SUV oder Van: Welches Auto passt zu Dir?
SUVs ersetzen zunehmend Vans als Familienautos. Doch welche Vorteile bieten sie eigentlich? Und welche Nachteile? Lies es in diesem Ratgeber.
Wenn es bei diesem Duell um die Zahl der Fans ginge, müsste die eine Mannschaft gar nicht auflaufen. Es treten an: SUVs gegen Vans. Die einen haben das, was man Momentum nennt. Die anderen bekommen die Tribüne nicht voll. In Marktanteilen ausgedrückt: Mini-Vans und Großraum-Vans kommen 2019 zusammen auf 4,6 Prozent, SUVs und Geländewagen (von denen die meisten SUVs sind) erreichen 36 Prozent Marktanteil. Mit seit Jahren steigender Tendenz.
Dabei haben Vans, um im Sport-Bild zu bleiben, nichts von ihrer Spielfreude verloren. SUVs können nicht auf jeder Position mithalten, bieten aber andere Stärken. Welches Konzept das richtige für Dich und Deine Familie ist, kannst Du anhand dieses Ratgebers besser entscheiden.
Die Vor- und Nachteile von Vans
Trotz ihrer sinkenden Beliebtheit bei deutschen Autokäufern bieten Vans Vorzüge, die man in keiner anderen Fahrzeugklasse findet. Vieles davon hängt mit einem gefühlten Nachteil zusammen: ihre schuhkartonartige Bauart, genannt “Monospace”. Container stehen nicht ohne Grund auf rechteckiger Grundfläche. Doch der große umbaute Raum bringt auch Nachteile.
Die Vor- und Nachteile von Vans im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Großes Platzangebot | Tendenziell hohes Geräuschniveau |
Vergleichsweise kompakte Abmessungen | Wenig dynamisches Fahrverhalten |
Meist gute Rundumsicht | Etwas höherer Verbrauch |
Flexibles Sitzkonzept | Geringes Marktangebot |
Bis zu sieben Sitzplätze | Wenig Auswahl bei den Antrieben |
Viele Ablageflächen und -fächer | Lange Modellzyklen, deshalb Defizite bei modernen Extras |
Oft mit Schiebetüren | - |
Die hohe Bauweise von Vans hat klare Vorteile – auch wenn sie viele als wenig elegant empfinden. Bei gleicher Länge und Breite bieten Vans deutlich mehr Platz als andere Autotypen (siehe Vergleichstabelle unten). Der große umbaute Raum bildet einen Resonanzraum, der sich schwerer dämmen lässt. Das erhöht das Geräuschniveau. Zugleich steigt wegen der großen Stirnfläche und des meist höheren Gewichts der Verbrauch im Vergleich zu flacheren Modellen.
Zudem sind Vans für gewöhnlich nicht sportlich – für Familien nicht schlimm. Dass die Auswahl überschaubar ist, fällt schon eher ins Gewicht. Viele Hersteller verzichten auf Vans, weil die Nachfrage sinkt. Beispiel Ford: Als echte Vans können nur noch Ford S-Max und Ford Galaxy gelten. Nicht mehr im Angebot sind: Ford B-Max, Ford C-Max und Ford Grand C-Max.
Der Ford Galaxy bietet viel Platz für einen überschaubaren Preis.
Schade, denn bei der Variabilität bleiben die Vans ungeschlagen. Die Möglichkeit, Sitze so zu positionieren, dass man darin relativ aufrecht sitzt, bringt weitere Vorteile: Das Platzangebot profitiert davon in Längsrichtung, wodurch Raum frei wird für eine dritte Sitzreihe. Viele Vans bieten daher bis zu sieben Sitzplätze. In größeren Modellen können in Reihe drei sogar Erwachsene sitzen. Einzelsitze in allen Reihen bieten zusätzlich Variabilität. Sie lassen sich separat verschieben, manchmal ausbauen, immer umklappen. Dadurch bieten sie vielfältige Möglichkeiten für unterschiedliche Anforderungen.
Weil die Hersteller bei Vans Familien besonders im Blick haben, integrieren sie praktische und manchmal schöne Details. Klapptische an den Sitzen, geräumige Mittelkonsolen, Fächer für Kleinkram, große Taschen für 1,5-Liter-Flaschen in den Türen. Befestigungssysteme für Gepäck gibt es meist mindestens als Extra. Klar, nichts hindert die Hersteller daran, ähnliche Features in anderen Karosserieformen unterzubringen. Sie tun es auch zum Teil, Vans bieten jedoch meist das umfangreichste Paket.
Schiebetüren finden sich kaum in anderen Fahrzeugklassen. Sie erlauben bei größeren Modellen einen bequemen Zustieg sogar in engen Parklücken und sie lassen einen großen Türausschnitt frei. Nicht alle Vans bieten sie: Kleinere Modelle wie VW Touran, BMW 2er Active Tourer oder Mercedes B-Klasse kommen als klassische Fünftürer. Sie bauen aber höher als ihre Standard-Geschwister und lassen sich variabler nutzen.
Die Vor- und Nachteile von SUVs
SUVs werden stetig beliebter. Im Jahr 2014 haben sie zusammen mit den Geländewagen noch einen Marktanteil von 18,3 Prozent. Fünf Jahre später, also 2019, ist es fast doppelt so viel (36 Prozent). Käufer schätzen die höhere Sitzposition wegen des besseren Überblicks und des bequemeren Ein- und Ausstiegs. Im Vergleich zu Kombis, Limousinen oder Steil- bzw. Schrägheck-Modellen bieten sie weitere Vorteile, die sich ähnlich wie beim Van überwiegend aus der hohen Bauart ergeben – mit sich daraus ergebenden Nachteilen.
Die Vor- und Nachteile von SUVs im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Hohe Sitzposition | Hohes Gewicht |
Recht gutes Platzangebot | Hoher Verbrauch |
Bis zu sieben Sitzplätze | Einschränkungen bei der Dynamik |
Meist verschiebbare Rückbank | Hohe Unterhaltskosten |
Hohes Sicherheitsgefühl | Tendenziell höhere Preise |
Oft mit Allradantrieb verfügbar | - |
Breites Modellangebot | - |
Es sind also meist weiche Faktoren, die zur Beliebtheit von SUVs beitragen. Der Sicherheitsaspekt etwa: Nach Untersuchungen des ADAC sind SUVs nicht per se sicherer als andere Karosserieformen (siehe unten). Doch wer sich sicherer fühlt, fährt im Allgemeinen mit mehr Zutrauen und deshalb sicherer. Die hohe Sitzposition hilft zudem der Vorausschau.
Doch aus der Bauhöhe ergeben sich ähnlich wie bei den Vans Nachteile. Viel Blech und große Räder erhöhen den Verbrauch von SUVs im Vergleich zu Standardmodellen spürbar. Fahrdynamisch stellt viel Gewicht so weit oben konzentriert ein Problem dar. Man spricht von einem “hohen Schwerpunkt”. Hersteller versuchen, dies zum Teil mit straff gefederten Fahrwerken auszugleichen – mit Nachteilen für den Komfort. Außerdem erhöht das Gewicht oft die Wartungskosten, weil Fahrwerksteile schneller ausschlagen – was allerdings auch für schwere Vans gilt. Große Räder können beim Reifen- und Felgenwechsel teuer werden. Nicht zuletzt verlangen die Hersteller bei gleichem Segment meist höhere Preise für SUVs als für Limousinen oder Kombis.
Das Kofferraumvolumen profitiert bei SUVs ähnlich wie bei Vans von der Bauhöhe. Sie bieten oft mehr Platz als entsprechende Kombis oder ähnlich viel Platz bei weniger Länge. Große SUVs haben oft bis zu sieben Sitzplätze, wofür sie mehr Länge benötigen als Vans. Gut: Die Rückbank lässt sich in vielen SUVs verschieben.
Für manchen Kunden ist Allradantrieb ein wichtiges Kaufargument. Die Auswahl an 4WD-Modellen fällt bei SUVs grundsätzlich größer aus. Hier gibt es in der Regel viele Motoren mit Allradoption. Außer in den Klassen auf Kleinwagenbasis, hier setzen die meisten Hersteller überwiegend auf Frontantrieb. Grundsätzlich finden Interessenten ohnehin eine üppige Auswahl an SUV-Modellen auf dem Markt.
SUV oder Van: Vor- und Nachteile im Vergleich
SUVs und Vans bieten also in vielen Bereichen ähnliche Vor- und Nachteile, das ergibt sich aus ähnlichen Eigenschaften. Was die beiden Fahrzeugklassen konkret unterscheidet? Hier die Vor- und Nachteile im Vergleich. Ein * zeigt den Sieger an, ein x den Verlierer, der o steht für Gleichstand.
Eigenschaft | SUV | Van |
---|---|---|
Platzangebot | x | * |
Variabilität | x | * |
Abmessungen | x | * |
Verbrauch | x | * |
Kosten | x | * |
Modellangebot | * | x |
Motorenauswahl | * | x |
Dynamik | o | o |
Sicherheit | o | o |
Die Tabelle zeigt: Bei den meisten objektiv bewertbaren Eigenschaften schlägt der Van das SUV. Würden Autos nur mit dem Kopf gekauft, müssten die Vans die SUVs überflügeln. Als plakatives, objektiv messbares Beispiel können Kofferraumvolumen und maximale Anzahl der Sitzplätze im Verhältnis zur Fahrzeuglänge dienen. Wir vergleichen den Van VW Touran mit dem SUV VW Tiguan (inkl. Allspace) und dem VW Golf 7 Variant. Alle stehen auf der gleichen technischen Basis des VW-Konzerns (MQB).
Mit dritter Sitzreihe fahren im VW Tiguan Allspace bis zu sieben Personen mit.
Modell | VW Touran | VW Tiguan | VW Tiguan Allspace | VW Golf 7 Variant |
---|---|---|---|---|
Kofferraumvolumen | 834-1.980 l | 615-1.655 l | 760-1.920 l | 605-1.620 mm |
Sitzplätze | max. 7 | max. 5 | max. 7 | max. 5 |
Länge | 4.527 mm | 4.486 mm | 4.701 mm | 4.567 mm |
Bekanntlich spielt der Bauch eine große Rolle bei der Kaufentscheidung. Grundsätzlich, bezüglich der Marke und bei der Frage SUV oder Van. Eigenschaften wie die Höhe der Sitzposition dürfen als Geschmacksache gelten. Man sitzt im SUV höher als im Van und im Van meist höher als in einem Kombi. Bei Optik und Image können Vans für die wenigsten Autokäufer mit den SUVs mithalten.
Wie steht es um die Sicherheit? Hier kommt es auf den Einzelfall an. Es gibt SUVs, die im Crashtest von Euro NCAP besser abschneiden als Vans oder flache Bauformen. Bei der Insassensicherheit scheinen SUVs oft einen kleinen Vorteil zu haben, wie Stichproben zeigen. Daraus lässt sich jedoch keine Regel ableiten, es gibt genügend Gegenbeispiele. Bei der Kindersicherheit sind die Ergebnisse oft auf ähnlichem Niveau. Und wie schützen die Fahrzeuge andere Verkehrsteilnehmer? Auch da gibt es keine Gesetzmäßigkeit. Hier einige Crashtest-Ergebnisse verschiedener Modelle der unterschiedlichen Klassen.
Modell | VW Tiguan | VW Golf 7 | VW Touran | VW Sharan |
---|---|---|---|---|
Erw. Insassen | 96 % | 94 % | 88 % | 89 % |
Kindersicherheit | 84 % | 89 % | 89 % | 78 % |
Fußgängerschutz | 72 % | 65 % | 71 % | 59 % |
Beim markeninternen VW-Vergleich fällt auf: Anders, als das Vorurteil sagt, müssen SUVs bei der Fußgängersicherheit nicht schlechter abschneiden. Der Tiguan schlägt vor allem den VW Golf 7 klar. Für die Kleinen auf der Rückbank sieht die Sache jedoch anders aus. Golf und Touran liegen knapp vor dem Tiguan. Der VW Sharan leidet hier unter der veralteten technischen Basis. Er steht auf einer verlängerten Golf-5-Plattform, alle anderen basieren auf dem aktuellen VW-Baukasten.
Der VW Touran ist praktisch, sparsam und agil. Nicht ohne Grund ist er der meistverkaufte Van Deutschlands.
Modell | BMW X1 | BMW 2er Active Tourer | BMW 1er |
---|---|---|---|
Erw. Insassen | 90 % | 84 % | 83 % |
Kindersicherheit | 87 % | 85 % | 87 % |
Fußgängerschutz | 74 % | 60 % | 76 % |
Bei BMW stehen SUV, Van und Kompaktwagen in puncto Kindersicherheit etwa gleich gut da. Für Erwachsene bietet das SUV die größten Reserven. Beim Fußgängerschutz fällt der Van deutlich ab: Er gefährdet Kopf und Beine am meisten, das SUV schneidet nur beim Beckenaufprall schlechter ab.
Dass diese Ergebnisse nicht für ganze Fahrzeugklassen repräsentativ sein können, zeigt der markeninterne Mercedes-Vergleich. Mercedes GLB, Mercedes B-Klasse und Mercedes A-Klasse stehen auf der gleichen Plattform und wurden alle kürzlich getestet. Der Vergleich zeigt, dass ein Van weder SUV noch Kompaktwagen in irgendeiner Disziplin nachstehen muss. Es kommt also immer auf den Einzelfall an:
Modell | Mercedes GLB | Mercedes B-Klasse | Mercedes A-Klasse |
---|---|---|---|
Erw. Insassen | 92 % | 96 % | 96 % |
Kindersicherheit | 88 % | 90 % | 91 % |
Fußgängerschutz | 78 % | 78 % | 92 % |
Mit dem GLB schickt Mercedes einen weiteren Vertreter der Kompakt-SUVs ins Rennen.
Fazit SUV oder Van: Welches Auto ist das richtige für Dich?
Wir können es kurz machen: Wenn es primär um viel Platz, einen großen Kofferraum und einen maximal variablen Innenraum geht, muss es vernunftbedingt ein Van sein. Der geringere Verbrauch und die niedrigeren Unterhaltskosten spielen dem Van zusätzlich in die Karten. Der ADAC ermittelt um bis zu einem Viertel höhere monatliche Kosten von SUVs im Vergleich zu Standardmodellen der gleichen Klasse. Auch Elektro-Vans und Elektro-SUVs trumpfen hier.
Für Mini-SUVs, die zunehmend die Mini-Vans ersetzen, geht der Club außerdem von einem Mehrverbrauch von um die 10 Prozent aus. Wer Wert auf Allradantrieb legt, muss mit deutlich höherem Verbrauch im Vergleich zu Modellen ohne Allradantrieb rechnen.
SUVs bieten im Vergleich zu Vans nur wenige praktische Vorteile. Ist die hohe Sitzposition ein schlagendes Argument, kommt man jedoch nicht drumherum. Wer zwischen SUV und Kombi wählt, findet beim SUV üblicherweise mehr Platz auf weniger Länge. Das große Modellangebot und die Vielfalt bei den Motor- und Antriebsvarianten können ebenfalls den Ausschlag geben.