Smart EQ 2020 im Test: Elektro-Smart im Fahrbericht
Es ist mutig, Smart nur noch elektrisch anzubieten. Eine große Modellpflege soll den Smart fit machen für die Zukunft. Das gelingt Daimler nur teilweise.
Eigentlich hätte nie ein anderer Antrieb als ein elektrischer in den Smart hineingedurft. Sein Erfinder Nicolas Hayek hatte bereits 1972 diesen Gedanken, als er sich mit einem städtischen Nahverkehrsfahrzeug beschäftigte. Lange waren jedoch weder die Zeit noch die Batteriezellen dafür reif. Erst 2007 baute Smart eine erste Testflotte auf E-Antrieb um. Seit 2017 gibt es den Smart, intern 453 genannt, mit Elektromotor. Das Modell beweist: Strom passt einfach am besten zum Smart. Souverän und wieselflink wuselt er damit durch die Stadt.
Das merken auch die Kunden zunehmend, die sich für den kurzen Zweitürer EQ Fortwo entscheiden. Er verkauft sich in Deutschland mehr als doppelt so gut wie der Forfour (5.287 gegenüber 2.362 Stück), was laut Daimler hauptsächlich am Design liegt. Der Viertürer wirkt nicht so knuffig wie der Zweitürer und verkörpert weniger den minimalistischen Gedanken. Und er braucht natürlich beim Parken mehr Platz.
Der emissionsfreie Flitzer für die Stadt.
Das ist neu am Smart EQ
Smart hat 2019 als weltweit erster Autohersteller die Produktpalette komplett auf Elektroantrieb umgestellt. Smart mit Verbrenner werden nicht mehr produziert. Ein echtes Statement – und mutig obendrein. Niemand kann vorhersagen, ob in den kommenden Jahren genügend Smart-Stromer ihre Käufer finden. Mindestens bis 2022 muss der aktuelle Smart noch durchhalten. Dann soll es ein größeres Modell geben, vermutlich ein City-SUV, das aus dem Joint Venture mit Geely stammt und in China gebaut wird.
Für die Strategen in Stuttgart ein Grund mehr, die jetzigen Modelle über ein Facelift für die restliche Zeit möglichst attraktiv zu halten. Der Smart erhielt eine komplett neue Front mit neuer Haube und neuen LED-Scheinwerfern. Motto: Weg vom Niedlichen und Verspielten. Der bisher waagerecht geteilte Grill ist nun einteilig und größer. Erstmals haben Zwei- und Viertürer unterschiedliche Gesichter. Beim Smart EQ Forfour ist es unten breiter, beim Fortwo schmaler. Das verleiht ihm einen freundlicheren Ausdruck. Wer genauer hinschaut, registriert noch das fehlende Marken-Emblem auf der Haube. Dort steht jetzt prominent der Schriftzug „smart“. Hinten fallen besonders die geänderten Rückleuchten (LED) mit ihrem dreidimensionalen Design auf.
Auch im Innenraum hat sich einiges getan. Zwar blieb das Armaturenbrett in seiner Gesamtheit, denn alles andere hätte zu hohe Kosten verursacht. Aber eine neue Mittelkonsole schafft etwas mehr Funktionalität. Vor dem Wählhebel gibt es jetzt ein großes und tiefes Ablagefach mit Rollo. Wer will, kann hier auch zwei Getränkehalter einsetzen. Sie sind einsteckbar.
Veraltete Assistenz im Smart EQ
Trotz aller Änderungen im Cockpit: Man merkt dem Smart sein Alter an. Oder das seiner Plattform. Für diese geht es etwas zu schnell mit der Elektronik voran. Fast antiquiert wirkt der „Schalthebel“ in der Mitte. Wozu benötigt ein Elektroauto solch ein Teil? Ebenso von gestern wirkt das klassische Zündschloss mit Schlüssel. Viele eher schlichte Assistenzsysteme, etwa den Toter-Winkel-Warner, sucht man im Smart auch nach der umfangreichen Modellpflege vergebens. Erst recht gibt es keine Verkehrsschilderkennung und keinen Abstandstempomaten.
Wenigstens bemüht sich Daimler, den Smart-Kunden eine moderne Konnektivität zu bieten. Im Durchschnitt sind die Fahrer der Kleinwagenmarke schließlich zehn Jahre jünger als bei anderen Marken. Gegen Aufpreis gibt es ab Mai 2020 ein neues Display im Smart, dann mit acht statt sieben Zoll sowie mit neuen Inhalten. Dann lassen sich nicht nur wie bisher Android-Smartphones, sondern per Apple CarPlay auch Apple-Geräte koppeln. Google Maps kann wunderbar auf das Display gespiegelt und zum Navigieren benutzt werden.
Synchron-Elektromotor im Heck
Der Smart kann neben dem Alter auch seine Herkunft nicht verleugnen. Er bleibt ein umgebautes Verbrenner-Auto. Denn ein von Beginn an als Elektrofahrzeug konzipiertes Modell ist er nicht. Das bedeutet Kompromisse, zum Beispiel die knappen Einbauverhältnisse für die Batterie. Lediglich 17,6 kWh Speicherkapazität können die Entwickler unterbringen. Das reicht für 133 Kilometer Reichweite nach dem WLTP-Zyklus. Genug für den Alltag in der Stadt. Kleiner Trost: Weiter kommt ein BMW i3 der ersten Generation auch nicht.
Das Fahren im Smart macht Spaß. Er beschleunigt gleichmäßig und besser, als er es je mit Verbrennungsmotor im Heck schaffte. Eine smarte Erfindung ist die abstandsbasierte Verzögerung, beziehungsweise Rekuperation. Fährt dicht vor dem Smart ein anderes Auto, rekuperiert der Elektromotor stärker, als wäre die Straße frei. Fünf unterschiedliche Stufen gibt es. Die höchste ist automatisch im Eco-Modus aktiviert, mit dem Ziel, möglichst viel Strom zu generieren und die Reichweite zu verlängern.
Viel Mühe steckte Smart in die Entwicklung der digitalen Dienste. Schon bisher zeigte eine App die wichtigsten Daten wie Ladezustand der Batterie und Reichweite auf dem Smartphone an. Das funktioniert jetzt auch auf der Apple Watch. Ganz neu ist die App „ready to“, die sogar das private Car-Sharing („ready to share“) ermöglicht. Familienmitgliedern, Freunden, aber auch Fremden kann der Smart überlassen werden. Das funktioniert schlüssellos, freigeschaltet wird über das Handy. Selbst eine Bezahlfunktion ist drin.
Alte Smart-Modelle mit Verbrennungsmotoren werden zur Rarität.
Preise ab 21.940 Euro
Kleines Auto, kleiner Preis? Leider nein. Smartfahren ist nicht günstig, daran ändert sich auch nach dem Wegfall der Benziner nichts. Der elektrische Smart EQ startet bei 21.940 Euro. Der Viertürer ist 660 Euro teurer. Das Fortwo Cabrio kostet sogar 25.200 Euro und erreicht mit einigen Extras schnell die 30.000-Euro-Marke.
Die modellgepflegte Version startet im Januar 2020 in den Handel. Smart hat im Jahr 2019 insgesamt 18.400 elektrische Smart verkauft, von insgesamt 116.800 Fahrzeugen. Die Verbrenner aber fehlen der Marke jetzt vollständig. Somit dürfte der Absatz in diesem Jahr erheblich zurückgehen und eine finanzielle Durststrecke einläuten. Zumal gute und vergleichsweise günstige Konkurrenz aus verschiedenen Ecken vorfährt. Aus dem VW-Konzern kommen VW E-Up, Seat Mii electric und Skoda Citigo e iV. Alle drei sind gute Stadtautos und liegen preislich auf Smart-Niveau, bieten aber fast die doppelte Reichweite.
Weiterer Wettbewerb kommt aus Frankreich. Citroën bringt den Ami One, einen Stadtfloh mit ähnlichem Konzept wie der Smart EQ Fortwo. Und Renault will Ende des Jahres den Twingo mit Elektroantrieb ausrüsten. Er ist das Schwestermodell des Smart Forfour. Beide werden im selben Werk produziert. Der Twingo wird jedoch voraussichtlich preisgünstiger ausfallen.
Technische Daten Smart EQ Fortwo
Modell | Smart EQ |
---|---|
Motor | Elektro-Synchron |
Leistung | 60 PS (41 kW) |
Drehmoment | 160 Newtonmeter |
Getriebe | 1-Gang |
Beschleunigung 0-100 km/h | 11,6 s |
Geschwindigkeit | 130 km/h |
Stromverbrauch | 16,5-15,2 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß | 0 g/km |
Batterieinhalt | 17,6 kWh |
Elektrische Reichweite | 133 km (WLTP) |
Länge | 2.695 mm |
Breite | 1.663 mm |
Höhe | 1.555 mm |
Radstand | 1.873 mm |
Kofferraumvolumen | 260-350 Liter |
Basispreis | 21.940 € |
Marktstart | Ende Januar 2020 |