Sechs Traumautos, die auch im Alltag taugen
M3, 911, GT-R, R8 – es gibt Autos, da muss man die Marke nicht dazusagen. Traumautos eben. Diese hier funktionieren im Alltag und sind oft günstiger als gedacht.
Alltagstauglichkeit ist ein dehnbarer Begriff. Zugegeben, von diesen Traumwagen bieten sich nur wenige für die große Urlaubsreise mit Familie an. Doch Autos wie Porsche 911, BMW M3 oder Audi R8 funktionieren gut jenseits der Rennstrecke und richtig gut auf ihr. Die Preise starten schon bei weniger als 40.000 Euro. Nach oben haben wir eine Grenze von 80.000 Euro gesetzt. Hier sind unsere sechs sexy Traumwagen.
Audi R8: Mittelmotor-Klangerlebnis aus Ingolstadt
Einen Mittelmotor-Sportler mit hochdrehenden Saugmotoren wird es bei Audi nie wieder geben. Statt Verbrennungskraftmaschinen mit acht oder zehn Zylindern steht bei Audi Elektromobilität auf der Agenda. Wenn der Supersportler Audi R8 einen Nachfolger bekommt, dann mit E-Motor. So gesehen sind es nicht Leistung und Geschwindigkeit, die den Audi R8 ausmachen, sondern: Sound.
Zwei Klangquellen stehen in Audis Mittelmotorsportler zur Auswahl: ein 4,2-Liter-V8 und ein 5,2-Liter-V10. Beide saugen ihre Atemluft selbst an, kein Turbo stört die Klangentwicklung. Seit 2010 leistet der kleinere Motor 430 PS, die bei 7.900 Umdrehungen anliegen, und drückt 430 Newtonmeter Drehmoment ins Getriebe. Dabei handelt es sich ab 2012 um ein Doppelkupplungsgetriebe. Die manuelle Option wird selten gekauft und findet sich kaum auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Ab 2015 rollt die zweite Generation auf den Straßen, die nur noch mit V10 kommt - und kaum für weniger als 80.000 Euro zu haben ist.
2006 schickt Audi den R8 auf die Straßen. Anfang 2019 erhält der Mittelmotor-Sportwagen sein letztes Facelift.
Die Preise starten schon bei 40.000 Euro für V8-Modelle der ersten Generation mit hohen Laufleistungen von mehr als 100.000 Kilometern. Das Schöne am Motor: Er klingt komplexer, kerniger und weniger geschliffen als der V10. Mangelerscheinungen kommen trotzdem nicht auf. Der R8 4.2 TFSI sprintet in 4,6 Sekunden auf Tempo 100 und hört erst bei rund 300 km/h auf zu beschleunigen. Der Spyder mit Stoffverdeck braucht 0,2 Sekunden länger.
Klar, als Mittelmotor-Sportwagen kann der R8 im Alltag etwas mühsam sein. Man sieht schlecht raus und fällt auf (der Sound). Davon abgesehen fährt er sehr passabel und ziemlich komfortabel. Für die Klasse. Allradantrieb bietet ein Plus an Sicherheit.
BMW M3, BMW M4 (F80/F82): Großserie für die Rennstrecke
Im Vergleich zum Audi R8 wirken ein BMW M3 (Baureihe F80) oder ein BMW M4 (F82) ziemlich konventionell. Nur wenig unterscheidet die sportlichen Topmodelle von den Standard-Varianten. Äußerlich. Unter der gewölbten Haube sitzt ein 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit mindestens 431 PS. Ab Anfang 2016 leistet der Turbo in den nun Competition genannten Varianten sogar 450 PS. 550 Newtonmeter Drehmoment beschleunigen M3 und M4 in wenig mehr als vier Sekunden auf Tempo 100.
Fahrdynamisch gibt es ebenfalls nur wenig zu meckern an Limousine und Coupé. Die M-Modelle fahren gut beherrschbar, berechenbar und – wenn man mag – mit herrlicher Tendenz zum Übersteuern. Ohne Mühe zerlegen sie manchen Sportwagen auf der Rennstrecke. Bei akzeptabler Alltagstauglichkeit. Vor allem der M3 bietet sich als Familienexpress an.
• Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Biturbo
• Leistung: 450 PS
• 0-100 km/h: 4,2 s | Vmax: 250 km/h
Das Angebot an Coupés ist jedoch deutlich größer. Bei mobile.de sind ab Neuzulassung 2014 mehr als 460 M4 gelistet (ohne Cabrios), vom M3 etwas mehr als 100. In jedem Fall bleiben BMW M3 und BMW M4 meist deutlich unter 80.000 Euro. Für weniger als 50.000 Euro gibt es richtig gute Angebote.
Logisch, schon beim Neupreis liegen M3 und M4 über die Jahre bei weniger als 80.000 Euro. Erst als der M4 Competition zum einzigen Serienmodell wird, reißt er die Grenze. Aktuell kostet er 87.000 Euro. Der M3 wird 2018 aus dem Programm genommen, weil BMW keinen Partikelfilter einbauen will. Ohne schafft er die Abgasnorm Euro 6d-TEMP nicht.
Tesla Model 3: Elektrisch schnell
Abgaswerte sind für das rein elektrische Model 3 von Tesla kein Problem. Allerdings zahlt man oft mehr als für M3 oder M4. Das liegt vor allem daran, dass das Elektroauto Model 3 noch sehr jung ist und die Einstiegsversion für weniger als 40.000 Euro auf sich warten lässt. Gebrauchte oder fast neue Model 3 starten um die 50.000 Euro. Die meisten sind teurer.
Die günstigsten Modelle kommen mit Hinterradantrieb und Standard-Reichweite. Die liegt im WLTP-Verbrauchszyklus bei 409 Kilometern. Der Elektromotor leistet 258 PS. Das Tesla Model 3 Long Range AWD wird von zwei Elektromotoren angetrieben. Es schafft 560 Kilometer und beschleunigt in 4,6 Sekunden auf Tempo 100. Richtig spaßig wird es mit der Performance-Version. 462 PS Maximalleistung beschleunigen das Model 3 in 3,4 Sekunden auf Tempo 100 und bis auf 261 km/h. Dann kommt man mit einer Akkuladung allerdings nicht sonderlich weit.
Im Juli 2017 startet die Produktion des Model 3. Seit Anfang 2019 stromert der Kalifornier auch auf europäischen Straßen.
Alltagstauglich ist das Model 3. Viel Platz im Innenraum, ein straff, aber nicht zu hart abgestimmtes Fahrwerk und ein zunächst ungewohntes, aber leicht zu bedienendes Infotainment machen das Model 3 anders, aber nicht unnötig kompliziert.
Die Verarbeitungsqualität lässt leider bei vielen Exemplaren Sorgfalt vermissen. Ungeheure Spaltmaße ließen sich verzeihen, wenn das Auto solide zusammengebaut wäre. Die Exemplare, die wir fuhren, knarrten und knackten bei unebener Fahrbahn gehörig im Gebälk. Man hört und liest immer wieder von Model 3 ohne Qualitätsproblemen. Beim Gebrauchtwagenkauf sollte man aber einen strengen Blick darauf haben.
Porsche 911 (991): Der Golf unter den Sportwagen
Elfer-Fahrer sind die Meilenfresser unter den Sportwagen-Fahrern. Fast 250 Inserate für Modelle der Baureihe 991 bis 80.000 Euro stehen aktuell bei mobile.de. Nur rund 80 der angebotenen Autos haben weniger als 50.000 Kilometer auf dem Tacho. Kein Wunder. Kaum ein Sportwagen eignet sich so gut für den Alltag wie der Elfer. Er federt rücksichtsvoll, kreischt nicht, wenn man ihn sanft fährt, und nervt nicht mit übertrieben sportlicher Lenkung. Die Abmessungen fallen überschaubar aus. Mit rund 4,50 Metern Länge und wenig mehr als 1,80 Metern Breite nimmt selbst die im Vergleich zum Vorgänger gewachsene Baureihe 991 weniger Fläche ein als manches Kompakt-SUV.
Trotz all der Alltagstauglichkeit fährt der von 2011 bis 2019 gebaute Porsche 911 auf der Rennstrecke Kreise um viele Supersportler. Ausgewogenes Handling, perfekte Balance und (mittlerweile) tolle Berechenbarkeit zeugen davon, dass Porsche das vermeintlich nachteilige Heckmotor-Konzept über die Jahrzehnte verfeinert hat.
Im Porsche 911 (991) sitzt der Motor noch dort, wo er hingehört. Im Heck.
Zuverlässig ist der 991 auch noch. Der TÜV hat bei der Hauptuntersuchung fast nichts zu bemängeln. Hoher Verschleiß an Bremsen, Kupplung und Reifen sind bei manchem Gebrauchten ein Thema und zeugen davon, dass 911-Fahrer ihr Auto nicht unbedingt schonen. Doch selbst, wenn nur Routine-Arbeiten anfallen: Ein Porsche ist im Unterhalt kein Schnäppchen. Die Werkstattpreise sind legendär hoch.
Heißer Tipp: Modelle vor dem Facelift Ende 2015 werden noch von Saugmotoren angetrieben. Der Sechszylinder-Boxer mit 3,4 Litern Hubraum leistet im Carrera und im Allradler Carrera 4 350 PS. Bei mobile.de werden sie meist mit 349 PS angegeben. Der 3,8-Liter-Boxer im Porsche 911 Carrera S und Carrera 4S bringt 400 PS auf die Straße. Facelift-Modelle kommen auf 370 PS und 420 PS. An den Charme der Sauger reichen die neuen 3,0-Liter-Turbos nicht ganz heran. Noch handelt es sich beim Großteil der inserierten Elfer um 991.1. und nicht um 991.2. Also: lieber nicht zu lange warten.
Mercedes-AMG GT: Blubbernder V8 gegen den Elfer
Ein Auto, das dem Porsche 911 mit gänzlich anderen Mitteln den Rang ablaufen soll, ist der Mercedes-AMG GT. Mit Front-Mittel- statt Heckmotor und V8-Turbo statt Sechszylinder-Boxer könnten die Sportwagen unterschiedlicher kaum sein. Trotzdem sind sie direkte Konkurrenten. Entsprechend bemüht sich die Sportabteilung von Daimler um ein ähnlich breit gefächertes Angebot. Es reicht vom Standard-GT mit 462 PS (jetzt: 476 PS) über den GT S und GT C bis zum AMG GT R mit 585 PS und deutlichem Fokus auf die Rennstrecke. Alle Varianten gibt es als Coupé und als Roadster.
Zum Preis bis 80.000 Euro muss man sich mit einem Basismodell oder einem GT S zufriedengeben. Cabrios und GT-C- oder GT-R-Varianten bekommt man dafür noch nicht. Kein Drama, der GT bringt auch so genug Drama auf die Straße. Optisch und akustisch. Der 4,0-Liter-V8-Biturbo blubbert groß und souverän. Die lange Schnauze, das große Kühlermaul und das fließende Heck machen etwas her.
Der Mercedes-AMG GT hat es sogar bis in die Formel 1 geschafft. Seit 2015 wird der Sportwagen dort als Safety Car eingesetzt.
So richtig präsent wird die Front erst mit dem Facelift 2017, als alle Modelle den Panamericana-Grill mit senkrechten Streben bekommen. Aber: Für weniger als 80.000 Euro bekommt man ohnehin nur Modelle von vor dem Facelift, überwiegend GT mit 462 PS und einige GT S mit 510 PS. Bei rund 70.000 Euro starten die Preise.
Dafür erhält man ein Auto, das ähnliche Qualitäten wie der Porsche 911 mitbringt. Im Alltag kommt man gut mit einem GT zurecht. Seine erhebliche Breite (1,94 Meter ohne Spiegel) spürt man natürlich in der Stadt. Die Bedienkräfte sind eher hoch, Platz gibt es nur für zwei Personen, aber immerhin einen nutzbaren Kofferraum. Auf der Rennstrecke lässt er seine Größe vergessen. Er fährt perfekt ausbalanciert, präzise, berechenbar und, wenn man will, auch quer. Bösartigkeit ist ihm fremd.
Nissan GT-R (R35): Von der PlayStation auf die Straße
Als Nissan 2008 den GT-R auf die Straße bringt, ist der Hype groß. Eine Generation von PlayStation-Spielern kennt den Vorgänger Skyline GT-R R34 aus der Rennsimulation Gran Turismo. Der läuft schon 2002 aus. Was danach als Skyline auf manchen Märkten zu haben ist, hat mit der Legende wenig zu tun. Der Nissan GT-R knüpft da jedoch wieder an.
Sein 3,8-Liter-V6-Biturbo leistet zum Marktstart 485 PS. 2011 steigt die Leistung auf 530 PS, inzwischen sind es 570 PS. Der Preis liegt anfangs bei weniger als 82.000 Euro, was für ein Auto mit dieser Kompetenz und in dieser Leistungsklasse ein echtes Schnäppchen ist. Nissan hält das Niveau nicht lange, zuletzt werden 99.900 Euro für ihn aufgerufen.
Der Nissan GT-R trägt den Spitznamen "Godzilla". Das bedeutet so viel wie "König der Monster".
Der Begriff „PlayStation“ begleitet den GT-R. Gemeint ist das in vielen Tests als milder Vorwurf ans Ambiente und zum Teil auch an das Fahrgefühl. Tatsächlich wirkt der GT-R innen recht verspielt, mit vielen Knöpfen und allerlei Anzeigen auf dem Zentralmonitor. Die geben Auskunft über diverse Fahrdaten – G-Kräfte, Rundenzeiten, Flüssigkeitstemperaturen. Mittlerweile sind ähnliche Anzeigen auch bei Premium-Anbietern Standard. Wenn auch etwas eleganter gestaltet.
Die Preise für den Nissan GT-R starten bei um die 50.000 Euro für frühe Modelle. Mit Neuzulassung ab 2014 und maximal 50.000 Kilometern auf dem Tacho geht es erst ab ca. 70.000 Euro los. Doch die frühen Modelle gelten fahrdynamisch als kompetenter. Und der 3,8-Liter-V6 lässt sich auch nachträglich auf PS-Zahlen weit jenseits der Werksleistung bringen.