Škoda Octavia RS iV (2020): Der Plug-in-Hybrid im Test
Sportlicher Plug-in-Hybrid: Der Škoda Octavia RS fährt zum ersten Mal mit Strom. Ob das zum Konzept passt und was er kostet, klärt der erste Test.
Was VW beim Golf „GTI“ nennt, heißt bei Škodas Octavia „RS“: Aus dem konservativen Kompakten wird mit mehr Kraft und weniger Federweg ein knackiger Kompakter. Die Kunden stehen drauf: In guten Monaten macht der RS rund ein Drittel der Octavia-Verkäufe aus. 2020 wird der Octavia RS iV zum Plug-in-Hybrid mit 245 PS. Er fährt elektrisch, mit Benzin oder beidem.
Der Škoda Octavia RS im Detail
- Sportversion des Škoda Octavia als Limousine oder Kombi
- Drei Antriebsvarianten mit 200 bzw. 245 PS
- Škoda Octavia RS iV als Plug-in-Hybrid mit 60 Kilometern elektrischer Reichweite
- Preise: 38.543 Euro (Octavia RS), 39.205 Euro (RS TDI), 42.949 Euro (RS iV)
- Sportfahrwerk, Sportsitze, RS-Schürzen
- Weniger Laderaum im Plug-in-Hybrid
- Bereits bestellbar
Etwa jeder fünfte Octavia-Käufer in Deutschland entscheidet sich für die sportliche RS-Variante.
Künstlicher Sound im Škoda Octavia RS iV (2020)
Der erste teilelektrische Octavia RS verhält sich ungewohnt, weil: leise. Eigentlich gehört ein kerniges Brummen zu den sportlichen Škoda-Modellen. Im elektrischen Modus flüstert der Plug-in-Hybrid Passanten nur per akustischem Warnsystem „Avas“ zu, dass da ein Auto kommt. Klar: Ein Elektromotor macht keinen Krach. Solange der Verbrenner die Kolben stillhält, gibt der Antrieb keinen Mucks von sich.
Škoda kennt die Diskrepanz und bietet eine Lösung an. Im Fahrmodus-Menü lässt sich die Stille von künstlichem Motorsound übertönen. Ein guter Gedanke, schließlich gehört der 1,4-Liter-Turbobenziner des Motorenkonvoluts unter der Haube nicht unbedingt zur klangaktiven Sorte. Akustische Verstärkung können beide Motoren gut gebrauchen. Leider klingt das eingespielte Dröhnen aber genau, wie es sich liest: künstlich und irgendwie fehl am Platz.
Ein kurzes Intermezzo mit dem Synthetik-Sound zeigt, was der Octavia RS iV nicht sein sollte. Nämlich der Versuch, moderne Mechanik in traditionelle Formen zu pressen. Besser funktioniert er ohne Vorwissen und Vorurteile als eigenständiges Modell mit eigenem Anspruch. Denn er macht vieles anders als die klassischen RS-Modelle – und einiges besser.
Octavia RS iV (2020) im Test
Zum Beispiel Stadtfahrten. Zwischen Starten und Warten fährt es sich elektrisch generell besser als mit Sprit. Im Octavia stört es auch nicht, dass der Elektromotor nur un-RS-ige 80 kW (alte Währung: 110 PS) liefert – gerade einmal die Leistung des Octavia-Basismotors. Denn 330 Newtonmeter Drehmoment stehen sofort an und zerren den Kombi ratzfatz von der Ampel weg. Kein Sound? Kein Problem, den würde so weit hinten ohnehin niemand hören.
Solange der Akku hält, säuselt der Octavia RS iV zackig, aber unaufgeregt. 60 Kilometer soll er mit 13 kWh Batterieinhalt schaffen. Wir starten unsere Testfahrt mit warmem Auto und 91 Prozent Kapazität. Im Testbetrieb zwischen Stau und 140 elektrischen km/h kommen etwa 45 Kilometer Reichweite raus. Die Normreichweite klingt also machbar.
Tolle Sache, aber es gibt ein Problem: Das können die meisten Plug-in-Hybride. Sogar ein anderer teilelektrischer Octavia hält mit. Der Octavia 1.4 TSI iV fährt mit identischer Mechanik, nur per Software gedrosselter Systemleistung (204 statt 245 PS). Rein elektrisch nehmen sich die beiden Autos antriebsseitig nichts.
Im Golf 7 GTE arbeiten ein 1,4-Liter-Turbobenziner mit 150 PS und ein 75 kW starker E-Motor. Systemleistung: 204 PS.
Der Octavia RS iV punktet an anderen Stellen. Wenn beide Motoren zusammenarbeiten, stehen insgesamt 400 Newtonmeter Drehmoment an. Besonders im Fahrprogramm „Sport“ ergänzen sich die Aggregate gut: Die Spontaneität des Elektromotors verbindet sich mit Ausdauer und Drehfreude des Verbrenners.
Für Rekorde bei den Fahrleistungen langt es nicht, Fahrzeuggewicht (1,7 Tonnen) und Traktion (keine mechanische Sperre) verderben die Sprintzeit (7,3 Sekunden auf Tempo 100). Bei der Höchstgeschwindigkeit lässt der Elektromotor den Verbrenner allein, mehr als 225 km/h sind mit 150 PS nicht drin. Trotzdem: Der Octavia RS iV fühlt sich schnell und kräftig an.
Octavia RS iV ohne Tieferlegung
Und dann sind da noch die anderen Dinge, die den RS ausmachen. Škoda stimmt das Fahrwerk betont straff ab und baut eng geschnittene, aber bequeme Sportsitze mit viel Seitenhalt ein. Die gibt es nur in den RS-Modellen. In Kombination mit der präzisen Lenkung und dem (generell im Octavia IV) versteiften Vorderwagen ergibt sich ein direktes und agiles Fahrverhalten. Zum Untersteuern können wir den Octavia RS iV kaum überreden. Er folgt sauber dem Lenkeinschlag und zirkelt punktgenau um den Knick.
Das Topmodell unterscheidet sich mit flotten Schürzen und einem kleinen Dachspoiler von der Basis. Normalerweise würde Škoda kürzere Federn einbauen. Die gibt es aber nur in den klassischen RS-Varianten. Den Plug-in-Hybrid mag der Hersteller nicht tieferlegen. Ist beim Technikspender Golf GTE auch so. Und bei allen anderen Autos, in denen der VW-Konzern den Antrieb einsetzt.
Der VW Golf 8 Variant mit verlängertem Radstand und minimal größerem Kofferraum fährt komfortabel und angenehm.
Sei´s drum: Das Plug-in-Debüt des Octavia RS fühlt sich (abgesehen vom Sound) stimmig an. Die elektrischen Fähigkeiten gibt es etwas günstiger im Basismodell. Seine sportliche Attitüde behält der RS iV für sich. Das macht ihn zu einer sinnvollen Ergänzung für das Portfolio. Denn der Octavia RS ist ein beliebter Dienstwagen. Als Plug-in-Hybrid lässt er sich pauschal mit 0,5 Prozent versteuern. Da bleibt mehr Geld für die Extras übrig. Mit abgezogener Umweltprämie wird der RS iV zum günstigsten Sport-Octavia. VW bietet den Golf 8 GTE gar nicht als Variant an. Allerdings: Seat-Tochter Cupra verkauft den Leon Sportstourer e-Hybrid mit identischer Technik für fast 4.000 Euro weniger.
Jedes dieser Autos lohnt sich nur, wenn es regelmäßig am Strom hängt. Dann umso mehr: Nach knapp 100 gefahrenen Kilometern zeigt der Bordcomputer im Octavia RS iV einen Durchschnittsverbrauch von 9,0 kWh und 3,4 Litern pro 100 Kilometer an, trotz mehrerer Spaß-Etappen. Zur Werksangabe (11,4 kWh, 1,2 Liter pro 100 km) fehlt vor allem ein voller Akku – sonst aber nicht viel.
Škodas Octavia RS iV: Kofferraum, Antriebe | Škoda Octavia als Hybrid, Diesel und Benziner
Der Plug-in-Hybrid verbessert Škoda CO2-Bilanz. Trotzdem bleiben die anderen Konzepte im Programm. Wie bisher übernehmen sie ihre Antriebe von den sportlichen Golf-Modellen: Die Vierzylinder-Turbomotoren leisten 245 PS (Octavia RS) bzw. 200 PS (Octavia RS TDI). Im Benziner gibt es ein mechanisches Sperrdifferenzial, im Diesel optional Allradantrieb.
Im besten Fall sprinten sie in 6,8 (Diesel, Allrad) bzw. 6,7 Sekunden (Benzin) auf Tempo 100 und laufen 249 km/h (Diesel Limousine, Front) bzw. 250 km/h (Benzin) Spitze. Ihr Vorteil: Die volle Kraft steht immer an, nicht nur bei vollem Akku. Dafür ist das Sparpotenzial geringer. Welcher Octavia RS am besten passt, hängt letztlich vom jeweiligen Fahrprofil ab.
Was alle Škoda Octavia gemeinsam haben: Sie bieten reichlich Platz. Vorn und hinten fühlen sich Erwachsene wohl, vor allem gemessen am kompakten Segment. Daran ändert sich bei den RS-Modellen nichts. Das Cockpit wird aber hübscher: Alcantara-Bezüge an Verkleidungen und Armaturenbrett werten den Innenraum auf. Die schicke Struktur auf den Kunststoffteilen kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Menge Plastik im Auto steckt.
Flott und leise rollt er über die Straße: Sein Elektromotor leistet 83 PS. Das Raumangebot des Citigo ist großzügig
Schade: Der teilelektrische RS-Antrieb schränkt den Laderaum ein. Die Batterie im Plug-in-Hybrid beansprucht Raum, der normalerweise für Ladung vorgesehen ist. Das Volumen schrumpft von 640 (Octavia Combi) bzw. 600 Litern (Octavia Limousine) auf 490 bzw. 450 Liter im Octavia RS iV. Groß bleiben die Autos trotzdem.
Škoda Octavia RS (2020): Technische Daten
Modell | Škoda Octavia RS Combi | Škoda Octavia RS TDI Combi | Škoda Octavia RS IV Combi |
---|---|---|---|
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel | 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, Elektromotor |
Leistung | 245 PS (180 kW) bei 5.250 bis 6.500 U/min | 200 (147 kW) PS bei 3.600 bis 4.100 U/min | Benzin: 150 PS (110 kW), Elektro: 110 PS (85 kW), System: 245 PS (180 kW) |
Drehmoment | 370 Nm bei 1.600-4.300 U/min | 400 Nm bei 1.750-3.500 U/min | Benzin: 250 Nm, Elektro: 330 Nm, System: 400 Nm |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe oder Siebengang-DSG, Frontantrieb | Siebengang-DSG, Frontantrieb oder Allrad | Sechsgang-DSG, Frontantrieb |
0-100 km/h | 6,8 s | 7,4 s | 7,3 s |
Geschwindigkeit | 250 km/h | 245 km/h | 225 km/h |
Verbrauch | 6,7-6,8 l/100 km | 4,4 l/100 km | 1,5 l und 11,4 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß | 154-156 g/km | 116 g/km | 34 g/km |
Länge | 4.702 mm | 4.702 mm | 4.702 mm |
Breite | 1.829 mm | 1.829 mm | 1.829 mm |
Höhe | 1.457 mm | 1.455 mm | 1.474 mm |
Radstand | 2.681 mm | 2.681 mm | 2.681 mm |
Gewicht | 1.501 kg | 1.528 kg | 1.707 kg |
Kofferraumvolumen | 640-1.700 Liter | 640-1.700 Liter | 490-1.555 Liter |
Basispreis | 38.543 Euro | 39.205 Euro | 42.949 Euro |
Der Škoda Octavia RS IV Kombi in Bildern
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