Škoda Yeti - praktisches SUV mit Antriebsproblemen
Der Škoda Yeti bietet viel Platz bei kompakten Abmessungen. Gebrauchte Exemplare des SUV sind solide, doch diese typischen Macken solltest Du kennen.
Wer sich im Bekanntenkreis umhört, hat eines der Hauptargumente für einen Škoda garantiert schon einmal gehört: Bei den Tschechen gibt es VW-Technik zum günstigeren Preis. Stimmt ja auch. Der geräumige Yeti kostete stets einige Tausender weniger als ein VW Tiguan. Erst in jüngerer Zeit besetzt VW mit T-Roc und T-Cross die Segmente unterhalb des Tiguan.
Der Yeti wurde im Škoda-Programm inzwischen vom Kamiq ersetzt. Als Gebrauchtwagen ist er weiterhin sehr gefragt. Dabei hat der Yeti seine Schwächen - die meisten davon genau deshalb, weil VW-Konzerntechnik unter dem Blech steckt. Je nach Motor benötigten vor allem die Antriebe wichtige Nachbesserungen und zum Teil kostspielige Reparaturen. Interessenten sollten daher auf einem ausgefüllten Scheckheft bestehen - wurden die Maßnahmen nicht durchgeführt, lieber ein anderes Exemplar kaufen. Denn einige typische Yeti-Probleme sind deutlich mehr als kleine Ärgernisse. Wir geben hier einen Überblick.
Škoda Yeti: Historie und Rückrufe
2009, als es noch nicht viel Wettbewerb im Segment gab, stellte Škoda mit dem Yeti ein kompaktes, geräumiges und relativ günstiges SUV vor. Technisch ist der Škoda Yeti eng verwandt mit dem VW Tiguan - aber etwa 20 Zentimeter kürzer und damals rund 4.000 Euro günstiger.
Lediglich zwei offizielle Rückrufe sammelte der Škoda Yeti, wenn man die Rückrufe der Diesel im Rahmen des Dieselskandals ausklammert: Bei 2.0-TDI-Motoren aus dem Bauzeitraum August 2009 bis Dezember 2013 drohen Risse in der Krafstoffhochdruckleitung. Bei Autos aus dem Bauzeitraum Oktober 2013 bis Juli 2017 kann sich der Gurtstraffer bei einem Unfall lösen. Wer sich für ein entsprechendes Fahrzeug interessiert, sollte darauf achten, dass die Rückrufe belegbar durchgeführt wurden.
Im Herbst 2013 erhielt der Škoda Yeti ein Facelift. Er bekam einen neuen Kühlergrill und streifte den Rallye-Look der versetzt angeordneten Nebelleuchten ab. Bei Nach-Facelift-Modellen konnte das empfehlenswerte Bi-Xenon-Scheinwerfer bestellt werden. Außerdem bot Škoda den Yeti nun auch mit weniger Kunststoff-Verkleidung an.
Für Gebrauchtwagenkäufer entscheidender: Im Juni 2015 stellte VW die Antriebspalette des Yeti auf Euro 6 um und baute eine Start-Stopp-Automatik ein. Ende 2017 endete die Produktion.
Karosserie
In Europa verkaufte Škoda den Yeti ausschließlich als Fünftürer mit kompakten 4,22 Metern Länge. Vorne sitzen selbst große Fahrer über 1,90 Meter Körpergröße gut. In der zweiten Reihe gibt es ebenfalls genug Platz, abhängig von der Stellung der verschiebbaren Rückbank. Der Kofferraum fasst 405 bis 1.760 Liter, ein guter Wert - verglichen mit Fließheck-Limousinen im Kompaktsegment.
Mehrere Besitzer des Škoda Yeti beklagen in Foren Rost. Wenn das der Fall ist, scheint die Heckklappe betroffen, ebenso die Türunterkanten. Auch unter der Gummidichtung, an den Türen unterhalb des Fensters und an den Falzen melden Nutzer Rostprobleme. DIe Händler kennen die Schwachstellen und verhalten sich meist kulant - wenn die vorgeschriebenen Wartungen beim Vertragshändler durchgeführt wurden.
Motor und Getriebe
Das Motorenangebot war stets umfangreich. Ab 2009 standen drei Benziner und drei Dieselmotoren zur Wahl. Die schwächeren Benziner mit 105 PS und 122 PS kamen mit Frontantrieb, der 150-PS-Benziner und der gleichstarke Diesel mit Allrad. Wählen konnten die Kunden, die sich für den 110-PS-Diesel entschieden.
Allradmodelle mit diesem Antrieb koppelte Škoda an ein manuelles Sechsgang-Getriebe, Fronttriebler verfügen nur über fünf Gänge. Ein Doppelkupplungsgetriebe bot VW für den Motor nicht an. Der Spitzenmotor im Yeti war ein 2.0 TDI mit 170 PS. Er gehört zu VWs Skandaldieseln, was für sich genommen kein Problem ist, wenn der Rückruf ordnungsgemäß durchgeführt wurde.
Der schwächste Benziner mit 105 PS hat seine Mühe mit dem Yeti. Besser kommt der 1.4 TSI (122 PS, ab Juni 2010) mit dem SUV zurecht. Darüber bot Škoda einen 1,8-Liter-TSI mit 160 PS und Handschaltung an, sowie eine 152-PS-Version mit DSG. Alle diese Motoren erfüllen die Euro-5-Norm. Die Diesel könnten daher in vielen Städten mittelfristig von Fahrverboten betroffen sein. Wer betroffene Städte nicht befahren muss, könnte hier ein Schnäppchen machen.
Alle anderen sollten einem Modell mit der Abgasnorm Euro 6 den Vorzug geben. Diese wurden ab Juni 2015 angeboten und kosten etwas mehr - wegen des geringeren Fahrzeugalters, aber im Fall der Dieselantriebe auch wegen drohender Fahrverbote. Der Basismotor mit Euro 6 leistet 110 PS, der 1.4 TSI 125 oder 150 PS. Der 1.8 TSI entfiel, ebenso der 1.6 TDI. Bei den Dieseln leistete der 2.0 TDI nun 110 oder 150 PS.
Problem beim Benziner: Die typischen Macken früher TSI-Motoren schlagen beim Yeti voll durch. Kostspielige Reparaturen drohen etwa wegen defekter Turbolader oder der Verstell-Unterdruckdose. Frühe 1.2 TSI und 1.4 TSI leiden oftmals unter sich längenden Steuerketten. Eine Reparatur kostet deutlich mehr als 1.000 Euro. Bei Motoren ab 2012 gilt das Problem als im Grunde gelöst, obwohl die Motoren weiter über eine Steuerkette verfügten. In Yeti mit Euro 6 arbeiten Motoren mit Zahnriemen. Bedeutet: hier kann keine Steuerkette mehr kaputt gehen, dafür muss ein Zahnriemen gewechselt werden.
Auch bei den größeren Benzinern mit 1,8 oder 2,0 Litern Hubraum können Nockenwellenversteller und Kettenspanner frühzeitig verschleißen. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte einem Yeti mit Zahnriemen (ab Juni 2015) den Vorzug geben. Wenn es bei der Probefahrt rasselt gilt leider in jedem Fall: Finger weg oder teure Reparatur in die Verhandlungen einbeziehen.
DIe Diesel kamen stets mit Zahnriemen und gelten als langlebig und zuverlässig - ordnungsgemäße Wartung vorausgesetzt. Das Wechselintervall für den Zahnriemen beträgt 150.000 Kilometer. Problematisch sind hier allerdings die Ventile der Abgasrückführung: Wenn sie verkoken, setzt sich der Partikelfilter zu. Das betrifft vor allem Diesel-Yeti, die hauptsächlich in der Stadt fahren.
Ärger machen nicht nur die Motoren, sondern auch die Doppelkupplungsgetriebe. Vor allem das kleinere DQ200 (1.2 TSI, 1.4 TSI, 1.6 TDI) gilt als problematisch. Das in den Allradmodellen verbaute DQ250, gilt dagegen als zuverlässig. Wir raten daher im Zweifel zu einem Yeti mit Handschaltung.
Škoda Yeti: Fahrwerk
So problematisch manche Antriebe sind, so wenig Sorgen bereitet beim Yeti das Fahrwerk. Bei der HU ist der Yeti hier unauffälliger als vergleichbare Fahrzeuge. Verschleiß ist dennoch nicht ausgeschlossen: Bei manchen Fahrzeugen reißen die Achsmanschetten und werden undicht. Ältere Yeti fallen gelegentlich mit Ölverlust am Antrieb auf, neuere mit stark verschlissenen Bremsscheiben - ein typisches Problem bei Fahrzeugen, die viel in der Stadt fahren. Bremsscheiben und Dichtigkeit sollte man vor einem Kauf daher überprüfen.
Ausstattung und Sicherheit
Der Yeti bietet eine hohe Sitzposition und eine sehr gute Rundumsicht. Er lässt sich leicht bedienen und ist gut verarbeitet. Serienmäßig waren sieben Airbags, gegen Aufpreis offerierte Škoda neun Luftsäcke im Auto. Zum ESP gab es einen Offroad-Modus. Bei der Varioflex-Sitzbank lassen sich drei Einzelsitze separat verstellen und sogar herausnehmen - damit wird der Yeti sehr variabel.
Die Ausstattung Ambition enthält zum Beispiel Abbiegelicht, Bordcomputer, Armlehne, Parksensoren und Tempomat. Style kommt mit LED-Rückleuchten, Bergfahrassistent und 17-Zoll-Rädern. Die Topversion des Yeti heißt Laurin & Klement und dürfte nur schwer zu finden sein. Eine Zeit lang verkaufte Škoda die Ausstattung Elegance, auch ein Outdoor-Paket mit Unterfahrschutz und Kunststoffverkleidung war lieferbar.
EIn bekannter Elektronikfehler: Gelegentlich versagt bei manchen Yeti die Zentralverriegelung. Dann lässt sich das Auto nur noch manuell öffnen.
Marktsituation und Preise
Škoda verkaufte in Deutschland in sieben Jahren gut 160.000 Yeti. Die meisten sind noch in erster Hand, das Angebot bei mobile.de ist mit rund 3.000 Fahrzeugen überschaubar. Unter 10.000 Euro geht daher bislang wenig. Gepflegte Exemplare mit weniger als 100.000 Kilometer, ausgefülltem Scheckheft und zwölf Monate gültiger HU finden sich rund 1.200-mal auf mobile.de. Neuere Modelle mit Euro 6 beginnen bei ungefähr 15.000 Euro.
Škoda Yeti: Fazit und Empfehlung
Noch sind die empfehlenswerten Yeti relativ teuer, denn die meisten befinden sich beim Erstbesitzer. Zu raten ist zu einem Modell ab Juni 2015 mit neuer Abgasnorm Euro 6 - bei den Dieseln wegen der Fahrverbote, bei den Benzinern, weil sie ohne die anfällige Steuerkette fahren. Unsere Entscheidug fällt auf einen 1.4 TSI mit 125 oder 150 PS, manuellem Sechsganggetriebe und Frontantrieb, am besten in der Ausstattung Ambition oder Style. Davon gibt es nicht viele, aber es gibt sie - ab rund 15.000 Euro.