Škoda Superb iV im Test: Erste Fahrt im Plug-in-Hybrid
Keine neue Technik, aber ein stimmiges Paket: Der Škoda Superb iV kombiniert den Antrieb des VW Passat GTE mit viel Platz. Erste Fahrt im Plug-in-Hybrid.
Der größte Škoda heißt Superb, der luxuriöseste heißt Superb iV. Dabei handelt es sich nicht um eine besonders lange oder geräumige Variante des Mittelklasse-Modells. Aber um eine besonders leise. Als iV fährt der Škoda Superb elektrisch. Nicht ausschließlich, aber immerhin bis zu 62 Kilometer weit laut Norm. Ohne hörbaren Antrieb lernt man seine Qualitäten besonders schätzen.
So richtig neu ist der Antrieb des Superb iV nicht. Nur neu bei Škoda: Superb Combi iV und Superb Limousine iV übernehmen die Motoren des VW Passat GTE. Ein Benziner und ein Elektromotor arbeiten gemeinsam oder einzeln. Sie machen den Superb flüsterleise oder ganz schön flott. Die Geschwindigkeit ist aber nur ein Nebenprodukt. Besonders gut gefällt er ohne Sprit.
Im Škoda Superb iV herrscht Stille
Ist der Akku voll, verzichtet der Škoda Superb beim Start komplett auf den Verbrenner. Er tritt seine Fahrt im EV-Modus an und verlässt sich ausschließlich auf den E-Motor. Gemessen am Antriebsportfolio des Superb ordnet sich der ganz unten ein: 85 kW, also 115 PS, sind für ein Auto mit einer Außenlänge von 4,86 Metern nicht sonderlich viel. Aber großes Tempo will Škoda mit dem Stromer ohnehin nicht erreichen.
Dafür steht ab der ersten Umdrehung ein Drehmoment von 330 Newtonmetern an. Mit dieser Kraft zieht das Auto zackig an und flüstert sich munter durch den Verkehr. Das serienmäßige Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet flott und unmerklich durch die Gänge. Der Antrieb funktioniert tadellos, er hält sich im Hintergrund und säuselt beinahe lautlos den Akku leer.
Was im Škoda Superb normalerweise weniger auffällt, spürt man jetzt umso mehr: Im Innenraum kommen nur wenige Geräusche an. Das Auto rollt komfortabel ab, Windgeräusche melden sich erst bei hohem Tempo. Dazu passt ein sanft wippendes Fahrwerk, das Stöße fein einfängt. Damit fährt der Superb zwar noch nicht auf Luxusklasse-Niveau, aber insgesamt gemütlich und komfortabel.
Viel Platz und ein großer Kofferraum trotz PHEV-Akku
Einzig in flott gefahrenen Kurven spürt man, dass zwei Antriebe im Superb iV arbeiten. Der große Akku im Heck, der Elektromotor in der Getriebeglocke und die Elektronik dazwischen bringen Gewicht ins Auto. In flotten Kurven rollt seine Karosserie spürbar nach außen. Sei’s drum, für zackige Manöver eignen sich andere Autos besser. Der große Škoda möchte lieber chauffieren als heizen.
Er hat ja ohnehin den Ruf einer als Familienauto getarnten Limousine. Mehr Platz auf der Rückbank gibt es nur für viel mehr Geld. Passagiere im Fond können ihre Beine ausstrecken. Selbst dann, wenn sich vor ihnen zwei Riesen lang machen. Hinzu kommt ein großer Kofferraum. Hier gibt es nirgends viel mehr Platz, Vans und Busse ausgenommen. Der Akku reduziert ein bisschen, unter der Bodenplatte befindet sich dennoch ein geräumiges Fach. Zum Beispiel für die Ladekabel.
Ganz vorn bietet der Škoda Superb seit dem Facelift mehr Luxus. Letztlich stammt hier aber alles aus der Kompaktklasse. Ein digitaler Tacho, ein großer Touchscreen, nüchtern sortiert und mit den nötigsten Knöpfen eingerahmt. Für den Superb iV lässt sich Škoda ein paar neue Anzeigen für Akkustand und Stromfluss einfallen. Informativ, gut abzulesen, aber eher zweckmäßig als hübsch.
Gern könnte der Hersteller auch bei der Markenschwester Audi spicken. Dort berechnen die Plug-in-Hybride anhand der eingestellten Navi-Route die beste Verteilung von Strom und Sprit. Der Škoda Superb fährt erst den Akku leer, dann den Tank. Es sei denn, man ändert den Fahrmodus. Immerhin: Über eine Smartphone-App lassen sich Ladezeiten und Klimatisierung fernsteuern.
Superb iV: Günstiger als ein Superb TDI
Auf unserer Testfahrt fehlt dem 13-kWh-Akku nach 40 Kilometern die Kraft für weiteren Vortrieb. Kein schlechter Wert, ein großer Teil der Strecke musste er Tempo 120 bis 130 auf einer Autobahn halten – kein schöner Bereich für ihn. Das konkrete Modell sollte laut Norm 47,2 bis 55,6 Kilometer elektrisch schaffen. Der Benziner übernimmt, im Bordcomputer steigt der Verbrauch gemächlich in Zehntelliter-Schritten. Jetzt geht es mit 156 PS vorwärts. Noch ruhig und kultiviert, aber spürbar brummig. Elektro fährt schöner.
Der Elektromotor arbeitet weiterhin. Mit niedrigem Akkustand wird aus dem Plug-in-Hybrid ein Vollhybrid. Der Strom hilft beim Anfahren und bei Volllast. Bremst der Fahrer, füllt der E-Motor den Akku. Er kann auch überflüssige Verbrenner-Kraft in Strom umwandeln. Aber das ist ökologisch gesehen Unsinn, weil dann der Verbrauch unverhältnismäßig in die Höhe klettert.
Immerhin steigt durch den Verbrenner die Reichweite enorm. Das Szenario „Elektrisch zum Job, mit Sprit in den Urlaub“ dürfte sich für viele Pendler lohnen. Vor allem durch die günstige 0,5-Prozent-Versteuerung für Firmenwagen – und derzeit 3.285 Euro Hybrid-Bonus für Plug-in-Hybride. Der Škoda Superb iV startet mit guter Ausstattung bei 41.590 Euro vor Prämien. Zum Vergleich: Mit 150 Diesel-PS kostet das gleiche Auto 39.310 Euro.
Der Plug-in-Superb funktioniert, wenn man ihn lädt
Der Superb hinterlässt einen guten Eindruck. Seine rein elektrische Reichweite ist praxistauglich, seine elektrische Fahrweise angenehm. Wer fleißig lädt, unterbietet den Normverbrauch von 1,5 Litern Sprit pro 100 Kilometer locker. Ein rein elektrischer Kombi mit Superb-Eigenschaften würde der Marke gut stehen. Technisch wäre das machbar, der Antrieb des VW E-Golf (Baureihe Golf 7) passt ins Auto. Für große Akkus lässt das Package aber keinen Platz.
Der Superb möchte ein langstreckentaugliches Auto bleiben. Das kann er gut: Mit viel Platz und Reichweite reißt er problemlos gewaltige Etappen ab. Am liebsten gemütlich, gern mit viel Gepäck. Zum vollständigen Glück müssten sich seine Vordersitze noch tiefer einstellen lassen. Sonst kann er eigentlich alles. Wenn man dafür bezahlt.
Das Verhältnis Größe zu Preis bleibt beim Superb weiterhin ausgezeichnet, auch als Plug-in-Hybrid. Fast alle Extras in der Optionsliste scheinen sinnvoll und dienen einem Zweck. Wer sie zu sehr mag, hebt den Preis aber auf eine beachtliche Summe. 50.000 Euro sind längst kein Problem mehr. Ein kleiner Trost: Den gleichen Antriebsstrang gibt es auch im kleineren Škoda Octavia. Der kostet etwas weniger, lädt dafür aber nicht so viel ein.
Škoda Superb iV Combi: Technische Daten
Modell | Škoda Superb iV Combi |
---|---|
Motor | 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, Elektromotor |
Getriebe | Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb |
Leistung Verbrenner | 156 PS (115 kW) bei 5.000-6.000 U/min |
Leistung E-Motor | 85 kW (115 PS) |
Systemleistung | 218 PS (160 kW) |
Drehmoment Verbrenner | 250 Nm bei 1.550-3.500 U/min |
Drehmoment E-Motor | 330 Nm |
Systemdrehmoment | 400 Nm |
0-100 km/h | 7,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 224 km/h |
Normverbrauch | 1,1-1,9 l; 14,0 bis 14,5 kWh pro 100 km |
CO2-Emissionen | 25-42 g/km |
Kofferraumvolumen Fünfsitzer | 625 Liter |
Länge | 4.862 mm |
Breite | 1.864 mm (mit Außenspiegeln: 2.031 mm) |
Höhe | 1.477 mm |
Radstand | 2.841 mm |
Akkukapazität | 13 kWh |
Elektrische Reichweite | 47,2-55,6 km |
Tankinhalt | 50 Liter |
Leergewicht laut EU-Norm | 1.752-1.901 kg |
Preis | Ab 42.590 Euro |