Renault Kangoo und Master Z.E. Hydrogen: Weiter mit Wasserstoff
Wasserstoff war bisher Privatsache. Nun bringt Renault Elektro-Nutzfahrzeuge mit H2-Tanks – für weniger als 50.000 Euro
Der Wasserstoff-Antrieb hat Potenzial: so sauber wie ein Elektroauto, so schnell betankt wie ein Benziner. Die Technik funktioniert – und steckt doch noch in den Kinderschuhen: Es mangelt an einem umfangreichen Modellangebot. Denn die Dichte des Zapfsäulen-Netzes spielt erst eine Rolle, wenn eines der wenigen aktuell erhältlichen Modelle zu den Anforderungen von Autokäufern passt – ihnen vielleicht sogar gefällt. Die Bedürfnisse von Transport-Unternehmen oder Handwerkern erfüllte zuletzt keines der lieferbaren Modelle mit Brennstoffzelle.
Das will Renault nun ändern. Der französische Autohersteller bringt Renault gleich zwei H2-Optionen für das Nutzfahrzeugsegment. Renault Kangoo Z.E. Hydrogen und Renault Master Z.E. Hydrogen sind aus noch einem weiteren Grund und ganz unabhängig vom Einsatz-Zweck interessant: Ihre Antriebsstränge arbeiten geringfügig anders als die der bereits verfügbaren Brennstoffzellen-Modelle wie Hyundai Nexo oder Toyota Mirai. Außerdem dürften die Lieferwagen mit die günstigsten Wasserstoff-Fahrzeuge am Markt werden.
Wasserstoff mit großem Akku und Stecker
Die Franzosen bezeichnen die Brennstoffzelle in Kangoo und Master als Range Extender. Was zeigt: In Bezug auf Modellbezeichnungen und Marketing-Aussagen stecken wir in der Wild-West-Phase der Technologie. Denn Mercedes preist ein ähnliches Konzept im GLC F-Cell als Plug-in-Hybrid an. Technisch und streng genommen ist die Nomenklatur der Franzosen stimmiger.
Bei Renaults Arbeitstieren (und dem Benz-SUV) beteiligt sich neben dem Brennstoffzellen-Stapel ein Akku-Paket am Energie-Haushalt. Über eine Batterie verfügen die „herkömmlichen“ Fuel-Cell-Modelle Hyundai Nexo und Toyota Mirai zwar genauso. Sie speichert Strom aus der Rekuperation und hilft bei Leistungs-Spitzen mit. Aber es bestehen drei wesentliche Unterschiede zu Renaults Z.E. Hydrogen-Modellen: Die Akkus in Zoe und Master sind wesentlich größer, lassen sich optional an der Ladesäule aufladen und versorgen den E-Motor teilweise im Alleingang mit Strom. Erst wenn der Ladestand weniger als 80 Prozent beträgt, wird die Brennstoffzelle aktiv und produziert nach.
Renaults Z.E. Hydrogen-Modelle: Reichweite und Motoren
In Kangoo Z.E. Hydrogen und Master Z.E. Hydrogen nutzt Renault prinzipiell die gleichen E-Motoren und Akkus wie in den reinen Elektro-Varianten namens Z.E. Sie verfügen über eine Kapazität von jeweils 33 kWh. In den H2-Modellen ergänzt Renault drei Tanks für komprimierten Wasserstoff.
Im kleineren Kangoo generiert die Brennstoffzelle aus den maximal 2,1 Kilogramm Wasserstoff rund 29,7 kWh. Für die Praxis heißt das: Der 60 PS (44 kW) starke Hochdach-Kombi kommt nunmehr (laut WLTP-Messung) 370 Kilometer weit – 140 Kilometer mehr als mit reinem Batterie-Antrieb. Der größere Wasserstoff-Speicher des Master ermöglicht eine zusätzliche Energie von 56 kWh. Die Reichweite des 76 PS (57 KW) starken Kastenwagens steigt somit von 120 auf 350 Kilometer.
So schwer laden Kangoo und Master Z.E. Hydrogen
Unabhängig von der Antriebstechnik sind bei Nutzfahrzeugen zwei Dinge entscheidend: viel Platz und hohe Nutzlast. Beim Renault Kangoo Z.E. Hydrogen wirkt sich der Wasserstroff stärker auf den betrieblichen Alltagsnutzen aus. Wasserstoff-Tank und Brennstoffzelle befinden sich im Laderaum. So sinkt die Nutzlast durch das rund 120 Kilogramm schwere Paket auf 540 Kilogramm.
Im Master Z.E. Hydrogen verbaut Renault die H2-Einheit unterhalb des Laderaums. Auf die Nutzlast hat sie keine Auswirkung, da Renault im gleichen Maße das zulässige Gesamtgewicht erhöht. Damit darf der Master unverändert bis zu 1,2 Tonnen einladen.
Eine Option für emissionsfreie Lieferung
Den Master mit Wasserstoff kündigt Renault für 2020 an, der Kangoo soll noch in diesem Jahr debütieren. Preise für den deutschen Markt sind noch nicht bekannt, in Frankreich startet das Modell ab rund 48.000 Euro. Es ist also zu erwarten, dass der H2-Kangoo das aktuell günstigste H2-Fahrzeug unterbieten wird – den Hyundai Nexo gibt es ab 69.000 Euro.
Wobei das Nutzfahrzeug nur bedingt mit den übrigen Wasserstoff-Modellen konkurriert. Renault Kangoo Z.E. Hydrogen und Master Z.E. Hydrogen sind viel mehr Alternativen zu batterie-elektrischen (Klein-)Transportern. Also eine Option, wenn lokal emissionsfrei geliefert werden – und die Zustellung weitgehend unabhängig von Witterung und Ladesäulen-Netz erfolgen soll.
Übrigens: Eine ähnliche Variante des Kangoo hatte Renault bereits kurzzeitig im Programm, doch den ab 2015 in kleiner Serie produzierten Kangoo Z.E. H2 begegnet man auf dem Gebrauchtwagen-Markt richtig selten. Damit bleiben als günstige Second-Hand-Lösung nur die rein batteriebetriebenen Elektro-Modelle. Immerhin: Auf mobile.de beginnen die Preise für fahrbereite Modelle mit gültiger HU bereits bei rund 5.000 Euro.