Renault Twingo III gegen Twingo II im Vergleichstest
Renault ändert beim Twingo III das Konzept: Der Kleinwagen bekommt einen Heckmotor, teilt sich vieles mit dem Smart. Wir haben ihn mit dem Twingo II verglichen.
Zum letzten Generationswechsel des Twingo macht Renault gemeinsame Sache mit Daimler. Die dritte Generation des Kleinstwagens teilt sich die Basis mit dem Smart. Und ändert sich damit grundlegend. Wie der Smart fährt der Twingo mit Heckantrieb. Der Motor sitzt auf der Hinterachse, die er auch antreibt. Bei Smart nichts Neues, bei Renault schon.
Klassische Twingo-Tugenden soll das neuere Modell trotzdem verkörpern, dabei aber pfiffiger und moderner sein. So jedenfalls die Behauptung von Renault. Einen rein zahlenmäßigen Vorteil kann der Twingo III jedenfalls schon mal verbuchen: Er kommt stets mit fünf Türen, der Vorgänger nur mit drei.
Das Datenblatt unserer Vergleichskandidaten spricht auf den ersten Blick ebenfalls für das neuere Auto. Hier leistet der Benziner 90 PS, in unserem Twingo II nur 75 PS. Aufbereitet werden sie ebenfalls unterschiedlich. Der neue holt die Leistung aus einem Dreizylinder, der per Turbo aufgeladen wird. Im Twingo II geht es mit vier Zylindern und frei saugend.
Twingo II gegen Twingo III: Platzangebot und Kofferraum
Das neue Antriebskonzept schlägt offensichtlich auf die Optik durch. Der Twingo wirkt jetzt deutlich rundlicher, die Haube fällt kurz aus, das Heck leicht übergewichtig. So ähnlich war der Ur-Twingo proportioniert, die zweite Generation zeichnete Renault konventioneller. So gesehen kein schlechter Anfang für den Neuen.
Ebenfalls erfreulich: Der Twingo wird in Generation III kürzer und damit praktischer für die Parkplatzsuche. Zum Vorgänger verliert er zehn Zentimeter in der Länge, geht jedoch in die Höhe. Hier sogar um elf Zentimeter. Weil außerdem kein Schiebedach eingebaut ist, fällt die Kopffreiheit üppig aus. Für die Knie gibt es wenig Platz.
Vier Türen erleichtern zudem den Einstieg für Passagiere. Der Vorgänger hat nur zwei Türen. Die halb versteckten Türöffner erbte er quasi vom Ur-Modell, vielen Autojournalisten gefielen sie nicht. Twingo-Fahrer bekamen ihr Auto trotzdem auf. Eine Fußnote, denn: Twingo III versteckt sie nicht mehr.
Im Inneren soll der neue Twingo mehr Platz bieten, doch hinten sitzt man im alten besser. Außerdem hat er verschiebbare Rücksitze, das macht ihn ungewöhnlich variabel für einen Kleinstwagen. Der neue kann das wegen des Heckmotors nicht mehr bieten.
Fahrer und Beifahrer sitzen hingegen im Twingo III besser. Es gibt reichlich Platz für die Köpfe, die Übersicht ist gut. Leider lassen sich die Kopfstützen nicht verstellen. Der Alt-Twingo überrascht mit hoch angebrachten Vordersitzen und eingeschränkter Kopffreiheit.
Kleiner Punktgewinn für den Neuen beim Kofferraum: Schwere Ladung lässt sich sorglos in den Kofferraum schieben, beim alten Twingo zerkratzt man sich da leicht den Lack. Doch die hohe Ladekante (79 Zentimeter) verspielt den Punkt direkt wieder. Außerdem bietet der Gebrauchte mehr Platz im Heck. Laut Norm steht es 230 zu 188 Liter, in der Praxis bekommt man ebenfalls mehr in den Alten.
Verarbeitung, Materialien, Bedienung
In der Kleinstwagenklasse darf man keine Angst vor Hartplastik haben. Hat Renaul bei beiden Modellen nicht gehabt. Im Twingo der dritten Generation wirkt das Material robuster und ein bisschen schöner. Die Verarbeitung fällt gründlicher aus. Alle Teile passen genau ineinander, das alte Modell leidet unter Verkleidungen, die abstehen und wird durch den schlecht verklebten Dachhimmel heruntergezogen. Außerdem legt Renault beim Neuen dickere Teppiche aus, die hübscher aussehen.
Die Bedienung löst Renault beim Twingo III zudem intuitiver. Die Hupe versteckt sich nicht mehr im Blinkerhebel, der Tempomat nicht links unterm Lenkrad. Außerdem verzichtet Renault auf den digitalen Mitteltacho. Irgendwie schade, aber vermutlich praktischer.
Twingo-Motoren: Mit und ohne Turbo
Renault bringt den Motor nicht nur im anderen Ende des Autos unter, im konkreten Fall arbeitet er auch anders. Im Twingo II für diesen Vergleich treibt eine Vierzylinder-Sauger, im Twingo III ein Dreizylinder mit Turbo. Beim Hubraum steht es 1,2 zu 0,9 für das ältere Modell.
In der Theorie sollte das Downsizing den Verbrauch verringern. Das Datenblatt sieht den Neuen nur knapp vorne: Er wird mit 4,3 Litern laut NEFZ angegeben, der Twingo II verbraucht demnach 0,2 Liter mehr. Der Berufsverkehr spricht eine eindeutige Sprache: Hier genehmigt sich der Turbo rund einen Liter mehr als der Sauger. Außerdem hat der ADAC in Tests herausgefunden, dass die Motoren unter thermischen Problemen leiden können und dadurch viel Ruß ausstoßen. Allerdings wurde dort die nicht aufgeladene Variante des Motors geprüft.
Bei der Laufruhe liegt der ältere Vierzylinder ebenfalls vorne. Als Heizungsersatz kann er dem Dreizylinder hingegen nicht das Wasser reichen. Also: Vorsicht mit Milchprodukten und Tiefkühlkost im Kofferraum. Die lagern dort direkt über dem Motor.
Mehr Spaß im neuen Twingo
Wendigkeit im Stadtverkehr ist die größte Stärke des neuen Twingo. Hier zahlt sich das Heckantriebs-Konzept aus. Der Wendekreis ist mit 8,60 Metern rekordverdächtig klein. Selbst in schmalen Straßen genügt ein Zug, um die Fahrtrichtung zu ändern. In anderen Autos muss man für die gleich Übung mindestens zweimal zurücksetzen.
Auch sonst macht der Neue mehr Spaß. Der kräftige Turbomotor schiebt ihn flott an und klingt dazu sogar ein bisschen kernig. Der Alte fordert die Geduld des Fahrers mit seinem schwachen Motor und dem lang übersetzten Öko-Getriebe.
Leider kann der Neue Kurven und unebenes Pflaster nicht so gut verkraften. Der hohe, schmale Aufbau schaukelt unangenehm stark hin und her. Die Federung wirkt zwar ausgewogener als beim Vorgänger, mit Komfort glänzt der Twingo trotzdem nicht. Seitenwind auf der Autobahn steckt er besonders schlecht weg. Bei der Lenkung schenken sich die beiden Kandidaten nichts. Sie ist beim einen so weich und gefühllos wie beim anderen.
Fazit zum Vergleich Renault Twingo III vs. II
Viel wurde besser beim neuen Twingo. Serienmäßiges ESP, Tagfahrlicht und Reifendruckkontrolle werden allerdings schon vom Gesetzgeber gefordert. Die Zahl der Airbags bleibt leider gleich: Es sind je vier. Das war beim Alten nicht zeitgemäß, beim Neuen ist es das erst recht nicht.
Und leider schwächt der Konzeptwechsel den Twingo an entscheidender Stelle: Er ist weniger praktisch, weniger variabel. Außerdem verbraucht er überraschend viel - trotz oder gerade wegen des vermeintlich überlegenen Downsizing-Motors. Immerhin: Ein bisschen verschroben bleibt der neue Twingo. Und für ihn spricht die verbesserte Verarbeitungsqualität, der Mini-Wendekreis und der Fahrspaß. Ein Blick auf den Gebrauchtmarkt nach dem alten Modell kann sich trotzdem lohnen. Der hat auch unverkennbare Stärken.
Technische Daten: Renault Twingo III und II
Modell | Twingo III TCe 90 Start & Stop Luxe | Renault Twingo II 1.2 LEV 75 Liberty Eco Drive |
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Motor | 0,9-Liter-Turbo-Dreizylinder-Benziner | 1,2-l-Vierzylinder-Benziner |
Getriebe | Fünfgang-Handschaltung | Fünfgang-Handschaltung |
Leistung | 93 PS (68 kW) b. 5.500 U/min | 75 PS (55 kW) b. 5.500 U/min |
max. Drehmoment | 135 Nm b. 2.500 U/min | 107 Nm b. 4.250 U/min |
0-100 km/h | 11,1 s | 12,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 165 km/h | 169 km/h |
CO2 | 99 g/km (108 g/km) | 105 g/km |
Länge | 3.615 mm | 3.687 mm |
Breite | 1.646 mm | 1.655 mm |
Höhe | 1.541 mm | 1.470 mm |
Radstand | 2.492 mm | 2.367 mm |
Kofferraum | 219-980 l | 230-959 l |
Basispreis getestete Variante (06/2019) | 13.290 Euro | 11.990 Euro (2012) |
Basispreis Renault Twingo | 10.290 Euro |