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Ein blaues Ladekabel steckt an einem roten Pkw.
Quelle: picture alliance / M.i.S. | Bernd Feil
Der Strompreis steigt und liegt aktuell im August 2022 schon bei 41,98 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Im August 2021 lag der Preis laut dem Vergleichsportal Verivox noch bei 30,4 Cent. Das bekommen vor allem E-Autobesitzer zu spüren.

Warum steigen die Strompreise?

Die Kosten für Strom steigen: Seit 1999 geht der Strompreis jedes Jahr um etwa sechs Prozent nach oben, so die Statistik des Energieanbieters Entega. Doch 2022 ist der Preis laut dem Verivox-Verbraucherpreisindex im August um satte 38 Prozent zum Vorjahresmonat gestiegen.

Auch der Preisanstieg zum Jahr 2023 wird deutlich spürbar ausfallen. Der Grund für die Preiserhöhung: Die Kopplung des Strompreises an den Erdgaspreis. Da Deutschlands wichtigster Gaslieferant Russland seit dem Ukraine-Krieg kein Gas an Deutschland liefert, wird Gas zu einem höheren Preis aus anderen Ländern gekauft.

Hinzu kommt, dass die Stromproduktion selbst – aufgrund der ebenfalls gestiegenen Weltmarktpreise für Kohle und CO₂ – teurer geworden ist. Dieser Preisanstieg wird an den Endverbraucher weitergegeben. 

Ebenfalls preistreibend: die Abschaltung der Atomkraftwerke und der mangelnde Ausbau erneuerbarer Energien. Denn gehen in Deutschland die letzten Meiler vom Netz, muss der durch sie erzeugte Strom durch andere Quellen aufgefangen werden. Da bislang nicht ausreichende Alternativen geschaffen worden sind, muss Strom im schlimmsten Fall erst aus den Nachbarländern aufgekauft werden, um Deutschland zu versorgen – das kann kostenintensiv ausfallen und zu steigenden Strompreisen führen.

Eine Grafik zählt Faktoren für den Stromverbrauch bei E-Autos auf.
Eine Grafik zählt Faktoren für den Stromverbrauch bei E-Autos auf.
Reichweite und Verbrauch

Wie viel Strom verbrauchen E-Autos auf 100 Kilometer? Diese Faktoren bestimmen Verbrauch und Reichweite.

Wie wirkt sich die Strompreiserhöhung auf die E-Mobilität aus?

Steigt der Strompreis, steigen auch die Ladekosten für elektrisch motorisierte Fahrzeuge – so viel ist sicher. Das heißt konkret: Strom tanken wird ab 2023 erneut teurer. Wie viel hängt davon ab, wie sehr der Preis tatsächlich angezogen wird, wo Du tankst und ob es sich um Wechsel- oder Gleichstrom handelt. Grundsätzlich ist Strom an der hauseigenen Ladestation billiger als an den frei anfahrbaren Ladesäulen. Denn die Betreiber geben den Strom mit Aufpreis weiter.

Laut Ökostromanbieter Lichtblick kann das ins Geld gehen. Denn für 14 Kilowattstunden – je nach Modell etwa 100 Kilometer Reichweite – zahlt man derzeit an der Ladesäule bis zu 10,77 Euro statt 4,48 Euro wie an der heimischen Steckdose: Das macht einen Preisunterschied von 140 Prozent.

Doch nicht nur das: Auch die Kosten für die eigentliche Produktion von Autos steigen. Schließlich wird auch dabei Strom verbraucht. Die Mehrkosten, die Hersteller durch die erhöhten Strompreise haben, werden direkt an den Kunden weitergegeben – in Form von teureren Fahrzeugen.

Mit diesen Kosten solltest Du rechnen

Die laufenden Kosten für E-Autos steigen durch die Strompreise derzeit rasant an. Wie hoch die Strompreise im nächsten Jahr tatsächlich sein werden, kann bislang niemand mit Sicherheit sagen. Der Trend geht jedoch laut Center Automotive Research-Experten nach oben: Von aktuell 37 Cent pro Kilowattstunde veranschlagen sie in einem mittleren Szenario eine Preiserhöhung auf 50 Cent pro Kilowattstunde. Das käme einem Preisanstieg von rund 35 Prozent für das Aufladen an der Haussteckdose gleich. Externe Ladesäulen können deutlich höhere Preise abrufen.

Ladekostenprognose nach Modell

In der folgenden Tabelle findest Du beliebte Automodelle mit ihrem derzeitigen Verbrauch, die dafür entstehenden Kosten und einer beispielhaften Kostenprognose bei 50 Cent pro Kilowattstunde.

ModellStromverbrauch laut ADAC Ecotest kWh je 100 kmStromkosten je 100 km in Euro bei 37 Cent/kWhStromkosten je 100 km in Euro bei 50 Cent/kWh
Hyundai Kona Elektro (64 kWh)16,76,188,35
Fiat 500e Cabrio Icon17,46,448,70
Opel Corsa-e Elegance18,86,969,40
Renault Zoe R135 Z.E. 50 Intens (52 kWh)19,07,039,50
VW ID 3 Pro Performance 1st Max19,37,149,65
Tesla Model 3 Standard Range Plus19,57,229,75
Škoda Enyaq iV 8021,98,1010,10
Tesla Model Y Maximum Range AWD22,68,3611,30
VW ID. 4 Pro Performance (77 kWh) Max22,88,4411,40
Audi e-tron Sportback 55 quattro24,49,0312,20

Kostenprognose für elektrische Neuwagen?

Eine wahrscheinliche Kostenprognose für elektrische Neuwagen selbst lässt sich nicht treffen. Neben der Strompreiserhöhung ist eine große Bandbreite weiterer Faktoren wie die Rohstoffpreise und aktuelle Marktlage Grund für Preisschwankungen bei Autoherstellern. Bestes Beispiel: Gerade erst im April hat Tesla den Neupreis für den Tesla 3 in der Basisausstattung von 42.990 Euro auf preisintensivere 49.990 Euro erhöht – ohne dafür Gründe zu nennen. Wie sich die Preise für E-Autos im kommenden Jahr entwickeln werden, ist unklar.

Fest steht jedoch, dass der Ladepreis E-Autofahrern in Kürze keinen Kostenvorteil gegenüber den aktuellen Spritpreisen bieten dürfte. Schon jetzt liegen die Benzin- und Ladepreise im Vereinigten Königreich laut dem britischen Automobilclub RAC fast gleichauf. Somit könnte ein entscheidendes Kaufargument für Stromer im nächsten Jahr wegfallen – auch in Deutschland. Da 2023 in Deutschland außerdem die staatliche Förderung von E-Autokäufen gesenkt und somit ein weiteres Kaufargument entkräftet wird, ist die Anschaffung elektrisch betriebener Fahrzeuge weniger attraktiv als in den letzten Jahren.

Abhilfe könnte ein Strompreisdeckel schaffen. Dieser würde den Höchstpreis pro Kilowattstunde festlegen und damit zumindest Planungssicherheit schaffen. Ob und wann dieser Deckel durchgesetzt wird, ist derzeit noch nicht absehbar.

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