Schneeketten im Test: Montage, Modelle, Gesetzeslage
Schneeketten erhöhen bei winterlichen Bedingungen die Traktion. Was Du dabei beachten musst und welche Alternativen es gibt, klären wir im Ratgeber.
- Schneeketten: Das Wichtigste im Überblick
- Schneeketten: Pflicht, Zulässigkeit, Bußgeld | Gesetzeslage: Wann Schneeketten verpflichtend sind
- Schneeketten und Aufstiegshilfen: Montage bei Front-, Heck- und Allradantrieb | Montage bei Front-, Heck- und Allradantrieb
- Schneeketten anlegen: Tipps, Hinweise, Vorgehensweise | Schneeketten anlegen: Schritt für Schritt
- Schneeketten: Arten, Verschluss-Systeme, Auswahl | Welche Schneeketten es gibt – der Vergleich
- Alternativen zu Schneeketten: Textilketten, Aufstiegshilfen, Sprays | Diese Alternativen zu Schneeketten aus Metall gibt es
- Schneeketten im Test: Marken, Modelle, Resultate | Schneeketten im Test
Schneeketten ergeben Sinn. Auf manchen höherlagigen Straßenabschnitten Deutschlands müssen sie verpflichtend angelegt werden, eine generelle Pflicht zum Mitführen besteht hierzulande nicht. Wirklich sinnvoll sind Schneeketten, wenn sehr viel Neuschnee gefallen ist, die Straßen glatt sind oder ein Winterausflug in die Berge ansteht. Sie werden über den Reifen gestülpt und erhöhen auf rutschigem Untergrund die Traktion. Schneeketten können beim Beschleunigen, Bremsen und in der Kurve unterstützen.
Wie und wo man Schneeketten im Bedarfsfall montiert? Was beim Kauf zu beachten ist? Und welche Alternativen zur klassischen Schneekette existieren? Das erfährst Du hier.
Schneeketten: Das Wichtigste im Überblick
- In Deutschland verpflichtend bei „Verkehrszeichen 268“ (blauer Grund)
- Sinnvoll bei Glätte, hohen Schneemengen und/oder starker Steigung
- Maximal-Tempo 50 km/h
- Paarweise Nutzung an der Antriebsachse
- (Teils mäßige) Alternativen: Textilketten, Schneesocken, Sprays, Anfahrhilfen
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Schneeketten: Pflicht, Zulässigkeit, Bußgeld | Gesetzeslage: Wann Schneeketten verpflichtend sind
Ein blaues Verkehrszeichen mit weißem Rad und schematischer Darstellung einer Schneekette weist auf die Kettenpflicht hin. Sie gilt für Fahrzeuge sowohl mit Zwei- als auch mit Allradantrieb. Wer die Vorschrift missachtet, riskiert in Deutschland ein Bußgeld von 20 Euro. Zusatztafeln können die Gültigkeit einschränken oder Fahrzeuggruppen ausnehmen. Üblicherweise wird das Symbol (konkret handelt es sich um Verkehrszeichen Nummer 268) nur angezeigt oder aufgestellt, wenn es die Witterungsbedingungen verlangen.
Umgekehrt dürfen Autofahrer Schneeketten und Aufstiegshilfen auf verschneiten und vereisten Straßen auch dann nutzen, wenn es der Gesetzgeber nicht explizit vorschreibt. Also nach eigenem Ermessen, bei dichter Schnee- oder Eisdecke. Wer die metallenen Ketten bei (zu) guter Witterung nutzt, riskiert Schäden an Reifen, Kette und Straßenbelag. Außerdem gilt mit Schneeketten an den Rädern ein Tempolimit von 50 km/h – unabhängig davon, ob man die Ketten freiwillig oder verpflichtend nutzt.
In Deutschlands schneereichen Nachbarländern Österreich, der Schweiz und Italien weisen ähnliche Verkehrsschilder auf die Kettenpflicht hin. Doch die Bußgelder fallen in unseren Nachbarländern höher aus als in Deutschland: In Österreich etwa sind Summen zwischen 35 und 5.000 Euro denkbar, in der Schweiz kostet der Verstoß mindestens 100 Franken (92 Euro). Italien-Urlauber können in der kalten Jahreszeit auch bei trockenem Boden zum Verbleib ihrer Schneeketten befragt werden. Denn auf einigen Verbindungen Norditaliens ist das Mitführen Pflicht.
Schneeketten und Aufstiegshilfen: Montage bei Front-, Heck- und Allradantrieb | Montage bei Front-, Heck- und Allradantrieb
Schneeketten werden grundsätzlich paarweise pro Achse genutzt und an den Antriebsrädern aufgezogen. Fahren mit vier Schneeketten ist erlaubt, doch beim Allradmodell nicht verpflichtend vorgeschrieben. Bei vierradgetriebenen Fahrzeugen nennt der Hersteller zumeist in der Betriebsanleitung, ob die Schneeketten an Vorder- oder Hinterachse gehören. Tendenziell bieten sie an den Vorderrädern mehr Unterstützung, da hier ja auch gelenkt wird. Bedenke in jedem Fall: Speziell, wenn sie an einer Achse montiert sind, wirken sich Schneeketten deutlich auf das Fahrverhalten aus. Auf rutschigem Grund generiert diese Achse dann mehr Grip. Die andere Achse kann plötzlicher ausbrechen. Aus einem weiteren Grund solltest Du am Steuer mit Bedacht agieren: Hektische Fahrmanöver strapazieren die Kettenglieder. Reißen sie, gehen Spannung und Grip wieder verloren.
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Eine statische Herausforderung bei Schneeketten hat sich bereits bis in schneelose Gebiete auf Meereshöhe herumgesprochen: Die Montage kann mühselig werden. Experten empfehlen daher, das Anlegen irgendwann im Trockentraining zu üben, etwa in der warmen Garage.
Wird es ernst, sollten Autofahrer möglichst früh und am besten auf noch festem Untergrund die Ketten anlegen. Dafür braucht es einen möglichst ebenen und trockenen Platz abseits der Straße. Bei der Montage sollen Autofahrer eine Warnweste anziehen und die Warnblinkanlage aktivieren.
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Schneeketten anlegen: Tipps, Hinweise, Vorgehensweise | Schneeketten anlegen: Schritt für Schritt
Zunächst säuberst Du den Reifen und die Fläche vor und hinter dem Reifen, damit sich nicht zu viel Schmutz in den Kettengliedern verfängt. Nun beginnt die eigentliche Montage. Dazu empfiehlt der ADAC: „Zuerst die Kette entsprechend der Montageanleitung des Herstellers über den Reifen legen. Meist wird im zweiten Schritt das Fahrzeug wenige Meter bewegt, um die Kette voll aufzulegen. Abschließend die Kette verschließen und dabei auf die richtige Spannung achten: Sie sollte nicht zu locker sein, denn dann könnten Teile der Kette am Fahrzeug anschlagen und Schäden an Bremsleitungen, ABS-Sensoren und Radaufhängung verursachen. Aber auch zu fest darf die Kette nicht gespannt sein, sonst könnte sie reißen und das Fahrzeug ebenfalls beschädigen.“
Wer die Schneekette montiert hat, sollte nach etwa 100 Metern Fahrt kontrollieren, ob die Spannung passt, und gegebenenfalls etwas nachziehen. Noch ein Tipp: Bei Fahrzeugen mit den elektronischen Fahrhilfen ASR und ESP kann die Wirksamkeit der Ketten etwas eingeschränkt sein, da sie sich im Schnee nicht so festgraben können. Der Grund: Die Assistenzsysteme minimieren den Schlupf des Reifens. Manche der Fahrhilfen können über eine Taste oder im Untermenü ruhend gestellt werden.
Schneeketten: Arten, Verschluss-Systeme, Auswahl | Welche Schneeketten es gibt – der Vergleich
Details von Montage und Nutzung hängen an der Bauart der Schneekette. Außerdem variieren die Preise je nach Konstruktionsprinzip. Zu den günstigen Schneeketten gehören Seilketten. Sie werden im Stand montiert und mit einem Seilring auf der Innenseite des Rads geschlossen. Rangieren ist bei diesen Ketten nicht nötig.
Im Vergleich dazu sind Bügelketten aufwendiger gefertigt und teurer. Dafür erlaubt ihr Federbügel, die einfachere Montage – sie werden schlicht über die Winterreifen gezogen. Dabei musst Du allerdings etwas rangieren und die Spannung optimieren, damit die Ketten nach der Montage nicht klappern. Praktisch sind Versionen mit einer Nachspannautomatik, die das händische Nachziehen erspart. Noch einfacher sind sogenannte Schnellmontageketten zum Aufstecken. Doch häufig funktionieren sie nur in Kombination mit einem Adapter, der zuvor am Rad montiert wird.
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Mitentscheidend ist die passende Größe der Schneekette. Und die hängt an der Reifendimension. Grundsätzlich nutzen die Hersteller von Schneeketten bei der Größenangabe dieselbe Logik wie Reifenhersteller: Breite der Auflagefläche in Millimeter, Flankenhöhe in Prozent davon und Felgengröße in Zoll bilden die Angabe. Bedeutet schlicht: Wer einen 255-55-16er-Reifen fährt, sucht im ersten Schritt nach den Ketten-Optionen in diesem Format. Zudem musst Du beachten, dass sich Schneeketten meist nicht für alle zugelassenen Reifengrößen eignen. Achte deshalb auch auf die Kompatibilität von Reifen und Ketten.
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Alternativen zu Schneeketten: Textilketten, Aufstiegshilfen, Sprays | Diese Alternativen zu Schneeketten aus Metall gibt es
Zur klassischen Schneekette existieren mehrere Alternativen – mit einer großen Einschränkung: Gilt Schneeketten-Pflicht, ist die klassische Variante mit metallenen Kettengliedern gemeint. Geht es schlicht um den Grip, können Textil oder Kunststoff eine Alternative sein. Außerdem bieten mehrere Hersteller Spray aus der Dose an – wobei da Vorsicht geboten ist.
Aufstiegshilfen aus Textil werden in zwei Formen angeboten: Als Textil-Kette, bei der ein stabiles Kunststoff-Geflecht die stählerne Kette auf der Reifenlauffläche ersetzt. Und als „Schneesocken“, bei denen der Verbundstoff die gesamte Reifenlauffläche überzieht. Modelle nach ersterem Prinzip (etwa Michelin 92303 Easy Grip, 120 Euro) lassen sich einfach anlegen und können – im Gegensatz zur klassischen Kette – keine ernsthaften Schäden am Fahrzeug anrichten. Doch auf rauem Untergrund verschleißen sie ungleich schneller als Metallketten. Exemplare nach dem Schneesocken-Prinzip (etwa Polair Show 7´, rund 44 Euro) kosten weniger und lassen sich ebenfalls leicht anlegen. Doch im tiefen Schnee bieten sie weniger Traktion. Kommt stellenweise Asphalt durch, verschleißen sie rasch.
Eine weitere Alternative: Aufstiegshilfen mit Kunststoff-Plattform und metallenen Spikes. Sie bedecken nur einen Teil des Reifens. Gängige Modelle (etwa Ottinger Spike-Anfahrhilfe, 19 Euro pro Paar) decken etwas weniger als die Größe einer Handfläche ab. Bedeutet: Es handelt sich nicht um einen vollwertigen Ersatz der metallenen Schneekette in allen Lebenslagen. Eher um eine weitere Option, wenn man nur aus dem Schneehaufen und zurück auf festeren Boden will.
Die einfachste und günstigste Option ist gleichsam die umstrittenste: Ein norwegischer Hersteller bietet mit dem Snow Grip Spray (rund 10 Euro) eine Lösung aus der 400-Milliliter-Dose. Reifenlauffläche einsprühen, kurz warten und dann raus aus der Schneewechte – so weit die Theorie. In ersten Videos von Praxis-Tests fährt das Auto tatsächlich aus dem Schneehaufen. Wir sind zugegeben skeptisch, ob das wirklich funktioniert. Nach rund acht Kilometern verfliegt die Wirkung laut Hersteller wieder. Immerhin kann die Behandlung keinen bleibenden Schaden an Reifen und Auto anrichten.
Generell befindet der ADAC: Klassische Schneeketten seien noch immer der beste Allrounder und ausreichend verschleißfest.
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Schneeketten im Test: Marken, Modelle, Resultate | Schneeketten im Test
Elf Schneeketten unterschiedlicher Bauart und zwei Anfahrhilfen testet der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) im Winter 2019. Neben den Fahreigenschaften zählt die Handhabung. Grundsätzlich würden Schneeketten in Sachen Traktion gute Dienste leisten und selbige spürbar verbessern. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede beim Montagekomfort. Am besten schnitten dabei die Schneeketten mit Ringsystem und automatischer Nachspannung ab.
Interessant: Die teuersten Optionen sind nicht die besten. Testsieger wird mit dem Pewag Snox Pro (136 Euro) eine relativ günstige Kette, knapp vor dem ähnlich bepreisten RUDcompact easytop (140 Euro). Das mit Abstand teuerste Modell, die Kette Thule K-Summit XXL (736 Euro), landet mit der Bewertung „gut“ nur auf dem achten von insgesamt elf Plätzen.
Bis ins Segment der Kompakten und Kombis gelten Systeme mit Ring als Standard. Für schwere Limousinen und größere SUVs sind zunehmend Systeme mit Greifarmen und Spannbügeln erhältlich. Hier gibt es Modelle, die sehr leicht zu montieren sind (etwa Thule Easy-fit), andere Exemplare (etwa Thule K-Summit) können dagegen nur mit Werkzeugeinsatz angebracht werden. Zur Vorsicht rät der VKI bei Billigketten aus China der Marke Lescars. Sie schnitten im Test zwar passabel ab, seien aber extrem rostanfällig.
Schwierig wird die Montage bei tiefergelegten Fahrzeugen. Oder solchen, bei denen die Winterreifen schon in der Standard-Konfiguration wenig Raum im Radkasten lassen. Dann sollten Käufer ein Produkt mit geringerer Kettenhöhe wählen. Das sind zum Beispiel die Schneeketten 58575 Brenta 9 XMB 73 des Herstellers Pewag mit einer Kettenhöhe von nur neun Millimetern oder das Modell Goodyear 777956 mit einer Kettenhöhe von sieben Millimetern. Wer die Winterräder auf Leichtmetallfelgen zieht, sollte Schneeketten mit Felgenschutz wählen.
Getestete Schneeketten | |
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Pewag Snox Pro | Sehr gut |
RUDcompact easytop | Sehr gut |
Thule Easy-fit CU-9 | Sehr gut |
RUDmatic classic | Sehr gut |
Pewag Servo sport | Sehr gut |
Pewag Servo sport | Sehr gut |
RUD Centrax | Gut |
Thule K-Summit XXL | Gut |
Thule CK-7 | Gut |
Lescars Art. Nr. NX3022 | Durchschnittlich |
Pewag uz-super | Durchschnittlich |
Anfahrhilfen | Sehr gut |
AutoSock 600 | Weniger zufriedenstellend |
Michelin EasyGrip G12 |