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Nahaufnahme des Cockpits eines Pkw, der mit einem Spurhalteassistent ausgestattet ist
Quelle: picture alliance / Zoonar | DesignIt
Der Spurhalteassistent ist mittlerweile in jedem Neuwagen mit an Bord. Per Tastendruck kann man ihn in der Regel jederzeit deaktivieren

Was ist ein Spurhalteassistent?

Einen Spurhalteassistent findest Du heutzutage in zahlreichen Autos – auch abseits von Oberklasse-Limousinen. Auch in Kleinwagen setzt sich das Assistenzsystem zunehmend durch. Wie es der Name vorwegnimmt, unterstützt die Software den Fahrer dabei, in der Fahrspur zu bleiben. Das kann auf unterschiedliche Weise passieren. Die EU-Verordnung zum Thema definiert hier zwei Arten von Spurhalteassistenten:

  • Spurhaltewarnsystem, auch passiver Spurhalteassistent oder Spurverlassenswarnung genannt
  • Notfall-Spurhalteassistent, auch als Spurhalteassistent mit Lenkeingriff bezeichnet

Bei der ersten Variante wird der Fahrer mit einem Signal darauf aufmerksam gemacht, sobald er seine Spur verlässt, ohne zu blinken. Meist handelt es sich um einen Piepton oder das Lenkrad vibriert leicht. Der Notfall-Spurhalteassistent hingegen greift aktiv ins Geschehen ein – und zwar bevor man die Fahrspurmarkierung überfährt. In der Regel gibt es dann einen Lenkimpuls zurück in Richtung Spurmitte. So wird der Fahrer auf seine Unkonzentriertheit aufmerksam gemacht und der Fehler direkt korrigiert. Seit 2022 ist der Notfall-Spurhalteassistent in jedem in der EU neu zugelassenen Fahrzeug Pflicht.

Nahaufnahme des Armaturenbrettes eines Pkw mit verschiedenen Assistenzsystemen
Nahaufnahme des Armaturenbrettes eines Pkw mit verschiedenen Assistenzsystemen
Ab 2022 Pflicht

Seit Beginn dieses Jahres müssen einige neue Assistenzsysteme in jedem EU-Neuwagen an Bord sein. Hier findet man die komplette Liste.

Wie funktioniert ein Spurhalteassistent?

Das Assistenzsystem erfasst die Fahrbahn – und somit auch die Fahrspurmarkierungen – per Infrarotsensoren oder Kamera. Die Infrarotsensoren eignen sich jedoch ausschließlich für das Spurhaltewarnsystem und nicht für den Spurhalteassistent. Denn sie sind im Wagenboden angebracht und erkennen nur, wenn das Auto eine Fahrbahnmarkierung schon teilweise überfahren hat. Somit sind sie für einen aktiven Notfall-Spurhalteassistent, wie er seit 2022 verbaut sein muss, nicht geeignet. Der nutzt Digitalkameras, die in der Front des Fahrzeugs montiert sind. Meist versorgen die auch andere Assistenzsysteme wie etwa den Notbremsassistenten mit Informationen. 

Die Kameras filmen ständig die Straße mit und erkennen so die Fahrbahnmarkierungen sowie die natürlichen Grenzen der Straße. Diese Informationen geben sie an das System weiter. Sobald dieses erkennt, dass das Auto gleich eine Markierung überfahren würde, ohne zu blinken, lenkt es automatisch wieder in die richtige Richtung. So ist es bei einem funktionierenden Spurhalteassistent mit Lenkeingriff kaum möglich, unbeabsichtigt von der Spur abzukommen – oder gar in den Gegenverkehr zu geraten. 

Spurhalteassistenten, egal ob aktiv oder passiv, funktionieren in der Regel nur bei höheren Geschwindigkeiten. Kein Wunder, schließlich sind sie primär für den Einsatz auf Bundesstraße und Autobahn gedacht. Hier kann einem beim stundenlangen Geradeausfahren nämlich schon mal die Konzentration ausgehen. Der Spurhalteassistent verhindert dann ein Abkommen von der Fahrspur. In Kombination mit einem Abstandstempomat reicht es meist tatsächlich, das Lenkrad leicht festzuhalten. Der Notfall-Spurhalteassistent richtet das Auto an der Spurmitte aus, während der Tempomat den Abstand zum Vordermann einhält. Da merkt man schon, dass das autonome Fahren gar nicht mehr so weit weg ist.

Eine Person sitzt am Steuer eines autonom fahrenden Pkw
Eine Person sitzt am Steuer eines autonom fahrenden Pkw
Selbstfahrende Autos

Vollautonomes Fahren gibt es derzeit noch nicht in Serie. So sieht der Weg dorthin aus und hier stehen wir derzeit.

Kann man den Spurhalteassistent ausschalten?

In der Regel ist der Spurhalteassistent relativ einfach zu deaktivieren. Das geht – je nach Hersteller – durch eine Taste im Cockpit oder im Infotainmentsystem. In der Spurhalteassistent-Pflicht von 2022 ist auch festgehalten, dass er bei jedem Neustart des Wagens automatisch aktiv sein muss. Verfügt Dein Auto über einen Notfall-Spurhalteassistent mit Lenkeingriff, gibt es keinen richtigen Grund, ihn auszuschalten. Denn die Systeme arbeiten in der Regel unauffällig und greifen nur ein, falls Du tatsächlich Deine Spur ungewollt verlässt.

Etwas anders sieht es bei Spurhaltewarnsystemen aus. Die greifen zwar nur dann ein, wenn man dabei ist, die Fahrbahnmarkierung zu überfahren. Doch das tun sie bei manchen Fabrikaten mit eher penetranten Geräuschen. Und zurücklenken muss man dann sowieso selbst. Wer allzu viel Gepiepe im Cockpit nicht verträgt, wird sich also oft dabei ertappen, den passiven Spurhalteassistent ausschalten zu wollen. Denn teilweise löst er bei ungültigen Fahrspurmarkierungen aus – wie etwa auf einer Baustelle. Schließlich hat er nur die Informationen des Infrarotsystems im Wagenboden.

Was kann den Spurhalteassistenten einschränken?

Da der Spurhalteassistent auf Infrarot- oder Kamerainput angewiesen ist, kann ein Ausfall dieser Systeme Folgen haben. Sind seine Sensoren beschädigt oder verdreckt, kann der Spurhalteassistent seine Arbeit nicht tun. Das teilt das Assistenzsystem dann dem Fahrer über eine Meldung im Cockpit mit. Das Spurhalteassistent-Symbol ist ein Auto, das eine Sperrlinie überfährt oder zwei Sperrlinien mit einer gestrichelten Fahrbahnmarkierung in der Mitte. Ist die Fahrbahn durch Schnee oder Schmutz stark verunreinigt, kann es sein, dass der Spurhalteassistent die Markierungen nicht ordentlich registriert. Fehlende Fahrbahnmarkierungen wie auf Baustellen oder schmalen Landstraßen hindern den Spurhalteassistenten ebenfalls an seiner Arbeit.

Kann man den Spurhalteassistent nachrüsten?

Der Notfall-Spurhalteassistent mit Lenkeingriff ist ein komplexes Assistenzsystem, das nicht nur Sensoren benötigt. Denn er muss auch in den Lenkvorgang eingreifen können. Ihn einfach nachzurüsten, ist deshalb kaum möglich. Falls die Software und Hardware schon im Auto verbaut sind, kannst Du die Funktion durch ein Update vom Hersteller freischalten lassen. Das geschieht natürlich nur gegen eine Gebühr. 

Anders sieht es bei einem Spurhaltewarnsystem aus. Hier gibt es sogar entsprechende Dashcams und Handy-Apps. Verwendest Du Dein Handy, ist die ordnungsgemäße Montage wichtig. Schließlich ist es verboten, mit dem Handy am Steuer zu hantieren. Die Straße wird von den Geräten gefilmt und wenn das System erkennt, dass das Fahrzeug eine Markierung überfahren würde, ertönt ein Warnton. Doch auch dieses System ist unvollständig. Denn weder Handy noch Dashcam wissen, ob man gerade blinkt. Außerdem sind ihre Kameras nicht so perfekt ausgerichtet wie die im Fahrzeug verbauten Komponenten. Störungen und Unzuverlässigkeiten können sich so häufen.

Unterm Strich ist es also schwierig, den Spurhalteassistent nachzurüsten. Bei Neuwagen stellt sich diese Frage aber ohnehin nicht – schließlich ist das Assistenzsystem per Gesetz mittlerweile immer mit dabei. Doch auch Gebrauchtwagenfahrer finden heute zahlreiche Modelle mit Spurhalteassistent auf dem Markt. Kein Wunder, denn es handelt sich zweifellos um eines der sinnvollsten Assistenzsysteme.

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