Der Renault Twingo kommt als Elektroauto
Der Renault Twingo passt zur Stadt. Im elektrischen Twingo Z.E. wirkt das City-Hecktriebler-Konzept erst richtig stimmig. Aber wie ist die Reichweite? Erste Infos.
Elektromobilität wird bisweilen sehr grundsätzlich diskutiert, dabei gibt es sie in unzähligen Varianten. Vom E-Bike bis zum rein elektrischen Supersportwagen. Die zeigen: Wenn der Anwendungszweck Sinn ergibt, stellt sich die Frage nicht, ob sich Strom jemals durchsetzt. Auch der elektrische Renault Twingo beweist: Es geht nicht um den Grundsatz, sondern um den Anlass. Passt der Stromantrieb zum Konzept des Autos, wird er seine Kunden finden. Mit oder ohne Förderung. Den rein elektrischen Renault Twingo Z.E. baut Renault für das Wuseln im Stadtverkehr. So wie den seit 2014 erhältlichen Twingo mit Verbrenner und den seit 2017 angebotenen Smart Forfour mit derselben Plattform und ähnlicher Elektro-Technik. Auch der läuft in Renaults Twingo-Werk vom Band.
Viel verrät Renault noch nicht zum Strom-Twingo. Aber er dürfte eine dankbare Lücke finden zwischen seinen technischen Verwandten: Er ist für den urbanen Raum besser geeignet als der Benziner-Twingo. Lokal sauberer ist er sowieso. Und er sollte außerhalb der Stadtgrenzen dem viertürigen Elektro-Smart überlegen sein.
Twingo: Heckmotor gibt es nicht nur im Porsche 911.
Twingo Z.E.: Renaults zweiter Massen-Stromer kommt Ende 2020
Der Twingo Z.E. kommt Ende 2020 auf den Markt und wird Renaults zweites massentaugliches E-Auto für private Kunden. Denn die größten E-Modelle Master Z.E. und Kangoo Z.E. stehen im Nutzfahrzeug-Segment. Der kleinere, Buggy-artige Twizy bietet zwar großen Spaß, ist aber nur mäßig praktisch.
Dem erfolgreichen Zoe hingegen kommt der neue Elektro-Kleinstwagen sehr nahe. Vom jüngst gelifteten Kleinwagen trennen den Twingo Z.E. rund 40 Zentimeter. Mit 3,62 Metern ist er exakt so lang wie die Twingo mit Verbrenner. Er lädt mit 240 bis 980 Litern ebenso viel ein wie die bekannte Version und er sieht genauso aus. Neben dem Schriftzug outen nur blaue Elemente an Kühlergrill, Flanke und Radnabenabdeckung den Stromer.
Antrieb und Fahrleistungen des Elektro-Twingo
Die zusammen mit Daimler entwickelte Plattform des Twingo III wurde von Anfang an auf E-Mobilität ausgelegt. Damit ersetzt der 82 PS (60 kW) starke E-Motor den 0,9-Liter-Benziner am angestammten Platz: ganz hinten, unter dem Kofferraumboden. Renaults dritter Twingo und sein Schwestermodell Smart Forfour gehören seit 2014 zu den wenigen Modellen mit Heckmotor und angetriebener Hinterachse. Es geht dabei nicht um Sportlichkeit oder maximale Traktion, sondern um eine kurze Front und einen minimalen Wendekreis. An der Vorderachse ist schlicht mehr Lenkeinschlag möglich, wenn die Ingenieure dabei nicht an die limitierten Möglichkeiten der Antriebswellen-Gelenke denken müssen. Der E-Kleinstwagen wendet auf 8,75 Metern.
160 Newtonmeter schickt der E-Motor in das Eingang-Getriebe. Unter den Verbrenner-Varianten verfügt nur das Sportmodell Twingo GT über mehr Drehmoment. Seine Kraft liefert der Elektromotor weitgehend unabhängig von der Drehzahl. Vorteile gegenüber dem Stromer bieten die ab 65 PS starken Dreizylinder-Turbobenziner tendenziell jenseits der Stadtgrenzen: Mit einem Top-Speed von 135 km/h ist der Elektro-Twingo das langsamste Modell der Baureihe. Geschenkt, dieser Kleinstwagen passt ohnehin am besten in urbane Räume.
Reichweite: Größerer Akku, bis zu 250 Kilometer in der Stadt
In der Stadt klappt die Rekuperation schlicht besser. Beim Rollen und moderaten Bremsen leitet das System Energie zurück in den 21 kWh großen Akku. Das Ausmaß bestimmt der Fahrer: Im B-Modus für die Energie-Rückgewinnung gibt es drei Fahrprogramme. Für die höchste Stufe verspricht Renault „One-Pedal-Driving“. Also so starke Rekuperationskräfte, dass das Gaswegnehmen in vielen Situationen den Tritt auf die Bremse ersetzen kann.
Das und ein geringerer Durchschnitts-Speed erklären Renaults Reichweiten-Prognosen. Bis zu 230 Kilometer (alle Werte WLTP) soll der Twingo Z.E. mit einer Ladung in der City schaffen. Die klassische kombinierte Reichweite geben die Franzosen mit 180 Kilometern an. Im Eco-Modus soll der Wert auf 215 Kilometer steigen. Dann begrenzt der Twingo Z.E. Leistung und Höchstgeschwindigkeit. Der Datenblatt-Vergleich legt nahe: Wer gelegentlich jenseits der Stadtgrenzen fährt oder es seltener zum Strom-Anschluss schafft, ist mit dem Twingo besser beraten als mit dem Smart EQ Forfour. Denn Daimlers Version ist genauso stark (82 PS, 60 KW), wenn auch geringfügig langsamer (130 km/h), hat aber einen kleineren Akku. 155 km kombinierte Reichweite schafft der Smart Forfour mit 17,6 kWh Akkukapazität.
Lademöglichkeiten beim E-Twingo
An der Ladesäule sind Twingo Z.E. und Smart Forfour electric in Grundzügen ebenbürtig. Beide Elektro-Kleinstwagen laden dreiphasig an 22-kW-Stationen. Einen CCS-Stecker mit zusätzlichem Anschluss für Gleichstrom gibt es in beiden Fällen nicht. Bedeutet: An der Wallbox, an öffentlichen Ladepunkten und an der Haushaltssteckdose klappt das Laden. Die Suche nach Schnellladesäulen kann man sich sparen. An 22-kW-Anschlüssen soll der Twingo Z.E. in 30 Minuten Strom für rund 80 Kilometer ziehen.
Vorführwagen werden von Händlern meist zur Ausstellung oder für Probefahrten genutzt.
Renault Twingo Z.E.: Preise und Marktstart
Genauer geht Renault vorerst nicht auf die Ladedauer ein. Exakte Zeiten und erste Hinweise zum Preis erwarten wir im Rahmen der offiziellen Vorstellung auf dem Genfer Autosalon am 3. März 2020. Eine erste Orientierung erlaubt der Preis des Schwestermodells: Ab 22.600 Euro kostet der Smart EQ Forfour (ohne Elektro-Förderung). Durchaus nicht unwahrscheinlich, dass der Mindestpreis für den Renault Twingo Z.E. signifikant niedriger ausfällt. Dann nämlich, wenn die Franzosen ein Miet-Modell für die Batterie anbieten. Beim größeren Zoe gibt es diese Möglichkeit. Aktuell leihen rund 90 Prozent der Zoe-Käufer die Batterie lediglich.
Renault Twingo Z.E. (2020): Erste technische Daten
Modell | Renault Twingo ZE |
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Antrieb | Elektromotor mit konstanter Untersetzung, Heckantrieb |
Leistung | 82 PS (60 kW) |
Drehmoment | 160 Nm |
Höchstgeschwindigkeit | 135 km/h |
0-100 km/h | 12,6 s |
Länge | 3.623 mm |
Breite | 1.647 mm |
Höhe | 1.557 mm |
Radstand | 2.492 mm |
Kofferraumvolumen | 240-980 l |
Marktstart | Ende 2020 |