Das sind die coolsten Bullis mit Frontantrieb
Der VW Bus feiert 70. Geburtstag. Zeit, an legendäre Modelle zu erinnern. In Teil 2 unserer Serie stellen wir sechs Kult-Bullis mit Frontmotor vor.
Bulli ist nicht gleich Bulli. In 70 Jahren VW-Bus-Geschichte sammeln sich zahlreiche Modellvarianten und technischen Innovationen an. Die wohl größte Zäsur findet 1990 statt. Der T4, die vierte Generation des Bestsellers, kommt auf den Markt. Nicht nur optisch, auch in der Konstruktion handelt es sich um ein völlig neues Fahrzeug.
Warum? Bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover liefen die Vorgänger T1, T2 und T3 34 Jahre lang mit Heckantrieb und Heckmotor vom Band. Beim neuen T4 setzen die Ingenieure erstmals auf Frontantrieb und vorn quer eingebaute Reihenmotoren. Dazu kommt moderne Technik wie eine Servolenkung oder das zunächst optionale Antiblockiersystem (ABS). Außerdem legen die Motoren im Bulli vor 30 Jahren massiv an Kraft und Effizienz zu.
Während für den Vorgänger T3 mit seinen trägen Boxermotoren und Saug-Dieseln in der Regel bei 120 km/h Schluss ist, beherrscht der T4 mit seinen Vier-, Fünf- und Sechszylinder-Motoren auch die Rolle als angenehmer und flotter Reisebus. Die Nachfolger T5 und T6 sind erst recht komfortable Großraum-Wagen. Sie fahren sich wie ein Pkw, bieten aber einer Großfamilie Platz. In Teil 2 unserer Bulli-Serie zeigen wir die besten VW-Bus-Modelle der Baureihen T4 bis T6.
VW T4 VR6 (1996 bis 2003)
Ein Transporter mit sechs Zylindern, davon können Bulli-Fans lange nur träumen. T1- bis T3-Fahrer müssen sich mit Vierzylindern begnügen, von denen die meisten überdies schwächeln. Mit dem T4 ändert sich das 1990 grundlegend. VW Nutzfahrzeuge ersetzt die alten Wasserboxer mit Vier- und Fünfzylinder-Reihenmotoren. Wer es sich leisten will, kann ab 1996 sogar Sechszylinder wählen.
• Leistung: 140 PS
• 0 -100 km/h: 14,7 s
• Vmax: 170 km/h
Der neue VR6 schöpft 140 PS aus 2,8 Litern Hubraum und rennt 170 km/h. Liebhaber schwärmen von seinem geschmeidigen Motorlauf und viel Fahrfreude, die allerdings ihren Preis hat: Auf Kurzstrecken genehmigt sich der Sechsender locker 14 Liter, mit Bleifuß deutlich mehr. Auf längeren Fahrten über Land sind unter 11 Liter drin. Noch souveräner fährt der 2,8 V6 (ab 2000), der technisch eigentlich auch ein VR6 ist. Mit seinen 204 PS ist dieser T4 ein Youngtimer-Bulli zum Spaßhaben für Feinschmecker. Das Fahrgefühl gleicht dem einer souverän motorisierten Limousine.
VW T4 2.5 TDI (1995 bis 2003)
Auch die Diesel-Aggregate werden – im Vergleich zum Vorgänger T3 – mit dem neuen T4 deutlich moderner. Anfangs fahren die Sauger noch etwas phlegmatisch und nageln obendrein recht laut. Die Empfehlung für T4-Sympathisanten lautet daher ganz klar: Turbodiesel mit Direkteinspritzung. Der 2.5 TDI mit 102 PS kommt 1995 ins Programm und bietet fünf Zylinder. Seine Kraftentfaltung und Effizienz passen wunderbar zum T4, zumal er deutlich weniger verbraucht als ein VR6-Benziner.
"Van of the year 1992". Der quer eingebaute Dieselmotor ist robust und sparsam. Längere Autobahnfahrten bewältigt der T4 problemlos - ein echter Langläufer
Das Highlight bei den Selbstzündern folgt jedoch 1998 mit einem neuen, leistungsgesteigerten Aggregat: Der neue 2.5 TDI leistet 150 PS und bietet genug Kraft in allen Lebenslagen. Eingebaut wird dieser Motor praktisch nur in die edlen Caravelle- und Multivan-Modelle. Laufleistungen von mehreren Hunderttausend Kilometern sind beim 2.5 TDI die Regel. Selbst für Exemplare mit hohen Kilometerständen werden noch fünfstellige Preise aufgerufen.
VW T5 Kastenwagen (Facelift) (2009 bis 2015)
Im Jahr 2003 ist es wieder Zeit für einen Generationenwechsel in der VW-Bus-Welt. Volkswagen stellt den neuen T5 vor. Am Antriebskonzept mit Frontmotor ändert sich nichts mehr, dafür bei der Karosserie. Die Seitenwände sind nun aus einem Stück gepresst. Dadurch entfällt die bisherige, bullitypische Naht zwischen den Blechteilen. Eines aber bleibt: Transporter-Versionen wie Pritsche, Kombi oder Kastenwagen werden im Alltag häufig geknechtet und eher schlecht gewartet. Bei Gebrauchtwagen macht sich das heute mit diversen Macken und Defekten bemerkbar.
Mit dem 1. Facelift des T5 kamen sowohl optische als auch technische Neuerungen.
Trotzdem kann gerade für Handwerker oder Gewerbetreibende ein solider T5 noch immer eine gute Wahl sein, man muss nicht unbedingt zum aktuellen T6 greifen. Empfehlenswert ist beim T5, nach einem Facelift-Modell Ausschau zu halten. Autos aus der Zeit vor der ersten Modellpflege 2009 muss VW oft zurückrufen. Einmal ist das Steuergerät für den Lüfterkühler defekt, ein anderes Mal die Tandempumpe bei Zweiventil-Pumpe-Düse-Dieseln. Mit dem Facelift werden die Modelle zuverlässiger. Gepflegte Transporter gibt es bei mobile.de schon für weniger als 10.000 Euro.
VW T5 Multivan (Facelift) (2009 bis 2015)
Auch bei den Pkw-Versionen legt der T5 eine ordentliche Schippe drauf. Er fährt agiler als der T4. Außerdem verbessert VW die Dämmung rundum, im Innenraum herrscht angenehme Ruhe. Das ist von Vorteil – vor allem, wenn der Bus als VIP-Shuttle, Reisewagen oder Familienkutsche genutzt wird. Top-Version ist der begehrte Multivan. Familien schätzen die vielen Funktionen an Bord und die umklappbaren Sitze.
2009 wird der T5 gründlich überarbeitet. Unter anderem hält VWs Allradantrieb 4Motion Einzug in den Van.
Auch beim T5 Multivan ist es ratsam, ein Facelift-Modell nach 2009 zu bevorzugen. Bei jüngeren Fahrzeugen sollte der Verkäufer belegen können, dass er den VW-Rückrufaktionen nachgekommen ist. Bei der Ausstattung lässt der T5 Multivan kaum Wünsche offen, wenn der Erstkäufer im Bestellformular genug Kreuze gemacht hat. Es gibt verschiedene Versionen wie Highline, Comfortline oder Beach. Dazu kommen Sondermodelle wie Atlantis, Biker oder Cruise. Schwer, da den Überblick zu behalten. Dafür ist der Einstiegspreis für Gebrauchte mit rund 20.000 Euro attraktiv, vergleichbare T6 sind deutlich teurer.
VW T6 Caravelle (seit 2015)
T6? Moment, der sieht doch aus wie ein T5! Eigentlich ist es nur ein Facelift, das 2015 den nächsten Generationenwechsel markiert. Doch VW entscheidet sich bei der zweiten Überarbeitung, den T5 in T6 umzubenennen. Es gibt optische Änderungen etwa an der Motorhaube, den Scheinwerfern und an der Heckpartie. Im Innenraum verordnet VW dem Bulli ein neues Armaturenbrett, Assistenz- und Infotainmentsysteme erhalten einen neueren Stand.
Unter den Pkw-Versionen des T6 ist die Caravelle das Einstiegsmodell. Die Topversion ist der Multivan.
Vor allem aber sind die Kinderkrankheiten des T5 endlich beseitigt. Dessen anfängliche Probleme mit Motoren und Elektronik und sogar Rost liegen inzwischen Jahre zurück. Der T6 ist vor allem wegen zahlreicher Detailverbesserungen weit mehr als ein aufgehübschter T5, auch wenn er von der Basis her das gleiche Auto ist. Da er so beliebt und damit ausgesprochen teuer ist, sollten Gebrauchtwagenkäufer nicht zwangsläufig nach den Edel-Varianten Multivan oder California schielen. Deutlich preiswerter ist die Caravelle. Und mit lackierten Stoßstangen und Vollverkleidung im Innenraum nicht viel weniger attraktiv.
VW T6.1 (seit 2019)
Wer es noch moderner wünscht, wählt einen VW T6.1 – so heißt der aktuelle VW Bus nach der dritten Modellpflege 2019. Das Design haben die Konstrukteure noch einmal verfeinert, etwa mit schmaleren Scheinwerfern und einem größeren Kühlergrill. Aktuelle VW T6.1 verfügen außerdem über moderne Motoren nach Abgasnorm Euro 6d-TEMP. In Zeiten von Fahrverboten für Diesel-Fahrer ein wichtiges Upgrade. Die Alternative: ein Oldtimer-Bulli mit H-Kennzeichen, dann hat man ebenfalls keine Probleme mit Umweltzonen.
Der T6.1 kommt 2019 als 3. Facelift der T5-Plattform auf den Markt.
VW will mit dem brandneuen T6 von der guten alten Zeit profitieren. Anlässlich des 70. Geburtstags der VW-Bus-Reihe legen die Wolfsburger die Sonderedition „Generation Six“ auf. Dieser Multivan kommt auf Wunsch in Zweifarben-Lackierung, wie schon damals der VW T1. Zum Beispiel in Rot und Weiß. Der Grundpreis für den „Generation Six“ liegt bei 54.000 Euro. Doch mit einigen zusätzlichen Häkchen bei der zweiten Schiebetür, DSG-Getriebe, Rückfahrkamera oder elektrischer Heckklappe ist preislich ordentlich Luft nach oben. Womit der Kreis zum T1 geschlossen wäre: Der teuerste Ur-Bulli, ein Samba mit 23 Fenstern, kostet heute in etwa so viel wie ein gut ausgestatteter Zweifarben-T6.
Bleibt nur noch eine Frage offen: Wann kommt der T7? Antwort: 2021. Ein Jahr später, 2022 also, folgt der nächste wirklich große Entwicklungsschritt: Dann will VW die Elektro-Busse ID.Buzz und Cargo vorstellen.