Škoda Citigo iV im Test: Erste Fahrt im elektrischen Kleinstwagen
Škodas Kleinster wird elektrisch: Der Citigo iV fährt nur noch mit Strom, und das sogar sehr gut. Wir waren auf einer flotten, fast lautlosen Runde unterwegs.
Es fehlt etwas im neuen Škoda Citigo. Das kernige Knurren ist weg. Den Kleinstwagen gab es bisher ausschließlich mit Dreizylinder-Motoren. Das hat sich eingebrannt, der Sound gehört zum Auto. Nun sagt der Hersteller, damit sei Schluss. Er gehörte zum Auto. Denn Škoda ändert die Taktik. Die Verbrenner fliegen aus dem Programm, ihr Ersatz arbeitet rein elektrisch. Und damit: sehr, sehr leise.
Daran muss man sich gewöhnen. Denn alles andere bleibt im Škoda Citigo erhalten, sogar der klassische Autoschlüssel, den man ins Zündschloss steckt. Wer ihn dreht, spürt aber nicht mehr das Rütteln aus dem Vorderwagen, wenn sich der kleine Verbrenner auf Drehzahl pumpt. Es bleibt still und ruhig im Innenraum. Auch dann, wenn sich das Auto bewegt.
Nur eine künstliche Geräuschkulisse warnt (optional) Passanten, dass hier ein Auto fährt. Das zurückhaltende Surren des Elektromotors nimmt man im Škoda Citigo kaum wahr. Dafür aber das kräftige Drehmoment des Antriebs. Und die Erkenntnis, dass das Auto schon immer so hätte fahren sollen.
Škoda Citigo iV: Elektro-Kleinstwagen mit guter Reichweite
Das ergibt Sinn. Der voll elektrische Kleinstwagen wuselt flott und munter durch die Stadt, ohne die Umgebungsluft mit Schadstoffen zu belasten. Eine hohe Reichweite erwartet niemand in einem Auto wie dem Citigo. Weil er ein Stadtauto ist und nicht für lange Reisen gebaut wurde. Deshalb genügt eine kompakte Batterie, der Preis bleibt überschaubar.
Für den Škoda Citigo iV bedeutet das konkret: Ein Akku mit einer Kapazität von 32,3 kWh (netto) speichert genug Strom für eine Reichweite von 260 Kilometern laut Norm. Nach der ersten Testfahrt scheint dieses Ziel erreichbar, im Öko-Kriech-Modus sogar recht locker. Für lange Fahrten zwischen den Ladepausen muss man sich aber nicht zurückhalten, sondern darf den kräftigen Motor genießen.
Ab der ersten Umdrehung des Elektromotors liegt ein Drehmoment von 212 Newtonmetern an. So stark war noch kein anderer Motor im Citigo. Škoda vermeidet ein harsches Zerren an der Vorderachse, lässt den Fahrer aber die Leistung spüren. Im Bereich bis 50 km/h zieht der Stromer die kleine Karosserie herrlich flott auf Tempo. Darüber wird der Citigo iV etwas zahmer, aber längst nicht zäh.
Das Knurren des alten Citigo vergisst man schnell, denn der Elektromotor macht Spaß. Er treibt das Auto spontan und elastisch an. Dabei kommt er mit einer festen Übersetzung aus. Gut so, denn das automatisierte Schaltgetriebe am Verbrenner war grauslich lahm. Der Elektromotor harmoniert perfekt mit allen Fahrbefehlen.
Viel Platz für ein kleines Auto
Natürlich darf man von einem Kleinstwagen nicht die Fahreigenschaften größerer Autos erwarten. Trotz des niedrigen Schwerpunkts neigt sich die Karosserie in flotten Kurven spürbar nach außen. Die Lenkung arbeitet direkt, aber gefühllos. Damit kann man sich arrangieren. Denn um Rundenzeiten und Kurvengeschwindigkeiten geht es in der Stadt nicht. Wohl aber um Praktikabilität.
Hier ist der Citigo nur schwer zu überbieten. Vier Personen passen ins Auto – wenn sie nicht zu groß geraten sind und sich gut verstehen. Vorn finden auch Menschen jenseits der Norm-Maße genug Platz. Die Sitze sind schlicht, das Infotainment-System nutzt das Display des Smartphones.
Škoda hübscht die Plastiklandschaft mit schicken Folien auf. Leider fehlt dem Lenkrad eine Tiefenverstellung. Dadurch findet nicht jeder Fahrer eine ideale Sitzposition. Zudem dürften die Sitze gern mehr Seitenhalt bieten. Für lange Strecken eignen sie sich nur bedingt. Der Kofferraum genügt für die meisten Besorgungen, mit umgelegter Rückbank auch für mehr. Die Akkus ducken sich unter die Sitze, sie schränken den Laderaum also nicht ein.
Drei Elektro-Kleinstwagen von Škoda, Seat und VW
Insgesamt gelingt Škoda mit dem Citigo mit Elektromotor ein praktischer, agiler und spritziger Stadtflitzer mit alltagstauglicher Reichweite zu einem fairen Preis. Er startet bei 20.950 Euro, abzüglich der Umweltprämie von Staat und Hersteller. Klimaautomatik, Zentralverriegelung, Radio, vier Türen, elektrische Fensterheber vorn und ein Wechselstrom-Ladegerät gibt es serienmäßig. Schnelles Gleichstrom-Laden (40 kW) kostet extra.
Der VW-Konzern stellt alle Kleinstwagen auf Strom um. Škoda Citigo iV, Seat Mii Electric und VW E-Up fahren mit identischem Antrieb und Akku zu recht ähnlichen Preisen. Technisch unterscheiden sie sich nicht, in der Ausstattung kaum. Welcher der Richtige ist, entscheidet das individuelle Angebot vom Händler – oder die persönliche Verbindung zur Marke.
Derzeit bietet innerhalb des Trios nur VW im Up noch einen Verbrenner an. Der 60-PS-Benziner war der Verkaufsschlager und bleibt deshalb im Programm. Škoda denkt darüber nach, ihn ebenfalls wieder in die Preisliste zu schreiben. Wenn daraus nichts wird: halb so schlimm. Denn spätestens nach unserer Testfahrt vermissen wir das Knurren nicht mehr.
Škoda Citigo iV: Technische Daten
Modell | Škoda Citigo iV |
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Motor | Elektromotor |
Getriebe | Feste Übersetzung |
Leistung | 61 kW (83 PS) |
Drehmoment | 212 Nm Anfahrmoment |
0-100 km/h | 12,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h (abgeregelt) |
Normverbrauch | 13,5-16,4 kWh/100 km (WLTP) |
CO2-Emissionen | 0 g/km |
Kofferraumvolumen | 250-923 l |
Länge | 3.597 mm |
Breite | 1.645 mm |
Höhe | 1.478 mm |
Radstand | 2.417 mm |
Akkukapazität | 32,3 kWh (netto) |
Reichweite | 260 km |
Preis | Ab 20.950 Euro |