Smart Brabus Ultimate E im ersten Test
Ein braver Stadtflitzer ist der Smart – auch, seit es ihn nur noch elektrisch gibt. Wenn Tuner Brabus ihm zusätzliche Steroide einpflanzt, ändert sich das aber.
Für viele ist der Smart mehr ein Lebensgefühl als ein (halbes) Auto. Deshalb gehören Sonderserien von Brabus schon lange zu den begehrtesten Smart-Varianten. Nun, nachdem der Benzin-Smart nicht mehr gebaut wird, kümmert sich Brabus um den rein elektrischen Smart EQ. Zum Ultimate E aufgerüstet, überzeugt der Wagen nicht nur bei Antritt und Auftritt. Die Brabus-Vitaminkur weckt in dem kleinen Smart ungeahnte Kräfte: Aus dem niedlichen Winzling wird ein kleiner Wüterich, der ungeniert die Servos spielen lässt. Smart Ultimate E nennt Brabus den Steroid-Smart. Und sorgt für ein völlig neues Feeling von Stadt-Flitzer.
Wer den smarten Brabus erleben will, drückt einfach in der Mittelkonsole den neuen Fahrspaß-Schalter. Der hat einen erstaunlichen Einfluss auf die Stimmung des Wägelchens: Vom rekuperationsstark-braven E-Modus geht es über den komfortablen Normalbetrieb nach Sport oder gleich nach Sport+. In dieser Einstellung hängt der kleine Giftzwerg gierig am Gas und wird unter der Last des rechten Fußes zum irrwitzig agilen Kugelblitz auf Rädern. Wie von Obelix geschubst schießt er von der Ampel los, im Zwischenspurt kommt im Stadtverkehr praktisch kein anderer Verkehrsteilnehmer mehr mit, der erst sein DSG sortieren muss. Durch den Feierabendverkehr kann man so wieseln wie ein Ski-Profi durch die Stangen beim Riesen-Slalom.
Der Smart wirkt stärker als er ist
Das Erstaunliche ist: Der Smart Ultimate E fühlt sich bei diesen Manövern so agil und aggressiv an, dass sich der Fahrer unwillkürlich fragt: Kann das denn stimmen, was da im Datenblatt steht? Der Sprint vom 0 auf 100 km/h soll demnach schließlich immerhin 10,9 Sekunden dauern, das klingt nicht gerade atemberaubend. Die Motorleistung steigt lediglich von 60 auf 68 kW (92 PS), auch das klingt überschaubar. Statt 160 Newtonmeter Drehmoment soll es nun gerade mal 180 Newtonmeter Drehmoment geben. Damit beeindruckt der Zwölfjährige im Autoquartett niemanden. Aber: Selten war die Theorie der Praxis so weit unterlegen. Und ob man nun mit einer Akkuladung 157 Kilometer (Serien-Smart EQ) oder 125 Kilometer weit fahren kann wie im Ultimate E, das macht keinen großen Unterschied. Viel länger will ohnehin niemand in einem Smart sitzen.
Trotzdem muss sich Brabus bohrenden Fragen stellen. Schließlich kennen die Kunden des Tuners aus dem Katalog der Bottroper Leistungszuwächse von 30 bis 50 Prozent. Mickrige 15 Prozent werfen Fragen auf. „Aber es ist nicht so, als hätten wir es nicht probiert“, sagt einer der Entwickler. Am Motor hat es sicher nicht gelegen. Doch um die zusätzliche Leistung auf die Straße zu bringen, hätten die Brabus-Tuner die Batterie anfassen und die Leistungselektronik austauschen müssen. Das hätte den Preis des E-Zwergs in Dimensionen geschraubt, die niemand mehr für einen Smart zahlen mag. Auch nicht für einen starken. Denn auch der aktuelle Preis ist mit rund 57.000 Euro schon mehr als happig. Schließlich kostet das Grundmodell im Original weniger als die Hälfte.
Bei Brabus zählt das Gesamterlebnis
Für diesen stolzen Preis liefert Brabus allerdings nicht nur Leistung. Es geht bei dem Tuner aus Bottrop, das ja bekanntlich im autoaffinen Ruhrgebiet liegt, stets um ein Gesamterlebnis aus Optik und Performance. Klar, dass die geschmiedeten 18-Zoll-Felgen mit ihren dünnen Niederquerschnitts-Pneus imposanter aussehen müssen als die Serienräder, die maximal bis 16 Zoll Größe reichen. Klar, dass Brabus das Fahrwerk spürbar versteift – auch, wenn der Smart auch ohne Brabus-Trimm nicht zu den komfortabelsten Autos am Markt zählt.
Vor allem aber geht es beim Smart Ultimate E um die Brabus-gerechte Optik und Haptik. Von außen steht dafür die sogenannte “Widestar” Karosserie, die der Tuner auf das Skelett des Smart schraubt. Dazu gehört ein neues Bugteil samt großer Lüfter und mit kräftig ausgestellten Kotflügeln. Im Innenraum hebt vor allem das Leder den Smart auf ein neues Niveau. Motto: Wenn erst mal alle Kunststoffe mit Kuhhaut verkleidet sind, sieht selbst ein Smart-Cockpit nicht mehr aus wie auf leicht und günstig konstruiert. Was die Brabus-Kur nicht ändert, ist allerdings der Retro-Charme der altbackenen Instrumente. Auch den nur mäßig komfortablen Sitzen lässt der Tuner kein Upgrade angedeihen.
Der letzte seiner Art
Trotzdem: Wenn man nicht zu sehr über den Preis nachdenkt, macht der Brabus Smart Ultimate E mit seinem coolen Auftritt und seinem zackigen Fahrverhalten viel Spaß. Schade, dass seine Zeit begrenzt ist. Denn ultimativ sind bei diesem Auto nicht nur bei Antrieb und Auftritt, sondern auch das nahende Ende seiner Bauzeit. Daimler stellt die Smart-Prodiktion in Europa bald ein. Der Nachfolger wird aus China kommen. Daher ist der Ultimate E voraussichtlich der letzte seiner Art. Wer sich jetzt noch einen Brabus Smart wegstellt, macht vermutlich keinen Fehler.
2003 stellt Daimler den sportlichen Ableger des Stadtautos Smart vor. Die Nachfrage nach dem 3,42 Meter kurzen Roadster ist hoch.
Smart Brabus Ultimate E | Technische Daten |
---|---|
Länge | 2,74 Meter |
Breite | 1,66 Meter |
Höhe | 1,54 Meter |
Radstand | 1,87 Meter |
Kofferraum | 260 - 340 Liter |
Antrieb | Heck |
Motor | Elektro |
Leistung | 68 kW/92 PS |
Drehmoment | 180 Nm |
Getriebe | Feste Übersetzung |
0-100 km/h | 10,9 s |
Vmax | 130 km/h |
Verbrauch | 13,9 - 15,8 kW/h/100 km |
Akku | 17 kW/h |
Ladezeit (zu 80 Prozent) | 6 Stunden mit 2,3 kW, 3,5 Stunden mit 7,4 kW |
Reichweite | 100 - 125 km |
Preis | ab ca. 57.000 Euro |