilangebot mager aus. Der RO80 eignet sich daher eher für leidensfähige Technik-Liebhaber. Neun NSU RO 80 werden bei mobile.de im Herbst 2020 zum Verkauf angeboten. Die Preise für fahrbare Modelle beginnen bei rund 10.000 Euro.
Der NSU RO 80 mit Wankelmotor wurde zwischen 1967 und 1977 gebaut.
Saab 900 von Kommissar Faber (Dortmund)
Auch Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) trägt ein Schicksal. Nach dem Tod seiner Frau und seiner Tochter leidet er an einer starken Depression, brüskiert regelmäßig seine Vorgesetzten und Kollegen. Klar, dass so jemand einen Exoten fährt. Kommissar Faber nutzt einen Saab 900 für seine Ermittlungen in und um Dortmund. Die exotische Limousine aus dem Baujahr 1986 mit dem Fließheck und dem Zündschlüssel in der Mittelkonsole wird bis 1994 gebaut.
Beide überzeugen bis ins hohe Alter dank sehr guter Verarbeitung. Die Motoren schaffen Laufleistungen von mehr als 300.000 Kilometern. Voraussetzung: regelmäßige Wartung mit regelmäßigem Ölwechsel. Besonders gesucht werden die 16V-Motoren, da sie weniger verbrauchen und zuverlässiger arbeiten. Alle Motoren sollten Interessenten auf rasselnde Steuerkette und laute Stößel überprüfen sowie das Getriebe in allen Gängen durchschalten. Unschön: Blasenbildung auf dem Handschuhfachdeckel. Besonders beliebt sind heute die wintertauglichen Saab 900 Cabrios. Rund 200 Saab 900 werden bei mobile.de angeboten (Stand: November 2020). Preis für Gebrauchte: ab 11.500 Euro.
Die 1. Generation des Saab 900 gibt es als Sedan-, Fließheck- oder Cabrioversion.
Porsche 911 Targa von Kommissar Lannert (Stuttgart)
Als Thorsten Lannert (Richy Müller) von Hamburg nach Stuttgart wechselt, nimmt er als eines der wenigen Erinnerungsstücke aus seiner früheren Zeit seinen Dienstwagen mit: einen klassischen Porsche 911 Targa von 1974 in Schokobraun. Porsche-Fan und Hobbyracer Richy Müller entscheidet sich für seine Rolle im Stuttgarter ”Tatort” bewusst für den Sportwagen. Den Porsche 911 Targa schlägt er dem Produzenten selbst vor, bevor er 2008 die erste Folge dreht. Denn das Auto soll individuell und charakterstark sein wie die Filmfigur. Gut erhaltene Autos kosten bei mobile.de rund 40.000 Euro.
Dafür bietet der Elfer einen Sechszylinder-Boxermotor mit toller Laufruhe und knapp 200 PS. Nachteil bei Thorsten Lannerts Dienstwagen: Frühe Modelle leiden unter Rost, erst ab 1975 wurde das Blech feuerverzinkt. Gerne gammelt das Modell in Ecken und Kanten rund um Scheinwerfer und Rückleuchten. Innerhalb der vergangenen Jahrzehnte änderten Vorbesitzer auch gerne ihren Elfer. Vorsicht bei zu stark umgebauten Fahrzeugen. Bei Porsche gilt generell: Finger weg von Fahrzeugen ohne Historie und ohne ausgefülltes Wartungsheft. Vorteil des 911er: Mit dem schnellen Dienstwagen kann jeder Polizist sofort die Verfolgung aufnehmen.
Der Porsche 911 Targa kommt aus dem Jahr 1974
Kommissare und ihre (vielen) Autos
Viele Kommissare im “Tatort”-Universum haben ein Faible für Autos. Die wenigsten sind ihren Fahrzeugen so treu wie die genannten Ermittler. Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) aus Köln zum Beispiel ist ein echter Fan von US-Autos. Seit 2008 (Folge 40: „Müll“) besorgt sich der Kommissar als Dienstwagen konfiszierte Autos aus Polizeibeständen, um sie in den Episoden als Alltagsfahrzeug einzusetzen: Corvette Stingray, Ford Courier Sedan Delivery, Plymouth Valiant Signet Convertible, Lincoln Continental Mark IV, Buick Skylark, Cadillac Eldorado, Cadillac Sedan Deville und Opel Diplomat V8.
Wie er das schafft, bleibt sein Geheimnis. Zumindest in der Realität würde das nicht funktionieren: Von der Polizei, dem Zoll oder den Steuerbehörden konfiszierte Fahrzeuge werden auf Auktionen versteigert oder im Block an Händler verkauft. Polizeibeamte dürfen sich die Autos nicht ausleihen – auch nicht für den Dienstgebrauch. Die außergewöhnliche Fahrzeugwahl hat einen nicht filmischen Hintergrund: Nach Schleichwerbungs-Vorwürfen 2005 entschied sich der WDR, bei zukünftigen Film-Produktionen auf mindestens drei Jahre alte Autos zurückzugreifen, die angemietet werden.
Die beliebtesten “Tatort”-Ermittler sind, zumindest laut den Einschaltquoten der vergangenen Jahre, Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und der exzentrische Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers). Während Thiel mit dem Fahrrad durch Münster fährt, dokumentiert Boerne seinen Reichtum mit der Fahrzeugwahl. Der Mediziner fährt wahlweise in einem Maserati Ghibli, einem Wiesmann MF 3 Roadster, im Mercedes SLK, einem Porsche 911 oder einem Jaguar XK vor. Boerne benötigt für sein großes Ego eben viel Power. Seine Assistentin „Alberich“ kutschiert die beiden Herren in einer Folge im historischen und sehr kleinen Fiat 500.
Auffällig: Mit einem E-Auto geht kein Ermittler auf Verbrecherjagd. Vielleicht beim nächsten Jubiläum.
Der Fiat 130 ist 4,75 Meter lang und bietet eine Menge Platz.