Suzuki Ignis: Das kleinste SUV im Alltagstest
„Hybrid“ steht auf dem Schild am Heck des kleinen SUV Suzuki Ignis. Im zweiwöchigen Alltagstest zeigt sich der Japaner sparsam, geräumig und komfortabel.
SUV in der Stadt fahren – und das ohne soziale Ächtung? Mit dem Suzuki Ignis kein Problem. Tatsächlich muss der Dreimetersiebzig-Zwerg zu den SUVs gezählt werden – obwohl der Ignis eigentlich keine jener Eigenschaften hat, die SUVs ihren zweifelhaften Ruf bescheren. Er wiegt nicht viel, ist kurz, schmal und verbraucht äußerst wenig – auch im dichten Stadtverkehr. Anders als viele andere kleine SUVs gibt es ihn jedoch mit Allradantrieb. Wie er sich im Alltag schlägt, liest Du in unserem Test.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Angesichts des unüberschaubaren Angebots im SUV-Sektor überrascht es beinahe, aber: Im Segment der „Mikro-SUVs“ unter vier Metern Außenlänge existieren zum Suzuki Ignis keine echten Alternativen. Dabei kann die SUV-Form hier die Platzverhältnisse verbessern. Anders gesagt: Man sitzt zu viert überraschend gut im Ignis und bekommt auch was in den Kofferraum. 260 Liter Laderaumvolumen sind es bei gerade gestellter Rückenlehne, das ist beinahe Kleinwagen-Niveau. Einzeln verschiebbare Rücksitze mit verstellbarer Lehne sorgen im Suzuki Ignis Comfort (15.750 Euro) für Variabilität.
Bei umgelegter Rückbank passen 1.100 Liter in den Suzuki, mehr als zum Beispiel in einen über 30 Zentimeter längeren Ford Fiesta. Nein, ein Raumriese wird natürlich nicht aus dem Suzuki Ignis. Aber den auf 3,70 Metern Länge zur Verfügung stehenden Platz nutzt der Kleinstwagen prima. Kleines Manko: die hohe Ladekante, an der aus Sicherheitsgründen in diesem Segment aber praktisch kein Hersteller vorbeikommt.
Nach vorn und zur Seite bieten große Glasflächen eine fast ideale Übersicht, nach hinten könnte die Heckscheibe in engen Parksituationen etwas weiter herunterreichen. Eine Rückfahrkamera unterstützt in solchen Fällen.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Natürlich kleidet Suzuki den Ignis mit eher günstigen Materialien aus. Praktisch durchgehend ist das Plastik hart, zum Teil dünnwandig. In der kleinsten Klasse befinden sich die Japaner damit in guter Gesellschaft. Entscheidend jedoch: 885 Kilo wiegt die Basisversion des Ignis, 910 Kilo unser Testwagen mit Mild-Hybridsystem. Davon entfallen nach Norm knapp 100 Kilo auf Fahrer und Sprit: Suzukis aktuelle Modellgeneration zählt zu den leichtesten Autos am Markt.
Dafür muss vieles am Ignis leichtgewichtig sein. Das gilt zum Beispiel für den Schalthebel, die Getränkehalter oder die Türgriffe. Gemessen am internen Wettbewerber Suzuki Swift gerät das Ignis-Cockpit trotzdem pfiffig und ansehnlich. Die japanisch-professionelle Verarbeitung kann den insgesamt etwas billigen Eindruck dennoch nicht ganz überspielen.
Dazu trägt auch das Gestühl bei. Die Sitze müssten für längere Strecken mehr stützen. Die weichen Sitzwangen zeigen, dass nicht der hochwertigste Schaumstoff unter dem eher schlichten Stoffbezug steckt. Der Rücken vermittelt dem Fahrer nach zwei bis drei Stunden Fahrt ein ähnliches Gefühl. In der Stadt und beim Pendeln stört das allerdings wenig.
Infotainment, Radio, Konnektivität
Suzuki leistet sich beim Ignis eine erstaunliche Staffelung: Die Basis kommt ohne Radio, die zweite Ausstattung mit CD-Radio, darüber rangiert das Touchscreen-Infotainment mit Smartphone-Anbindung, einmal mit und einmal ohne Navi. Vom Funktionsumfang her gibt es am Top-System nichts auszusetzen: Es unterstützt Apple CarPlay und Android Auto, die Bedienbarkeit funktioniert überwiegend schnell und intuitiv. Der Radio-Empfang im Tunnel klappt sogar besser als bei vielen Wettbewerbern.
Teilweise gibt es aber Luft nach oben, vor allem bei der Navigation. Die TMC-basierte Verkehrsdaten-Technologie erkennt Staus erst, wenn man sie fast überstanden hat. Alte Gefahrenmeldungen übersteuern aktuelle Verkehrsdurchsagen im Radio: In unserem Fall warnte das Navi täglich vor einer geplatzten Wasserleitung auf dem Weg zur Redaktion, als die Sperrung längst aufgehoben war. Und: Hat das Navi mal eine Route im Speicher, hält es gern daran fest – auch, wenn kürzere und schnellere Optionen existieren.
Gewöhnungsbedürftig: Ist die Start-Stopp-Automatik aktiv, kann der Bordcomputer nicht durchgeschaltet werden. Und: Ein paar Knöpfe mehr könnte das Infotainment vertragen. Die Beschriftung der Funktionstasten am Lenkrad sowie links davon könnte intuitiver ausfallen. Man gewöhnt sich daran, muss aber etwas herumprobieren.
Assistenzsysteme, Sicherheit
Über moderne Assistenztechnik verfügt der Suzuki Ignis noch nicht, aber über die wichtigsten sicherheitsrelevanten Warnsysteme. Das kleine SUV bietet Bremsassistent, Spurhaltewarner und Müdigkeitserkennung. Das Sicherheitspaket kostet 1.000 Euro Aufpreis, in der Topversion gehört es zur Serienausstattung. Mit dem Paket erhielt der Ignis beim Euro NCAP-Crashtest fünf Sterne, ohne Sicherheitspaket sind es drei. In allen Kategorien erreicht der Kleinstwagen ordentliche Resultate, aber keine Top-Werte: Beim versetzten Seitenaufprall ist der Fahrer am Oberkörper nicht optimal geschützt. Beim Frontalcrash überzeugt der Schutz eines Kindes hinter dem Fahrer nicht. Und: Für Fußgänger können die Scheinwerfer-Oberkanten des SUVs unüblich gefährlich werden.
Suzuki Ignis: Antrieb, Motor, Getriebe
Am Heck unseres Testwägelchens prahlt ein Schild: Hybrid. Eine kluge Marketing-Entscheidung. Unter diesem Begriff kann sich der Kunde zumindest etwas vorstellen. Zum Marktstart des kleinen Fahrzeugs lautete der Name des 12-Volt-Mildhybrid-Systems noch „SHVS“. Suzukis Hybridsystem gehört zu den schlichtesten Formen der Elektrifizierung. Ein integrierter Starter-Generator speichert bei der Fahrt und beim Ausrollen Energie in einem 12-V-Lithium-Ionen-Akku. Das klappt nur, wenn ein Gang des manuellen Schaltgetriebes eingelegt ist.
Der Generator erfüllt zwei Funktionen: Er fungiert als blitzschneller und leiser Anlasser für den Vierzylinder-Benziner mit 1,2 Litern Hubraum. Eine so komfortable Start-Stopp-Automatik existiert in dieser Klasse sonst nicht. Und er unterstützt den Motor in fordernden Lastzuständen, etwa beim Anfahren und Beschleunigen, mit zusätzlichem Drehmoment.
Das spart auf dem Papier 0,3 Liter Sprit auf 100 Kilometer, reicht aber nicht aus, um den 90-PS-Motor dynamisch wirken zu lassen. Der Saugbenziner hängt recht direkt am Gas, reißt dort aber keine Bäume aus. Das Fünfgang-Getriebe stuft Suzuki kurz. Ab 60 km/h wirkt der Ignis zäh, daran ändert sich bis zur Endgeschwindigkeit von 170 km/h nichts mehr.
Dabei fährt er gar nicht so träge, wie er sich anfühlt. Die Fahrleistungen gehen für Segment und Einsatzzweck völlig in Ordnung. Weniger überzeugend: Beim Einlegen des Rückwärtsgangs, was ohne Sperre funktioniert, hakt das Getriebe deutlich. Ein echter Nerv-Faktor im Alltag. In puncto Effizienz ist der Ignis dagegen ein Champion, vor allem dank seines niedrigen Gewichts. Über die Landstraße und durch die leere Stadt geht es mit rund vier Litern auf 100 Kilometer. Im dichten Stadtverkehr mit viel Stau und laufenden Nebenverbrauchern werden es eher 4,8 l/100 km. Wer auf der Autobahn im Bereich der Richtgeschwindigkeit (130 km/h) bleibt, kann auch lange Strecken mit rund 6 l/100 km zurücklegen. Zum niedrigen Realverbrauch kommt beim Suzuki Ignis laut ADAC auffallend sauberes Abgas. Bei Schadstoffverhalten und Verbrauch liegt der Ignis also weit vorn.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Schade, dass die japanischen Entwickler für die Fahreigenschaften ihres Kleinstwagens nicht ähnlich viel Mühe aufwenden wie auf die Effizienz. Es gibt in der kleinsten Klasse indifferenter abgestimmte Lenkungen als die des Suzuki Ignis, trotzdem verdient sie das Prädikat „teigig“. Die Federung spricht auf Bodenwellen noch komfortabel an, Stöße leitet sie aber steif und direkt an den Innenraum weiter. Die schlichte Hinterachse wirkt auf Kopfsteinpflaster polterig. Das ist alles nicht schlimm für einen Kleinstwagen, mit solchen Einschränkungen muss der Kunde in dieser Klasse bei vielen Herstellern leben. Schade aber, dass der Ignis wegen seiner schmalen Karosse und des hohen Schwerpunkts bereits ab rund 100 km/h ziemlich nervös geradeaus läuft.
Ausstattung, Preis, Fazit
Wenig Auto muss nicht wenig Ausstattung bedeuten. Das Prinzip der zum Teil luxuriös ausstaffierten japanischen Kei-Cars gibt Suzuki auch seinen europäischen Modellen mit. Sitzheizung, Tankdeckelverriegelung, Infotainment mit DAB und Navi, schlüsselloser Start, LED-Scheinwerfer (Serie ab der 2. Ausstattung!), das Sicherheitsassistentenpaket – wie ein spartanischer Arbeitsplatz im Pflegedienst fühlt sich dieser Kleinstwagen nicht an.
Wirklich klein ist der Preis des Suzuki Ignis allerdings nicht. Die Basis wirkt sehr nackt für 12.740 Euro Listenpreis: Sie bietet weder Klima noch Radio und keine Hybrid-Unterstützung. Die Ausstattung Comfort sollte es schon sein, dann fehlen im Grunde nur die Assistenten und das mäßige Navi. So kostet der Suzuki Ignis 15.750 Euro.
Der Aufpreis auf vergleichbar ausgestattete Kleinstwagen beträgt je nach Ausstattung zwischen 1.500 und 2.000 Euro. Der Vergleich ist allerdings nicht ganz fair, denn bei Ausstattung und Raumangebot rangiert der kleine Japaner fast eine Klasse höher. Hinzu kommt: Den begehrten SUV-Look auf Mini-Parkmaß gibt es sonst kaum irgendwo. Der optionale Allradantrieb "Allgrip" mit automatischer Moment-Verteilung über eine Visko-Kupplung kostet 1.500 Euro. Er macht den Ignis sogar fast konkurrenzlos.
Unterm Strich: Viel Platz, gute Ausstattung, populäre Optik und vorbildlicher Verbrauch sind tolle Argumente für den Suzuki Ignis. Ein bärenstarker Allrounder ist das kleine SUV jedoch nicht, dafür fehlen ihm etwas Langstreckenkomfort und Spritzigkeit – in der Stadt kein echtes Problem.
Suzuki Ignis 1.2 Dualjet Hybrid: Technische Daten
Modell | Suzuki Ignis 1.2 Dualjet Hybrid |
---|---|
Motor | 1,2-l-Vierzylinder-Benziner |
Unterstützung | Mild-Hybrid (12 V) |
Leistung | 90 PS (66 kW) |
Drehmoment | 120 Nm b. 4.400 U/min |
Getriebe | Manuelles Fünfgang-Getriebe 0-100 km: 170 km/h |
0-100 km/h | 11,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Verbrauch nach Norm | 4,3 l/100 km |
CO2 | 98 g/km |
Länge | 3.700 mm |
Breite | 1.690 mm |
Höhe | 1.595 mm |
Radstand | 2.435 mm |
Kofferraumvolumen | 260-1.100 l |
Leergewicht | 910 kg |
Zuladung | 420 kg |
Tank | 32 l |
Basispreis Suzuki Ignis | 12.740 Euro |
Basispreis Suzuki Ignis Hybrid | 14.750 Euro |
Testwagenpreis | 17.240 Euro |
Der Suzuki Ignis in Bildern
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