Smart #1 Brabus – Test
Vier Sitze und 400 Kilometer Reichweite – Ein kurzer Ausbruch aus den Microcars oder ein neuer Konkurrent auf dem Elektro-SUV-Markt?
- Video: Testfahrt im elektrischen Smart-SUV
- Der Smart #1 im Überblick
- Abmessungen, Kofferraum, Platzangebot
- Innenraum, Verarbeitung, Qualität, Materialien
- Infotainment, Bedienung, Konnektivität
- Antrieb, Motor, Fahrleistungen
- Fahrverhalten, Lenkung, Fahrwerk
- Sicherheit und Assistenzsysteme
- Batterie, Ladezeiten, Reichweite
- Fazit
VW ID.4, Mazda MX-30 oder Mercedes-Benz EQA: Der Markt für Elektro-SUV’s ist hart umkämpft. 2023 schickt Smart seinen eigenen Kandidaten ins Rennen: den Smart #1. Das chinesische Kompakt-SUV beeindruckt auf dem Papier mit üppiger Serienausstattung und niedrigen Basispreisen. Ist der bisher größte Smart konkurrenzfähig und so gut wie er im Buche steht? Wir sind ihn für Dich gefahren.
Video: Testfahrt im elektrischen Smart-SUV
Der Smart #1 im Überblick
- Fünftüriges Elektro-SUV mit 4,27 Metern Länge
- Basispreis: 41.490 Euro
- Drei Modellvarianten: Pro +, Premium und Brabus
- Reichweite: 400 bis 440 Kilometer
- Leistung: 272 PS (428 PS Brabus)
- Umfangreiche Serienausstattung
2020 wird der Smart Konzern zum Joint Venture der Mercedes-Benz AG und dem chinesischen Geely Konzern. 2023 schalten die Chinesen einen Gang hoch und starten mit einem Elektro-SUV in das neue Jahr. Für unseren Test rollt die Topversion Brabus vor.
In der Farbauswahl fürs Exterieur kannst Du zwischen acht bis zehn Kombinationen wählen. Für Pro + und Premium hast Du eine breite Palette an Optionen wie Gelb, Grün oder Blau. Bei Brabus dreht sich alles um Schwarz, Weiß und Rot. Angenehme Überraschung: Aufpreis bezahlst Du nur für matte Lacke, alle anderen Farben sind im Preis inklusive – das unterscheidet ihn komplett von Modellen anderer Hersteller. Im Interieur stehen Dir Kunstleder (Pro+) und Vollleder (Premium, Brabus) in hellen oder dunklen Tönen zur Auswahl.
Abmessungen, Kofferraum, Platzangebot
Der Smart #1 hat im Vergleich zum Fortwo einen Wachstumsschub bekommen: Er erinnert in seinen Maßen an einen VW Golf auf Stelzen. Mit 4,27 Metern Länge und 1,82 Metern Breite passt er ins Kompakt-SUV-Segment. Vorne hat man eine gute Übersicht und sitzt bequem, nur die große Mittelkonsole schränkt die Beinfreiheit ein. Auf der Rückbank fährt man sehr komfortabel mit, da das durchgezogene Panoramadach zusätzlichen Kopfraum bietet. Falls der Nachwuchs auf einem von drei Isofix-Plätzen schläft, kann man über den Touchscreen oder einen Hebel vor dem Rückspiegel das Panoramadach verdecken und das Auto abdunkeln. Mit 313 Liter Kofferraumvolumen liegt das Elektro-SUV aus China hinter der Konkurrenz wie zum Beispiel dem Mercedes-Benz EQA. Ausgleich bietet der zusätzliche Stauraum unter der Kofferraumabdeckung. Für größere Einkäufe lässt sich die Rückbank nach vorne schieben oder im 60:40-Verhältnis umklappen.
Wenn Du noch mehr Platz zum Transportieren brauchst, kannst Du den Smart #1 optional mit einer Anhängerkupplung bestellen. Damit zieht das Elektroauto 1600 Kilogramm (gebremst).
Innenraum, Verarbeitung, Qualität, Materialien
Im Innenraum folgt das Elektrische-SUV herkömmlichen Smart-Design mit Elementen, die an Mercedes erinnern: Blinkerhebel und Multifunktionstasten könnten aus dem EQA stammen. Die Sitze in unserem Smart #1 Brabus sind in schwarzem Vollleder mit roten Nähten und Kunststoffakzenten. Brabus-Embleme, rot eingenäht in der Kopfstütze, verraten das Spitzenmodell. Leder und Armaturen sind sorgfältig verarbeitet, haptische Knöpfe gibt es leider nur am Lenkrad.
Die Mittelkonsole in Metalloptik zieht sich fließend von der Armatur durch das Auto. Boxen, Armaturen und Türen sind mit LED-Lichtleisten versehen und schaffen einen modernen Look. Bei der Farbauswahl kannst Du Deiner Kreativität freien Lauf lassen: Die Ambiente-Beleuchtung lässt sich in 64 verschiedenen Farben personalisieren. Alternativ wechseln die Lichtelemente im chinesischen SUV je nach Fahrmodus die Farbe.
Infotainment, Bedienung, Konnektivität
Im Gegensatz zu seinen kleineren Marken-Verwandten ist der Smart #1 serienmäßig üppig ausgestattet. Dafür startet er bei 41.490 statt 21.940 Euro. In der durchgezogenen Mittelkonsole befindet sich ein Induktionslader für Dein Smartphone, zwei Becherhalter und ein gekühltes Fach auf Ellbogenhöhe. Die elektrische Sitzverstellung gefällt, denn sie funktioniert über Knöpfe an der linken Seite des Sitzes. Spiegel, Klimaanlage und weitere Funktionen erreichst Du nur über den zentralen 12,8-Zoll-Touchscreen. Die Bedienung während der Fahrt ist ohne haptisches Feedback gewöhnungsbedürftig. Mit einem Wisch nach oben erreichst Du Grundfunktionen wie zum Beispiel die Rekuperation. Der 9,2-Zoll-Fahrer-Bildschirm zeigt Navigationshinweise angenehm an und lässt sich auf der rechten Seite des Lenkrads steuern. Ab der Premium-Variante kommt ein 10-Zoll Head-Up-Display dazu, was die Blicke auf den Fahrerbildschirm auf ein Minimum begrenzt. Es projiziert Verkehrszeichenerkennung, aktive Assistenzsysteme und Geschwindigkeit vor den Fahrer, ist in Höhe und Winkel verstellbar, angenehm für unterschiedlich große Fahrer. Highlight für den Winter: Die Farbe der Schrift lässt sich auch zu Gelb ändern.
Antrieb, Motor, Fahrleistungen
Mit 272 PS und einem Leergewicht von 1.900 Kilogramm ist der Smart #1 ein Elektroauto mit Wumms. Seine Fahrmodi bestimmen das Beschleunigungsverhalten: Im Eco-Modus und Comfort-Modus spürt man die Motorleistung kaum, denn der Fokus liegt auf angenehmen und effizienten Fahren. Im Sport-Modus werden die 272 Pferde der Motoren sehr direkt mit dem Gaspedal verbunden, der Smart #1 spricht schnell an und beschleunigt sportlich. Der Smart #1 Brabus verfügt zusätzlich über den passenden Fahrmodus, der die vollen 428 PS samt Allradantrieb aktiviert. Fahrmodi lassen sich über den Touchscreen oder direkt am Schalthebel wechseln. Die Rekuperation ist in Standard oder Stark unterteilt, ersteres fühlt sich sehr leicht an. Die stärkere Variante bremst kräftig und gleichmäßig, optimal für One Pedal Driving.
Fahrverhalten, Lenkung, Fahrwerk
Zwischen den Fahrzuständen vom Getriebe wechselt man Mercedes-typisch über den Wählhebel rechts am Lenkrad. Rückwärts erleichtern 360-Grad- und Rückfahrkamera das Manövrieren enorm. Lenken lässt sich der Smart #1 direkt und flüssig, das Sportlenkrad liegt gut in der Hand. Die Servolenkung passt sich den Fahrmodi an: bei Eco- und Comfort kannst Du mit einem Finger lenken, Sport lenkt sich schwerer und Brabus fühlt sich fast puristisch an. Das Fahrwerk im Brabus fährt sich sportlich, Kurven nimmt der kompakte Chinese auch mit Schwung.
Sicherheit und Assistenzsysteme
NCAP hat den groß gewordenen Chinesen getestet: Er belegt Platz 7 unter den sichersten Familienautos 2022. Besonders stark ist er im Insassenschutz. Sicher in Serie: Kollisionswarner, Notbremsassistent und Fußgängererkennung sind in der Basis enthalten.
Auf der Autobahn nimmt der Smart Arbeit ab: Dank Smart Pilot Assist hält er die Geschwindigkeit und die befahrene Spur. Der adaptive Tempomat fährt Dein aktuelles Tempo, beschleunigt und bremst aber reaktiv zum Verkehr. Die Alltagshelfer lassen sich über die linke Seite des Mulitfunktionslenkrades wechseln sowie ein- und ausschalten. Über die rechte Seite kannst Du den Bildschirm vor dem Fahrer anpassen und das Infotainment steuern.
Batterie, Ladezeiten, Reichweite
In seinen Eigenschaften als Elektroauto bietet der Smart #1 mit seinem Preis Konkurrenz zum Mazda MX-30 oder Mercedes EQA. Alle Varianten verfügen über eine 66 kWh-Batterie (Brutto), die Reichweiten von 400 bis 440 Kilometern (WLTP) ermöglicht. Die Basis-Variante (Pro +) lädt Wechselstrom 1-phasig mit 7,4 kW. Um die Reichweite von 420 Kilometern (WLTP) wiederherzustellen, benötigt das SUV 7,5 Stunden. Wenn Dir unterwegs mal der Saft ausgeht, kannst Du an einer Gleichstrom-Ladesäule 80 Prozent der Reichweite in einer halben Stunde aufladen.
Die Wärmepumpe (ab "Premium" dabei) funktioniert im Prinzip wie ein umgekehrter Kühlschrank und holt so aus relativ wenig elektrischer Energie relativ viel Wärmeenergie. Das funktioniert so gut, dass die "Premium"-Variante nach WLTP 440 Kilometer statt 400 schafft. Wer sehen will, welche Funktion gerade die meiste Energie frisst, kann über eine Auflistung im Elektro-Menü eine prozentuale Verteilung aufrufen. Fährst Du also im Winter bei Minusgraden los, wirst einen hohen Stromverbrauch bei der Klimaanlage feststellen können. Allgemein gilt für Elektroautos und für den Brabus im Speziellen: Wer Spaß mit Bleifuß haben will, besonders zur kalten Jahreszeit, muss Abstriche in Sachen Reichweite machen.
Neugierig geworden? Wir waren bei einem Produktexperten bei Süverkrüp in Kiel und sind den Smart für Dich gefahren!
Fazit
Der Smart #1 unterscheidet sich stark von seinen Microcar-Vorgängern, passt als Elektro-SUV allerdings sehr gut in den aktuellen Markt. Mit einer umfangreichen Serienausstattung und einer Reichweite (WLTP) von mindestens 400 Kilometern bietet er starke Konkurrenz im SUV-Segment. Der Mercedes-Benz EQA oder VW ID.4 kosten Dich bei ähnlicher Ausstattung wesentlich mehr. Der Mazda MX-30 startet knapp 5.000 Euro günstiger, kann allerdings auch nur die halbe Reichweite bieten. Die Koreaner Kia EV6 oder Hyundai Ioniq 5 laden dank 800-Volt-System effizienter als der Smart, sind in vergleichbaren Topversionen allerdings teurer als der Brabus. Er ist, was er schon nach den Daten vermuten lässt: Eine Alternative im Feld kompakter Elektro-Crossover mit einem unheimlich guten Preis-Leistungs-Verhältnis und einer außergewöhnlich kurzen Aufpreisliste.
Austattungsvariante | Leistung | Ladeleistung | Reichweite | Preis |
---|---|---|---|---|
Pro + | 272 PS (200 kW) | 7,4 kW (AC) / 150 kW (DC) | 420 Kilometer | ab 41.490 Euro |
Premium | 272 PS (200 kW) | 22 kW (AC) / 150 kW (DC) | 440 Kilometer | ab 44.990 Euro |
Brabus | 428 PS (315 kW) | 22 kW (AC) / 150 kW (DC) | 400 Kilometer | ab 48.990 Euro |