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Seit dem Jahr 2000 ist verbleites Benzin in Europa verboten. Seitdem findest Du an den Tankstellen nur noch bleifreies Benzin.
Seit dem Jahr 2000 ist verbleites Benzin in Europa verboten. Seitdem findest Du an den Tankstellen nur noch bleifreies Benzin.

„Ich bin für bleifrei“ oder „Ich tu’s. Ich tanke Shell bleifrei. Du auch?“ – als in den Achtzigerjahren das Waldsterben ein großes Thema war und die Erkenntnis Verbreitung fand, Autoabgase könnten eine Ursache dafür sein, klebten sich Autofahrer Aufkleber mit solchen Bekundungen ans Heck. Im Jahr 2000 schließlich wurde verbleites Benzin in der EU verboten. Heute tankst Du an den Tankstellen immer bleifreie Kraftstoffe – doch nicht immer ist klar, welche Sorte die ideale für den eigenen Wagen ist.

Fehlbetankung bei Benzin selten ein Problem

Grundsätzlich gilt: Beim Tanken von Benzin kannst Du nichts falsch machen. Die Zapfpistole für Diesel ist ohnehin so dick, dass Dir der Fehlgriff früh genug auffällt. Aber selbst wenn Du an der Tankstelle einmal Normalbenzin statt Super Plus nachfüllst, ist das kein größeres Problem. Dann genügt es laut ADAC meist, dem Motor keine hohe Leistung abzuverlangen und Benzin der richtigen Güte im Nachhinein zu tanken. Vorsicht gilt allerdings im Umgang mit dem Ethanol-Kraftstoff E10 und bei älteren Autos, die an verbleites Benzin gewöhnt sind.

Oktanzahl und Klopffestigkeit

Die verschiedenen Kraftstoffe unterscheiden sich nach ihrem Oktangehalt. Dieser resultiert aus der speziellen Zusammensetzung der Kohlenwasserstoffe, aus denen Benzin besteht. Konkret bedeutet dies variierende Verhältnisse von sogenanntem Iso-Oktan und n-Heptan. Als Maß dafür, wie viel Oktan im Benzin ist, dient die Research-Oktanzahl beziehungsweise das gängigere Kürzel dafür, ROZ. Super 95 zum Beispiel hat eine ROZ von 95.
Die Zahl ist auch ein Maß für die sogenannte Klopffestigkeit des Sprits. Je höher sie ist, desto klopffester ist das Benzin. Gemeint ist damit, wie gut das Benzin im Motor verbrennt und wie leistungsfähig es dadurch ist. Je höher die Zahl ist, desto effektiver wird der Sprit genutzt, was den Verbrauch senken kann.
Ist der Oktangehalt zu niedrig, kann es im Motor zum berüchtigten Klopfen kommen. Der Kraftstoff verbrennt unkontrolliert, meist zündet er zu früh, und es kommt zur Verpuffung – was durch unkontrollierten Druck Motorschäden nach sich ziehen kann. Das Klopfen ist als solches akustisch wahrnehmbar. Moderne Motoren verfügen über eine Klopfregelung, die den Motor möglichst nahe der Klopfgrenze arbeiten lässt. Die ROZ des Sprits kann sie aber nicht beeinflussen. Welcher Kraftstoff für Dein Auto der beste ist oder welche Mindestanforderungen er erfüllen muss, gibt der Fahrzeug-Hersteller vor.

Fast alle neuzugelassene Fahrzeuge können auch gefahrlos mit Biosprit befüllt werden.
Fast alle neuzugelassene Fahrzeuge können auch gefahrlos mit Biosprit befüllt werden.

Die verschiedenen Benzinsorten und ihre Preise

Normalbenzin bieten Tankstellen in Deutschland heute so gut wie gar nicht mehr an. Es hat eine ROZ von 91. Lange Zeit war es neben dem Super mit einem Oktangehalt von 95 die einzige Benzinsorte, die man an den Tankstellen zapfen konnte. Heute ist das anders.

  • Super 95, manchmal auch als Benzin 95, ROZ 95 oder E5 bezeichnet, hat eine Mindestoktanzahl von 95. Ihm sind bis zu fünf Prozent Ethanol beigemischt, daher kommt der Begriff E5. Die Preise für einen Liter Superbenzin stiegen in den vergangenen Jahrzehnten stark an. In den 1970er-Jahren lag der Preis für einen Liter noch zwischen 40 und 50 Cent, bis Mitte der 1980er-Jahre stieg er kontinuierlich an (auf bis zu 72 Cent pro Liter). Deutlich günstiger wurde der Kraftstoff in den Jahren von 1986 bis 1988 – damals zahlte man an der Tankstelle nur rund 53 Cent. Der höchste Preis für einen Liter Super 95 wurde im Jahr 2012 erhoben – 1,64 Euro mussten Autofahrer damals zahlen (Quelle: Statista).
  • Super E10, auch Super 95 E10 oder schlicht E10 weist darauf hin, dass dem Kraftstoff maximal zehn Prozent an Ethanol zugefügt sind. Der sogenannte Biosprit wurde 2011 eingeführt, um den CO2-Ausstoß zu senken. Ethanol besitzt bessere Verbrennungseigenschaften. Es erhöht die Oktanzahl, sorgt aber auch für etwas höhere Verbrauchswerte im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die Preise für Super E10 schwanken deutschlandweit recht stark. So mussten im Jahr 2018 Autofahrer in Konstanz an den Tankstellen 1,66 Euro pro Liter zahlen, in Hagen (NRW) hingegen lag der Preis bei 1,47 Euro. Zum Vergleich: Ein Liter Diesel kostete im gleichen Zeitraum in Konstanz 1,50 Euro. In Hagen kostete ein Liter Diesel 1,29 Euro (Quelle: Statista, Stand: September 2018).
  • Super Plus: Die Sorte ist aufgrund ihrer Oktanzahl von über 98 klopffester als andere Kraftstoffe; sie hat eine höhere Oktanzahl als Super 95. Vor allem für leistungskräftige Sportwagen empfehlen die Hersteller Super Plus. Wenn Du nur einen normalen Golf fährst, machst Du mit Super Plus grundsätzlich auch nichts falsch, zahlst an der Zapfsäule aber mehr.
  • Premiumkraftstoffe: Dem Motor mal etwas richtig Gutes tun und dabei auch noch spritsparender und umweltverträglicher unterwegs sein – so preisen Ölkonzerne extrateure Sorten wie „Aral Ultimate 102“ oder „Shell V-Power“ an. Sie haben noch höhere Oktanwerte als die klassischen Sorten; die Oktanzahl liegt meist über 100 und wird durch spezielle Additive erreicht. Preise von 1,75 Euro oder mehr für einen Liter des vermeintlichen Premiumkraftstoffs sind normal; günstig sieht anders aus. Jedoch: Laut Experten können die allermeisten Autos die erhöhten Oktanwerte gar nicht gewinnbringend verwerten.
  • E85 oder Bioethanol: Ferner gibt es an manchen Zapfsäulen noch diesen Ottokraftstoff, der maximal 85 Prozent Ethanol enthält. E85 kann nur von eigens konstruierten Motoren in „Flexible Fuel Vehicles“ (FFV) verarbeitet werden.  

Fehlbetankung mit E10 – die Risiken  

Als E10 eingeführt wurde, herrschte große Verunsicherung, ob die Autos den Biosprit vertragen. Potenziell kann Ethanol Kunststoffe angreifen, also Dichtungen, Schläuche und Leitungen im Kraftstoffsystem schädigen. Mittlerweile sind aber fast alle benzinbetriebenen Neuwagen für den Biosprit zugelassen und vertragen ihn auch.
Es sind allerdings noch ältere Fahrzeuge unterwegs, die E10 nicht vertragen – obwohl viele Oldtimer interessanterweise keine Probleme damit haben. Ob Dein Auto empfindlich reagieren könnte, solltest Du vor dem Tanken in Erfahrung bringen – am besten beim Hersteller, der solche Informationen auf der Website zur Verfügung stellt oder über Telefon-Hotlines mitteilt. Teils musst Du dazu die Fahrzeugidentnummer (FIN) angeben. Darüber hinaus hat die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) eine Liste ins Netz gestellt, die E10-kompatible Autos aufführt. Sie stammt allerdings von 2011.
Ist Dein Auto nicht für E10 vorgesehen, kann eine einzige Fehlbetankung zu ernsten Schäden führen. Hast Du nicht gerade randvoll E10 im Tank, kann es in Abstimmung mit dem Hersteller genügen, das Ethanol-Mischungsverhältnis durch Nachtanken von Super Plus in einen unkritischen Bereich zu bringen. Anderenfalls musst Du womöglich abpumpen lassen und dann frisches Benzin tanken.

Oldtimer mit Bleifrei betankt – was tun?

Und es gibt noch eine andere Spielart der Fehlbetankung: wenn Klassiker, die eigentlich Blei im Sprit als Klopfschutzmittel benötigen, mit bleifreiem Sprit befüllt werden, zum Beispiel mit Super bleifrei. Im Handel gibt es Bleiersatz, der von Hand in den Tank gefüllt wird. Jedoch halten Oldtimer-Experten vom Bundesverband Deutscher Motorveteranen-Clubs (DEUVET) dies oft für unnötig. Zum einen seien die von bleifreiem Benzin bedrohten Ventilsitze bei den meisten Autos seit den 1980er-Jahren mit ausreichend gehärteten Bauteilen bestückt. Zum anderen seien ältere Motoren, die mit verbleitem Benzin betrieben wurden, durch Bleiablagerungen ausreichend geschützt.  

Überblick: Benzin, Oktanzahl, Ethanolgehalt

BenzinROZEthanolgehalt
Super 95, Benzin 95, ROZ 95, E5mindestens 95 Oktanbis zu fünf Prozent
Super E10, Super 95 E10, E10mindestens 95 Oktanfünf bis zehn Prozent
Super Plusmindestens 98 Oktanbis zu fünf Prozent
Premiumkraftstoffeüber 100 Oktanbis zu fünf Prozent
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