Škoda Kamiq vs Škoda Scala – welcher ist besser?
Škoda Kamiq und Škoda Scala teilen sich die Technik, nicht die Karosserieform. Im Vergleich klären wir, ob für Dich das SUV oder der Kompakte besser passt.
Seit dem Genfer Autosalon im Frühjahr haben Škoda-Freunde einmal mehr die Wahl. Die tschechische VW-Marke zeigte auf der wichtigsten Automesse des Frühjahrs den neuen Škoda Kamiq. Er ergänzt das Angebot da, wo im Moment die größten Zuwächse locken: Bei den Mini-SUV. Er ist das kleinste Škoda-SUV und rundet damit die SUV-Palette unterhalb von Kodiaq und dem Kompakt-SUV Karoq ab.
Doch das neue City-SUV hat Konkurrenz im eigenen Haus. Der Škoda Scala parkt zwar in der Kompaktklasse, basiert aber auf der gleichen MQB-A0-Plattform, auf der auch der Kamiq steht. Üblicherweise setzt der VW-Konzern den MQB-A0-Baukasten im Kleinwagensegment ein, beim Scala reicht er bis in die Kompaktklasse. Doch die beiden Modelle sind sich nicht nur technisch sehr ähnlich. Sie bieten ähnlich viel Platz, die Innenräume sind nahezu identisch. Welcher die bessere Wahl für Dich ist, klärt unser Vergleichstest.
Angriff auf die Kompaktklasse: Die Tschechen sortieren den Rapid aus und bringen den Škoda Scala auf die Straße.
Škoda Kamiq vs Scala – Kofferraum und Platzangebot
Der Kamiq baut recht niedrig für ein SUV-Modell. Mit 1,53 Metern überragt er den Nachfolger des Rapid aber doch um sechs Zentimeter. Beide sind mit 1,79 Metern noch angenehm schmal und passen so gut auf Parkhaus-Parkplätze. Die Spurweiten sind identisch, beim Radstand trennen die beiden nur zwei Millimeter, die sich über die unterschiedlichen Fahrwerke erklären. Der Kamiq sitzt höher, die Bodenfreiheit fällt mit 18 Zentimetern gut drei Zentimeter größer aus.
Die größten Unterschiede finden wir in der Länge: Der Škoda Scala misst mit 4,36 Metern zwölf Zentimeter mehr als das kleinste SUV von Škoda. Das merkt man auf Anhieb beim Kofferraum. Die Grundfläche fällt im längeren Auto deutlich größer aus. Dazu erleichtert die um rund vier Zentimeter tiefer liegende Ladekante das Verstauen größerer Ladung. Auch auf dem Datenblatt fällt das Kofferraumvolumen mit 467 Litern deutlich größer aus als beim Kamiq mit 400 Litern.
Bei umgeklappten Rücksitzen relativiert sich der Unterschied etwas, weil das City-SUV mehr lichte Höhe bietet. In Einzelfällen – also bei Möbeln, Kühlschränken oder Waschmaschinen – könnte er also leichte Vorteile haben. Mit 1.410 Litern lädt der Škoda Scala trotzdem geringfügig mehr ein als der Škoda Kamiq mit 1.395 Litern. Im Vergleich zu einem VW Golf (380 bis 1.270 Liter) oder gar einem VW Polo (351 bis 1.125 Liter) auf gleicher Plattform bieten beide viel Raum.
Und das auch auf der Rückbank. Die Beinfreiheit fällt bei beiden üppig aus für die Außen-Maße. Kein Wunder, der Radstand von 2,65 Metern liegt über dem eines Golf. Etwas mehr Platz für den Kopf bietet zwar der neue Kamiq, bequem und großzügig sitzt man in beiden Autos. Die Sitzflächen sind angenehm lang, die Lehnenneigung komfortabel.
Dazu gibt es ausreichend Ablagen im Innenraum. In die Türtaschen passen auch größere Flaschen, in der Mittelkonsole gibt es zwei Becherhalter, unter der klappbaren Armlehne Raum für Kleinkram. Außerdem bringt Škoda ein großes gummiertes Fach fürs Handy in der Mittelkonsole unter. All das wirkt gut durchdacht und sinnvoll umgesetzt.
Zwei Autos, ein Cockpit
Fahrer und Beifahrer genießen in Škoda Kamiq und Škoda Scala einen identischen Ausblick. Armaturenbrett, Türverkleidung, Infotainmentsystem unterschieden sich nicht. Die Materialien sind ordentlich, die Verarbeitung ist tadellos, alle Fugen sind sauber gezogen. In Griffweite ist der Kunststoff meist unterschäumt, Polster in den Türen schützen die Ellenbogen, doch der Türinnengriff besteht aus Hartplastik. Und im unteren Bereich verbaut Škoda ebenfalls harten Kunststoff.
Über die Breite des Armaturenbretts zieht sich eine große Zierfläche aus Kunststoff, die nicht in allen Varianten schick aussieht. Insgesamt wirkt der Innenraum aufgeräumt, schlicht und geschmackvoll eingerichtet. Optional guckt der Fahrer in beiden Autos auf ein virtuelles Cockpit, das sich vielfach individualisieren lässt. Einzeln kostet der 10,2-Zoll-Bildschirm 470 Euro, im Businesspaket mit großem Navi und allerlei weiteren Extras je nach Grundausstattung 1.870 Euro (Ambition) oder 1.380 Euro (Style). Die Preise gelten für beide.
Bedienung und Funktionsumfang sind ebenfalls identisch. Škoda-Fahrer werden sich sofort zurecht finden, VW-Kenner ebenfalls. Doch auch Markenfremde Autofahrer stellt die Menüführung des Infotainmentsystems nicht vor schwierige Aufgaben. Über den Homescreen in Kacheloptik lassen sich die verschiedenen Untermenüs auswählen. Alles, was man sucht, findet man dort, wo man es vermutet.
Motoren im Scala wie im Kamiq
Wir fahren den Kamiq und seien Bruder jeweils mit dem 1,0-Liter-Benziner, der aus drei Zylindern 95 PS oder 115 PS schöpft. In unserem Fall sitzt das stärkere Modell mit Sechsgang-Schaltgetriebe unter der Haube. Optional koppelt Škoda ihn an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Der 95-PS-Motor kommt stets mit Fünfgang-Schaltung. Beide verfügen über eine Start-Stopp-Automatik.
Der Antrieb passt zum Fahrzeug. Mit genügend Leistung und ausreichenden 200 Nm Drehmoment beschleunigt der Škoda Scala klaglos auch aus niedrigen Drehzahlen. Der Motor klingt zurückhaltend und erst dann etwas kerniger, wenn man ihn fordert. Aufdringlich oder unangenehm wird er dabei nie.
Dazu schaltet er präzise, einigermaßen knackig und die Abstimmung von Kupplung, Gas und Bremse fühlt sich harmonisch an. Der Škoda Kamiq hält in allen Beriechen gut mit. Er wiegt ähnlich viel wie der neue Škoda Scala. Genau genommen bringt er mit 1.231 Kilo sogar neun Kilo weniger auf die Waage, entsprechend funktioniert der Turbo-Dreizylinder genauso gut.
Der höhere Aufbau macht sich jedoch beim Verbrauch bemerkbar. Auf dem Papier liegen nur 0,1 Liter zwischen den beiden Konkurrenten (5,0 zu 5,1 Liter). Innerorts liegen sie sogar gleichauf bei 6,4 Litern laut Norm. In der Praxis lässt sich der Kamiq jedoch nicht ganz so sparsam bewegen. Auf unserer nicht ganz repräsentativen Testfahrt lagen 0,6 Liter zwischen den beiden (5,5 l zu 6,2 l). Zum Nachteil des Kamiq. Wer beide nur in der Stadt bewegt, wird wohl eine geringere Differenz herausfahren. Wer oft die 100 km/h überschreitet, spürt einen größeren Unterschied. Die Stirnfläche und die insgesamt schlechtere Aerodynamik des SUV fordern dann Tribut.
Fahreigenschaften SUV vs Kompakter
Beim Fahrkomfort liegen Škoda Scala und das neue City-SUV enger beieinander. Das Fahrwerk federt im Scala meist komfortabel, dabei verbindlich und solide. Kontrolliert geht der Golf-Gegner über Kanten und Buckel. Die Lenkung liegt gut in der Hand. Ihre Gewichtung fällt nicht zu schwer aus, dazu bekommt sogar ausreichend Rückmeldung an den Händen an. Ein Sportler will er nicht sein, zügige Ausfahrten über kurvige Landstraßen verträgt er jedoch ohne Probleme.
Das Fahrwerk des Kamiq stimmt Škoda ebenfalls komfortabel ab, doch auf holprigem Asphalt kippelt er stärker als der Scala. Der Aufbau wackelt merklich hin und her, dadurch fühlt er sich ein wenig unkomfortabler an. Der Abrollkomfort liegt auf ähnlichem Niveau.
Leichte Unterschiede auch bei der Lenkung. Sie wirkt im Kamiq eine Spur teigiger und es dringen weniger Informationen an die Fingerspitzen. Der höhere Schwerpunkt im Vergleich zum neuen Scala macht sich zudem auf kurvigen Landstraßen bemerkbar. Nicht, dass man keinen Spaß haben könnte. Doch der Scala geht williger um die Kurven und wirkt dabei weniger behäbig.
Dafür fährt er allerdings etwas lauter. Wir waren zum Teil bei Regen unterwegs und zeitweise über rauen Asphalt. Dann dringt im Scala etwas mehr Lärm aus Richtung der Hinterachse ans Ohr. Die Abrollgeräusche fallen, vermutlich durch den größeren Resonanzraum (auch: Kofferraum), präsenter aus als im Škoda Kamiq. Der bietet vor allem bei nasser Straße insgesamt angenehmere Frequenzen. Dafür umsäuselt ihn der Wind bei höheren Geschwindigkeiten lauter.
Nach dem großen Kodiaq und dem mittleren Karoq bringt Škoda mit dem Kamiq sein drittes SUV auf die Straße.
Škoda Kamiq gegen Scala im Preisduell
Mindestens 17.950 Euro verlangt Škoda für das SUV Kamiq, der Preis des Kompaktwagen Scala liegt bei mindestens 17.350 Euro. Der gleiche Preisunterschied zeigt sich bei der getesteten Motorvariante 1.0 TSI mit 115 PS und Sechsgang-Schaltung in der Basis-Ausstattung Active. Hier startet der neue Škoda Scala bei 18.550 Euro, der Preis des Kamiq liegt bei 19.150 Euro. In den Ausstattungen Ambition und Style liegen 550 Euro zwischen den Modellen. Wobei wir Ambition schon wegen der Klimaanlage empfehlen würden. Die kostet für die Basisausstattung 1.110 Euro, ab Ambition gibt es für 520 Euro optional die Zwei-Zonen-Klimaanlage.
Extras kosten bei beiden Modellen meist gleich viel. Kleine Preis-Unterschiede zeigen sich jedoch hier und da. So kosten die adaptiven Voll-LED-Scheinwerfer beim Škoda Kamiq für die Ausstattungsvariante Ambition 990 Euro, für Style 830 Euro. Beim Scala 860 Euro (Ambition) oder 740 Euro (Style).
Ebenfalls geringe Unterschiede gibt es bei den Ausstattungspaketen. Für den Scala bietet Škoda die Pakete „Image“ und „Emotion“ mit LED-Rückleuchten, schwarzem Dachkantenspoiler, animierten Blinkern und Panorama-Glasdach (nur Emotion). Wichtigstes Merkmal der Ausstattungen ist jedoch die „verlängerte Heckscheibe“. Erst damit bekommt der Scala den hübschen, schwarz glänzenden Rücken, der ihm das gewisse Extra gibt. Das hat er vom Vorgänger Rapid geerbt. Ansonsten wurde er das komplettere Auto.
Škoda Kamiq vs Scala Fazit
City-SUV oder Kompaktlimousine? Für viele Autokäufer eine Glaubensfrage, die zunehmend mit SUV beantwortet wird. Aus objektiven Gesichtspunkten spricht in diesem Vergleich allerdings nur wenig für den Hochbeiner. Der Rapid-Nachfolger Scala bietet mehr Platz als in der Golf-Klasse, das bessere Fahrverhalten und den günstigeren Verbrauch. Der Kamiq ist mit der geringeren Außenlänge bei der Parkplatzsuche knapp im Vorteil und fährt in manchen Situationen etwas ruhiger.
Die höhere Sitzposition, die viele SUV-Käufer so schätzen, bietet er auch. Allerdings in geringerem Maße als viele andere Modelle der Bauart. Wer wegen der leicht besseren Geländeeigenschaften mit dem Kamiq liebäugelt: Allradantrieb gibt es für ihn ebenso wenig wie für den Scala. Und letzteren legt Škoda für 190 Euro um 15 Millimeter höher. Dann trennt die beiden auch bei der Bodenfreiheit noch weniger.
Škoda Kamiq, Škoda Scala: Technische Daten
Modell | Škoda Kamiq 1.0 TSI | Škoda Scala 1.0 TSI |
---|---|---|
Motor | 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo | 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbo |
Leistung | 115 PS (85 kW) b. 5.000-5.500 U/min | 115 PS (85 kW) b. 5.000-5.500 U/min |
Drehmoment | 200 Nm b. 2.000-3.500 U/min | 200 Nm b. 2.000-3.500 U/min |
Antrieb | Frontantrieb, Sechsgang manuell | Frontantrieb, Sechsgang manuell |
0-100 km/h | 9,9 s | 9,8 s |
Geschwindigkeit | 194 km/h | 201 km/h |
Verbrauch | 5,1 l/100 km | 5,0 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 116 g/km | 113 g/km |
Länge/Breite/Höhe (mm) | 4.241/1.793/1.531 | 4.362/1.793/1.471 |
Radstand | 2.651 mm | 2.649 mm |
Kofferraumvolumen | 400-1.395 l | 467-1.410 l |
Gewicht | 1.231 kg | 1.240 kg |
Anhängelast | 1.200 kg | 1.200 kg |
Preis | ab 19.150 Euro | ab 18.550 Euro |
Škoda Kamiq und Škoda Scala in Bildern
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