Deutschlands größter Fahrzeugmarkt
Suche
Äußerlich hat sich viel getan seit dem Facelift von 2017. Unter der Motorhaube hingegen, bleibt alles beim Alten
Quelle: Peter Besser
Äußerlich hat sich viel getan seit dem Facelift von 2017. Unter der Motorhaube hingegen, bleibt alles beim Alten

Selten fällt ein Facelift so sehr auf wie im Octavia. Als Škoda Anfang 2017 die dritte Generation des kompakten Kombis renovierte, bekam er ein neues Gesicht mit vier Augen, außerdem ein riesiges Display im Armaturenbrett. Nur unter der Haube änderte sich nichts. Den neuen 1,5-Liter-Benziner mit Zylinderabschaltung und 150 PS reichten die Tschechen erst ein Jahr später nach.

Škoda lässt neue Antriebe gern in die laufende Produktion einfließen. Der 1.5 TSI ersetzte die alte Variante mit 1,4 Litern Hubraum und gleicher Leistung. Zum Test tritt er in Kombination mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an.

Karosserie, Platzangebot, Abmessungen

In der Kompaktklasse gehört der Škoda Octavia zu den Größten. Als Combi bringt er es auf 4,67 Meter Fahrzeuglänge und bringt 610 bis 1.750 Liter Ladung unter. Zum Vergleich: Ein VW Golf Variant kommt auf 605 bis 1.620 Liter Ladung bei 4,65 Länge. Die Rückenlehnen das Škoda klappen bequem per Hebel aus dem Kofferraum um. Der Mechanismus fühlt sich allerdings etwas klapprig an.

Das gleicht der Octavia durch kluge Details im Kofferraum wieder aus. Der doppelte Laderaumboden wirkt sehr solide und lässt sich in verschiedenen Positionen arretieren. Kleine Gepäckstücke lassen sich wunderbar transportieren, ohne dass sie wild durch den Kofferraum purzeln. Trennnetz und Laderaum-Rollo sind im Octavia in einer gemeinsamen Kassette untergebracht und an der Rückbank befestigt. So entfällt Gefummel, wenn der Octavia viel einladen soll.

Auf der Rücksitzbank gibt es mehr Platz als in seiner Klasse üblich. Der Octavia überbietet hier sogar einige Modelle der oberen Mittelklasse. Knie und Köpfe haben viel Luft, nur auf dem Mittelplatz wird es auf langen Strecken zu eng.

Innenraum, Verarbeitung, Materialien

Viel hellbeige Farbe im Innenraum wirkt im Octavia freundlich und auf den ersten Blick elegant, bei genauem Hinsehen aber nicht besonders hochwertig. Harten Kunststoff setzt Škoda immerhin erst unterhalb der Klima-Bedienelemente ein, darüber ist das Plastik unterschäumt - keine Selbstverständlichkeit in der Kompaktklasse. Im Fond werden die Materialien spürbar günstiger.

Viele große und klare Flächen wirken eher praktisch als schön, das Ambiente scheint insgesamt sehr nüchtern. Knöpfe, Tasten und Regler sind ordentlich verarbeitet und fühlen sich solide an, die Sortierung ist selbsterklärend und ermöglicht eine intuitive Bedienung. Die Sitzbezüge aus Leder und Alcantara gefallen, der helle Farbton mag aber nicht zum praktischen Anspruch der Marke passen.

Toll in der kalten Jahreszeit: Die Sitzheizung arbeitet flink und bringt den Hintern flott auf Temperatur. Auch die Lenkrad-Heizung lernt man schnell zu schätzen. Beim Škoda lässt sie sich in drei Stufen regulieren. Die Bedienung läuft allerdings über einen Touchscreen, ein eigener Schalter wäre angenehmer.

Infotainment, Radio, Bedienung

Im Cockpit mag es Škoda eher klassisch. Analoge Rundinstrumente, weiß unterlegte Skalen, ein kleines Infodisplay - das wirkt nicht besonders modern, aber angenehm funktional. Der Bordcomputer zeigt alle nötigen Informationen an, die Lenkradtasten navigieren zügig durch die verschiedenen Anzeigen.

Ähnlich flott klickt man sich durch sein Infotainmentsystem. Es ist übersichtlich gestaltet und einfach zu bedienen. Einzig die Touchflächen neben dem Bildschirm sind gewöhnungsbedürftig. Echte Tasten setzt Škoda nur noch bei den kleineren Systemen ein - eine valide Option, wenn es nicht der ganz große Bildschirm sein muss.

Das Infotainment ist übersichtlich aufgebaut und einfach zu bedienen
Quelle: Peter Besser
Das Infotainment ist übersichtlich aufgebaut und einfach zu bedienen

Kurios: Beim Versuch, sich per Bluetooth mit unserem Android-Telefon zu verbinden, baute sich im Hintergrund in einigen Fällen ein Anruf zu sich selbst auf. Diesen Fehler haben wir häufig bei VW-Konzernmodellen beobachtet, bei anderen Herstellern aber nicht. Die Standards Apple Carplay und Android Auto sind dafür optimal integriert. Nur das Canton Sound System im Testwagen wirkte sehr basslastig.

Assistenzsysteme und Sicherheit

Zum Facelift erweiterte Škoda beim Octavia das Assistenzpaket. Ab der zweiten Ausstattungslinie ist eine Notbremse mit Fußgängererkennung serienmäßig dabei. Gegen Aufpreis hilft der Octavia beim Spurhalten und -wechseln. Der adaptive Tempomat hält bis Tempo 160 oder 210/h den Abstand, je nachdem, ob man 280 oder 680 Euro dafür ausgibt. Das funktioniert zuverlässig und entspannt.

Ebenfalls gelungen: Der Parkpilot rangiert souverän auch in kleinere Lücken und wieder heraus. Der Park-Piepser allerdings ist deutlich zu nervös. Manchmal schlägt er an, obwohl weit und breit kein Hindernis in der Nähe ist. Ebenfalls ein Phänomen aus dem VW-Baukasten, das uns schon bei Schwestermodellen auffiel.

Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen

Wir schreiben es nicht zum ersten Mal - und wohl leider auch nicht zum letzten Mal. Aber es nützt nichts: Das Doppelkupplungsgetriebe (DSG) im Octavia ist nicht die beste Wahl. Einzige Alternative: das manuelle Schaltgetriebe. Eine klassische Wandlerautomatik gibt es nicht. Leider misslang Škoda die Abstimmung des DSG am 1,5-Liter-Benziner. Schade, denn der Vorgängermotor harmonierte recht ordentlich mit dem Getriebe.

Unser Testwagen schickte beim Anfahren urplötzlich zu viel Moment an die Vorderräder. Das nervt, vor allem auf glatten Straßen. Gleichmäßiges, sachtes Anfahren gelang im Testwagen nur mit viel Gewöhnung und Feingefühl.

Das DSG ist für den 1,5-Liter-Benziner nicht die beste Wahl. 
Quelle: Peter Besser
Das DSG ist für den 1,5-Liter-Benziner nicht die beste Wahl

Ein weiterer Nachteil: das DSG-typische Ruckeln bei Langsamfahrt, zum Beispiel bei der Parkplatzsuche. Ist der Octavia einmal in Bewegung, macht das DSG allerdings keine Probleme mehr. Es schaltet sanft von Gang zu Gang und benimmt sich unauffällig. Erst beim Anhalten irritiert es manchmal wieder.

Für sich genommen gefällt der neue Motor. Er läuft ruhig und vibrationsarm, hat in fast allen Situationen genügend Kraft und verbraucht wenig. Im Berliner Stadtverkehr erreichen wir ohne Probleme Verbräuche zwischen sieben und acht Litern pro 100 Kilometer. Auf der Landstraße werden es rund sechs Liter, bei zügiger Fahrt auf der Autobahn knapp mehr als acht Liter. Für einen Benziner ein akzeptabler Wert.

Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten

Auf glattem Asphalt gibt es im Octavia wenig zu meckern. Wird es etwas gröber, hört man das im Combi dagegen deutlich. Auf schlechten Pisten poltert es vernehmlich von der Hinterachse. Schlimmer wird es bei Kopfsteinpflaster, denn dort mag der Octavia langsames Tempo überhaupt nicht. Der Innenraum vibriert, dass einem die Ohren dröhnen. Hier sollte Škoda nachbessern.

Abseits dieser Ausnahmen macht der Octavia einen guten Job. Komfortabel, aber nicht zu weich rollt er über Schlaglöcher und Bodenwellen. Die Lenkung wirkt gut gewichtet und gefühlvoll, der Octavia lässt sich direkt und präzise durch Kurven zirkeln. Die Bremsen neigen jedoch zum Schleifen. Das ist nicht dramatisch, stört aber den guten Eindruck.

Ausstattung, Preise, Kosten und Fazit zum Škoda Octavia Combi 3

Ein Škoda Octavia Combi kostet mindestens 21.110 Euro. Viel Geld für einen Kompakten, aber ein fairer Preis für ein Auto mit so viel Platz. Der 1.5 TSI kostet mit DSG 27.480 Euro, weil er mindestens in der Ausstattung Ambition kommt. Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber hinten, Klimaanlage, Tempomat, Parksensoren für hinten, höhenverstellbarer Fahrersitz und die City-Notbremse sind dann an Bord.

Mit der Ambition-Ausstattung lassen sich außerdem weitere Extras kombinieren. Die Basis Active bietet nur überschaubare Möglichkeiten. Eine gewöhnliche Klimaanlage kostet 1.140 Euro, der Tempomat 190 Euro. Immerhin: Ein Audiosystem mit vier Lautsprechern gibt es bei Active serienmäßig.

Insgesamt bleibt ein gut ausgestatteter Octavia Combi bezahlbar. Unser Testwagen mit Verstellfahrwerk, Abstandstempomat, Businesspaket mit großem Navi, Leder-Alcantara-Polster, adaptive LED-Scheinwerfer und Alu-Felgen kostet laut Liste knapp 42.500 Euro. Wie gesagt: Viel Geld für einen Kompakten. Aber ein Mittelklässler mit gleicher Größe und Ausstattung wird man dennoch nicht finden. So viel Raum pro Euro gibt es nur selten. Wenn man auf das DSG verzichtet, hat man außerdem weitere 1.800 Euro gespart.

Technische Daten: Škoda Octavia 1.5 TSI DSG

  • Antrieb: 1,5-l-Vierzylinder-Benziner, Turbo
  • Leistung: 150 PS (110 kW) bei 5.000 U/min
  • Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min
  • Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung, Frontantrieb
  • 0-100 km/h: 8,4 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
  • Verbrauch laut Hersteller: 5,1 - 5,2 l/100 km
  • CO2: 116 - 119 g/km
  • Testverbrauch: 8,3 l/100 km
  • Kofferraum: 610-1.740 Liter
  • Länge: 4.667 mm
  • Breite: 1.814 mm
  • Höhe: 1.465 mm
  • Radstand: 2.686 mm
  • Leergewicht: 1.307 kg
  • Max. Zuladung: 645 kg
  • Anhängelast: 1.500 kg
  • Basispreis Octavia Combi: ab 21.110 Euro
  • Basispreis Octavia Combi 1.5 TSI DSG: ab 27.480 Euro (Ambition)
  • Preis des Testwagens: 42.418 Euro

Škoda Octavia Combi 3 im Test

Die Škoda-Designer entschieden sich 2017 dem Octavia zwei weitere Augen zu geben
Äußerlich hat sich viel getan seit dem Facelift von 2017. Unter der Motorhaube hingegen, bleibt alles beim Alten
4,67 Meter misst der Octavia in der Länge
Das DSG ist für den 1,5-Liter-Benziner nicht die beste Wahl. 
Das Infotainment ist übersichtlich aufgebaut und einfach zu bedienen
Das beige Interior macht den Innenraum hell, aber auch empfindlich 
Im Fond stellt der Octavia viel Platz zur Verfügung
Im Kofferraum zeigt der Octavia seine Kombi-Qualität. Zwischen 600 und 1.740 Liter passen hier rein
Im Test verbrauchte der Octavia 8,3 Liter auf 100 Kilometer
Quelle: Peter Besser
1 von 9
Die Škoda-Designer entschieden sich 2017 dem Octavia zwei weitere Augen zu geben
Quelle: Peter Besser
2 von 9
Äußerlich hat sich viel getan seit dem Facelift von 2017. Unter der Motorhaube hingegen, bleibt alles beim Alten
Quelle: Peter Besser
3 von 9
4,67 Meter misst der Octavia in der Länge
Quelle: Peter Besser
4 von 9
Das DSG ist für den 1,5-Liter-Benziner nicht die beste Wahl
Quelle: Peter Besser
5 von 9
Das Infotainment ist übersichtlich aufgebaut und einfach zu bedienen
Quelle: Peter Besser
6 von 9
Das beige Interior macht den Innenraum hell, aber auch empfindlich
Quelle: Peter Besser
7 von 9
Im Fond stellt der Octavia viel Platz zur Verfügung
Quelle: Peter Besser
8 von 9
Im Kofferraum zeigt der Octavia seine Kombi-Qualität. Zwischen 600 und 1.740 Liter passen hier rein
Quelle: Peter Besser
9 von 9
Im Test verbrauchte der Octavia 8,3 Liter auf 100 Kilometer
Teilen
Über die Redaktion
Erfahre, wer hinter den Inhalten steht und lerne unser mobile.de Redaktionsteam kennen.
Sind diese Informationen hilfreich für Dich?