Renault Twingo (ab 2014): Kaufberatung
Der dritte Twingo ist ein günstiger Stadtwagen. Was kann er gut, was nervt? Das verraten wir gern und nennen drei Stärken und drei Schwächen des Renault-Zwergs.
Auf der Suche nach einem günstigen, jungen Stadtwagen kommt man am Renault Twingo der aktuellen, dritten Generation kaum vorbei – spätestens dann nicht, wenn der Preis zählt. Renault legt regelmäßig attraktive Angebote auf, das drückt auch die Preise für gebrauchte Twingo. Seit 2014 ist der dritte Twingo auf dem Markt, 2019 erhält er ein Facelift.
Das Antriebsprogramm umfasst ausschließlich Dreizylinder-Benziner: einen Saugmotor mit zunächst 71 und dann 73 PS und einen Turbo mit 90 und später 93 PS. Bis zum Mai 2019 bietet Renault außerdem eine „GT“-Version mit 110 PS an. Seit dem Facelift im Mai 2019 bildet ein 65-PS-Benziner die neue Basis. Einige Motoren gibt es alternativ zum Fünfgang-Handschalter mit einem automatisch schaltenden Doppelkupplungsgetriebe.
Stärke 1: Gemeinsam mit Daimlers Smart entwickelt
Beim Twingo der dritten Generation sucht Renault den Schulterschluss mit Daimler und entwickelt ihn zusammen mit dem Smart. Der Twingo teilt sich viele konstruktive Merkmale mit dem zweisitzigen Smart Fortwo, mit dem viersitzigen Forfour fast alle. Das ändert sich erst, seit Daimler keine Benziner mehr anbietet, denn einen elektrischen Twingo gibt es nicht. Mercedes-Qualität zum Renault-Preis also? Immerhin stimmt die Haltbarkeit: Mit seinen Vorgängern verbindet den dritten Twingo nur noch das fragile Fahrwerk. Bremsen, Abgasanlage, Motor, Achsen und Lenkung machen wenig Probleme.
Vor allem aber übernimmt der Twingo vom Smart das originelle Konzept: Heckmotor und Heckantrieb in einem Kleinstwagen, das ist schon etwas Besonderes. Vorne bietet der Renault viel Platz. Das Cockpit wirkt etwas günstiger als beim Daimler-Bruder, aber immer noch wertig und hübsch – trotz vielen Plastiks. Das gut positionierte Cabriodach bringt Frischluft ins Auto, aber auch mehr Lärm.
Stärke 2: Kleinster Wendekreis der Liga
Wer auf dem flachen Land wohnt, weiß die größte Stärke des kleinen Renault eventuell nicht genug zu schätzen. Das primäre Einsatzgebiet des Renault Twingo ist die Stadt. Und da schlägt er beim Thema Wendigkeit fast alle. Die Heckmotor-Konstruktion erlaubt an der Vorderachse einen deutlich größeren Lenkeinschlag als bei jedem anderen Kleinwagen. Die Folge ist ein Wendekreis von lediglich 8,6 Metern. Weniger schaffen nur deutlich kleinere Autos mit weniger Platz: der Smart Fortwo (7,3 m) und der Toyota IQ (8,45 m) zum Beispiel. Maximal erlaubt ist in Deutschland übrigens ein Wendekreis von 25 Metern.
Dieses konstruktive Merkmal beschert dem Renault Twingo eine Wendigkeit, die unübertroffen ist. Wo er einfach um die Ecke zirkelt, möchte manches tapsige SUV mehrfach vor und zurück rangiert werden. Der Twingo wendet in drei Zügen, wo andere gar nicht wenden können – selbst in schmalen 30er-Zonen in einem Rutsch. Damit erreicht er oft die entscheidende Parklücke schneller als der Polo von nebenan – und wieselt auch schneller hinein.
Die tolle Manövrierbarkeit sorgt dafür, dass sich der Twingo auch mit kleinem Motor agil anfühlt. Die liegt aber nicht nur im Lenkeinschlag und Kurvenradius begründet, sondern auch in den kompakten Abmessungen: 3,61 Meter Länge und nur 1,64 Meter Breite bei immerhin 1,54 Metern Höhe – ins ESP programmierten die Entwickler deshalb einen Seitenwind-Assistenten. Denn auf der Autobahn zeigt die schmale Spur des Twingo ihre Schwächen.
Stärke 3: Viele Twingo-Schnäppchen
Nicht jeder Renault-Händler hört es gern, aber: In Deutschland verkaufen sich die Autos seiner Marke vor allem über den Preis. Der Twingo startet aktuell und offiziell bei 10.290 Euro. „Liegen gebliebene“ Vor-Facelift-Modelle gibt es für weniger als 7.000 Euro, Neuwagen aus der aktuellen Generation starten in der Realität bei 7.500 Euro.
Ob sich der Griff zum Gebrauchten dennoch lohnt, ist eine Frage des Budgets: Rund 4.500 Euro kostet ein vier Jahre alter Twingo mit 71 PS und ca. 80.000 Kilometern auf mobile.de. Viele Gebrauchtwagen kommen mit guter Ausstattung. Für die meisten dürfte der Neuwagen dennoch attraktiver sein. Er bietet aktualisierte Dreizylinder-Motoren mit aktueller Abgasnorm, einen überarbeiteten Innenraum und eine Herstellergarantie.
Schwäche 1: Gemeinsam mit Daimlers Smart entwickelt
Die gemeinsame Entwicklung mit Daimler beschert dem Renault nicht nur Vorteile. Das Heckmotor-Prinzip irritiert zwar nicht unbedingt beim Fahrverhalten. Aber wer sich für einen aktuellen Twingo entscheidet, muss wissen: Seinen Motor bekommt er kaum einmal zu Gesicht. Der Antrieb versteckt sich unzugänglich unter einer Blechklappe, die sich unter der Abdeckung des Kofferraumes verbirgt. Mal eben den Ölstand prüfen? Das wird man als Twingo-Fahrer kaum tun.
Im Alltag wird man dagegen sehr häufig gekühlte und tiefgekühlte Einkäufe in den Kofferraum werfen. Doch Vorsicht! Der Boden wird bei längerer Fahrt in der Stadt spürbar vom Motor gewärmt. Und wer sich fragt, wo zur Hölle man Wischwasser auffüllt: Den Tank hat Renault im Vorderwagen hinter einer Abdeckung versteckt, die man erst fummelig demontieren muss. Der Smart lässt grüßen.
Schwäche 2: Den alten Twingo-Charme verspielt
Mit dem ersten Twingo legt Renault 1993 einen charmanten Kleinstwagen mit revolutionärem Innenraumkonzept auf. Noch heute hat er seine Fans und gehört in vielen Städten zum Straßenbild. Der zweite Twingo (2007-2014) gerät konventioneller, aber nicht minder praktisch. Er bietet seinerzeit den größten Innenraum seiner Klasse und ebenfalls viel Variabilität mit verschiebbaren Einzelsitzen im Fond. Einige Schrullen wie die versenkten Türgriffe und den digitalen Mitteltacho rettet Renault herüber. Bei Twingo Nummer drei ist mit alledem Schluss. Armaturenbrett und Türgriffe wirken konventionell. Das Gleiche gilt fürs Innenraumkonzept.
Schwäche 3: Große Lücken in der Ausstattungsliste
Wer sich für einen Twingo der Baujahre 2014 bis 2018 entscheidet, verzichtet notgedrungen auf vieles, was das Leben vor allem abseits der Städte erleichtert. So bietet Renault im Kleinstwagen weder LED- noch Xenonlicht an, der Twingo funzelt immer in H4. Das ändert sich erst zum Facelift 2019.
Wenig geändert hat sich am kargen Assistenten-Angebot im Renault Twingo. Ein Berganfahr-Assistent, Parkpiepser mit Rückfahrkamera und ein schlichter Spurhalte-Helfer müssen reichen. Das ist in der kleinsten Klasse nicht ungewöhnlich. Immerhin: Mit Apple CarPlay und Anroid Auto bietet Renault bereits seit einigen Jahren die gängigen Standards zur Kopplung des Smartphones an. Ebenfalls wichtig: Mit dem Marktstart des Renault Twingo III ziehen 2014 wichtige Sicherheitsfeatures in die günstigste Renault-Reihe ein. Tagfahrlicht und ESP gehörten beim Vorgänger noch nicht zur Serienausstattung, ebenso wenig ein Reifendruck-Kontrollsystem.